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Risikobiographien - Lebensentwürfe junger Erwachsener in erschwerten Lebenslagen

Lebensentwürfe junger Erwachsener in erschwerten Lebenslagen

AutorAnnika Schmidt
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl87 Seiten
ISBN9783640467242
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis10,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Pädagogik - Erwachsenenbildung, Note: 1,7 , Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (Fakultät für Geistes-, Sozial- und Erziehungswissenschaften, Lehrstuhl für erziehungswissenschaftliche Medienforschung), Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Masterarbeit stellt sich das Ziel, Lebensentwürfe von jungen Erwachsenen in 'erschwerten Lebenslagen' anhand exemplarischer Beispiele zu analysieren. Im Fokus der Untersuchung stehen zentrale Antizipationsinhalte in den Lebensbereichen Ausbildung, Beruf und Einkommen; Freizeit, Wohnen, Familie und soziale Beziehungen sowie Lebensstandard und -zufriedenheit im Ganzen. Hierzu werden die Antizipationen mit den individuellen Voraussetzungen, Intentionen, Motiven, Wünschen und Zielen unter den Bedingungen, Anforderungen und Optionen der Umwelt untersucht. Dies bildet die Voraussetzung für die Analyse subjektiver Bedeutungsstrukturen, individuell wahrgenommener Handlungsmöglichkeiten und Problemlöseversuche der Betroffenen. Dabei ist herauszuarbeiten, wie der sozial - gegenständliche Kontext für die Identitätsbildung und Integration in das gesellschaftliche Ganze beschaffen ist und welche Gestaltungsspielräume junge Erwachsene in erschwerten Lebenslagen imstande sind, für sich zu erschließen. (...) Gegenstandsbereich meiner Arbeit ist daher die Frage, wo sich junge Erwachsene in erschwerten Lebenslagen sehen und inwieweit sie ihre eigene Lage wahrnehmen. Informationen über die Sicht und Bewertung der eigenen Situation sind u. a. auch deshalb aufschlussreich, weil damit grundlegende Orientierungen, Interessen und Lebensperspektiven einhergehen. Daher interessieren auch die Erfahrungen und Bewältigungsformen junger Menschen, die auf eine Art von Ausgrenzung in einem oder mehreren Lebensbereichen betroffen bzw. bedroht sind. Wie erfährt und verarbeitet der Biographieträger (negative) Ereignisverkettungen im Lebenslauf? Die Aufmerksamkeit gilt folglich der Haltung, die der junge Erwachsene als Träger seiner Biographie gegenüber diesen Gegebenheiten und Ereignissen in seinem Leben einnimmt und zum Ausdruck bringt. Im Fokus steht das Erleben und die Bewältigung dieser Ereignisse, auf welche Hilfen oder Ressourcen dabei zurückgegriffen werden kann, unter welchen Umständen und Modalitäten, welcher Aufwand und welche Gefühle möglicherweise mit deren Bewältigung verknüpft sind. Jede Lebenswelt bietet dabei einen bestimmten Umkreis von Entfaltungsmöglichkeiten an, andere werden ausgeschlossen oder versperrt. Von Interesse ist hierbei, ob und wie es jungen Menschen gelingt, behindernde Einschränkungen und Widerstände zu überwinden, Benachteiligungen aufzuheben und neue Bewegungsräume für sich zu erschließen. (...)

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Leseprobe

3  Die Analyse exemplarischer Lebensentwürfe junger Erwachsener in erschwerten Lebenslagen

 

3.1 Das methodische Vorgehen

 

3.1.1  Ableiten von Fragestellungen für die empirische Untersuchung

 

Die zentrale Intention der Forschungsarbeit im Sinne der Analyse exemplarischer Lebensentwürfe junger Erwachsener in erschwerten Lebenslagen, bezogen auf die Lebensbereiche…

 

Ausbildung, Beruf und Einkommen

 

Freizeit

 

Wohnen

 

Familie und soziale Beziehungen

 

Beurteilung der eigenen sozialen Lage - Lebensstandard und -zufriedenheit im Ganzen,

 

konkretisiert sich vor dem dargelegten theoretischen Hintergrund. Eine weitere Zielstellung beinhaltet die Analyse der Kompatibilität und Abstimmung bereichsspezifischer Auseinandersetzungen mit den Wünschen und Zielen in anderen Lebensbereichen sowie Bewältigungsstrategien beim Umgang mit möglichen Divergenzen. Die aktuellen Lebenssituationen (und Antizipationen) der Befragten werden dabei zunächst bereichsweise beschrieben.

 

Bezüglich des Bereiches Ausbildung, Beruf und Einkommen wurden der aktuelle Berufs-, Erwerbs- und Einkommensstatus sowie antizipierte Präferenzen (zukünftige Berufswünsche) inhaltlich erfasst.

 

Im Hinblick auf die persönlich wahrgenommene Bedeutung von Freizeit ließen sich Funktionen und damit verknüpfte Bedürfnisse im Zusammenhang mit bestimmten Aktivitäten betrachten. Erfragt wurden derzeitige Freizeitaktivitäten, weitere Interessen und Freizeitpartner, um den Stellenwert des Freizeitbereiches im gegenwärtigen Lebenszusammenhang zu erfassen. Des Weiteren thematisierten die Befragten den grundsätzlichen Stellenwert des Freizeitsektors.

 

Konkrete individuelle Bedeutungen und Funktionen des Wohnens fanden hauptsächlich in den Antizipationen zu Sozialgefügen und Haushaltstypen bzw. zu verschiedenen Charakteristika der anvisierten Wohnverhältnisse Ausdruck - auch im Sinne der Ablösung von der Herkunftsfamilie.

 

Im Bereich der familiären Lebensformen interessieren vor allem Antizipationen bezüglich der präferierten Gestaltung und Institutionalisierung von Partnerschaften sowie zum grundsätzlichen Kinderwunsch, zur antizipierten Kinderzahl und zum vorgesehenen Zeitpunkt des Übergangs zur Elternschaft. Zudem werden Partnerwunschvorstellungen thematisiert. Des Weiteren äußern sich die Befragten zur Bedeutung familiärer Bindungen als auch von Freundschaftsnetzwerken. Besonders interessant sind die Beziehungen untereinander und dabei vor allem deren sinnstiftende Funktion für die eigene Biographie. Dabei spielt es für die Beurteilung von Quantität und Qualität sozialer und emotionaler Unterstützung eine entscheidende Rolle, welche Ressourcen der Einzelne für sich tatsächlich aktivieren kann. Von Bedeutung ist dabei vor allem auch die Art und Weise, in der sich der Biographieträger selbst in Beziehung zu anderen darstellt, da er sich durch die von ihm genannten Ereignisträger unterstützt, bestärkt oder behindert fühlen kann.

 

Hinsichtlich der Beurteilung der eigenen sozialen Lage  steht die Wahrnehmung

der Qualität des Lebens, das geführt wird, im Fokus der Aufmerksamkeit. Hierzu

zählen sowohl die Reflexion bisheriger Entscheidungen als auch persönliche Erwartungshaltungen hinsichtlich der Gestaltung des zukünftigen Lebensweges. Diese Beurteilungen schließen auch Empfindungen der (Un-) Zufriedenheit ein.

 

3.1.2  Die Bestimmung der Zielgruppe

 

Die Auswahl der Zielgruppe richtete sich nach dem Ziel der Forschungsfrage.

Zur empirischen Bearbeitung der hier formulierten Fragestellung war dafür

eine Operationalisierung des Phänomens „erschwerte Lebenslage“ erforderlich

Da spezielle Persönlichkeitsmerkmale, die diese jungen Erwachsenen von anderen zweifelsfrei unterscheiden, nicht existieren, ergab sich aus dem Forschungsdesign,

dass Personen einbezogen wurden, welche zunächst typische „Maßnahmekarrieren“ aufgrund einer durchweg brüchigen Berufsbiographie aufwiesen. Dies beinhaltete

folglich den erschwerten Übergang von der Schule in das Berufsleben und die sich daraus ableitende erschwerte Integration in die Gesellschaft, bspw. aufgrund des familiären bzw. sozialen Umfeldes oder der materiellen Situation.

 

Das Konstrukt „erschwerte Lebenslage“ verweist demzufolge auf die geringere Ausstattung mit finanziellen, sozialen und kulturellen Ressourcen der Zielgruppe im Sinne...

 

ökonomisch - situativer Benachteiligungen

 

bildungsbedingter Benachteiligungen

 

sozial - individuell bedingter Benachteiligungen.

 

3.1.3  Die Gewinnung der Interviewpartner

 

Da es mir nicht um Repräsentativität, sondern um ein möglichst zutreffendes Set der relevanten Handlungsmuster ging, hatte ich im Theoretical Sampling Personen angefragt, die zu meiner Fragestellung auch Bezug nehmen konnten. Bei der Auswahl der Interviewpartner spielten dabei informelle Kontakte zu meinem früheren Arbeitgeber sowie teilweise noch zur untersuchenden Personengruppe eine entscheidende Rolle.

Aus Gründen der Praktikabilität ergab sich eine regionale Einschränkung der Befragten auf den Landkreis Harz. Die Probanden hatte ich telefonisch angefragt und über die Interviews aufgeklärt. Deren spontane Zusage werte ich als Ausdruck des persönlichen Interesses an der Thematik und individuellen „Betroffenheit“. Diese Einschätzung wird auch durch das Verhalten der Interviewten bestätigt, die sich auffallend motiviert, interessiert und gesprächsbereit zeigten. Die Gesprächstermine wurden nach anfänglichem Telefonkontakt verabredet und fanden aufgrund der Bedeutung der natürlichen Feldsituation in den Wohnungen der Befragten statt.

 

3.1.4  Die Datenerhebung

 

Die Intention der Arbeit erforderte ein hypothesengenerierendes, qualitativ - exploratives Vorgehen. Im Zentrum der Datenerhebung standen halbstrukturierte Interviews, bezogen auf die einzelnen Lebensbereiche in der Einzelsituation, bei denen wie bei narrativen Interviews das Erzählungsprinzip zu Grunde liegt. Diese gliederten sich wie folgt:

 

Einführung

 

persönliche Kontaktaufnahme

 

Erläuterung des Erkenntnisinteresses und der geplanten Vorgehensweise

 

Erklärung der Aspekte der Freiwilligkeit, Vertraulichkeit, des Datenschutzes und der Aufzeichnungstechnik

 

Erhebung der personenbezogenen Daten mittels eines Kurzfragebogens, um die innerhalb der Leitfadeninterviews gewonnenen Informationen inhaltlich zu ergänzen und validieren zu können. 

 

Bei der Datenerhebung verwendete ich zunächst einen standardisierten Kurzfragebogen zur aktuellen Lebenssituation (siehe Anhang), der personenbezogene Daten der Befragten erfasste, die nicht mehr während des Interviews eruiert werden mussten und somit nicht den Gesprächsfluss durch Fragen unterbrachen. Zum anderen dienten mir die in ihm enthaltenen Informationen - und insbesondere in Kombination mit einer offenen Frage - zu einem Gesprächseinstieg.

 

Nach der Sicherung des Verständnisses für Intention, Inhalte und Ablauf der Datenerhebung begann der Hauptteil der halbstrukturierten Interviews. Ein wichtiges Instrument stellte hierbei der Gesprächsleitfaden dar (siehe Anhang), der mir als Gliederungshilfe und Orientierungsrahmen diente und einen organisierten Überblick über die einzelnen Lebensbereiche lieferte. Dieser beinhaltete im Hauptteil die bereits genannten Themenkomplexe:

 

Hauptteil

 

Ausbildung, Beruf und Einkommen

 

Freizeit

 

Wohnen

 

Familie und soziale Beziehungen

 

Beurteilung der eigenen sozialen Lage - Lebensstandard und

zufriedenheit im Ganzen

 

soziale Umwelt

(Gesellschaft)

soziale Umwelt

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(eigene...

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