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'Regenbogenfamilie - NA UND ?!'. Forschungsbericht auf Grundlage der 'Grounded Theory'

AutorAlexandra Graber-Schwarzrock¤, Ayla Kiratli, Doreen Adam, Filipe Fürstenhöfer de Figueiredo e Silva
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl60 Seiten
ISBN9783656851363
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Forschungsarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Soziologie - Familie, Frauen, Männer, Sexualität, Geschlechter, Note: 1,3, Fachhochschule Potsdam, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Interesse unserer Forschungsgruppe galt im vorangestellten Sinne der Frage, ob homosexuelle oder 'queere' Elternschaft in unserer Gesellschaft als gleichwertige Familienkonstellation anerkannt wird. Trotz bedeutsamer rechtlicher Errungenschaften, wie dem Lebenspartnerschaftsgesetz, dem Ehegattensplitting für Verpartnerte, oder dem Recht auf Stiefkindadoption wie auch dem Recht auf sukzessive Fremdadoption für Homosexuelle, ist zu erahnen, dass Regenbogenfamilien im Alltag Ressentiments ausgesetzt sind. Anlass zu dieser Vermutung geben nicht zuletzt öffentliche Diskurse, wie die baden-württembergische Petition, gegen die Aufklärung von Schülern hinsichtlich gelebter sexueller Identitäten. Um im Rahmen der qualitativen Forschung Aussagen darüber treffen zu können, wie sich das Erleben jener Familienangehörigen gestaltet, wird im Folgenden zunächst ein Überblick über die Fülle unterschiedlichster Lebenswelten gegeben, wie auch die Kontexte in denen die Individuen sich bewegen angeführt. Weitergehend wird der Blick der Interviewten auf die normative Gesellschaft herausgearbeitet, sowie deren angewandte Handlungsstrategien.

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4 Im Laufe der Forschung gefundene Kategorien


 

Im Verlauf der Forschung wurden Kategorien ersichtlich, welche für unsere Forschungsfrage relevant und für die Regenbogenfamilienmitglieder von Bedeutung sind. Der Interviewleitfaden griff diese in Folge auf (siehe Anhang). Die Kategorien lauten:

 

Lebenswelten (Familienformen)

 

Kontext (Gesellschaft | Schule | KITA | Familie | Arbeit …)

 

Heteronormative Vorstellungen

 

Handlungsstrategien (defensive | offensive)

 

Im Folgenden werden diese anhand an Zitaten aus den Interviews näher erläutert.

 

4.1 Beschreibung der Kategorie – Lebenswelten


 

(Doreen Adam)

 

Die Vielfalt an Familienkonzepten der Interviewpartner_innen, die uns während des Forschungsprozesses begegneten, veranlasste uns eine Kernkategorie „Lebenswelten“ zu nennen. Wir trafen auf verschiedenste Formen der Elternschaft. Die Bandbreite zog sich, wie in Punkt zwei schon erwähnt, über die Konstellationen:

 

Klassische Paarbeziehung

 

Elternschaft zu dritt

 

Elternschaft zu viert, über

 

Die Einelternfamilie.

 

Im Folgenden finden sich Zitate für die Beschreibung der Lebenswelten unserer Interviewpartner_innen.

 

Vorstellung der Familienkonzepte und Umgang mit den Kindern: die erste Interviewpartnerin lebt mit ihrer verpartnerten Lebensgefährtin die „Klassische Paarbeziehung“, ihre Tochter ist acht Monate Sie entscheidet sich gemeinsam mit ihrer Lebenspartnerin ganz bewusst gegen eine Vaterfigur in der Familie.

 

„…Familiengründung meinten Sie die Planung unserer Tochter, also wir haben eine Tochter. Ehm, wir haben also grundsätzlich als wir uns kennengelernt haben war immer klar, dass wir eine Familie woll´n. Also sowohl meine Partnerin als auch ich haben schon bevor wir uns kennengelernt haben immer gewusst, wir woll´n Mal eine Familie, in welcher Form auch immer das sein soll….“ (Doreen Adam, Z16-20)

 

 „…noch mal alle Möglichkeiten durch die es überhaupt gibt. Sprich Freunde fragen, entfernter Familienkreis, ehm inserieren etc. und ehm war´n aber dann, sind wieder genau da gelandet, wo wir am Anfang war´n. Haben uns dann aber besser gefühlt weil wir dachten ok, jetzt haben wir ja wirklich alles noch mal durchgespielt und ich glaube die Grundfrage ehm war für uns immer diejenige, in welcher Form möchte man eine Familie gründen. Also wollen wir quasi eine gemeinsame Tochter und woll´n zu dritt sein unter uns oder woll´n wir eine Patchworkfamilie gründen oder eine Regenbogenfamilie in der ein Vater involviert ist, der entweder mit einem Mann, mit einer Frau, selber Kinder hat, wie auch immer das sein kann und für uns war eigentlich klar, dass wir das alles nicht woll´n. Sondern das wir einfach uns als Kernfamilie mit Mutter-Mutter, nicht Mutter-Vater, sondern Mutter-Mutter-Vater oder Sohn eben ehm haben woll´n….“ (Interview Adam, Z. 24-35)

 

Auffällig ist die genaue Planung und das Bedürfnis alles RICHTIG machen zu wollen. Die Interviewpartnerin betonte sehr häufig, dass alles NORMAL sei.

 

Zu der Entwicklung ihrer Tochter sowie den Umgang mit ihr beschreibt sie:

 

„…Also sie entwickelt sich gut, also wir sind aber auch ein Paar glaub ich die relativ entspannt sind, die schon auf die Gesundheit achten, die aber ehm also ich bin jetzt nicht ein Kind äh ne Mutter die jetzt fünf Termine in der Woche hat und zum Kinderyoga geht und zum Pekipkurs und zum irgendwie. Also ich war bei meiner Rückbildung, da hab ich andere Mütter mit Babies kennengelernt. Ehm meine Hebamme kommt noch. Ich geh zu allen U Untersuchungen und das sind aus diesen Parametern entsteht mein Bauchgefühl wie sich meine Tochter entwickelt…“ (Interview Adam, Z. 137-143)

 

Hierbei ist ihr wichtig, nicht den Eindruck einer „Übermutter“, die Pekipkurs und Kinderyoga absolvieren, zu hinterlassen.

 

Des Weiteren interviewten wir einen homosexuellen, verpartnerten Mann, der zwei Pflegesöhne (10 & 11 Jahre alt) und eine volljährige Tochter aus ehemaliger Pflegschaft hat.

 

„…zu der Familiengründung kam es, weil mein Partner ist Erzieher, ich bin von Hause aus Sozialarbeiter, aber das spielt vielleicht nicht sone Rolle. Wir haben schon ganz lange eine Beziehung und ehm, haben viele Kinder in der Verwandtschaft, bei Familie bei Freunde, bei Geschwister. Und da ham wir gesagt, das könne wir auch. Eigentlich fühlen wir uns stabil genug, um ein Kind aufzunehmen und ham dann erst mal Kurzzeitpflege ehm gemacht, weil ein eigenes Kind sag mal biologisch eigenes Kind das wollten wir beide nicht.“ (Interview Graber-Schwarzrock, Z. 15-22)

 

Hier wird deutlich, dass die Familien in der Verwandtschaft und im Freundeskreis (Heteronormativität) als Vorbild gesehen wurden und das Zutrauen in eine eigene Elternschaft vorhanden ist.

 

Er entscheidet sich gemeinsam mit seinem Partner bewusst gegen leibliche Kinder, welches folgende Zitat belegt.

 

 „…es gibt genügend Kinder die eigentlich sag mal ehm irgendwo wohnen und ein zu Hause brauchen.“ (Interview Graber-Schwarzrock, Z. 15-22 / 24-25)

 

Das Paar nahm erst Kinder in die Kurzzeitpflege, stellte dann jedoch fest, dass die emotionale Belastung durch die Trennung zu stark ist. Diese Bewusstheit veranlasste sie Langszeitpflegeeltern zu werden.

 

„…es isisnich schön wenn man ein Kind ein halbes Jahr hat un dann wieder sagen muss, so das war jetzt schön, jetzt Tschüß. Das hat wa bei ein, zwei, drei, vier Kinder ungefähr und in Berlin hamwa dann gesagt, (unv.) wollen Langzeitpflege machen, sprich wir wollen Kinder länger behalten.“

 

 „Und das macht es für die Familie wesentlich einfacher. Man hat, kann man sich auf längere Sicht sag mal da, ehm festlegen auch selber auch gefühlsmäßig festlegen.“ (Interview Graber-Schwarzrock, Z. 30-33 / 36-38)

 

„…dann tat uns das auch wieder leid und dann wa dann auch noch ein zweites genommen, also insofern das dritte Kind dann so.“ (Interview Graber-Schwarzrock, Z. 40-42)

 

Eine Alltagssituation im Umgang mit den Kindern, sowie die vermutete Außenwahrnehmung wird wie folgt beschrieben.

 

„Wir muss wissen, wenn man mit zwei Männern läuft mit, mit wie gesagt ein weißes Kind und eine schwarzes Kind gut das kann sowieso nich sein, aber wenn einer mit ein schwarzes Kind laufe, dass die Leute schon so und so schon denken, naja, was wolln die denn mit dem Kind so ungefähr. Gut ich denk, jetzt würde man sehn das Kind gehört zu uns, weil (lacht) es immer am Arm hängt bei uns noch. Also ich denk da man inzwischen sag mal sehn, wie da da muss man sich mit auseinandersetzen, das man weiß ich werd dann gesehen. Du sitzt im Restaurant, ich sitze mit zwei Männern und zwei Kinder, das wird wahrgenommen logischerweise. Und ich finde da muss man mit umgehen und sagen, ja das ist dann so.“ „Weil du kannst nicht s sag n ganz normale (betont) Familie wie immer die denn auch aussehen mag, sind wir einfach dann nicht. Wir sind nicht Mann Frau mit zwei Kinder, sondern wir sind zwei Männer ein weißes Kind, ein schwarzes Kind, da sehen die schon da is irgendwie was anderes.“ (Interview Graber-Schwarzrock, Z. 798-813)

 

Folgender homosexueller Interviewpartner lebt allein und hat zwei Kinder, die bei der Mutter leben. Die Mutter wiederum lebt mit ihrer verpartnerten Lebensgefährtin zusammen. In ihm wuchs der Wunsch eigene Kinder zu bekommen. Hier beschreibt er, wie dieser Wunsch für ihn in Erfüllung ging.

 

„...innerhalb 6 Monaten bin ich von 4 Frauen gefragt worden möchtest du Vater werden und so und nan habe ich gleich an 2 nein gesagt der dritter hab ich nein gesagt weil sie aus Hamburg kam und ich wollte ich hab gesagt ich möchte was vom Kind haben vom Leben des Kindes und so (...) UND ähhh dann von Clara und Anna. Clara hat ne Mail geschrieben und daran kann ich mich gar nicht mehr erinnern worin sie mich gefragt hat und so dann haben wir halt diskutiert also wir kannten einander nicht so sehr gut damals und ähh da saßen wir dann halt zu dritt und haben denn unsere Erwartungen ähh am Tisch gelegt und äh eigentlich mal miteinander gesprochen was wir erwarten was wir möchten und (unv., Pfeifgeräusch im Raum) stellen uns vor I: Mhm B: und haben dann festgestellt ok ähhm das was wir wünschen sind ähnlich…“ (Interview Fürstenhöfer, Z. 31-45)

 

Die Planung des zweiten Kindes.

 

„…und wir saßen wieder zu dritt und Anna wollte nicht. sie hat gesagt naja sie äh seit dem sie 18 war hat sie denn Kinder erzogen weil sie...

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