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Reise in den Orient

Erster + Zweiter Band - Reiseberichte: Türkei, Konstantinopel, Beirut, Jerusalem, Ägypten, Malta und mehr...

AutorFriedrich Wilhelm Hackländer
Verlage-artnow
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl1256 Seiten
ISBN9788074841712
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis1,99 EUR
Dieses eBook: 'Reise in den Orient' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Friedrich Wilhelm Hackländer (1816 - 1877) war ein deutscher Schriftsteller. Seine humorvolle und realistische Art machten ihn schnell beliebt und um die Mitte des 19. Jahrhunderts war er einer der meistgelesenen Schriftsteller Deutschlands. Er bereiste viele Länder; 1840 machte er eine 'Reise in den Orient', war Kriegsberichterstatter in Italien 1848/49, 'Ein Winter in Spanien' (zusammen mit Christian Friedrich von Leins) 1855. Inhalt: Erster Band Erstes Kapitel. Fahrt auf der Donau von Regensburg bis Giorgewo. Zweites Kapitel. Ritt durch die europäische Türkei. Drittes Kapitel. Konstantinopel. Das neue Serail. Viertes Kapitel. Schiffbruch des Dampfbootes Seri-Pervas. Fünftes Kapitel. Fahrt durch den Archipel. Sechstes Kapitel. Beirut. Zweiter Band Erstes Kapitel. Reise nach Damaskus und Palmyra. Zweites Kapitel. Reise nach Jerusalem. Drittes Kapitel. Die heiligen Orte. Viertes Kapitel. Zug durch die Wüste. Fünftes Kapitel. Aufenthalt in Aegypten. Sechstes Kapitel. Fahrt von Alexandrien nach Malta. Siebentes Kapitel. Heimkehr.

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Leseprobe

Friedrich Wilhelm Hackländer


Reise in den Orient

Erster Band


(1855)


Erstes Kapitel. Fahrt auf der Donau von Regensburg bis Giorgewo.


Abreise von Stuttgart. – Regensburg. – Linz. – Wien – Preßburg. – Pesth. – Bunda und Gostek. – Lord L. Oberstlieutenant von P. – Emin Pascha – Ungarische Nationalieder.– Semlin. – Eine Jagdpartie in Drenkowa. – Die Mordmücken. – Alt-Orsorwa. – Neu-Orsowa – Das eiserne Thor – Giorgewo.

Es war am Abende des letzten September 1840, eines unfreundlichen regnerischen Herbsttages, als ich von meinen Bekannten und Freunden Abschied nahm, um meine Reise in den Orient anzutreten. Von wichtigen Momenten meines Lebens erinnere ich mich gern kleiner Umstände, die mir in den Augenblicken bemerkenswerth schienen. So wurde an demselben Abend im königlichen Schauspielhause Calderon’s »Leben ein Traum« gegeben. Mir kam mein eigenes Leben in dem letzten Jahre, besonders der Augenblick meiner Abreise, so zauberhaft, fast wie ein schöner Traum vor. Meinem Freunde Moritz sagte ich in der Garderobe des Theaters ein herzliches Lebewohl in dem Augenblicke, wo er sich aus dem ärmlichen Costüm des unglücklichen Verstoßenen in das glänzende des Königssohnes warf. Lachend reichte er mir die Hand, diese Metamorphose auch mir prophezeihend. Und er hatte Recht. Wenn ich mich auch seit jenem dunklen traurigen Herbstabend nicht zum Glanz eines Königssohnes erhob, so gingen mir doch schöne freundliche Tage auf. Tage, die gewiß mit den herrlichsten Edelsteinen wetteifern konnten.

Von den Leiden in unseren deutschen Eilwägen will ich nicht reden, nur versichere ich, daß wir, wie immer, auch heute Nacht fast gerädert auf unserer Station ankamen. Dies war Göppingen; wir verließen die große Straße, um den Weg nach Heidenheim zu nehmen, wo Seine Hoheit, der Herzog Paul von Württemberg, dem Baron von Taubenheim ein Rendezvous gegeben hatte. Der Herzog war, wie bekannt, eben erst von seiner großen Tour nach der Türkei und Aegypten zurückgekehrt, und da wir fast denselben Weg nehmen wollten, den er gemacht, konnte er uns über Zeitverwendung und Reisemittel die besten Rathschläge geben.

Nachdem wir uns in Göppingen sehr lange um einen Wagen bemüht, fuhren wir gegen zwei Uhr in der Nacht weiter. Der dunkle Himmel hatte sich etwas aufgeklärt und der Mond, der zuweilen durchblickte, ließ uns in eine weite Ebene sehen, durch die wir fuhren und welche rings von Bergen umgrenzt ist. Als ich um fünf Uhr aus einem kleinen Schlummer erwachte, schaute uns zur linken Seite der Rechberg und der Hohenstaufen ernst und traurig durch den Nebel entgegen.

Gegen Mittag kamen wir nach Heidenheim, wo wir einige Stunden in der Gesellschaft des Herzogs Paul äußerst interessant und lehrreich für uns verbrachten. Er sprach von manchen Schwierigkeiten, die uns auf der Reise treffen könnten, und gab uns Rathschläge dagegen, deren Befolgung uns später vielen Verlegenheiten entriß. Die freundliche Aufnahme, die uns durch seine Empfehlungsbriefe an einigen Orten der Türkei und Aegyptens zu Theil wurde, zeigte uns, wie sehr es der Herzog auch dort verstanden, sich die Hochachtung und Liebe seiner Bekannten zu erwerben.

Von Heidenheim reisten wir über Augsburg nach Regensburg, wo wir gegen Morgen ankamen und das Glück hatten, noch das Dampfboot benützen zu können, welches ein paar Stunden später nach Linz abging. Bis jetzt war unsere Reisegesellschaft noch nicht ganz beisammen gewesen, hier aber traf der Maler F. bei uns ein, so daß nun unsere Caravane vier Mann zählte und vollständig war, nämlich unser lieber Reisechef, der Baron von T., der Doktor Bopp, ein junger Mediciner, der eben die Universität verlassen, der Maler Frisch und ich.

Bis Linz hatten wir ziemlich gutes Wetter und wenig Passagiere; doch die ganze Tour von Linz nach Wien, es war am fünften Oktober, mußten wir bei immerwährendem Regen in den überfüllten Kajüten zubringen. Endlich gegen fünf Uhr Abends sahen wir den Kahlenberg, und das Schiff legte bei Nußdorf, eine kleine Stunde von Wien, an. Gegen sechs ein halb Uhr fuhren wir in’s Gasthaus zum goldenen Lamm in der Leopoldsvorstadt und waren in der Kaiserstadt, waren in Wien.

Wollte ich mir einreden, in den acht Tagen, die wir in Wien waren, diese Stadt kennen gelernt zu haben und mir anmaßen, ein Urtheil über dieselbe zu fällen, so wäre dies in der That lächerlich. Aber daß ich hinschreibe, wie dem unbefangenen Zuschauer das rege Treiben und Leben erschien, wird mir vielleicht Mancher, der nicht Gelegenheit hatte, es selbst zu sehen, Dank wissen.

Nach einem festen Schlaf auf die Mühseligkeiten des vergangenen Tages betrat ich die Straßen und glaubte fortzuträumen. Ein ähnliches Leben und Treiben hatte ich bisher nie gesehen. Jede Straße war ein Strom, welchen Wellen von Menschen, Wagen und Karren hinabfluthen, dem man folgen oder sich an’s Ufer, die Häuser, retten muß.

»Man glaubt zu schieben und man wird geschoben.«

Ein betäubendes Gemurmel, ein Drängen und Anstoßen; man könnte wenigstens zwei Dutzend Augen gebrauchen, wollte man neben dem Ausweichen der einem stets begegnenden Wagen und Menschen auch etwas sehen. Obgleich ich gerade in keinem Dorfe, sondern in einer ziemlich bedeutenden Stadt gewohnt, erging es mir dennoch wie dem Landmann, wenn er zum Jahrmarkt in die Stadt kommt, und mit offenem Munde den prächtigen Waarenausstellungen und verwundert der auf-und abwandelnden Menschenmasse zuschaut. Ich stand und sah zu, bis ich fortgeschoben wurde und blieb wieder vor einem andern reichen Gewölbe stehen, bis mich auch da ein unsanfter Rippenstoß verscheuchte. Dabei ist das gellende Geschrei der Lohnkutscher und Lastträger, ihr ewiges Hoe! Hoe! – ein Zeichen, daß man ihnen ausweichen soll – so verwirrend, und klingt so in den Ohren nach, daß man stets glaubt, angerufen zu werden und in beständiger Unruhe bald rechts, bald links springt.

Wie sich der ermattete Schwimmer mit einem behaglichen Rettungsgefühl zwischen die Felsen birgt, die ihm aus den schäumenden Wellen entgegen treten, so schöpfte ich auch leichter Athem, als die Menschenmasse, die mich von der Leopoldvorstadt durch die Kärnthnerthorstraße geführt, ihren unaufhaltsamen Lauf nach dem Graben fortsetzte und mich auf den Stephansplatz warf an den herrlichen Dom, meinen Hafen.

Von der Stephanskirche schlenderte ich über den Platz zum Stock am Eisen, welcher seinen Namen einem Baumstämme verdankt, der da in einer Nische zu sehen und über und über so mit Nägeln beschlagen ist, daß er auf diese Art eine vollständige eiserne Rinde erhalten hat. Die Sage, die um alle dergleichen Gegenstände ihre poetischen Fäden schlingt, erzählt von ihm: Ein Schlossergeselle liebte die Tochter seines Meisters, der sie ihm jedoch nur unter der Bedingung zur Frau geben wollte, wenn der Geselle die Geschicklichkeit besäße, zu einem überaus künstlichen Schlosse, das der Meister hatte, einen Schlüssel anzufertigen. Nach vielen mißlungenen Versuchen und als er die Unmöglichkeit einsieht, das Meisterwerk zu Stande zu bringen, wandert der Geselle in den Wald hinaus und beklagt da laut die Hartherzigkeit des Vaters. Plötzlich erscheint ihm ein Kobold und verspricht bei der Anfertigung des Schlüssels behülflich zu sein, wenn der Geselle dafür in einen bezeichneten Baum einen Nagel einschlagen und denselben auf diese Art von einem bösen Zauber befreien wolle. Mit Freuden erfüllt der Geselle diese Bedingung, erhält seinen Schlüssel und heirathet. Seit der Zeit lief Jeder, der einen Wunsch auf dem Herzen hatte, in den Wald zu dem Baum, schlug einen Nagel ein und wartete, ob nicht ein Kobold erscheine, welcher ihm helfen wolle. Ob dies Mittel den Geist aufs Neue hervorgerufen hat, kann ich nicht sagen. Doch war der Baum in kurzer Zeit so über und über mit Nägeln beschlagen, wie er jetzt auf dem Platz nahe bei der Stephanskirche zu sehen ist.

Dies erzählte mir ein freundlicher Wiener, den ich um Auskunft gebeten, während er mich nach dem Casino begleitete, wo ich mir mit meinen Reisegefährten ein Rendezvous gegeben hatte.

Die Sitte in Wien, auch Mittags nach der Karte, anstatt wie bei uns an einer oft langweiligen Table d’Hôte zu speisen und da Verzehren zu müssen, was einem vorgesetzt wird, ist besonders für den Fremden sehr angenehm. Man sucht sich auf dem reichhaltigen Speisezettel aus, was einem schmeckt oder was man zu kennen lernen wünscht, braucht sich dabei an keine Zeit zu binden, sondern kann von Vormittags elf Uhr bis Abends zu jeder beliebigen Stunde diniren. Nur kommt das Essen nach der Karte etwas theurer zu stehen, als die Wirthstafel. Was die Güte und Billigkeit der Speisen betrifft, sowie die elegante Ausstattung des Lokals, kann ich jedem Fremden das Casino auf dem Mehlmarkt empfehlen.

Eine Unbequemlichkeit für den Fremden, welche uns beständig bei dem Bezahlen belästigte, ist das Rechnen mit sogenannten Scheingulden. Jede Zeche im Gasthof, jede Waare, die man kauft, wird darnach berechnet, was man dann in Conventionsmünze reduciren und so auszahlen muß. Ein Gulden Schein beträgt vierundzwanzig Kreuzer Conventionsmünze, oder fünf G. Sch. sind gleich zwei G. M. Das Umsetzen ist mir besonders bei kleinen Summen sehr beschwerlich geworden und ich habe mich dabei meistens auf die Ehrlichkeit der Wiener verlassen, wobei ich nie zu kurz gekommen bin.

Ein sehr elegantes Kaffeehaus ist auf dem Josephsplatz. Man bekommt dort zum Kaffee...

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