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Robert Schumann

Große Komponisten

AutorWilhelm Joseph von Wasielewski
VerlagJazzybee Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl850 Seiten
ISBN9783849602383
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis5,99 EUR
Wasielewski galt als absoluter Kenner des großen Komponisten. Die erste Schumann-Biographie, die im Jahr 1858 erschien, fand breite Anerkennung und erreichte in der Folge mehrere Auflagen, im In- und Ausland. Dieses Buch ist eine digitale Reproduktion der dritten Auflage aus dem Jahr 1880.

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Leseprobe

 

Zwickau, Leipzig, Heidelberg.

 

1810–1830.

 

 

Robert Schumann ist, so weit es sich hat ermitteln lassen, einer nichts weniger als musikalischen Familie entsprossen.

Der Vater, Friedrich August Gottlob Schumann,1 geb. 2. März 1773, war der älteste Sohn eines unbemittelten Pastors, Friedrich Gottlob Schumann im Dorfe Entschütz bei Gera, später Archidiakonus in Weida; er wurde frühzeitig dem Kaufmannsstande bestimmt und im 11. oder 12. Jahre in das Haus seiner Großmutter nach dem Städtchen Eisenberg, zum Besuch der lateinischen Stadtschule gebracht, von wo aus er in seinem 15. Jahre bei einem Kaufmann in Ronneburg in die Lehre trat. Von hier ab führte er unter mannichfachen Bedrängnissen und Hemmnissen ein mehrjähriges vielgeprüftes Dasein, hervorgerufen durch die verfehlte Wahl des Berufs. August Schumann war entschieden begabt für das schriftstellerische Fach. Schon in reiferen Knabenjahren zeigte er dies durch mehrfache dichterische Versuche. Die Eltern beachteten sein Talent jedoch nicht, und veranlaßten ihn, sich dem Materialgeschäfte zu widmen. Angeborne Neigung trieb ihn dagegen unaufhörlich zum Studium wissenschaftlicher und schöngeistiger Werke; unter diesen waren es vorzugsweise Young's und Milton's Schriften, welche ihn anzogen und seinen eigenen Aeußerungen zufolge "bisweilen dem Wahnsinn nahe brachten". Kein Wunder daher, wenn der ihm zugewiesene Beruf ihn nach und nach bis zur Unerträglichkeit anwiderte und kein Mittel scheuen ließ, sich eine Thätigkeit zu schaffen, die seiner Vorliebe für die Literatur wenigstens in etwas entsprach. Mittellos indeß, wie er war, mußte er dies Streben und die endliche Verwirklichung desselben durch lange, harte Geisteskämpfe und materielle Entbehrungen erkaufen. Die Folge davon war ein körperliches Siechthum, das ihn nie wieder ganz verließ und seinen Lebensfaden schon in der Kraft der Mannesjahre zerschnitt.

Die merkantile Laufbahn gab August Schumann in Leipzig auf, wo er nach mehrfachem Conditionswechsel an verschiedenen Orten eine Stelle in einem Kaufmannshause angenommen hatte. So nahe an der Quelle der Wissenschaften vermochte der feurige strebsame Jüngling seine Wünsche nicht mehr zu unterdrücken. Er ließ sich als Studiosus humaniorum bei der Universität zu Leipzig inscribiren, in der Zuversicht nach vollbrachtem Studium ganz der literarischen Laufbahn leben zu können. Deshalb trat er mit Heinse2 in Zeitz, dem er eine seiner Arbeiten zur Beurtheilung einsandte, in Verbindung. Dieser rieth ihm jedoch entschieden von seinem Vorhaben ab. Hierdurch keineswegs abgeschreckt, verfolgte er den einmal eingeschlagenen Weg beharrlich. Lange vermochte er es indeß nicht. Die äußerste Noth zwang ihn in's elterliche Haus zurückzukehren. Hier verfaßte er einen Roman: "Ritterscenen und Mönchsmärchen", den er abermals Heinse, um dessen Rath bittend, mittheilte. Dieser Schritt trug ihm eben so wenig eine Anerkennung seines Strebens ein als der erste; aber er hatte den günstigen Erfolg, daß Heinse ihn aufforderte, in eine von diesem zu begründende Buchhandlung als Gehilfe einzutreten. Um so lieber folgte er dem Antrag, als er dadurch nicht allein eine Existenz wiedergewann, sondern gleichzeitig die erwünschte Gelegenheit fand, sich mit den neuesten Erzeugnissen der Literatur vertraut zu machen. Auch in anderer Hinsicht wurde sein Aufenthalt in Zeitz ihm wichtig. Das Geschick führte ihn nämlich einem Mädchen, der Tochter seines Wirthes zu, in der er später seine Gattin gewann. An diese Verbindung war jedoch für Schumann, da jenes von Heinse etablirte Geschäft in lucrativer Hinsicht keine günstigen Resultate lieferte, die Bedingung geknüpft, dem buchhändlerischen Berufe gänzlich zu entsagen und sich als Materialist zu etabliren. Obgleich er sich durch diese Anforderung mit einem Schlage wieder in die nackte Prosa zurückgeworfen sah, blieb ihm dennoch, um die Wünsche seines Herzens zu befriedigen, nichts übrig, als dem Begehr des zukünftigen Schwiegervaters sich willfährig zu zeigen. Wo aber sollte er die Mittel zu einem selbst bescheidenen Etablissement hernehmen? Auch hier fand seine erfinderische Natur einen Ausweg. Schumann trennte sich sofort von Heinse und kehrte wieder in's elterliche Haus zurück, um dort durch schriftstellerische Arbeiten eine Summe Geldes zu verdienen. Wie sehr und wie schnell ihm dies glückte, beweist der Umstand, daß er nach etwa anderthalbjähriger angestrengter, mühevoller Thätigkeit nahe an 1000 Thlr. – eine für die damalige Zeit hübsche Summe – durch verschiedene Schriften erwarb, unter denen das in der merkantilischen Welt bekannte "compendiöse Handbuch für Kaufleute" in 4 Bänden, genannt zu werden verdient.

Er associirte sich nun im Jahre 1795 mit einem Kaufmann in Ronneburg und verheirathete sich bald darauf mit der ihm treu gebliebenen Erwählten seines Herzens. Nach Verlauf von vier Jahren etwa gab er das erworbene Geschäft aber schon wieder auf, um sich ganz und für immer dem Buchhandel zu widmen. In dem neugeschaffenen Wirkungskreise bethätigte Schumann einen unermüdlichen rastlosen Fleiß nach verschiedenen Richtungen hin, der selbst sein früheres Streben in Schatten stellte, allerdings aber auch seine Vermögensumstände nach und nach bedeutend verbesserte;3 so schrieb er 16 verschiedene theils in die wissenschaftliche, theils in die geschäftliche Sphäre gehörende Werke, die er selbst verlegte. Die allmälige Erweiterung seiner Buchhandlung indeß machte mehr und mehr den Umzug in eine günstiger gelegene Stadt wünschenswerth, und so entschloß Schumann sich im März des Jahres 1807 nach der sächsischen Bergstadt Zwickau überzusiedeln. Dort begründete er im Verein mit einem seiner Brüder, die bis 1840 bestandene, in der literarischen Welt ehedem wohlbekannte Verlagsbuchhandlung der "Gebrüder Schumann".

Sein Geschäft begann bald zu blühen. Zunächst veranstaltete er eine Taschenausgabe der Classiker aller Nationen, mit welcher er das erste Signal zu vielen anderen derartigen Unternehmungen gab. Sodann begründete er ein Wochenblatt "der erzgebirgische Bote" (1807–1812), welchem die sogenannten "Erinnerungsblätter" (1813–1826) folgten. Endlich unternahm er auch noch die Herausgabe zweier größerer Sammelwerke. Das eine derselben, begonnen im Jahr 1813, war das "Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen", fortgesetzt und beendigt von A. Schiffner (im Ganzen 13 Bände und 5 Supplementbände), das andere eine vom Jahre 1818 ab erschienene "Bildergallerie der berühmtesten Menschen aller Völker und Zeiten" mit beigefügtem Text, zu welchem Robert Schumann als 14jähriger Jüngling Beiträge lieferte.

Eine der letzten buchhändlerischen Unternehmungen August Schumann's war die deutsche Uebersetzung Walter Scott's und Byron's. Die Poesien des Letzteren begeisterten ihn so sehr, daß er den "Childe Harald" und "Beppo" selbst übersetzte.

Aus dieser gedrängten, nur das Wesentlichste enthaltenden Darstellung ist ersichtlich, daß der Vater unseres Tonmeisters ein Mann war, der trotz beengender Umstände, mannichfacher Wechselfälle und Widerwärtigkeiten, durch rastlosen Fleiß, sowie durch glückliche Ausbeutung seines Talentes Resultate erzielte, die unbedingte Achtung einflößen. Sind auch seine literarischen Erzeugnisse im Gebiete der Poesie nur von sehr relativem Werthe, kann ihnen auch nur die Bedeutung zuerkannt werden, eine Spanne Zeit hindurch den Lesebedürfnissen gewisser Kreise gedient zu haben, so zeugen sie doch immer von einer nicht gewöhnlichen Begabung und von einem bei praktischen Geschäftsmännern seltenen Streben, während die angeführten compilirten Werke ihm in der buchhändlerischen Welt einen ehrenvollen Namen erworben, der noch heute mit Achtung genannt wird.

August Schumann wird einstimmig als ein gerader, zuverlässiger Charakter geschildert, der trotz mancher Schwächen die Liebe und Zuneigung aller Derer besaß, die mit ihm in nähere Berührung traten. Seinem Aeußeren nach war er zwar von schwächlichem, aber wohlgebildetem Körperbau; seine Gesichtszüge, wie sie das von ihm existirende, aus dem 38. Lebensjahre herrührende Bildniß zeigt, haben einen wohlwollenden, edlen Ausdruck, deuten aber entschieden auf ein stilles, verschlossenes und ernstes Wesen. Dieses letztere, dessen Merkmale die Conflikte eines vielbewegten Lebens seiner ganzen äußeren Erscheinung wohl aufgedrückt haben mochten, sollen ihm auch wirklich im reiferen Mannesalter eigen gewesen sein.

Wie bereits angeführt, verheirathete August Schumann sich im Jahr 1795 mit Johanna Christiana Schnabel, geb. im Novbr. 1771. Sie war die älteste Tochter des Rathschirurgen Abraham Gottlob Schnabel in Zeitz. Der hierauf bezügliche amtliche Ausweis des betreffenden Kirchenbuchs lautet: "August Schumann, Kauf- und Handelsherr in Ronneburg, des Hochehrwürdigen Herrn Johann Friedrich Schumann, Archidiak. in Weida, ehel. Sohn, und Jungfrau Johanne Christiane Schnabel, Herrn Abraham Gottlob Schnabel's, Rathschirurgen zu Zeitz, ehel. älteste Tochter sind Dom. 19, 20 und 21, p. trin. als den 11., 18. und 25. October 1795 öffentlich aufgeboten und alsdann in Geußnitz4 a Domino Keil copulirt und eingesegnet worden."

Johanna Schumann, mit einem natürlichen Verstande begabt, jedoch aufgewachsen unter der Einwirkung kleinstädtischer, beengender Verhältnisse, zeigte keine über das...

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