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E-Book

Schadbilder an Gehölzen

BdB-Handbuch X

AutorDr. Heinrich Lösing
Verlagav Buch
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl288 Seiten
ISBN9783840465987
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
In der komplett überarbeiteten und stark erweiterten Neuauflage des BdB-Handbuchs 'Schadbilder an Gehölzen' werden in gewohnter Weise alle wichtigen an Gehölzen auftretenden Schaderreger vorgestellt und Gegenmaßnahmen empfohlen. Das als Arbeits-, Lern und Studienhilfe konzipierte Handbuch ist reich bebildert und dient Laien und Profis gleichermaßen als fundiertes Nachschlagewerk.

Über den Autor Dr. Heinrich Lösing hat sich als Baumschulberater in allen Fragen der Produktion verschrieben und ist Geschäftsführer des Versuchs- und Beratungsrings Baumschule e.V. Er ist Autor zahlreicher Artikel, Fachbücher und Versuchsberichte zu den Themen Pflanzenschutz, Düngung und Gehölzsichtung.

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Leseprobe

2 Schaderreger mit allgemeiner Bedeutung


Eine Reihe von Schaderregern können an einer Vielzahl von Gehölzen Schäden verursachen. Um Wiederholungen bei den einzelnen Pflanzengattungen in dieser Zusammenstellung zu vermeiden, sind die Schaderreger nachfolgend teilweise nur in diesem allgemeinen Teil beschrieben. Ausnahmen von dieser Regel erfolgen bei abweichender Symptomausprägung.

2.1 Tierische Schaderreger


2.1.1 Nematoden

Nematoden sind kleine, lang gestreckte Tiere, deren Länge 1 mm in der Regel nicht überschreitet. Aufgrund der schlängelnden Fortbewegung werden sie auch als Älchen oder Fadenälchen bezeichnet. Je nach Lebensweise und Lebensort können folgende Gruppen unterschieden werden:

Typischer Befallsherd im Freiland bei Edelrosen auf der Rosenunterlage Rosa corymbifera ‘Laxa’.

2.1.1.1 Frei lebende Wurzelnematoden

Die Vertreter dieser Gruppe stechen mit ihrem Mundstachel die äußere Wurzelhaut an, was einerseits zu Wuchsdepressionen an oberirdischen Pflanzenteilen und andererseits zu starker Wurzelbildung (‘Bartwuchs’) führen kann. In Baumschulen haben Pratylenchus-Nematoden die größte Schadwirkung. Sie können tief in das Wurzelgewebe eindringen und dort zu starken Verbräunungen an den Wurzeln führen. Neben der direkten Schadwirkung an Wurzeln sind einige Nematodengattungen auch in der Lage, bestimmte Viren zu übertragen.

Abwehr: Weite Fruchtfolgen wählen, Flächen, die langjährig mit Mais bebaut wurden, sind in der Regel stark verseucht. Zur biologischen Bekämpfung von Nematoden der Gattung Pratylenchus hat sich in den vergangenen Jahren Tagetes erecta und Tagetes patula bewährt.

Pratylenchus-Nematoden an einer Wurzelspitze (stark vergrößert). (Foto: U. Zunke)

2.1.1.2 Wurzelgallenälchen

Die größte Bedeutung an Gehölzen hat vor allem das Nordische Zystenälchen Meloidogyne hapla. Die Larve dieser Nematoden dringt in das Wurzelgewebe ein und setzt sich dort fest. Die Pflanze reagiert mit der Bildung einer Galle, die bis zu einigen Zentimetern groß sein kann. Eine direkte Schadwirkung an Gehölzen im Freiland ist nur bei stärkerem Befall von Bedeutung, problematischer sind die Exportbeschränkungen einiger Länder für befallene Pflanzen, da diese dann nicht exportiert werden können.

Vorkommen: Als Wirtspflanzen gelten besonders Rosen und hier vor allem Rosa multiflora und R. nitida (Vermehrung durch Wurzelschnittlinge). Aber auch andere Gehölze können befallen werden.

Abwehr: Aufgrund des großen Wirtspflanzenkreises erscheint nur der Anbau von Gräsern (Hafer, Roggen, Mais, Welsches Weidelgras und Sommergerste) ratsam. Gute Resultate mit den genannten Pflanzen als Vorkultur sind allerdings nur bei sorgfältiger Unkrautbekämpfung zu erzielen.

Verdickungen an Wurzeln durch Wurzelgallenälchen. (Foto: U. Zunke)

2.1.1.3 Blatt- und Stängelälchen

Im Gegensatz zu den bisher genannten Nematoden befallen Blatt- und Stängelälchen oberirdische Pflanzenteile.

Schadbild: Sie verursachen gelbliche bis bräunliche Stellen auf den Blättern oder können zu Verbräunungen und Verdickungen am Stängel führen.

Vorkommen: Häufig an Buddleja, Hydrangea und Weigela.

Abwehr: Verwendung von gesundem Ausgangsmaterial.

Zusätzlicher Hinweis:

Kartoffelnematoden (Heterodera rostochiensis) führen immer wieder zu Problemen bei der Anzucht von Baumschulgehölzen. Sie schädigen Gehölze zwar nicht direkt, Baumschulgehölze dürfen allerdings nur auf Flächen angebaut, eingeschlagen oder gelagert werden, die nachweislich frei von Kartoffelnematoden sind, damit die weitere Verbreitung eingeschränkt wird.

Schaden an Hydrangea durch Befall mit Blattälchen. (Foto: R. Wilke)

Blattflecken an Buddleja durch Befall mit Blattälchen.

Braune Flecken auf Blättern von Weigela durch Befall mit Blattälchen.

2.1.2 Milben

Milben sind kleine (< 1 mm) Tiere, die zur Gruppe der Spinnentiere gehören. Als Pflanzenschädlinge treten nur einige Arten in Erscheinung. Andere Arten leben auch räuberisch und werden als Nützlinge eingesetzt. Der Schaden wird durch die Saugtätigkeit an Blättern hervorgerufen und führt häufig zu einer Sprenkelung des Blattes.

Als Schaderreger an Gehölzen haben Bedeutung:

2.1.2.1 Spinnmilben (Tetranychidae)

Die Tiere spinnen bei der Fortbewegung einen Faden, daher die Bezeichnung Spinnmilbe. Bei stärkerem Befall kann daraus auf den Pflanzen ein feines Netz entstehen.

Die bekanntesten Vertreter sind:

Bohnenspinnmilbe (Tetranychus urticae)

Stark spinnende Milbenart, die an vielen Gehölzen zu finden ist. Die Überwinterung erfolgt als rotes Winterweibchen. Die Larven sind gelblich gefärbt mit braunen Flecken.

Obstbaumspinnmilbe (Panonychus ulmi)

Vorwiegend an Obstgehölzen und deren Verwandten. Im Winter finden sich oft dichte Ablagen roter Wintereier auf der Rinde. Die Larven sind zunächst hellrot bis bräunlich, später dunkelrot.

Nadelholzspinnmilbe (Oligonychus ununguis)

An Nadeln zeigen sich helle Flecken, die sich später bräunlich verfärben. Die Milben produzieren ein dichtes Gespinst. Befallen werden neben Picea auch viele andere Nadelgehölze. Die Überwinterung erfolgt als Ei.

Spinnmilbe mit Eigelege. (Foto: R. Wilke)

Typische einseitige Verbräunung an Picea glauca ‘Conica’ durch Nadelholzspinnmilbe. (Foto: R. Wilke)

Dichtes Spinngewebe auf Picea pungens ‘Glauca’ durch Befall mit Spinnmilben. (Foto: R. Wilke)

2.1.2.2 Weichhautmilben (Tarsonemidae)

Im Vergleich zu Spinnmilben sind Weichhautmilben wesentlich kleiner (bis 0,2 mm) und nur mit einer guten Lupe zu sehen. Befallen werden besonders die Triebspitzen verschiedener Gehölze, die dann im Wuchs kümmern, wie z. B. beim Befall von Hedera mit der Triebspitzenmilbe (Tarsonemus pallidus). Die Vermehrung wird durch feuchtwarme Witterung gefördert.

2.1.2.3 Gallmilben (Eriophyidae)

Dabei handelt es sich um winzige (0,1–0,3 mm) weißliche bis gelbliche Milben mit zwei Beinpaaren. Weiter unterteilt wird diese Gruppe in frei lebende (ohne Gallenbildung) und gallenbildende Arten. Aufgrund ihrer geringen Größe werden Gallmilben als Schaderreger häufig in der Praxis gar nicht erkannt.

Beispiele für gallenbildende Arten:

Johannisbeergallmilbe (Cecidophyopsis ribis)

Verursacht Knospengallen an Ribes-Arten. Die Art C. psilaspis verursacht ein vergleichbares Schadbild an Taxus.

Knospengallmilbe (Phytoptus avellanae)

Verschiedene weitere Gallmilbenarten verursachen u. a. an Acer, Pyrus, Tilia kleine rundliche Ausstülpungen (Pocken), die meist grünlich bis rötlich verfärbt sind. Aus diesem Grund werden sie auch als Pockenmilben bezeichnet. Eine Bekämpfung ist nicht erforderlich.

Eine andere Art verursacht insbesondere bei Linden helle Flecken durch Bildung eines Filzrasens auf der Blattunterseite. Eine Bekämpfung ist nicht erforderlich.

Beispiel für nicht gallenbildende Arten:

Apfelrostmilbe (Aculus-Arten)

Diese Art verursacht zunächst graugrüne Blätter, die sich später auch silbrig bis braun verfärben können. Auch häufig an der Birne zu finden.

Hartriegel mit Befall durch Weichhautmilben (unten), ohne Befall (oben).

Rötliche Ausstülpungen durch Befall mit Pockenmilben an Tilia.

Filzrasen auf der Blattunterseite von Tilia nach...

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