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Religiöse Fachbegriffe als interkulturelles Problem im Schulunterricht

AutorMarina Krasnovskaya
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl61 Seiten
ISBN9783656972792
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis26,99 EUR
Examensarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Theologie - Religion als Schulfach, Universität Duisburg-Essen, Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Examensarbeit 'Religiöse Fachbegriffe als interkulturelles Problem im Schulunterricht' befasst sich mit vielfältigen Aspekten der Bibelübersetzungen. Der Hauptakzent basiert auf der teilweise nicht präzisen Übersetzung der religiösen Begriffe und der daraus entstehenden Problematik für die Lehrkräfte bei der korrekten Weitervermittlung der Religionsgeschichte. Die Thematik wird unter mehreren Gesichtspunkten betrachtet und von formalen Komponenten bis zur praktischen Arbeit, angesichts des interkulturellen Kontextes, in den Grundschulen ausgelegt. Vorerst liegt der Schwerpunkt darauf, sich mit der Übersetzung allgemein sowie mit den verschiedenen Übersetzungstypen zu befassen. Die Übersetzung als Prozess wird vorgestellt, ebenfalls werden einige Grundgedanken über die Art und Weise einer guten Übersetzung festgehalten. Als Option wird die Vorgehensweise der christlichen Organisation Wycliff präsentiert.

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Leseprobe

3 Bibelübersetzung


 

In der Übersetzungsgeschichte ist zu beobachten, dass die Bibelübersetzung ständig aktualisiert wurde. Daher stellt sich die Frage nach der Effizienz der mehrfach bearbeiteten biblischen Texte.

 

Einer der Gründe besteht darin, dass sich Sprachen mit der Zeit verändern. Heutzutage wird Bibel von neuem auf die Sprachen übersetzt, die bereits eine Übersetzung der Heiligen Schrift besitzen. Es wird angestrebt, eine maximale Genauigkeit zu erreichen. Zu diesem Zweck wird die Arbeit gewöhnlich den Muttersprachlern und den erfahrenen Sprachwissenschaftlern aufgetragen. Die Muttersprachler können den Text lebendiger wirken lassen, so dass das für einen unerfahrenen Leser nicht nach einer erzwungenen Wiedergabe, sondern nach einem literarischen Text klingt. Für einen modernen Leser soll die Bibel genau so ausdrucksvoll sein, wie für die Menschen, die sie zum ersten Mal vor mehr als zwei Tausend Jahren auf Griechisch gelesen haben.

 

Die Bibel ist das meist verkaufte und übersetzte Buch auf der Welt. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass zahlreiche Theologen und Wissenschaftler sich über die Jahrhunderte hinweg mit der „korrekten“ Übersetzung beschäftigt haben. Schon seit dem siebten Jahrhundert vor Christus befasst sich erhebliche Anzahl von Theologen in der christlichen Welt mit der Übersetzung der Bibel. Im achten Jahrhundert nach Christus wurde die Bibel erstmalig auch ins Deutsche übersetzt.

 

Eine der relevanten Problematiken der Bibelübersetzung ist der zeitliche Abstand zur Entstehungszeit der Bibel, der eine historische, soziale und kulturelle Distanz schafft. Der Übersetzer muss besonnen sein, sich auf die tote Sprache der Urtexte sowie auf eine für ihn neuartige, altertümliche Denkweise einzulassen, um die Botschaft der Bibel zu verstehen und seinen zukünftigen Lesern zugänglich zu machen.

 

Der Übersetzer muss als „Brückenbauer“ zwischen einer vergangenen Kultur und der heutigen Denkweise fungieren. Darüber hinaus sollte bei einer Übersetzung auf das Prinzip der Kommunikation geachtet werden. Dabei darf man die sprachlichen Eigenheiten der Adressaten nicht aus dem Blick verlieren. Das heißt, wichtig sind hierbei vor allem zeitgenössische Syntax, Semantik und Stilistik. So musste sich ein Übersetzer früher an den regionalen Dialekt halten, um vielen Lesern ein Bibelstudium zu ermöglichen. Heutzutage ist es von hoher Relevanz, die Bibel in die Alltagssprache zu übersetzen, um einen möglichst großen Leserkreis zu erreichen.

 

Das Ergebnis der Bibelübersetzung ist also immer abhängig von der jeweiligen Motivation, dem Umfang der Übersetzung, der Zielgruppe, der Religion des Übersetzers und seinem Glauben sowie seinem Sprachstil und der Art der Übersetzungstheorie, die der Übersetzung zugrunde gelegt wurde.

 

Im Allgemeinen charakterisiert man die Bibel nach den Übersetzungstheorien. Zum einen gibt es den strukturtreuen oder ausgangsorientierten Ansatz[9]. Hier sollen Wortwahl und Syntax des Urtextes strukturtreu wiedergegeben werden. Der Leser soll den Text so studieren können, als wenn er die Ursprache beherrsche, allerdings muss er zwangsläufig auch bereit sein, sich über den Text hinaus mit der Historie und den einschlägigen Begriffen zu beschäftigen. Den dafür erforderlichen Aufwand kann der Übersetzer in Grenzen halten, indem er Anmerkungen und Erläuterungen hinzufügt. Der Nachteil einer derartigen Übersetzung ist jedoch, dass die Zielsprache durch das wörtliche Herangehen an den Urtext häufig umgelenkt wirkt und teilweise sogar unverständlich sein kann.

 

Zum anderen gibt es den wirkungstreuen oder zielorientierten Ansatz[10], bei dem die beabsichtigte Wirkung des Urtextes im Mittelpunkt steht; hier soll eine „engste natürliche Äquivalenz“[11] geschaffen werden, das heißt, die inhaltliche Übereinstimmung ist wichtiger als die formale. Durch die dabei notwendige sprachliche Freiheit ist das Ergebnis dieser Übersetzung jedoch stark von den theologischen Ansichten des Übersetzers abhängig. Mischungen aus beiden Theorien werden sinntreuer oder gemischter Ansatz genannt. In der Regel sind sie ein Kompromiss zwischen beiden Typen, bei denen keine der beiden Theorien bevorzugt wird.

 

3.1 Luthers Bibelübersetzung


 

Martin Luther wurde nach dem Reichstag zu Worms 1521 aufgrund der drohenden Reichsacht entführt. Vasallen des Kurfürsten Friedrich des Weisen überfielen die Gruppe um Luther, die sich auf der Heimreise vom Reichstag befand, und brachten ihn zu seinem eigenen Schutz auf die Wartburg. Hier lebte er inkognito als Junker Jörg in ärmlichen Verhältnissen und nutzte die erzwungene Muße zum Schreiben. So entstanden in der Folgezeit neben der Bibelübersetzung zahlreiche weitere Schriften.

 

Innerhalb von nur elf Wochen übertrug er während der nächsten Zeit das Neue Testament aus dem Griechischen ins Deutsche. Als Vorlage dienten ihm dabei das griechische Exemplar von Erasmus von Rotterdam und die Vulgata, die Übersetzung der Bibel ins Lateinische. 1534 vollendete er schließlich unter Mithilfe von Wittenberger Kollegen mit der Übersetzung des Alten Testamentes das, was wir heute die Lutherbibel nennen. Mit seiner Übersetzung machte Martin Luther als erster den einfachen Menschen, dem Großteil des deutschen Volkes, biblische Inhalte zugänglich, indem er diese nicht nur in die deutsche Sprache sondern auch vor allem in eine zeitgenössische Sprache übertrug; dadurch trieb er unter anderem auch die Entwicklung der deutschen Sprache voran.

 

Weniger bekannt ist, dass zu diesem Zeitpunkt bereits einige Übersetzungen der Bibel ins Deutsche existierten.

 

Die letzte Fassung der Bibelübersetzung von Luther wurde mit der Zeit immer schwieriger zu lesen, da sich nicht nur Sprache, Grammatik und Rechtschreibung änderten, sondern auch der Wortgebrauch. Damit wurden Revisionen nötig. Dies ist jedoch nicht besonders außergewöhnlich, denn schon Luther unterzog seine Bibel immer wieder erneuten Revisionen, um sie verständlicher und seinen Lesern besser zugänglich zu machen. Das heutige NT ist aber immer noch zu 60% von Luthers Sprache geprägt. Die Lutherbibel entstand, Luthers Revisionen mit eingerechnet, in einem Zeitraum von insgesamt 24 Jahren. Luther selbst sprach jedoch nie vom Übersetzen, sondern bevorzugte den Begriff des „Dolmetschen“, da dabei wirkliches Verstehen möglich gemacht werde. Erst wenn dieser Prozess vollendet ist, hört Dolmetschen auf[12]. Seine Übersetzung hat „nicht nur die frömmigkeitspraktische, sondern auch die kirchenhistorische Wahrnehmung derart beeindruckt, dass alle anderen deutschen Bibelübersetzungen, die es davor, daneben oder danach gegeben hat, zu untergeordneten Randphänomenen marginalisiert worden sind“[13].

 

3.2 Die Lutherbibel / Die Schrift


 

„Die Lutherbibel“ und „Die Schrift“ sind zwei der bedeutendsten Bibelübersetzungen. Die Lutherbibel wurde 1534 von Martin Luther vollendet und wird in der Liturgie der evangelischen Kirche bis heute verwendet. „Die Schrift“ wurde von Franz Rosenzweig in anfänglicher Zusammenarbeit mit Martin Buber 1938 fertig gestellt und orientierte sich teilweise an Luther.

 

Das Übersetzungsprinzip, das Luther wählte, war nach Schleiermacher in erster Linie die Bewegung des Textes hin zum Leser. Auf der einen Seite wollte Luther deshalb in seiner Übersetzung der deutschen Sprache treu bleiben, die das Volk spricht; deswegen verwendet er die Art und Weise, wie diese Sprache funktioniert und gesprochen wird, aus dem aktuellen Sprachgebrauch. Auf der anderen Seite bestand er an einigen Stellen auf Wörter, die den hebräischen näher waren, obwohl sie sich im Deutschen nicht so gut in den Text einfügen ließen, was zu einer Verfremdung des Deutschen führte. Rosenzweig und Buber versuchten im Gegensatz zu Luthers Prinzip einen Mittelweg zu finden: den Text inhaltlich und geistlich so verständlich wie möglich für den Leser zu machen und dabei trotzallem den Gehalt des fremden Sprachbewusstseins zu bewahren. Sie wollten nach Schleiermachers Übersetzungsprinzipien beide Bewegungen in Gang bringen: der Text sollte sich zum Leser hin bewegen und umgekehrt, der Leser sollte sich auch zum Text bewegen. Rosenzweig entschuldigt Luther in seiner einseitigen Bewegung durch den Umstand, dass er einer der ersten Übersetzer auf dem Gebiet des Übersetzens gewesen sei.

 

Im Gegensatz zur Individualität einer Übersetzung steht ihre Unabdingbarkeit. Luther weist auch auf die Selbstreferenz einer Übersetzung hin: die Art der (deutschen) Sprache und der Glaube selbst erforderten seine Übersetzung. Rosenzweigs Auffassung zum Glauben kann mit der Auffassung Luthers verknüpft werden. Er sieht den Glauben als Grund für ein anderes Lesen und Vermitteln der Bibel in der Gegenüberstellung zu Luthers Überlieferung.

 

Ein wichtiges Argument für die neuen Auslegungsabsichten sind an dieser Stelle wieder die Veränderungen, die sich im Laufe der Jahrhunderte zwischen Luthers und Rosenzweigs Epochen in der Gesellschaft vollzogen. Rosenzweig war sich dessen bewusst, da er direkt ausdrückt, dass jeder Einzelne Übersetzer immer an seinen aktuellen Sprachkreis gebunden ist. Der Übersetzer durfte sich nach Rosenzweig nicht...

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