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E-Book

Schizophrenie: Keine Krankheit?!

Wissenschaftskritik - Biologie - Psychotherapie

AutorAndreas Poppe
Verlagneobooks Self-Publishing
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl227 Seiten
ISBN9783748594017
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis6,49 EUR
Der Autor untersucht die Möglichkeit, dass 'die Schizophrenie' keine spezielle Krankheit ist, sondern ein Störungsbild mit sehr verschiedenen Ursachen, die auch psychischer Natur sein können. Diese Möglichkeit wird wissenschaftskritisch-philosophisch, anhand biologischer Forschungsergebnisse und von einer psychotherapeutischen Perspektive aus erörtert. 'Ich hege im Stillen die Hoffnung, dass dieses Buch eine Kontroverse auslöst. Vielleicht gibt es Wissenschaftler, die es reizvoll finden, meine Überzeugung von verschiedenen schizophrenen Krankheiten durch Forschungen zu bestätigen. Vielleicht aber auch gelingt es ihnen, meine Überlegungen auf wissenschaftlichem Wege als Unsinn zu überführen und eindeutig zu beweisen, dass 'die Schizophrenie' eine einzige Krankheit ist. Wenn mein Buch zu solchen Kontroversen anregen würde, dann wäre die Wissenschaft wieder ein Stück weiter gebracht. Ich muss nicht unbedingt recht behalten. Für mich wäre es genug, eine Auseinandersetzung anzustoßen, die zu neuem Wissen führt.'

Studium der Theaterwissenschaft. Arbeiten zu psychologischen Aspekten der Schauspielkunst. Heilpraktiker für Psychotherapie, 'Privatgelehrter'

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Leseprobe

Biologie


Und jetzt wird es richtig spannend. Die biologische Forschung geht implizit - so weit ich das beurteilen kann - von zwei Prämissen aus:

  1. Die Schizophrenie ist eine bestimmte Krankheit mit Gemeinsamkeiten in den Ursachen.

  2. Die Schizophrenie ist „endogen“, das heißt, von bisher noch unbekannten biologischen Faktoren verursacht.

An dieser Stelle müsste jeder Wissenschaftler - auch wenn er biologistisch orientiert ist - eigentlich verzweifeln. Denn es wäre ja bei Prämissen schön, wenn sie nicht auf tönernen Füßen stehen würden. Aus der Mathematik sollte man eine wichtige Lektion lernen: wenn Prämissen für die Forschung ein solides Fundament bilden sollen, so müssen sie entweder bewiesen oder ein Axiom sein.
So weit ich weiß, wurde bisher weder bewiesen, dass es sich bei der Schizophrenie um eine bestimmte Krankheit handelt noch dass alle Schizophrenien biologisch verursacht seien. Dass man den Ausdruck „endogen“ verwendet hat, bedeutet immerhin: man kennt keine biologische Ursachen für Schizophrenien, denn sonst würden sie in der ICD-10 nicht unter F 2, sondern unter F0 - also organische, einschließlich symptomatische psychische Störungen - rangieren. Das ist eine recht einfache Schlussfolgerung.
Es ist also weder bewiesen, dass der Gruppe der Schizophrenien gemeinsame biologische Befunde zugrunde liegen, noch dass jede Schizophrenie auf eine primär biologische Ursache zurückzuführen ist. Insofern wäre es sinnvoller, die beiden Prämissen als Hypothesen zu betrachten und einzukalkulieren, dass sich diese Hypothesen im Laufe der Untersuchungen als falsch erweisen könnten.


Gut - aber wenn die Prämissen bisher nicht bewiesen sind: vielleicht könnte man sie als Axiome oder Postulate betrachten. Diese haben den Vorteil, dass sie nicht bewiesen werden müssen. Das hat mehrere bedauerliche Fehler. Ein Axiom sollte sich nämlich nicht bezweifeln lassen. Der Satz, die Schizophrenie sei eine bestimmte Krankheit, wird bis zum heutigen Tage immer wieder von namhaften Psychiatern angezweifelt - wenn auch nur leise und eher in Randbemerkungen.
Ich hatte bereits im ersten Kapitel einige dieser Zweifel zitiert.
Es schafft nicht nur Verwirrung, verschiedene Krankheiten auf Grund ähnlicher Symptome „zusammenzuwerfen“. Dabei kann eben leider auch die verschiedene Entstehungsweise „gänzlich verborgen bleiben“. Ein Axiom sieht weiß Gott anders aus.



Prämissen, die weder bewiesene Tatsachen noch wirkliche Axiome sind - das kann ja heiter werden.
Diese Heiterkeit befällt mich, wenn ich die mir bisher zugänglichen Forschungen betrachte, eigentlich bei jeder Zahl und bei jedem Ergebnis. Ich möchte in diesem Buch einige dieser Ergebnisse vorstellen und diskutieren und hoffe, dass der geneigte Leser meine Heiterkeit nachvollziehen kann.
Ich finde schwer zu gleuben, dass man bei dem aktuellen Stand der Forschung an den beiden Prämissen festhalten kann. Ich kenne - offen gestanden - nicht genügend Synonyme, die meine Erschütterung adäquat beschreiben.
Und besonders verwirrt es mich, dass die Daten nicht aus einem psychiatriekritischen Lager kommen oder von Heilpraktikern, welche die Schulmedizin zu ihrem natürlichen Feind erklärt haben.
Und nebenbei bemerkt - Zweifel an diesen Prämissen kommen nicht nur mir, weil ich überwiegend geisteswissenschaftlich arbeite. Ich lese Zweifel an den Prämissen immer wieder durch die Geschichte der Psychiatrie hindurch. Emil Kraepelin und Kurt Schneider sind nur zwei der namhaften Psychiater, welche diese Prämissen anzweifeln, obwohl sie auf der anderen Seite an sie glauben. Sie sind nicht allein - und diese Zweifel sind auch nicht Geschichte. In einer Publikation aus dem Jahre 2017 lese ich: „Nach einer mehr als hundertjährigen Suche nach den Ursachen, nach der Prävention und nach der optimalen Therapie der Schizophrenie mit bescheidenen Ergebnissen erscheint jedenfalls die Beschränkung dieser Forschungsbemühungen auf das heutige Krankheitskonstrukt Schizophrenie nicht mehr sehr hoffnungsvoll. Man muss sich ernsthaft fragen, ob wir bisher nicht einem Phantom nachgejagt haben.1
Derjenige, der sich das fragt, heißt Heinz Häfner und ist auf dem Gebiet der Erforschung der Schizophrenie eine unbestrittene Autorität. Viele der Forschungsergebnisse, die ich diskutieren werde, habe ich seinem Buch aus dem Jahre 2017 entnommen. Es ist - wie andere Quellen mit denen ich arbeite - durchaus als wissenschaftlich seriöse Quelle zu bewerten.

Das Unglaubliche des Vorganges, dass Forschungsergebnisse vorliegen, die das „Krankheitskonstrukt“ Schizophrenie in Frage stellen, die in Frage stellen, dass jede schizophrene Erkrankung auf klare körperliche Ursachen zurückzuführen sei, dass Zweifel am „Krankheitskonstrukt“ auch von anerkannten Psychiatern geäußert werden, treibt mich dazu, detailliert zu zitieren. „Schizophrene Psychosen stellen in einer differenzierten Sichtweise keine zusammengehörige Krankheitseinheit dar, sondern eine Gruppe hinsichtlich der Symptomatik und wahrscheinlich auch hinsichtlich der Ursachen verschiedener Erkrankungsformen.“2 Das finde ich im Internet in einem Download auf der Seite des Rhein-Erft-Kreises. Eine differenzierte Sichtweise auf das Phänomen Schizophrenie ist in der modernen Psychiatrie offenbar mehr Allgemeingut, als es bei einer oberflächlichen Betrachtung den Anschein hat. Ich wundere mich darüber, wie wenig Einfluss eine so differenzierte Sichtweise auf die Forschung hat.
Und deshalb möchte ich mich ausführlich mit einigen Aspekten dieser Forschung befassen, möchte Daten nennen und die Meinungen von Experten zitieren.


Denn ich bin erschüttert, dass trotz allem nur wenig Umdenken bei Therapie und Ursachenforschung stattgefunden hat - zumindest was die Schizophrenie anbelangt.


Haben Schizophrene ein kleineres Gehirn?


Die Frage, welche die Überschrift stellt, lässt sich einfach oder sehr kompliziert beantworten. Hier zunächst die einfache Variante für alle Liebhaber einseitiger biologischer Erklärungen:
Ja!
Man hat schon in früheren Zeiten einen Blick in die Gehirne chronisch schizophrener Patienten gewagt. Man hat dabei zunächst die Leichen obduziert oder bei Lebendigen Luft in den Zentralkanal des Rückenmarks „geblasen“ um Veränderungen an den Ventrikeln (Hohlräumen) des Gehirns im Röntgenbild darzustellen. Letzteres Verfahren nannte man „Pneumoenzephalographie“ (PEG). Seitdem es die Computertomographie gibt, muss man die Patienten nicht mehr derart belasten und bekommt zudem präzisere Ergebnisse. Nichtsdestoweniger bestätigten die CT-Ergebnisse frühere Forschungen: im Jahre 2000 kam man zu der Schlussfolgerung, dass die Gehirne der chronisch schizophren Erkrankten im Durchschnitt um 2 % kleiner waren als diejenigen der Kontrollgruppe.3

Das war die einfache Antwort für unsere Biologisten und Deterministen. Wer sich damit zufrieden geben will, sollte nicht mehr weiterlesen. Denn diese Untersuchungen haben meiner Ansicht nach den Schönheitsfehler, dass nur chronisch Erkrankte erfasst wurden. Es sieht ganz so aus, als wäre aus der Gruppe derer, die nach einer oder mehreren psychotischen Episoden mit keinen oder minimalen „Defekten“ quasi als geheilt betrachtet werden konnten, keiner für die Stichproben berücksichtigt worden. Je nachdem, wie großzügig man die Diagnose Schizophrenie vergibt, kann es sich dabei um bis zu 50 % der Patienten handeln. Was aber ist mit der anderen Hälfte?

Und damit kommen wir zum komplizierteren Teil der Antwort. Und für diesen Teil berufe ich mich wieder auf eine Autorität.
Heinz Häfner bespricht in seinem Buch die Ergebnisse der MRT-Untersuchungen. Diese sind viel präziser als CT-Ergebnisse, da sie zum Beispiel auch einzelne Regionen bestimmen können, in denen die graue Substanz ein geringeres Volumen aufweist. Mit diesen Regionen möchte ich mich später noch ausführlicher beschäftigen, denn auch da gibt es einige interessante Überlegungen. Für jetzt aber begnüge ich mich mit der durchschnittlichen Verminderung des Volumens der grauen Substanz. Und siehe da, ich lese in Häfners Buch, dass auch das MRT findet, dass im Durchschnitt bei Schizophrenen das Hirnvolumen 2% geringer ist. Und dann lese ich im buchstäblich Kleingedruckten etwas, was mich wirklich umhaut und einige meiner Vermutungen untermauert. Häfner wertet die Studien differenziert aus und schätzt, „dass es etwa bei der Hälfte der Kranken keine über die normale Altersveränderung hinausgehende Veränderung im Sinne von Substanzverminderung oder Abbau gibt.“4

Wow!

Das habe ich mir nicht ausgedacht. Das schreibt eine Autorität auf dem Gebiet. Sicher, es ist ein kleingedruckter, eher nebensächlicher, Absatz - und er scheint auch keine großen Konsequenzen für den Rest des Buches zu haben, aber da steht es. Schwarz auf Weiß. Jeder kann es nachlesen. Warum es nur wenige tun und daraus keine Konsequenzen für das Verständnis der „Schizophrenie“ gezogen werden, bleibt mir ein Rätsel. Vielleicht gibt es ja Menschen, die in eine solche Richtung denken - nur hat es den psychiatrischen Mainstream noch nicht erreicht, so dass ich es bisher nicht finden konnte. Das ist jetzt ein wenig wie Schrödingers Katze für mich, aber damit muss ich eben leben.

Aber noch einmal: dass man bei solchen biologischen Befunden nicht an wenigstens zwei verschiedene Krankheiten denkt, ist mir schleierhaft.


Gut, aber kehren wir zurück zur leidigen Frage des Hirnvolumens. Da gibt es also laut Häfner bei etwa der Hälfte der Kranken keinen biologischen Befund. Wenden wir uns der...

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