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E-Book

Saat des Segens

Roman.

AutorFrancine Rivers
VerlagGerth Medien
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl640 Seiten
ISBN9783961222391
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Tamar, Rahab, Ruth, Batseba und Maria: fünf außergewöhnliche Frauen, die allesamt in der Ahnentafel Jesu im Evangelium des Matthäus erwähnt werden. Fünf bewegende Lebensgeschichten, die von Francine Rivers packend nacherzählt werden. Diese Porträts lassen eintauchen in die Welt der Bibel. Sie machen deutlich, dass viele Fragen und Probleme überraschend aktuell sind. Und dass es sich trotz Schwierigkeiten und Rückschlägen lohnt, an Gott festzuhalten. Dieser Sammelband enthält fünf Romane, die bisher nur als Einzelbände erhältlich waren.

Francine Rivers war bereits eine bekannte Bestsellerautorin, als sie sich wieder dem christlichen Glauben ihrer Kindheit zuwandte. Danach schrieb sie 1986 ihr bekanntestes Buch, 'Die Liebe ist stark', dem noch rund 20 weitere Romane folgten. Heute lebt sie mit ihrem Mann in Nordkalifornien. © Foto: Elaina Burdo

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Leseprobe

Kapitel 1

Als Tamar Juda sah, wie er mit einem mit Säcken und einem schönen Teppich beladenen Esel herbeikam, nahm sie ihre Hacke und floh in die äußerste Ecke des Feldes ihres Vaters. Mit dem Rücken zum Haus arbeitete sie weiter. Ihr war schlecht vor Angst. Hoffentlich – hoffentlich würde er vorbeigehen, um bei jemand anderem eine Frau für seinen Sohn zu suchen. Als ihre Amme sie rief, tat sie, als hörte sie sie nicht, und hackte heftig weiter, Tränen in den Augen.

„Tamar!“, keuchte Aksa, als sie sie erreichte. „Hast du Juda nicht gesehen? Komm mit mir nach Hause, jetzt sofort! Deine Mutter schickt gleich deine Brüder nach dir, und sie werden es gar nicht schätzen, dass du so trödelst.“ Aksa verzog das Gesicht. „Schau mich nicht so an, Kind, ich bin unschuldig. Und möchtest du etwa lieber einen dieser reisenden ismaelitischen Händler heiraten?“

„Du hast doch auch gehört, was Judas Sohn für einer ist.“

„Das habe ich.“ Sie streckte ihre Hand aus. Tamar legte ihre Hacke widerwillig hin. „Vielleicht ist er gar nicht so schlimm, wie du denkst.“

Aber Tamar las in Aksas Augen, dass sie da selbst ihre Zweifel hatte.

Tamars Mutter packte sie zur Begrüßung grob am Arm. „Wenn ich Zeit hätte, würde ich dir eine Abreibung geben!“ Sie zog sie in das Frauengemach.

Sofort begannen ihre Schwestern sie auszuziehen. Tamar keuchte schmerzlich auf, als eine von ihnen ihr mit dem Schleier fast auch ein Büschel Haare ausriss. „Hört auf!“ Sie hob ihre Hände, um sie abzuwehren.

„Halt still, Tamar!“, befahl ihre Mutter. „Aksa hat so lange gebraucht, um dich zu holen, jetzt müssen wir uns beeilen!“

„Lass mich doch so gehen, wie ich bin!“

„Direkt vom Feld? Nichts da, du wirst schön gemacht! Juda hat Geschenke mitgebracht. Und wag es ja nicht, uns mit Tränen Unehre zu machen, Tamar.“

Tamar schluckte schwer. Sie hatte keine andere Wahl, als die Vorbereitungen ihrer Mutter und Schwestern über sich ergehen zu lassen. Für den Hebräer Juda waren die besten Kleider und das beste Parfüm gerade gut genug. Der Mann hatte drei Söhne, und wenn Tamar ihm gefiel, würde der Älteste, Er, ihr Mann werden. Als Juda und seine Söhne im vergangenen Herbst ihre Herden auf den abgeernteten Feldern hatten weiden lassen, hatte Tamars Vater ihr befohlen, in der Nähe zu arbeiten. Sie hatte gewusst, warum. Und jetzt schien sein Plan aufgegangen zu sein …

„Mutter, bitte, ich bin noch zu jung zum Heiraten.“

„Ob du alt genug bist, entscheidet dein Vater“, antwortete ihre Mutter, ohne sie anzuschauen. „Du hast kein Recht, sein Urteil infrage zu stellen.“

Tamars Schwestern schnatterten wie eine Entenschar durcheinander. Ihre Mutter klatschte in die Hände. „Ruhe! Helft mir, Tamar fertig zu machen!“

Tamar presste die Zähne zusammen und schloss die Augen. Es musste wohl sein. Sie wusste schon lange, dass ihr Vater ihr einen Ehemann aussuchen würde. Ihr einziger Trost waren die zehn Monate Verlobungszeit; wenigstens diese Zeit würde sie haben, um sich innerlich auf das Leben vorzubereiten, das dann vor ihr liegen würde.

Aksa berührte ihre Schulter. „Ganz ruhig, mein Kind.“ Sie löste Tamars Haar und begann es mit langen, festen Bewegungen zu bürsten. „Denk an was Schönes.“

Sie kam sich vor wie eine Ziege, die verkauft werden sollte. Und war es nicht auch genau so? Warum musste das Leben so ungerecht sein?

„Petra, hol das Duftöl und reib sie damit ein. Sie darf nicht wie eine Feldsklavin riechen!“

„Wäre es nicht besser, sie riecht nach Schafen und Ziegen?“, sagte Aksa. „Das mögen die Hebräer doch.“

Die Mädchen lachten, dem strengen Blick der Mutter zum Trotz. „Deine Witze machen es nicht besser, Aksa. Ruhig jetzt.“

Tamar packte das Gewand ihrer Mutter. „Bitte, Mutter! Kannst du nicht mit Vater reden? Er ist … Er ist böse!“ Die Tränen schossen aus ihren Augen. „Bitte, ich will ihn nicht heiraten.“

Der Mund ihrer Mutter zuckte, aber sie gab nicht nach. Sie löste Tamars Finger von ihrem Kleid und nahm sie fest in ihre eigenen. „Du weißt, dass ich an den Plänen deines Vaters nichts ändern kann, Tamar. Was würde es bringen, wenn ich etwas gegen diese Verbindung sagte, außer Schimpf und Schande über uns alle? Juda ist bereits da und wartet!“

Tamar schluchzte auf. Diese brennende Angst in ihr …

Ihre Mutter packte sie am Kinn, sodass sie sie ansehen musste. „Ich habe dich auf diesen Tag vorbereitet. Du wirst uns nichts nützen, wenn du Er nicht heiratest. Betrachte das Ganze so, wie es ist: Segen und Glück für das Haus deines Vaters. Du wirst eine Brücke bauen zwischen Zimran und Juda. Durch dich werden wir Frieden haben.“

„Wir sind doch viel zahlreicher als die Hebräer, Mutter.“

„Zahlen sind nicht immer das Entscheidende. Du bist kein Kind mehr, Tamar, du hast mehr Mut-“

„Mehr Mut als Vater?“

Die Augen ihrer Mutter wurden dunkel vor Zorn. Sie ließ sie abrupt los. „Du wirst tun, was man dir sagt, oder die Folgen deines Ungehorsams tragen.“

Tamar verstummte. Alles, was sie erreicht hatte, war Schande über sich selbst zu bringen. Sie hatte Lust, ihre Schwestern anzuschreien, dass sie mit ihrem Geschnatter aufhören sollten. Wie konnten sie sich nur an diesem Unglück freuen? Was hatte sie davon, dass Er ein gut aussehender Mann war? Hatten sie nicht von seiner Grausamkeit gehört? Von seiner Überheblichkeit? Wo Er hinging, da gab es Ärger, das sagten alle.

„Mehr Khol für die Augen, Aksa; damit sieht sie älter aus.“

Tamar spürte, wie ihr Herz protestierend hämmerte und ihre Hände feucht wurden. Wenn alles so lief, wie ihr Vater es erhoffte, würde heute über ihre Zukunft entschieden werden.

Das ist gut, versuchte sie sich einzureden. Das ist gut. Doch dieser elende heiße Kloß in ihrer Kehle ließ sich nicht herunterschlucken.

„Stell dich gerade hin, Tamar“, sagte ihre Mutter. „Lass dich anschauen.“

Tamar gehorchte. Ihre Mutter zupfte mit einem Seufzer an ihrem feinen Gewand herum. „Wir müssen kaschieren, dass sie noch keine Kurven hat, Aksa, oder Juda wird Zimran nicht glauben, dass sie alt genug ist, um Kinder zu bekommen.“

„Ich kann ihm das Tuch zeigen, Herrin.“

„Gut. Halte es bereit, falls er es sehen will.“

Tamar spürte, wie sie heftig errötete. Mussten sie die intimsten Dinge ans Licht zerren? Ihr erstes Menstruationsblut hatte bewiesen, dass sie nun eine Frau war und somit ein nützliches Verhandlungskapital für ihren Vater. Sie war eine Ware, die verkauft werden sollte, ein Vertragspunkt für ein Bündnis zwischen zwei Stämmen, eine Opfergabe zur Besiegelung von Frieden und Eintracht. Sie hatte gehofft, dass sie noch ein, zwei Jahre in Ruhe gelassen würde. Vierzehn Jahre schien viel zu jung, um das Interesse eines Mannes zu erregen.

Das ist gut, sagte sie sich wieder vor. Sie wiederholte die Worte immer wieder, wie ein Bollwerk gegen den wachsenden Knoten in ihrem Magen und die anderen Gedanken, die sich dazwischendrängen wollten. Das ist gut

Vielleicht, wenn sie die Geschichten nicht gehört hätte … So weit sie sich zurückerinnern konnte, hatte ihr Vater immer Angst vor Juda und seinen Leuten gehabt. Sie kannte sie alle, die Geschichten über die Macht des Hebräergottes, der Sodom und Gomorra mit einem Hagelsturm aus Feuer und Schwefel vernichtet hatte, sodass nur eine Wüste und ein wachsender Salzsee übrig geblieben waren. Keiner der kanaanitischen Götter hatte jemals solch eine Macht bewiesen.

Und dann die Geschichten über das, was die Hebräer in Sichem angerichtet hatten …

„Warum muss es so sein, Mutter? Habe ich denn gar nichts dabei mitzureden, was mit mir passiert?“

„Nicht mehr als jedes andere Mädchen auch. Ich weiß, wie dir jetzt zumute ist. Ich war nicht älter als du, als ich in das Haus deines Vaters kam. Das ist der Lauf der Welt, Tamar. Habe ich dich nicht schon als kleines Mädchen auf diesen Tag vorbereitet? Mit seinem Schicksal zu hadern ist, als wolltest du mit dem Wind kämpfen.“ Sie packte Tamars Schulter. „Sei eine gute Tochter und gehorche ohne Widerworte. Werde eine gute Ehefrau, die viele Söhne bekommt. Tu das, und du wirst Ehre ernten und wenn du Glück hast, wird dein Mann dich lieben. Und auch wenn keine Liebe zwischen euch wächst, wird deine Zukunft doch in den Händen deiner Söhne sicher sein; wenn du alt bist, werden sie für dich sorgen, so wie deine Brüder für mich sorgen werden. Die einzige Befriedigung, die eine Frau in dieser Welt bekommen kann, ist viele Söhne zu bekommen und die Familie ihres Mannes aufzubauen.“

„Aber es geht um Judas Sohn, Mutter. Es ist Er, den ich heiraten soll.“

Die Augen ihrer Mutter flackerten, aber sie blieb fest. „Finde einen Weg, deine Pflicht zu tun und Söhne zu gebären. Du musst stark sein, Tamar. Diese Hebräer sind wild und unberechenbar. Und sehr stolz.“

Tamar wandte ihr Gesicht ab. „Ich will Er nicht heiraten. Ich kann nicht …“

Ihre Mutter ergriff ihr Haar und ruckte ihren Kopf zurück. „Willst du etwa unsere Familie zerstören, indem du einen Mann wie diesen Hebräer abweist? Denkst du etwa, dein Vater wird dich am Leben lassen, wenn du vor Juda darum bettelst, Er nicht heiraten zu müssen? Denkst du, Juda würde eine solche Beleidigung hinnehmen? Ich sage dir, ich würde deinem Vater dabei helfen, dich zu steinigen, wenn du...

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