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E-Book

Roberto Blanco: Von der Seele

Die Autobiografie

AutorRoberto Blanco
VerlagPlassen Verlag
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783864705410
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Ein bisschen Spaß muss sein! Mit diesem Satz und der Melodie dazu verbinden Millionen Deutsche Roberto Blanco, einen der beliebtesten und erfolgreichsten Entertainer der letzten Jahrzehnte. Blanco feiert 2017 seinen 80. Geburtstag und steht seit über 60 Jahren auf der Bühne. Abseits des stets lächelnden Entertainers gibt es noch mehr Roberto Blanco zu entdecken: einen nachdenklichen, sensiblen, extrem gebildeten Mann, der in seinem Leben voller großer Namen sehr viel erlebt hat. 'Von der Seele' ist ein Blick zurück auf ein aufregendes und erfülltes Leben, ein Blick mit einem Lächeln im Augenwinkel, voller Dankbarkeit und Demut und mit der Weisheit eines Weltenbummlers. Ein Buch von einem, der mit sich und der Welt im Reinen ist.

Roberto Blanco wurde am 7. Juni 1937 in Tunis, Tunesien, als Sohn des kubanischen Folklore- und Varieté-Künstlers Alfonso Zerquera und dessen Ehefrau Mercedes Blanco, einer kubanischen Tänzerin und Sängerin, geboren. Er wuchs in Beirut und Madrid auf. Seine größten Erfolge feierte er in Deutschland unter anderem mit dem legendären Schlager 'Ein bißchen Spaß muß sein'. 2016 feierte er sein 60-jähriges Bühnenjubiläum.

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Leseprobe

Am Tag, an dem ich geboren wurde, trübte keine Wolke den Himmel über Tunis. Mein Vater sagte mir später, dass ich einen so positiven und fröhlichen Charakter und ein so strahlendes Lächeln hätte, weil mir eben an diesem 7. Juni 1937 die ganze Kraft der Sonne in die Wiege gelegt worden sei. Dies, gepaart mit dem kubanischen Temperament und dem musikalischen Blut meiner Eltern, hätte maßgeblich für meinen Erfolg gesorgt. Warum ich als Sohn von zwei Kubanern gerade in Tunesien zur Welt kam? Das ist eine interessante Geschichte … Also, von vorne.

Meine Eltern Mercedes Blanco und Don Alfonso Zerquera stammten aus Kuba. Sie waren Künstler, Revuestars, und verdienten ihren Lebensunterhalt damit, in Clubs und Varietés zu tanzen und zu singen. Anfang der 30er-Jahre lebten sie in Cienfuegos, einer Stadt in Zentral-Kuba, die an der wunderbaren karibischen Küste liegt und wegen ihrer Schönheit auch die „Perle des Südens“ genannt wird. Mittlerweile ist das Stadtzentrum sogar UNESCO-Weltkulturerbe. Früher war Cienfuegos das Zentrum der Zuckerindustrie, daran erinnern auch noch viele Kolonialvillen rund um den Parque Marti. Ein Zuckerbaron hat auch einst das schönste Gebäude der Stadt zu Ehren seines Vaters gestiftet, das legendäre Teatro Tomás Terry. Ein prunkvolles altes Theater mit roten Teppichen, alten Fresken an der Decke, die Sitze und Logen sind mit edelsten Hölzern verkleidet, 1895 wurde es mit einer grandiosen Aufführung von Verdis „Aida“ eingeweiht. Man kann sich heute immer noch gut vorstellen, wie die Zuschauer, natürlich äußerst elegant gekleidet, den Weltstars Sarah Bernhardt und Enrico Caruso zujubelten, die hier einst auftraten.

Und auch meiner Mutter Mercedes Blanco jubelten sie zu. Sie war Anfang der 30er-Jahre der Star am Teatro Terry. Das Publikum liebte sie! Von ihr habe ich meinen Namen. Ich werde nämlich oft gefragt, ob Blanco ein erfundener Künstlername sei. Nein, ist er nicht. Gucken Sie mal ins Telefonbuch, wie viele Menschen „Schwarz“ heißen. Ich habe im Gegensatz zu vielen Kollegen keinen Künstlernamen.

Meine Mutter war also die Haupttänzerin am Teatro Terry, sie war eine unglaublich charismatische und elegante Frau und mein Vater Don Alfonso Zerquera war ihr Tanzpartner, manchmal war auch der beste Freund der beiden, mein Nennonkel Ramon Ortiz, Teil ihres Programms. Während der Proben haben meine Eltern sich ineinander verliebt und später geheiratet. Meine Mutter war bereits einmal geschieden und brachte meine Halbschwester Lazara mit in die Ehe. Sie war zwölf Jahre älter als ich.

Freunde meines Vaters erzählten mir, dass sie selten ein so leidenschaftliches Paar erlebt hätten. Mein Vater war ein Gentleman durch und durch. Er verehrte seine Frau und trug sie auf Händen.

Dann wurden meine Eltern von reichen Geschäftsleuten aus Havanna entdeckt, die die besten Tänzer aus Kuba mit einer außergewöhnlichen Revueshow rund um die Welt schicken wollten. 1935 fuhren sie mit dem Schiff nach Südamerika und dann nach Spanien. Das war das letzte Mal, dass meine Mutter ihre Heimat gesehen hat. Und das letzte Mal, dass meine Schwester Lazara, die in Kuba bei ihren Großeltern blieb, ihre Mutter küsste.

Irgendwo in der Hitze Spaniens ist meine Mutter dann schwanger geworden, mit mir. Und als ich vor 80 Jahren in Tunis geboren wurde, dann nur deswegen, weil die Revue gerade dort auftrat.

In Tunis blieben wir höchstens zwei Wochen, bis meine Mutter die Strapazen der Geburt einigermaßen verkraftet hatte und ich reisefähig war. Dann zog die Revue weiter nach Paris. Paris, schwärmte mir mein Vater oft vor, war anfangs, als die Revuetruppe dort ankam, ein wunderbarer Ort für Künstler, egal, aus welchem Teil der Welt sie hierher gefunden hatten. Eine Stadt voller Geschichten, voller Leben, voller Überraschungen und voller Musik. Die Menschen liebten fremde Kulturen, Exotik und Erotik und waren offen und freundlich. Meine Eltern und ihre kubanischen Revuekollegen fühlten sich wohl in Frankreich. Leider hielt dieser Zustand nicht so lange an. Adolf Hitler wütete im benachbarten Deutschland gegen die Juden, die Nazis hatten den Geist und die Seele vieler Menschen vergiftet, ein Krieg, der ganz Europa überziehen könnte, drohte, nachdem Hitler erst den Anschluss Österreichs erzwungen und dann mit der Zerschlagung der Tschechoslowakei begonnen hatte. Und da war die große Revue beendet und fast alle Mitglieder der Truppe kehrten per Schiff zurück nach Kuba, bis auf sechs Personen. Das waren meine Eltern, mein Onkel Ramon Ortiz und drei weitere Kollegen.

Meine Eltern wurden zusehends ängstlicher und waren vor allem um mein Wohl besorgt. Auf keinen Fall wollten sie, dass ihr kleiner Roberto in einem Land aufwuchs, in dem Krieg herrschte und Bomben fielen. Sie berieten sich intensiv mit ihren kubanischen Bekannten und beschlossen, noch ein bisschen abzuwarten.

Eines Abends im Frühjahr 1939 rief sie der kubanische Botschafter in Frankreich, ein enger Freund meiner Eltern, zu sich. „Geht so bald wie möglich zurück nach Kuba“, riet er ihnen. „Hier brodelt es, es wird zu gefährlich. Der Krieg steht unmittelbar bevor.“ Doch sie wollten nicht wieder in die Heimat. „Wo können wir sonst hin?“, fragten sie. „In den Libanon, dort ist es sicher“, riet der Botschafter ihnen. „Aber zögert nicht so lange.“ Der Libanon war ein neutrales und friedliches Land, damals. Und so zogen wir weiter nach Beirut, als ich noch nicht einmal zwei Jahre alt war. Zusammen mit meinen Eltern wanderten mein Onkel und die drei Kollegen aus.

Doch leider verließ uns im Libanon das Glück. Kurz nachdem wir dort angekommen waren, starb meine Mutter Mercedes, ich war gerade zwei Jahre alt geworden. Natürlich war ich zu klein damals, um zu begreifen, was passiert war, viel zu klein, um diesen Verlust zu verstehen. Doch ich erinnere mich an eine bleierne Schwere, die sich über unser Zuhause in Beirut gelegt hatte. Woran sie starb, weiß ich nicht, darüber wurde nicht gesprochen. Ich erinnere mich nur, dass ich einmal bei ihr im Krankenhaus war. Und dann, plötzlich, war sie nicht mehr da. Als ich fragte, wo sie denn hingegangen sei, sagte mein Vater, der liebe Gott habe sie bei sich haben wollen.

Für meinen Vater war die Situation eine absolute Katastrophe. Er war plötzlich ein alleinerziehender Vater eines Kleinkindes. Noch dazu musste er die Familie ernähren und dafür noch mehr arbeiten als vorher. Und da er als Tänzer ja vor allem nachts auftrat, kam er sehr spät nach Hause. Wer sollte sich also um mich kümmern? Er war völlig verzweifelt.

Er engagierte Babysitter, die auf mich aufpassten, für mich kochten und mich ins Bett brachten. Doch das klappte oft nicht so recht nach seinen Vorstellungen. Ich erinnere mich vage an eine meiner Babysitterinnen, eine fröhliche, rundliche Dame, die, statt mir vorzulesen, nur draußen auf dem Balkon saß und rauchte und rauchte. Als mein Vater sie dabei erwischte, war er so wütend, dass er sie sofort hinauswarf und nie wieder beschäftigte.

Er liebte mich abgöttisch und machte sich Tag und Nacht Sorgen um mich. Was könnte er bloß tun, damit ich in ordentlichen Verhältnissen aufwüchse? Ich war sein ganzer Stolz und er hatte große Angst, dass es mir an Fürsorge und Zuwendung fehlen könnte. Und ein bisschen Erziehung würde mir ja auch nicht schaden …

Eines Tages hatte sein damaliger Boss eine Idee. „Alfonso, gib ihn zu den französischen Nonnen vom Kloster Heiliger Josef!“ Da war nämlich auch seine Tochter in der Schule. Die Nonnen führten ein Internat in dem riesigen Kloster, das mitten in Beirut lag. „Aber das ist doch eine reine Mädchenschule!“ Mein Vater fand die Idee am Anfang wirklich absurd. Aber weil ihm keine andere Lösung einfiel, ließ er sich einen Termin bei der Oberin geben. Ich erinnere mich noch, dass mein Vater mit der Oberin sprach und ich bei einer anderen Nonne auf dem Schoß saß. Dann war er plötzlich weg. Ohne Verabschiedung!

Erst Jahre später hat mir mein Vater erzählt, dass die Oberin zu ihm sagte: „Sie gehen jetzt ganz schnell, bloß kein Abschiedskuss, bloß nicht ‚Auf Wiedersehen‘ sagen. Sonst fängt Roberto an zu weinen.“ Also ging er. Und nicht Roberto, sondern Papa Alfonso liefen die Tränen in Bächen übers Gesicht. Als ich schon erwachsen war, hat er mir einmal erzählt, dass er in diesem Moment so furchtbar geweint habe, dass er sich auf keinen Fall umdrehen konnte, da er nicht wollte, dass sein kleiner Sohn die Tränen sehe. Armer, starker Papa!

Natürlich hatte ich am Anfang Heimweh nach meinem Papa und habe die Schwestern ständig nach ihm gefragt. „Wo ist Papa? Wo ist Papa?“ Aber meine Traurigkeit währte nicht lange. Stellen Sie sich mal vor: Ich war im Kloster der einzige Junge unter 700 Mädchen! Was für ein Paradies! Ich wurde von früh bis spät gehätschelt und umsorgt, wie eine große...

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