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E-Book

Regenzeit

Begegnungen in Südostasien

AutorBeatrice Feldbauer
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl416 Seiten
ISBN9783746021003
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Am Anfang der Reise stand die Idee, den Mekong zu sehen. Dies führte zu einer Reise durch fünf Länder, durch die der Mekong fließt. Spontan und allein unterwegs zu sein, war die Herausforderung. Das Wichtigste beim Reisen sind der Autorin Begegnungen mit Menschen, und die schönste Überraschung war die Freundlichkeit der Menschen und ihre Bereitschaft zur Versöhnung. Versöhnung mit der Geschichte ihres Landes und dem damit verbundenen eigenen Schicksal. Reisen Sie mit durch faszinierende Landschaften, bei schwülheißen Temperaturen und manchmal im Regen.

Beatrice Feldbauer, geboren 1954, arbeitet als selbständige IT-Beraterin und lebt in Malters, Kanton Luzern. In ihrer Freizeit reist, liest und schreibt sie gern. Ihr Medium ist der Online-Blog. So entstand dieses Buch aus einem Blog, geschrieben während eines dreimonatigen Timeouts in Südostasien.

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Leseprobe

Ankunft in Bangkok


Nacht über dem Iran, oder ist das bereits Afghanistan? Dunkel liegt die Welt unter mir, es scheint Wüste zu sein. Nur dort leuchten zwei Lichter, umgeben von einem hellen Umriss. Wie ein Käfer, denke ich, wie ein riesiger Käfer, der da im Niemandsland mit glühenden Augen in den Himmel starrt. Ob er mich sieht? Ich sitze hinter der runden Scheibe und schaue hinaus in die Dunkelheit. Das Buch habe ich vor einer halben Stunde zur Seite gelegt. Ausgelesen. Hatte gar nicht bemerkt, dass ich die einzige bin, die die Store nicht geschlossen, das Licht noch an hat.

Morgenland, Land der aufgehenden Sonne. Im Moment lasse ich die Sonne hinter mir, die letzten Strahlen sind farbig am Horizont zu erkennen, vor mir liegt die Nacht.

Auf der Fahrt im Zug nach Kloten hatte ich bereits ein schönes Erlebnis. Gerade hatte ich das Telefongespräch mit meinem Cousin beendet, ich hatte ihm erklärt, wie mein Hotel in Bangkok heisst, als mich die junge Frau ansprach, die mir gegenüber im Zugsabteil sass. Das Bang WangLang Riverside sei ein schönes Hotel, sie kenne es. So habe ich die erste Thailänderin kennen gelernt bevor ich am Flugplatz angekommen bin.

Dort kam ich beim Kaffee ins Gespräch mit einem jungen Mann. Cedric kommt aus Neuenburg. Mit seinem bisschen Deutsch und meinem noch spärlicheren Französisch radebrechten wir eine Zeitlang, bis wir uns auf Englisch verständigten, was besser funktionierte.

Er fliegt nach Thailand zu seiner jungen Frau und hat bereits die ersten Tipps für mich parat. Ich werde vielleicht gegen Ende meiner Reise darauf zurückkommen. Jedenfalls eine sehr nette Begegnung.

Am frühen Nachmittag bin ich in Kloten gestartet. Die Begrüssung im Flugzeug durch die Flugbegleiterinnen war etwas ganz Besonderes. Mit gefalteten Händen und einer leichten Verbeugung, in einem seidenen Kleid mit Goldfäden und einem untertänigen Lächeln. Thai Air. Sie wird mich in ein unbekanntes Land bringen. Ich bin sehr gespannt, weiss nicht recht, ob ich mich vorbehaltlos freuen kann.

Bis jetzt war das Ganze ein Plan. Eine Vision. Allein durch Südostasien reisen, ganz ohne Vorgaben und Pläne. Einfach nur mit der vagen Idee, den Mekong zu sehen. Jetzt sitze ich im Flugzeug und denke, dass ich vielleicht doch ein wenig im Reiseführer hätte schmökern sollen. Wenigstens ein kleines bisschen. Jetzt ist es zu spät. Vor zwei Tagen habe ich ihn gekauft und jetzt liegt er in meinem Koffer, im Bauch des Flugzeuges.

Darum habe ich mich an mein neues Buch von Meyerhoff gehalten. An seine Erlebnisse zwischen Grosselternhaus und Schauspielschule. Die Geschichte hat mich gepackt und auch wenn ich zwischendurch einen Blick aus dem Fenster geworfen und zwischen Wolkenfeldern gesehen habe, dass wir zuerst über das Schwarze, dann über das Kaspische Meer geflogen sind, so bin ich doch beim Buch geblieben. Und jetzt ist es aus. Grosseltern gestorben, die Karriere als Schauspieler fängt harzend an. Und ich fliege über Afghanistan. Noch sechs Stunden bis Bangkok.

Ich versuche da unten Lichter zu erkennen, werde jetzt die Store nicht schliessen, auch wenn das Kabinenlicht inzwischen komplett gelöscht wurde. Die meisten Passagiere schlafen, hinter mir schnarcht einer. Ganze Wälder sägt er um. Aber im allgemeinen Lärm des Flugzeugmotors kann ich das Sägegeräusch wegdenken. Wenn ich mich ganz nahe zum Fenster lehne, höre ich das Vibrieren der Scheiben. So stelle ich mir einen Tinnitus vor. Also besser auch wegdenken. Noch fünf Stunden bis Bangkok.

Da unten gibt es jetzt immer mehr Lichter. Kleine Orte, ein paar Lichter, keine Strassen dazwischen, jedenfalls keine, die nachts sichtbar sind. Und jetzt muss da unten wohl ein grosses Tal sein. Die Lichter und Orte ziehen sich entlang einer geschwungenen Linie. Interessant, was man alles bemerkt, wenn man in die Dunkelheit schaut und versucht, sich die Gegend bei Tag vorzustellen. Die Orte werden immer mehr, jetzt gibt es auch beleuchtete Strassen, Hauptverbindungen und dann liegt da unten Delhi, Indien. Eine riesige Stadt, die fast das ganze Blickfeld einnimmt. Auf dem Bildschirm in der Rückenlehne des Vordersitzes verfolge ich, wo wir inzwischen sind. Noch vier Stunden bis Bangkok.

Ich muss eingedöst sein. Als ich wieder aufschaue, hat jemand draussen das Licht angezündet. Hell wie eine grosse Laterne steht der Mond über dem linken Flügel. Einem reifen Zitronenschnitz gleich liegt er da, wartet, dass sich jemand hineinsetzt und nach hinten schaukelt, wie in einem grossen Schaukelstuhl. Die Nebelschwaden verzaubert er in elfengleiche Seidenschleier, der Fluss dort unten glänzt im Silberschein. Nur kurz hat es gedauert, dann verschwindet der Mond aus meinem Blickfeld. Seinen Schein hat er da gelassen. Eine Weile überstrahlt er die ganze Landschaft. Noch drei Stunden bis Bangkok

Das nächste Mal als ich hinaus schaue, ist da draussen stockdunkle Nacht. Eine dicke Wolkenschicht hat sich auf halber Höhe breit gemacht. Nur an einigen Stellen leuchten schwach ein paar Lichter. Sie sehen aus, als ob sie aus dem Keller kämen, als ob sich ein Zwischenboden eingeschoben hätte.

Jetzt gibt es Frühstück. Die Kabine wird beleuchtet, das Personal verteilt Tabletts mit Omelette, Würstchen und Schinken. Grossartig hat das auf der Menübeschreibung ausgesehen, was auf dem Tablett präsentiert wird, hält sich eher in kulinarischen Grenzen. So wie auch das Abendessen. Chickencurry mit Reis. Hab beides stehen gelassen und mich über den Salat und das Dessert hergemacht. Jetzt bin ich froh um das Essen, denn langsam hat sich ein leises Knurren in meinem Magen bemerkbar gemacht. Noch zwei Stunden bis Bangkok.

Draussen ist es dunkel, doch die Lichter von Bangkok kommen in Sicht. Es ist fünf Uhr morgens und wir sind im Landeanflug. Anschnallen, Tische hochklappen, Sitze gerade stellen.

Passkontrolle und Gepäckabholung funktionieren und auch den Taxistand finde ich. Fast komme ich mir vor wie in Südamerika.

„Reisen sie allein Madame?“

„Ja.“

Er nennt mich Madame, dass ist anders als in Südamerika, dort wurde ich direkt geduzt.

Kinder? Mann?

Die Reaktion auf mein Nein ist anders als bei den Latinos. Jene haben mich jeweils mitleidig angesehen, dieser hier strahlt: „Da sind sie ja völlig frei und können machen was sie wollen. Wie lange haben sie Urlaub, erstes Mal in Thailand?“

Die Fragen gehen weiter. Zwar versteht er schlecht englisch und spricht es noch schlechter, aber irgendwie verstehen wir uns. Erst beim Namen muss er kapitulieren. Beatrice hat er noch nie gehört, kann es nicht aussprechen.

„Ich würde sie Busaba nennen.“

„Busaba? Was heisst das?“

„White Flower, weisse Blume.“

„Oh,“ ich bin gerührt, „warum dieser Name?“

„Weil sie so weisse Haut haben. Sehen sie sich die Thailänder an. Man kann die Fremden sofort auf der Strasse erkennen. Europäer haben weisse Haut.“

Ja, hat er gesagt, das Hotel, das ich ihm genannt habe, kenne er. Und ja, er sei schon viermal dorthin gefahren. Dann muss er doch noch einmal nach der Adresse fragen, um es zu finden. Wir kommen an einem grossen Gebäudekomplex vorbei.

„Das ist das Spital, hier ist unser König gestorben.“ Er wird ganz ernsthaft, fast habe ich das Gefühl, er würde ein paar Tränen verdrücken.

„Als er gestorben ist, habe ich geweint, ja, richtig geweint. Das ganze Land hat geweint um ihn.“

„Jetzt ist der Sohn König, liebt ihr ihn auch so wie den Vater?“

„Pssst,“ sagt er, „ich sage da gar nichts dazu,“ jetzt flüstert er. „Die Mafia, die hört alles.“

Irgendwo habe ich gelesen, dass es in Thailand bei Strafe verboten ist, etwas Negatives über den König zu sagen.

„Und wo lebt die Königin? Sirikit.“

„Hier, sie ist jetzt in diesem Spital.“

Um ein paar Ecken, durch eine schmale Gasse erreichen wir das Hotel. Bevor er wieder losfährt empfiehlt er sich für die Fahrt zum Flughafen, bei meiner Abreise.

„Ruf mich an und sag, dass du Busaba bist.“

Hotelrezeption. Peter heisst der junge Mann, der mir lang und breit in sehr schlechtem Englisch alles über das Hotel erklärt. Wann die verschiedenen Restaurants offen sind, wie ich das Hotel wieder finde, wie ich ins Internet komme. Ich verstehe ihn kaum, versichere ihm, dass ich das schaffen werde und dass ich jetzt endlich in ein Bett kommen möchte.

„Das Zimmer? Oh, das ist erst ab Mittag zu beziehen.“

„Mittag? Es ist morgens um sieben, und ich habe nicht geschlafen.“

„Oh.“

Ich lasse mein Gepäck da, behalte etwas Geld, die Beschreibung des Hotels, Handy und Kreditkarte und mache mich auf zur Bootsstation, die mir der Taxifahrer gezeigt hat. Hier kaufe ich für fünfzehn Baht ein Ticket und fahre flussaufwärts.

Es ist viel los auf dem Wasser. Die verschiedensten Boote befahren ihn. Wir fahren unter vielen Brücken durch. An den Ufern stehen moderne hohe Gebäude neben zierlichen goldgeschmückten Häusern. Ob es Restaurants, Pagoden oder Schiffsstationen sind, erschliesst sich mir nicht auf den...

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