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Risikomanagement von Qualitätsrisiken im Einkauf

Lieferantenbezogene Ansätze zur Sicherung und Verbesserung der Qualität von Beschaffungsgütern

AutorKevin Schoberth
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl87 Seiten
ISBN9783640159307
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich BWL - Beschaffung, Produktion, Logistik, Note: 1,7, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, 140 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: In Zeiten von Globalisierung und Intensivierung des Wettbewerbs rücken Märkte näher zusammen und sind leichter zu erschließen. In Folge dessen sind Betriebe einem erhöhten Preisdruck ausgesetzt. Es muss Ziel eines jeden Unternehmens sein, sämtliche Wertsteigerungspotenziale im eigenen Geschäftsystem ausfindig zu machen und nach Möglichkeit zu nutzen. In der jüngeren Vergangenheit ist dabei auch die Beschaffung in den Fokus geraten. Als Schnittstelle zu den Lieferanten stellt der Einkauf den Startpunkt der betrieblichen Wertschöpfungskette dar und Leistungsverbesserungen in diesem Bereich wirken sich auf das Ergebnis der Gesamtunternehmung aus. Durch den Trend zur Verringerung der Fertigungstiefe, dem Outsourcing, bekommt dieser Umstand in Zukunft noch größere Bedeutung, da der Anteil am Warenwert zunehmend fremdbestimmt sein wird. Ein Ansatz den Erfolg eines Unternehmens zu wahren und den Geschäftsbetrieb abzusichern, bietet das so genannte Risikomanagement, welches ermöglicht systematisch Einfluss auf potenzielle Risiken zu nehmen. Risikomanagement kann auch zur Sicherung und Optimierung der Beschaffungssituation eingesetzt werden, mit dem Ziel Störfaktoren zu minimieren oder auszuschalten. Ein besonders wichtiger Faktor der Beschaffung ist die Qualität zugekaufter Güter, da schlechte Qualität im Einkauf den Charakter eines Kostentreibers hat. Die Folgen erstrecken sich sowohl auf den unternehmensinternen Bereich (z.B. erhöhter Kapazitätsbedarf in der Produktion), als auch auf das externe Wettbewerbsumfeld (z.B. Rückrufaktionen). Verbunden mit dem gestiegenen Qualitätsbewusstsein von Kunden und der daraus resultierenden Chance, sich noch mehr über die Qualität der erzeugten Leistung zu differenzieren, erscheint die Betrachtung von Qualitätsrisiken im Einkauf von besonderer Bedeutung.

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Leseprobe

3. Risikomanagement


 

3.1 Definitorik und Einführung


 

3.1.1 Risiko


 

Der Risikobegriff wird in der Literatur unterschiedlich definiert und unterteilt.[62] Das Risiko findet seinen Ursprung in dem frühitalienischen Wort „risicare“. Es bedeutet soviel wie „etwas wagen“, wobei ein Wagnis immer die Möglichkeit von Folgen impliziert, die nicht erwartet oder erhofft werden.[63]

 

Bitz deutet Risiko als das negative Abweichen von geplanten Größen im Rahmen der Geschäftstätigkeit.[64] Der St. Gallener Risikobegriff nimmt eine ähnliche Position ein. Diese Interpretation fasst Risiko als die Summe der Möglichkeiten auf, die dazu führen können, dass Erwartungen aufgrund von Störprozessen nicht erfüllt werden.[65] Meier umschreibt Risiko als mögliche Abweichung von einem erwarteten Ergebnis, bzw. als Streuung um einen Erwartungswert. Dabei sind sowohl schlechtere als auch bessere Ergebnisse durch die Risikosituation möglich.[66] Dem Umstand negativer und positiver Ausprägungsformen von Risiken wird auch bei Lück Rechnung getragen (siehe Abbildung 3‑1).

 

Abbildung 3‑1: Risikoeinteilung nach Lück

 

 

Quelle: Bitz (Risikomanagement nach KonTraG 2000), S. 15.

 

Der Autor gliedert die Folgen von Risiken in positive und negative Auswirkungen. Der Überbegriff Risiko wird dabei in zwei Kategorien aufgeilt. Reine Risiken bergen aus-schließlich Schadensgefahren in sich und im Falle ihres Eintritts haben diese die Minderung des Unternehmensvermögens zur Folge (z.B. Brand im Firmengebäude). Spekulative Risiken eröffnen neben den Gefahren unternehmerischen Handelns (Risiko im engeren Sinne) auch Chancen (Risiko im weiteren Sinne).[67] So kann der Verlust des Ansehens eines Unter-nehmens zu Umsatzeinbußen führen,[68] eine positive Reputation hingegen die Kundenbindung unterstützen, die Preispolitik erleichtern und allgemein die Wettbewerbssituation verbes-sern.[69]

 

Risiken führen dazu, dass von festgelegten Zielen positiv oder negativ abgewichen werden kann. Auf diese Sichtweise sei deshalb gesondert hingewiesen, da bei Risikoentscheidungen oftmals nur die Gefahrenpotenziale und daraus resultierende Schäden berücksichtigt werden. In vielen Fällen stehen den negativen Abweichungsmöglichkeiten allerdings auch Chancen gegenüber.[70]

 

3.1.2 Strategisches und operatives Risiko


 

Werden Tragweite und zeitliche Aspekte in die Betrachtung des Risikos einbezogen, bietet sich eine Gliederung in strategische und operative Risiken an.

 

Strategische Risiken sind geprägt von einer relativen Komplexität, einem längeren, unter Umständen unbestimmten Zeitraum, einer hohen Umweltabhängigkeit und hoher Relevanz für das Gesamtunternehmen.[71] Wegen des Zeithorizonts ist eine klare Strukturierung kaum möglich und die Unsicherheit im Hinblick auf zukünftige Ereignisse entsprechend hoch. Aufgrund dieser Eigenschaften beeinflussen strategische Risiken maßgeblich die langfristige Existenz eines Unternehmens.[72] Beim Eintritt des strategischen Risikofalls erfolgt eine Schwächung der Erfolgspotenziale und der Ressourcenausstattung, wodurch zukünftige Entwicklungen gefährdet werden.[73] Die Ursachen für strategische Risiken liegen in den meisten Fällen in einer fehlerhaften strategischen Unternehmensführung.[74]

 

Operative Risiken sind hingegen Gefahren, die aufgrund fehlerhafter Prozesse und Arbeitsabläufe im Alltagsgeschehen entstehen. Häufig ist der Arbeitsfaktor Mensch daran direkt beteiligt.[75] Die Tragweite für die Unternehmensentwicklung ist gering und der betrachtete Zeithorizont eher kurzer Natur. Die Strukturierung operativer Risiken ist leichter zu realisieren als bei strategischen Sachverhalten. Oftmals lässt sich sogar die Eintrittswahr-scheinlichkeit der zukünftigen Zustände bestimmen.[76]

 

3.1.3 Risikokategorien


 

3.1.3.1 Allgemeine Risikokategorien

 

Unabhängig von der Branche und anderen Rahmenbedingungen sind Unternehmen aller Art einem breiten Spektrum potenzieller Bedrohungen ausgesetzt.[77] Sauerwein und Turner haben deshalb eine Aufteilung in allgemeine Risikokategorien vorgenommen. Darin werden verschiedene Ausprägungsformen von Risiken vorgestellt. Die Autoren nehmen dabei eine Gliederung in fünf Gruppen vor:[78]

 

Unfallrisiken: Beeinträchtigung des laufenden Geschäftsbetriebs durch Unglücke (z.B. Feuer, Naturkatastrophen oder Verletzung eines Mitarbeiters),

 

Liquiditätsrisiken: Mangel an liquiden finanziellen Mitteln und damit Gefährdung der Aufrechterhaltung des geregelten Geschäftsbetriebs (Extremfall: Insolvenz), [79]

 

Marktrisiken: Probleme bei der Beschaffung oder dem Absatz von Produkten,[80]

 

politische Risiken: Beeinträchtigungen aus der politisch-rechtlichen Umwelt eines Staates (z.B. Einschränkung des erlaubten Schadstoffausstoßes durch die Umweltgesetz-gebung),[81] sowie

 

technologische Risiken: mangelnde Anpassungsfähigkeit bei Veränderungen in Produktionsverfahren oder Operationsabläufen.[82]

 

3.1.3.2 Risiken im industriellen Umfeld

 

Wie bereits angedeutet liegen die Ursachen für Risiken in den unterschiedlichsten Bereichen, was auch auf Industriebetriebe zutrifft. Dahinden fasst die Risikoquellen im Unternehmens-umfeld zu insgesamt sechs Kategorien zusammen (siehe Abbildung 3‑2): Arbeitnehmer, die Bevölkerung eines Staates, Institutionen, Marktpartner, Kapitalgeber und die Konkurrenz am Markt.[83] Zwei dieser Kategorien werden beispielhaft erläutert.

 

Risiken im Umfeld der Kapitalgeber ergeben sich, sobald einem Unternehmen nicht ausreichend Fremdkapital seitens der Kreditinstitute zur Verfügung steht oder (potenzielle) Anteilseigner keine (zusätzlichen) Mittel in Form von Eigenkapital bereitstellen. Der Umfang der verfügbaren finanziellen Mittel reicht dadurch nicht aus und der geregelte Geschäftsbetrieb oder gar die Existenz sind gefährdet.[84]

 

Die Marktpartner, bestehend aus Kunden und Lieferanten, bilden eine weitere Risikoquelle. Auf Kundenebene existiert die Gefahr, dass produzierte und angebotene Produkte nicht abgenommen oder aber nachgefragte Güter nicht hergestellt werden können.[85] Auf Lieferantenebene ist ein Betrieb beschaffungsspezifischen Risiken ausgeliefert, für die im folgenden Abschnitt eine genauere Beschreibung folgt.

 

Abbildung 3‑2: Risiken im industriellen Umfeld

 

 

Quelle: in Anlehnung an Dahinden (Risiken im industriellen Umfeld 1991), S. 13.

 

3.1.3.3 Risiken in der Beschaffung

 

Beschaffungsrisiken werden in der Literatur nicht genau definiert.[86] Die Autoren nennen lediglich einzelne Risiken wie z.B. Qualitäts-, Preis- oder Währungsrisiken. Erfolgt eine Orientierung am „betriebswirtschaftlichen Optimum“, muss die benötigte Ware in der erfor-derlichen Menge, in der richtigen oder angemessenen Qualität, zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort und zum richtigen Preis zur Verfügung stehen. Dementsprechend kann es zu Risiken in Mengen-, Qualitäts-, Termin-, Transport- und Preisfragen kommen.[87] Jacob umschreibt Beschaffungsrisiken als „(…) Schwierigkeiten bei der Beschaffung von benötigten Rohstoffen und Produktionsfaktoren (…).“[88] Wildemann und Rogler fassen Beschaffungsrisiken als „(…) Summe der Verlustgefahren [zusammen], die bei der Bereitstellung der Produktionsfaktoren auftreten können (…).“[89]

 

Rogler teilt Beschaffungsrisiken in vier Gruppen ein (siehe Abbildung 3‑3). Sollten Produktionsfaktoren nicht auf dem Markt zu erwerben sein, führt die Situation zu einem Bedarfsrisiko. Dieser Fall kann eintreten, wenn z.B. saisonale Schwankungen die Verfügbarkeit der benötigten Waren verhindern. Werden Beschaffungsobjekte nicht oder nur mangelhaft geliefert, können für das beschaffende Unternehmen Verluste entstehen. Diesen Umstand bezeichnet die Autorin als Lieferrisiko. Auch der Transport von Beschaffungs-objekten ist mit Unsicherheiten verbunden. Transportrisiken beinhalten das Risiko der Beschädigung oder des Untergangs der Ware während ihrer Beförderung. Rogler ordnet die Lagerhaltung dem Bereich der Beschaffungslogistik unter. Lagerrisiken wie Beschädigung oder...

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