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E-Book

Sachkundenachweis Pferdehaltung

Prüfungswissen kompakt

AutorAngelika Schmelzer
VerlagCadmos Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl80 Seiten
ISBN9783840462092
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Wissen ist aktiver Tierschutz! Der 'Führerschein' für gewerbliche Pferdehalter gehört zu den wichtigsten Neuerungen des Tierschutzgesetzes und ist inzwischen Bestandteil der Ausbildungsordnungen aller führenden Reitsportvereinigungen. Der Sachkundenachweis Pferdehaltung soll in Zukunft sicherstellen, dass alle Pferde und Ponys fachgerecht betreut, artgerecht gehalten und gepflegt werden. Lehrgänge, die das notwendige Wissen in Theorie und Praxis vermitteln, werden von allen großen Pferdesportorganisationen durchgeführt. Ergänzend wird das Prüfungswissen in kompakter Form in vorliegendem Buch vermittelt, zum Lesen, Lernen, Nachschlagen - für Prüflinge und alle engagierten Pferdefreunde.

Über die Autorin: Angelika Schmelzer ist Pferdefachjournalistin, Fotografin und Autorin mehrerer Pferdefachbücher. Sie besitzt selbst mehrere Pferde.

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Leseprobe

2

 

PFERDEVERHALTEN

 

 

und Umgang mit Pferden

Auch die modernen Warmblüter stammen vom Urpferd Eohippus, einem fuchsgroßen Waldbewohner, ab.

Die Entwicklungsgeschichte des Pferdes

Die Entwicklungsgeschichte des Pferdes nahm vor etwa 70 Millionen Jahren im Eozän ihren Anfang, als ein fuchsgroßer Laubfresser namens Eohippus („Morgenrötepferdchen“) die Urwälder der Vorzeit bevölkerte. Der Waldbewohner sollte sich im Verlauf der nächsten Jahrmillionen über mehrere Zwischenstufen zum Pliohippus entwickeln, einem einhufigen Grasfresser. Während im Pleistozän, vor ein bis zwei Millionen Jahren, die Vorpferde auf dem amerikanischen Kontinent ausstarben, entwickelten sich die Vorfahren der echten Pferde in Eurasien weiter. Manche Zweige starben im Verlauf der Evolution aus, zwei Urformen wurden jedoch zu den Stammvätern der Hauspferde sowie den Vorfahren der Zebras und Esel.

Die Domestikation der Pferde begann vor ungefähr fünf Jahrtausenden in Zentralasien. Forscher meinen, dass sich unsere Hauspferdrassen auf vermutlich vier Grundtypen zurückführen lassen: Nordpony, Tundrenpferd, Urwarmblüter und Uraraber. Gemeinsam sind ihnen allen die Merkmale des Einhufers, des Steppen bewohnenden Grasfressers und Herdentieres, sie differieren jedoch im Körperbau, der Körpergröße, der Futterverwertung, der Wetterhärte und in wichtigen Aspekten des Verhaltens.

Heute unterscheiden wir unter den Equiden das einzige überlebende Urpferd, das Przewalskipferd, die Hauspferdrassen, Halbesel, Wildesel, domestizierte Esel sowie Zebras. In Deutschland leben zurzeit zwischen 500.000 und 700.000 Pferde.

Pferdeverhalten

Viele Eigenschaften des Pferdes veränderten sich unter dem Einfluss des Menschen, da mit dem Beginn der Zucht auf bestimmte Merkmale selektiert wurde. In seinem Verhaltensinventar jedoch ist jedes moderne Hauspferd immer noch ein steppenbewohnendes Fernwanderwild, ein Flucht- und sozial lebendes Herdentier. Daraus lassen sich die Grundbedürfnisse des Pferdes ableiten.

Vom edelsten Lipizzaner bis zum knuffigsten Shetty – in ihren arttypischen Bedürfnissen sind alle Pferde gleich.

Pferde benötigen:

  • viel natürliches Sonnenlicht,
  • immer saubere Luft,
  • ständig die Möglichkeit zu freier Bewegung und
  • dauerhaft den unmittelbaren Kontakt und die Möglichkeit zum sozialen Austausch mit Artgenossen.

Insbesondere die beiden letztgenannten Aspekte stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit dem natürlichen Verhalten unserer Pferde.

Pferde zeigen nur bei artgerechter Haltung ein normales Verhalten. Es ist nachvollziehbar, dass es unter manchen Haltungsbedingungen nicht möglich ist, diese Grundbedürfnisse zu erfüllen. Immer noch werden deutschlandweit etwa 80 Prozent aller Pferde dauerhaft in Boxen gehalten, eine Haltungsform, die ihren Bedürfnissen nicht entspricht und die deshalb zu zahlreichen Problemen führt. Da der Pferdehalter seine Pferde artgerecht unterbringen muss, spielen die Ansprüche des Pferdes an seine Haltung eine bedeutende Rolle im Rahmen des Sachkundenachweises.

Herdenhaltung auf der Weide entspricht den arteigenen Bedürfnissen aller Pferde am meisten.

Zeitbudget zur Beurteilung von Verhaltensweisen

Das Verhalten eines Pferdes ist von seiner Aufstallungsform nicht zu trennen. Als Kriterium dafür, wie artgerecht eine Haltungsform ist, kann man fragen: Haben die Pferde die Möglichkeit, alle genetisch angelegten Verhaltensweisen auszuleben? In der Praxis benutzt man dazu beispielsweise das Zeitbudget (time budget) als Maßstab. Die zeitliche Verteilung des Verhaltens von aufgestallten Pferden wird mit dem wild lebender Artgenossen verglichen. Je mehr das Zeitbudget des aufgestallten Pferdes dem eines Wildpferdes entspricht, desto artgerechter ist die Haltungsform.

Wild lebende Pferde verbringen

  • 60 Prozent des Tages mit der Futteraufnahme bei langsamer Fortbewegung,
  • 20 Prozent des Tages im Stehen,
  • 10 Prozent im Liegen und die restlichen
  • 10 Prozent mit anderen Verhaltensweisen, etwa dem Spiel oder der sozialen Fellpflege.

Bei einer Aufstallung im Laufstall mit ständigem Zugang zu Raufutter sieht das Zeitbudget so aus:

  • 57 Prozent werden mit der Futteraufnahme verbracht,
  • 23 Prozent im Stehen,
  • 10 Prozent im Liegen und weitere
  • 10 Prozent mit anderen Verhaltensweisen.

Das Zeitbudget entspricht also dem des frei lebenden Artgenossen weitgehend.

Auch bei Kälte sollte sich jedes Pferd täglich im Freien aufhalten dürfen.

Steht ein Pferd dagegen in einer Einzelbox und bekommt das Raufutter portioniert zugeteilt, sieht sein Tag so aus:

  • 68 Prozent steht es,
  • 16 Prozent liegt es und
  • 16 Prozent frisst es.

Seine Grundbedürfnisse (Licht, Luft, Bewegung, Artgenossen) werden nicht annähernd befriedigt. Vor allem die Untä-tigkeit hat einen negativen Einfluss auf Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit.

Die dauernde Haltung in der Innenbox hat zur Folge, dass die Gefahr bestimmter Erkrankungen stark ansteigt, vor allem von:

  • Abnutzungserscheinungen der Gelenke,
  • (chronischen) Atemwegsproblemen,
  • Stoffwechselstörungen und
  • Verhaltensproblemen.

Haltung und Verhalten

Aus den arttypischen Bedürfnissen des Pferdes ergeben sich zwingend bestimmte Ansprüche an seine Haltung.

Klima (Luft, Temperatur, Niederschläge): Ernährung:

Pferde sind Steppentiere mit großer Toleranz gegenüber hohen und niedrigen Temperaturen sowie Temperaturschwankungen. Sie vertragen trockene Standorte besser als feuchte, sind gegenüber Schadgasen und Staub sehr empfindlich und benötigen für ihr Wohlbefinden, ein gesundes Knochenwachstum und geregelt ablaufende Hormonfunktionen natürliches Sonnenlicht.

  • Die Offenstallhaltung entspricht den Anforderungen des Pferdes an das Klima am meisten, ist auch für Sport- und/oder hochblütige Pferde die beste Haltungsform und mit dem Einsatz im Turniersport problemlos vereinbar. Soll das Pferd trotzdem in der Box aufgestallt werden, ist für täglichen Auslauf bei jedem Wetter auf trockenen Ausläufen und Weiden, für helle und gut belüftete Stallungen sowie ein dem Außenklima folgendes Stallklima zu sorgen.

Bewegung: Hauptgangart des Pferdes ist der langsame Schritt, nur bei der Flucht oder im Spiel zeigt es schnellere Gangarten. In der Ruhe bevorzugt es Stellen, die eine gute Rundumsicht erlauben. Auf beängstigende Umweltreize reagiert das Pferd mit Flucht, wodurch gleichzeitig Spannung abgebaut wird.

  • Eine artgerechte Haltung ermöglicht dauernde, langsame Fortbewegung und bietet Bewegungsanreize, gestattet dem Pferd die Teilnahme an seiner Umwelt und macht eine Flucht über angemessene Distanzen möglich. Auch bezüglich des Faktors „Bewegung“ ist also die Offenstallhaltung der Boxenhaltung vorzuziehen.

Ruhe: Pferde ruhen in vielen kurzen, über den Tag verteilten Zeitintervallen und zeigen verschiedene Formen der Ruhe. Der wichtige Tiefschlaf in Seitenlage ist nur möglich, wenn das ruhende Pferd von einem wachen(den) Artgenossen beschützt wird.

  • Jedes Pferd muss die Möglichkeit haben, sich auf einem ausreichend großen, trockenen Untergrund wahlweise in Brust- oder Seitenlage auszustrecken. Die Anwesenheit eines Artgenossen, zu dem zumindest Sichtkontakt besteht, ist zwingend notwendig.

Ernährung: Pferde benötigen große Mengen ballaststoffreicher Nahrung und sind in der Lage, relativ nährstoffarmes Futter optimal auszunutzen. Ihr kleiner Magen ist auf die beständige Zufuhr kleiner Portionen angewiesen, ihr Darm benötigt für eine einwandfreie Peristaltik vor allem Raufutter. Pferde verbringen einen großen Teil des Tages mit der Futteraufnahme, wobei sie sich langsam fortbewegen und ihre Nahrung bei tiefer Kopfhaltung, mit geradem Rücken und im Ausfallschritt dicht über dem Boden abbeißen. Da sie nur wenig Futter und Wasser im Körper speichern können, vertragen sie keine längeren Hunger- oder Durstphasen.

  • Die Futtergrundlage muss in großen Mengen Raufutter bestehen, das beim Weidegang aufgenommen oder in bodennahen Raufen vorgelegt wird. Kraftfutter soll in möglichst geringen Rationen gegeben werden, wenn die alleinige Versorgung mit Raufutter nicht ausreicht. Es ist dann in vielen kleinen Portionen vorzulegen. Wasser hat ständig in sauberer Qualität zur Verfügung zu stehen.

Komfort: Pferde betreiben intensiv soziale (mit Artgenossen, zum Beispiel Fellkraulen) und solitäre (alleine, etwa Wälzen) Körperpflege.

  • Trockene Wälzplätze sind anzubieten, Kontakte zu Artgenossen zu ermöglichen.

Pferde entwickeln feste, intensive Freundschaften.

Sozialverhalten: Pferde sind Herdentiere, die einen Großteil ihrer angeborenen Verhaltensweisen nur im Kontakt mit...

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