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Relationale Soziologie

Zur kulturellen Wende der Netzwerkforschung

AutorJan Fuhse, Sophie Mützel
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl293 Seiten
ISBN9783531924021
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis33,26 EUR
Der Band stellt die relationale Soziologie als einen innovativen Theorie- und Forschungsansatz für aktuelle soziologische Diskussionen vor. Allgemein geht es der relationalen Soziologie um die theoretische Modellierung und empirische Analyse von sozialen Netzwerken als sozio-kulturelle Formationen - Netzwerkstruktur wird als verwoben mit kulturellen Mustern gedacht. Die internationalen Beiträge des Bandes zeigen theoretische und empirische Richtungen auf, mit denen der reine Strukturalismus der Netzwerkforschung überwunden werden kann. Dabei wird die Netzwerkforschung u.a. mit der Systemtheorie, der Soziologie der Konventionen und der Akteur-Netzwerk-Theorie in fruchtbare Verbindung gebracht.
Mit Beiträgen von Harrison White, Roger Häußling, Ronald L. Breiger, Stephan Fuchs, Dirk Baecker, Sophie Mützel, Jan A. Fuhse, Athanasios Karafillidis, Boris Holzer, Christian Stegbauer, Patrick Aspers, Rainer Diaz-Bone, John Levi Martin und Monica Lee.


Dr. Jan Fuhse ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld.

Sophie Mützel, Ph.D., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung 'Kulturelle Quellen von Neuheit' am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB).

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Leseprobe
Strukturbildung durch Begrenzungen und Wettbewerb (S. 205-206)

Christian Stegbauer

Im folgenden Beitrag wird zunächst danach gefragt, welcher Teil der sozialen Strukturierung auf Begrenzungen beruht, die individuell nicht steuerbar sind. Im zweiten Teil wird die Herausbildung eines positionalen Systems durch Wettbewerb innerhalb von Positionen in Wikipedia nachvollzogen. Die beiden Bereiche sind insofern aufeinander bezogen, als einige der Strukturbildungs- und Begrenzungsargumente im zweiten Abschnitt wieder aufgenommen und am empirischen Beispiel untersucht werden.

Im ersten Teil des Beitrags werden grundlegende Strukturierungsprinzipien behandelt, die gerade in der Diskussion zu den Möglichkeiten der neuen Internetmedien oft nicht beachtet werden. Da die allermeisten menschlichen Handlungen durch diese Strukturierungsprinzipien bestimmt werden, sollte eine Debatte darüber aber von Interesse sein. Die relationale Soziologie beschäftigt sich mit der Struktur und der Hervorbringung dieser Strukturen.

Strukturen werden oft als Handlungspotenziale (etwa Burt 1992) angesehen. In diesem Beitrag wird anders herum argumentiert: Es wird behauptet, dass sich aus den Spezifika der Relationen, die immer strukturiert sind und „Positionen“ genannt werden, Identitäten entwickeln. Das bedeutet aber auch, dass Positionen für typische Handlungsmuster stehen. Hierin steckt das Potenzial zur einer relationalen Handlungstheorie, die sich gegenüber individualistischen Handlungstheorien an ein streng soziales Erklärungsmuster im Sinne des bekannten Durkheim’schen Diktums hält.2 An Beispielen aus der deutschsprachigen Wikipedia wird gezeigt, dass diese These zur Erklärung von Handlung brauchbar ist.

1. Handlungstheorie und relationale Soziologie

Die Handlungstheorie beschreibt die Ursachen von Handlungen als von Individuen als Akteuren ausgehend. Hier  finden wir oft ein substanzielles Menschenbild, den Homo oeconomicus, der von vornherein genau weiß, was er will. Er ist umfassend über den Markt informiert und kennt alle Handlungsalternativen. Diese vermag er aufgrund von Zweck-Mittel-Orientierungen zu bewerten. Rational Choice ist eine der wesentlichen Modellannahmen, die auch in der Netzwerkforschung prominent ist, insbesondere im methodologischen Individualismus (Kropp 2008; Raub 2010).

Der „reine“ Typus des eigennützig Handelnden kommt zwar in der Ökonomie (Weede 2009) immer noch zum Einsatz, wurde aber im Laufe der Theoriegeschichte zurechtgestutzt. Zunächst war es Herbert Simon (1959), der die Begrenzung der Rationalität erkannte. Mittlerweile sind durch Theoretiker wie Coleman (1990) und Lindenberg (1990) Modelle zur beschränkten Rationalität entwickelt worden. Er entwickelt das RREEMM-Schema, wonach die Akteure als „R resourceful, R restricted, E evaluating, E expecting, M maximizing, M man“ angesehen werden. Das hier zugrundeliegende Handlungsmodell wurde von Teilen der Netzwerkforscher um die Beziehungsstruktur als Infrastruktur für Handeln (Burt 1992) ergänzt.

Der rational handelnde und am eigenen Nutzen orientierte Akteur bleibt aber auch in diesem Modell weiterhin bestehen. Die Formel der intentionalen Rationalität (Beckert 1996; Beckert/ Rössel 2004: 37) nimmt die Überlegung noch weiter zurück, gibt sie aber nicht auf, obgleich dort klar wird, dass es keine „objektive“ Rationalität geben kann.3 Zahlreiche Untersuchungen der experimentellen Wirtschaftsforschung (als ein Beispiel: Ariely 2008) haben gezeigt, dass die Menschen sich nicht nach dem Rationalitätsmodell verhalten. In diesen Untersuchungen wird argumentiert, dass die Menschen nicht in der Lage sind, sich rational zu verhalten. Die angebotenen Erklärungen sind aus einer soziologischen Sicht zumeist sehr unbefriedigend.

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