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E-Book

Römische Geschichte, Band 3

Vollständige Ausgabe

AutorTheodor Mommsen
VerlagJazzybee Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl447 Seiten
ISBN9783849614935
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis0,99 EUR
Römische Geschichte: Mommsens berühmtestes Werk erschien von 1854 bis 1856 in drei Bänden und schilderte die Geschichte Roms bis zum Ende der römischen Republik und der Herrschaft Caesars, den Mommsen als genialen Staatsmann darstellte. Die politischen Auseinandersetzungen vor allem der späten Republik werden auch in der Terminologie mit den politischen Entwicklungen des 19. Jahrhunderts (Nationalstaat, Demokratie) verglichen. Das engagiert geschriebene Werk gilt als Klassiker der Geschichtsschreibung. (aus wikipedia.de) Dies ist Buch 3, Von der Einigung Italiens bis auf die Unterwerfung Karthagos und der griechischen Staaten Inhalt: Karthago Der Krieg um Sizilien zwischen Rom und Karthago Die Ausdehnung Italiens bis an seine natürlichen Grenzen Hamilkar und Hannibal Der Hannibalische Krieg bis zur Schlacht bei Cannae Der Hannibalische Krieg von Cannae bis Zama Der Westen vom Hannibalischen Frieden bis zum Ende der dritten Periode Die östlichen Staaten und der Zweite Makedonische Krieg Der Krieg gegen Antiochos von Asien Der Dritte Makedonische Krieg Regiment und Regierte Boden- und Geldwirtschaft Glaube und Sitte Literatur und Kunst

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Die Ausdehnung Italiens bis an seine natürlichen Grenzen


 


Die italische Eidgenossenschaft, wie sie aus den Krisen des fünften Jahrhunderts hervorgegangen war, oder der Staat Italien vereinigte unter römischer Hegemonie die Stadt- und Gaugemeinden vom Apennin bis an das Ionische Meer. Allein bevor noch das fünfte Jahrhundert zu Ende ging, waren diese Grenzen bereits nach beiden Seiten hin überschritten, waren jenseits des Apennin wie jenseits des Meeres italische, der Eidgenossenschaft angehörige Gemeinden entstanden. Im Norden hatte die Republik, alte und neue Unbill zu rächen, bereits im Jahre 471 (283) die keltischen Senonen vernichtet, im Süden in dem großen Kriege 490-513 (264-241) die Phöniker von der sizilischen Insel verdrängt. Dort gehörte außer der Bürgeransiedlung Sena namentlich die latinische Stadt Ariminum, hier die Mamertinergemeinde in Messana zu der von Rom geleiteten Verbindung, und wie beide national italischen Ursprungs waren, so hatten auch beide teil an den gemeinen Rechten und Pflichten der italischen Eidgenossenschaft. Es mochten mehr die augenblicklich drängenden Ereignisse als eine umfassende politische Berechnung diese Erweiterungen hervorgerufen haben; aber begreiflicherweise brach wenigstens jetzt, nach den großen, gegen Karthago erstrittenen Erfolgen, bei der römischen Regierung eine neue und weitere politische Idee sich Bahn, welche die natürliche Beschaffenheit der Halbinsel ohnehin schon nahe genug legte. Politisch und militärisch war es wohl gerechtfertigt, die Nordgrenze von dem niedrigen und leicht zu überschreitenden Apennin an die mächtige Scheidewand Nord- und Südeuropas, die Alpen, zu verlegen und mit der Herrschaft über Italien die über die Meere und Inseln im Westen und Osten der Halbinsel zu vereinigen; und nachdem durch die Vertreibung der Phöniker aus Sizilien der schwerste Teil getan war, vereinigten sich mancherlei Umstände, um der römischen Regierung die Vollendung des Werkes zu erleichtern.

 

In der Westsee, die für Italien bei weitem mehr in Betracht kam als das Adriatische Meer, war die wichtigste Stellung, die große fruchtbare und hafenreiche Insel Sizilien, durch den karthagischen Frieden zum größeren Teil in den Besitz der Römer übergegangen. König Hieron von Syrakus, der in den letzten zweiundzwanzig Kriegsjahren unerschütterlich an dem römischen Bündnis festgehalten hatte, hätte auf eine Gebietserweiterung billigen Anspruch gehabt; allein wenn die römische Politik den Krieg in dem Entschluß begonnen hatte, nur sekundäre Staaten auf der Insel zu dulden, so ging bei Beendigung desselben ihre Absicht entschieden schon auf den Eigenbesitz Siziliens. Hieron mochte zufrieden sein, daß ihm sein Gebiet – das heißt außer dem unmittelbaren Bezirk von Syrakus die Feldmarken von Eloros, Neeton, Akrae, Leontini, Megara und Tauromenion – und seine Selbständigkeit gegen das Ausland, in Ermangelung jeder Veranlassung, ihm diese zu schmälern, beides im bisherigen Umfang gelassen ward, und daß der Krieg der beiden Großmächte nicht mit dem völligen Sturz der einen oder der anderen geendigt hatte und also für die sizilische Mittelmacht wenigstens noch die Möglichkeit des Bestehens blieb. In dem übrigen bei weitem größeren Teile Siziliens, in Panormos, Lilybäon, Akragas, Messana, richteten die Römer sich häuslich ein. Sie bedauerten nur, daß der Besitz des schönen Eilandes doch nicht ausreichte, um die westliche See in ein römisches Binnenmeer zu verwandeln, solange noch Sardinien karthagisch blieb. Da eröffnete sich bald nach dem Friedensschluß eine unerwartete Aussicht, auch diese zweite Insel des Mittelmeeres den Karthagern zu entreißen. In Afrika hatten unmittelbar nach dem Abschluß des Friedens mit Rom die Söldner und die Untertanen gemeinschaftlich gegen die Phöniker sich empört. Die Schuld der gefährlichen Insurrektion trug wesentlich die karthagische Regierung. Hamilkar hatte in den letzten Kriegsjahren seinen sizilischen Söldnern den Sold nicht wie früher aus eigenen Mitteln auszahlen können und vergeblich Geldsendungen von daheim erbeten; er möge, hieß es, die Mannschaft nur zur Ablöhnung nach Afrika senden. Er gehorchte, aber da er die Leute kannte, schiffte er sie vorsichtig in kleineren Abteilungen ein, damit man sie truppweise ablöhnen oder mindestens auseinanderlegen könne, und legte selber hierauf den Oberbefehl nieder. Allein alle Vorsicht scheiterte, nicht so sehr an den leeren Kassen als an dem kollegialischen Geschäftsgang und dem Unverstand der Bürokratie. Man wartete, bis das gesamte Heer wieder in Libyen vereinigt stand und versuchte dann, den Leuten an dem versprochenen Solde zu kürzen. Natürlich entstand eine Meuterei unter den Truppen, und das unsichere und feige Benehmen der Behörden zeigte den Meuterern, was sie wagen konnten. Die meisten von ihnen waren gebürtig aus den von Karthago beherrschten oder abhängigen Distrikten; sie kannten die Stimmung, welche die von der Regierung dekretierte Schlächterei nach dem Zuge des Regulus und der fürchterliche Steuerdruck dort überall hervorgerufen hatten, und kannten auch ihre Regierung, die nie Wort hielt und nie verzieh: sie wußten, was ihrer wartete, wenn sie mit dem meuterisch erpreßten Solde sich nach Hause zerstreuten. Seit langem hatte man in Karthago sich die Mine gegraben und bestellte jetzt selbst die Leute, die nicht anders konnten, als sie anzünden. Wie ein Lauffeuer ergriff die Revolution Besatzung um Besatzung, Dorf um Dorf; die libyschen Frauen trugen ihren Schmuck herbei, um den Söldnern die Löhnung zu zahlen; eine Menge karthagischer Bürger, darunter einige der ausgezeichnetsten Offiziere des sizilischen Heeres, wurden das Opfer der erbitterten Menge; schon war Karthago von zwei Seiten belagert und das aus der Stadt ausrückende karthagische Heer durch die Verkehrtheit des ungeschickten Führers gänzlich geschlagen.

 

Wie man also in Rom den gehaßten und immer noch gefürchteten Feindin größerer Gefahr schweben sah, als je die römischen Kriege über ihn gebracht hatten, fing man an, mehr und mehr den Friedensschluß von 513 (241) zu bereuen, der, wenn er nicht wirklich voreilig war, jetzt wenigstens allen voreilig erschien, und zu vergessen, wie erschöpft damals der eigene Staat gewesen war, wie mächtig der karthagische damals dagestanden hatte. Die Scham verbot zwar, mit den karthagischen Rebellen offen in Verbindung zu treten, ja man gestattete den Karthagern ausnahmsweise, zu diesem Krieg in Italien Werbungen zu veranstalten, und untersagte den italischen Schiffern, mit den Libyern zu verkehren. Indes darf bezweifelt werden, ob es der Regierung von Rom mit diesen bundesfreundlichen Verfügungen sehr ernst war. Denn als nichtsdestoweniger der Verkehr der afrikanischen Insurgenten mit den römischen Schiffern fortging und Hamilkar, den die äußerste Gefahr wieder an die Spitze der karthagischen Armee zurückgeführt hatte, eine Anzahl dabei betroffener italischer Kapitäne aufgriff und einsteckte, verwandte sich der Senat für dieselben bei der karthagischen Regierung und bewirkte ihre Freigebung. Auch die Insurgenten selbst schienen in den Römern ihre natürlichen Bundesgenossen zu erkennen; die sardinischen Besatzungen, welche gleich der übrigen karthagischen Armee sich für die Aufständischen erklärt hatten, boten, als sie sich außerstande sahen, die Insel gegen die Angriffe der unbezwungenen Gebirgsbewohner aus dem Innern zu halten, den Besitz derselben den Römern an (um 515 239); und ähnliche Anerbietungen kamen sogar von der Gemeinde Utica, welche ebenfalls an dem Aufstand teilgenommen hatte und nun durch die Waffen Hamilkars aufs äußerste bedrängt ward. Das letztere Anerbieten wies man in Rom zurück, hauptsächlich wohl, weil es über die natürlichen Grenzen Italiens hinaus und also weitergeführt haben würde, als die römische Regierung damals zu gehen gedachte; dagegen ging sie auf die Anerbietungen der sardinischen Meuterer ein und übernahm von ihnen, was von Sardinien in den Händen der Karthager gewesen war (516 238). Mit schwererem Gewicht als in der Angelegenheit der Mamertiner trifft die Römer hier der Tadel, daß die große und siegreiche Bürgerschaft es nicht verschmähte, mit dem feilen Söldnergesindel Brüderschaft zu machen und den Raub zu teilen, und es nicht über sich gewann, dem Gebote des Rechtes und der Ehre den augenblicklichen Gewinn nachzusetzen. Die Karthager, deren Bedrängnis eben um die Zeit der Besetzung Sardiniens aufs höchste gestiegen war, schwiegen vorläufig über die unbefugte Vergewaltigung; nachdem indes diese Gefahr wider Erwarten und wahrscheinlich wider Verhoffen der Römer durch Hamilkars Genie abgewendet und Karthago in Afrika wieder in seine volle Herrschaft eingesetzt worden war (517 237), erschienen sofort in Rom karthagische Gesandte, um die Rückgabe Sardiniens zu fordern. Allein die Römer, nicht geneigt, den Raub wieder herauszugeben, antworteten mit nichtigen oder doch nicht hierher gehörenden Beschwerden über allerlei Unbill, die die Karthager römischen Handelsleuten zugefügt haben sollten, und eilten, den Krieg zu erklären; der Satz, daß in der Politik jeder darf, was er kann, trat hervor in seiner unverhüllten Schamlosigkeit. Die gerechte Erbitterung hieß die Karthager, den gebotenen Krieg annehmen; hätte Catulus fünf Jahre zuvor auf Sardiniens Abtretung bestanden, der Krieg würde wahrscheinlich seinen Fortgang gehabt haben. Allein jetzt, wo beide Inseln verloren, Libyen in Gärung, der Staat durch den vierundzwanzigjährigen Krieg mit Rom und den fast fünfjährigen entsetzlichen Bürgerkrieg aufs äußerste geschwächt war, mußte man wohl sich fügen. Nur auf wiederholte flehentliche Bitten und nachdem die Phöniker sich verpflichtet hatten, für die mutwillig veranlaßten Kriegsrüstungen eine...

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