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E-Book

Reformen in Wohlfahrtsstaaten

Akteure, Institutionen, Konstellationen

AutorAlexander Petring
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl244 Seiten
ISBN9783531923567
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis35,96 EUR
In diesem Buch wird ein vergleichender Blick auf Reformen der Renten- und Arbeitslosenversicherungen in 18 OECD-Ländern von 1980 bis 2002 geworfen. Der Schwerpunkt liegt auf der Identifikation von generellen Reformmustern und -prozessen. Damit ist diese Arbeit der erste quantitative Versuch, Veränderungen in Form einzelner Reformschritte länderübergreifend zu kodieren und quantitativ zu untersuchen. Bei der Erklärung der Reformmuster wird das Akteurshandeln in unterschiedlichen Kontexten untersucht. Dadurch werden die Grundzüge einer institutionell moderierten Akteurstheorie entwickelt.

Alexander Petring ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Wissenschaftszentrum Berlin, Abteilung Demokratieforschung.

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Leseprobe
5 Reformen im internationalen Vergleich (S. 100-101)

Reformen im internationalen Vergleich


5.1 Legislative Aktivität im Vergleich

Vergleicht man die legislative Tätigkeit in der Sozialpolitik in den 18 OECD-Ländern, sind große Unterschiede festzustellen (Abbildung 12). So führt die NATLEX-Datenbank im Zeitraum von 1980 bis 2002 in Großbritannien insgesamt 883 verabschiedete oder geänderte Gesetze auf, in der Schweiz waren es im gleichen Zeitraum hingegen lediglich 54. Im Durchschnitt gab es 391,7 neue oder veränderte Gesetze pro Land. In diesen Zahlen sind zum Teil jedoch Gebiete enthalten, die nicht oder nur sehr eingeschränkt einer landesweiten Gesetzgebung unterstehen, wie etwa Überseegebiete und Kronkolonien, zum Teil auch föderale Untereinheiten wie Bundesstaaten oder Provinzen.

So finden sich in der Datenbank nicht nur die sozialpolitischen Gesetze auf der Bundesebene von Australien, sondern auch insgesamt 209 Gesetze der dortigen Bundesstaaten, einzig für das Australian Capital Territory und das Jervis Bay Territory sind keine Einträge vorhanden. Diese beiden Territorien haben jedoch auch abgestufte legislative Befugnisse im Vergleich zu den übrigen Bundesstaaten. In Kanada sind Gesetze für acht der zehn Provinzen dokumentiert, es fehlen Neubraunschweig (New Brunswick, frz. Nouveau- Brunswick) und Neuschottland (Nova Scotia, frz. Nouvelle-Écosse).

Die stärker unter Bundesverwaltung stehenden drei Territorien Kanadas (Yukon-Territorium, Nordwest- Territorien und Nunavut) haben keine eigenständigen Gesetze erlassen oder wurden nicht berücksichtigt. Für Italien sind auf subnationaler Ebene lediglich zwei Dekrete aufgeführt, die die Anpassung der nationalen Gesetzgebung im Bereich der Sozialversicherung für die besonderen Umstände und Bedürfnisse des Aostatals erlauben. Für andere Regionen mit Sonderstatus wie Friaul-Julisch Venetien, Sardinien, Sizilien und Trentino-Südtirol sind keine Gesetze enthalten.

Die 13 Gesetze auf regionaler Ebene in Dänemark betreffen ausnahmslos Grönland und Färöer, die beide autonome Bestandteile Dänemarks sind. In Frankreich beinhalten die 60 nicht die nationale Ebene betreffenden Gesetze ausnahmslos nationale Regelungen, die von Überseedepartements und Überseeterritorien übernommen oder abgewandelt wurden (z.B. Guadeloupe, Réunion, Mayotte). Das gleiche gilt für die Niederlande. Hier sind es die Niederländischen Antillen, die formal zum Niederländischen Königreich gehören, die jedoch eine eigene Verfassung und vollständige Autonomie besitzen (bis auf die Außen- und Verteidigungspolitik). Weniger einheitlich stellt sich die Datenlage für Großbritannien dar. Unter den Gesetzen der subnationalen Ebene betreffen zwar viele die Kronbesitztümer und Überseegebiete.

Es finden sich jedoch auch Gesetze darunter, die Nordirland und Schottland betreffen. Für Belgien sind im sozialpolitischen Bereich 49 Gesetze der drei Gemeinschaften (die Flämische Gemeinschaft, die Französische Gemeinschaft und die Deutschsprachige Gemeinschaft) und für zwei der drei Regionen aufgeführt (Wallonische Region, Region Brüssel- Hauptstadt, keine Gesetze der Flämischen Region). Die drei Gesetze, die für die subnationale Ebene der USA enthalten sind, betreffen die Inselgruppe der Marianen (Außengebiet der USA) und die Marshallinseln (bis 1990 unter der Treuhandschaft der USA). Die legislative Tätigkeit der Bundesstaaten wurde nicht erfasst.
Inhaltsverzeichnis
Danksagung5
Inhalt6
Abbildungsverzeichnis8
Tabellenverzeichnis11
Teil I: Theorie13
1 Einleitung14
1.1 Reform: Begriffsgeschichte und Definitionen16
1.2 Die politikwissenschaftliche Definition von Reform18
2 Reformfähigkeit als analytisches Konzept21
2.1 Grundlagen21
2.2 Ursachen von Reformen25
2.3 Reformmaßnahmen und Reformergebnisse29
2.3.1 Reformmaßnahmen29
2.3.2 Die Reichweite von Programmreformen31
2.3.3 Die Prozessdimension von Reformen33
2.3.4 Ergebnisse von Reformen35
2.3.5 Zusammenfassung36
2.4 Reformen und politische Institutionen38
2.4.1 Präsidentielle und parlamentarische Systeme39
2.4.2 Mehrheits- und Konsensdemokratien41
2.4.3 Vetopunkte und Vetospieler45
2.4.4 Institutionen und ihr Einfluss auf Reformen49
2.4.5 Zusammenfassung63
2.5 Reformen, Parteien und Koalitionen64
2.5.1 Politische Konjunkturzyklen65
2.5.2 Parteiendifferenz66
2.5.3 Politische Koalitionstheorie70
2.5.4 Zusammenfassung73
2.6 Reformen und Interessengruppen75
2.6.1 Die Theorie kollektiven Handelns75
2.6.2 Korporatismustheorie78
2.6.3 Wohlfahrtsverbände und ihr Einfluss auf Reformen80
2.6.4 Zusammenfassung81
3 Modell(e) der Reformfähigkeit83
3.1 Die Unmöglichkeit von Reformen84
3.2 Die Möglichkeit von Reformen86
Teil II: Empirie88
4 Einleitung89
4.1 Fallauswahl89
4.2 Bereichsauswahl90
4.3 Datenquellen93
5 Reformen im internationalen Vergleich96
5.1 Legislative Aktivität im Vergleich96
5.2 Rentenreformen im Vergleich100
5.2.1 Strukturmerkmale und Strukturreformen der Rentensysteme102
5.2.2 Programmmerkmale und Programmreformen der Rentensysteme111
5.2.3 Reformmuster der Rentenversicherung115
5.3 Reformen der Arbeitslosenversicherung im Vergleich123
5.3.1 Strukturmerkmale und -reformen der Arbeitslosenversicherung123
5.3.2 Programmmerkmale und -reformen der Arbeitslosenversicherung127
5.3.3 Reformmuster der Arbeitslosenversicherung132
6 Erklärungsfaktoren von Programmreformen139
6.1 Exkurs: Methodische Anmerkungen zur empirischen Untersuchung der Reformtätigkeit139
6.2 Der Einfluss des Problemdrucks146
6.2.1 Problemdruck und Rentenreformen147
6.2.2 Problemdruck und Reformen der Arbeitslosenversicherung149
6.3 Der Einfluss politischer Institutionen150
6.3.1 Politische Institutionen und Rentenreformen157
6.4 Der Einfluss von Parteien und Koalitionen161
6.4.1 Politischer Konjunkturzyklus161
6.4.2 Koalitionstheorien168
6.4.3 Parteien, Koalitionen und Rentenreformen171
6.4.4 Parteien, Koalitionen und Reformen der Arbeitslosenversicherung180
6.5 Der Einfluss von Interessengruppen186
6.5.1 Interessengruppen und Rentenreformen189
6.5.2 Interessengruppen und Reformen der Arbeitslosenversicherung192
6.6 Reformtätigkeit in Wohlfahrtsstaaten: Konturen einer institutionalistischen Handlungstheorie196
6.6.1 Problemdruck im akteursspezifischen Institutionalismus196
6.6.2 Parteien und Regierungen im akteursspezifischen Institutionalismus200
6.6.3 Interessengruppen im akteurszentrierten Institutionalismus208
6.6.4 Reformtypen und -prozesse im akteurszentrierten Institutionalismus210
7 Schluss216
7.1 Muster und Mechanismen der Reformtätigkeit216
7.2 Theoretische Implikationen für die Untersuchung der Reformtätigkeit220
8 Literatur224
Appendix238

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