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E-Book

Schmetterlingszeit

Mein Weg zum Glück

AutorSue Monk Kidd
Verlagbtb
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl288 Seiten
ISBN9783641029043
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis5,99 EUR
Diese anrührende private Geschichte ist Inspiration für all jene, die auf der Suche sind nach Spiritualität und Lebensglück.
In diesem anrührenden und sehr persönlichen Buch erzählt die Bestsellerautorin Sue Monk Kidd, wie sie aus einer persönlichen Krise gestärkt und mit neuer Kraft hervorgegangen ist. Das Geheimnis? Sie hat sich Zeit gelassen. Wie eine Raupe hat sie sich verpuppt, hat das Alleinsein gesucht, die Behaglichkeit von Winterlandschaft und prasselndem Kaminfeuer, sie hat nachgedacht, hat ihrem Lebensthema nachgespürt. Mit neuer Kraft, befreit wie ein Schmetterling aus dem Kokon, ist sie zurückgekehrt.
Ein Buch für alle, die den Kontakt zu ihrer spirituellen Seite suchen und eine weise Ratgeberin an ihrer Seite wünschen.

Sue Monk Kidds Debütroman »Die Bienenhüterin« avancierte vom Geheimtipp zum Bestseller. Der Roman wurde allein in den USA über sechs Millionen Mal verkauft, er wurde in sechsunddreißig Sprachen übersetzt. Millionen LeserInnen haben ihre berührenden Geschichten wie »Die Meerfrau« oder »Die Erfindung der Flügel« verschlungen. »Das Buch Ana« ist Sue Monk Kidds vierter Roman, der in den USA sofort auf der Bestsellerliste stand und von der Presse begeistert aufgenommen wurde. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in South Carolina.

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Leseprobe
KAPITEL 2
Spiritualität auf die Schnelle
Das geduldige, erwartungsfrohe Warten ist das

Fundament für spirituelles Leben.
Simone Weil
 

An der spirituellen Entwicklung ist nichts

Unmittelbares oder Automatisches.
Alan Jones
 

 

 

Der Winter ging schwerfällig in Frühling über. Der kleine Kokon hing regungslos draußen im Garten. Warte, schien Gott zu flüstern. Aber eine andere Stimme versuchte von au ßen wie von innen, zu mir durchzudringen, eine vernünftige, »kollektive« Stimme, die darauf beharrte, dass Warten eine enorme Zeitverschwendung war, unzeitgemäß, eine nette Idee vielleicht, aber etwas, das nicht in die schnelllebige, anspruchsvolle Welt von heute passte.
Außerdem wollte ich nicht warten. Warten erschien mir als die primitivste Seelenqual. Ich wollte, dass Gott mir einfach die Masken abriss, die ich mir mein Leben über zugelegt hatte, aus meinen verdrängten Quellen die verlorenen und vernachlässigten Teile meines Selbst barg, meine Probleme für mich löste, meine Wunden heilte und dieses unerklärliche Gefühl von Unzufriedenheit und Leid linderte. Und wohlgemerkt, ich wollte das alles sofort oder zumindest so rasch wie möglich.
Ich war der typische Auf-die-Schnelle-Typ. Manchmal kommt es mir vor, als gehörten Menschen dieser Art zu der am schnellsten wachsenden Bevölkerungsgruppe.
Zu dieser Zeit reiste ich zur Erzabtei St. Meinrad, um dort an Exerzitien teilzunehmen. Eines Morgens nach dem Frühgebet ging ich zum Ufer des Teichs und setzte mich ins Gras. Ich lauschte dem Wind, der über das Wasser strich, und versuchte, mich still zu verhalten, einfach nur dazusitzen und im Augenblick zu verharren. Aber sofort stieg das gesamte innere Chaos in mir hoch. Das Bedürfnis, mich zu bewegen, alles aufzulösen, war überwältigend. Ich stand auf.
Als ich zum Gästehaus zurückkam, fiel mir ein Mönch auf, der die Skimütze über die Ohren gezogen hatte und vollkommen reglos unter einem Baum verharrte. Von seiner Silhouette ging eine derart andächtige Stille aus, eine solch ruhige Unerschütterlichkeit, dass ich stehen blieb und ihn beobachtete. Er war die Verkörperung des Wartens.
Ein wenig später sprach ich ihn an. »Ich habe Sie heute gesehen, wie Sie da unter dem Baum saßen. Sie saßen einfach nur reglos da. Wie schaffen Sie es bloß, so geduldig im Augenblick zu verharren? Ich kann mich anscheinend gar nicht mit der Vorstellung des Nichtstuns anfreunden.«
Ein wundersames Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Genau darin liegt Ihr Problem, junge Frau. Sie sind dem in unserer Kultur weit verbreiteten Irrglauben verfallen, Warten sei Nichtstun.«
Dann legte er seine Hände auf meine Schultern und sah mir in die Augen: »Ich hoffe, Sie verstehen, was ich Ihnen jetzt erzählen werde. Wenn Sie warten, tun Sie nicht nichts. Sie tun das Wichtigste überhaupt. Sie erlauben Ihrer Seele zu reifen. Wenn Sie nicht innehalten und warten können, werden Sie niemals zu dem, was Gott für Sie ausersehen hat.«
Irgendwie war ich mir tief in meiner Seele gewiss, dass seine Worte Gottes Worte waren.
Damit fing ich an, meinen »kultivierten Irrglauben«, der meine Erfahrungen in Bezug auf das Warten gefärbt hatte, genauer zu erforschen und zu hinterfragen. Worin bestand dieser Irrglauben, und warum war ich ihm verfallen?

Die Gesellschaft der schnellen Lösungen


Wir leben im Zeitalter der Beschleunigung, in einer Ära, die derartig von Sofortlösungen verführt ist, dass wir ernsthaft gefährdet sind, unsere Fähigkeit zum Warten zu verlieren. Das Leben bewegt sich in Schwindel erregendem Tempo. Computer liefern sofortige Antworten. Bilder tauchen vor unseren Augen auf, Satelliten strahlen praktisch von überallher Fernsehsignale aus und lassen weit entfernte Bilder unmittelbar in unseren Wohnzimmern erscheinen. Komplizierte Lebensfragen werden routinemäßig abgehakt und innerhalb von genau eingehaltenen Dreißig-Minuten-Segmenten im Fernsehen gelöst.
Raumfahrt, Faxgeräte, Fertigkaffee, Wegwerfwindeln. Im Großen wie im Kleinen sind wir eingebunden in diese rasante Welt. Wir sind umgeben von Schnellstraßen, Eilpost, allzeit verfügbaren Krediten. Restaurants allein reichen nicht mehr, es müssen Fast-Food-Ketten her. Die gewöhnlichen Kassen in den Supermärkten genügen nicht mehr, es müssen Expresskassen sein. Schneller gleich besser. Darin sind sich fast alle einig.
Der moderne Mensch scheint nach seinem Terminkalender zu leben. Es ist mir schon fast peinlich, wie voll mein Planer immer war. Jedem Tag waren zwei Seiten vorbehalten, damit ich frei über die Zeit verfügen, sie aufteilen, freihalten, kommandieren und strecken konnte. Nachdem wir Designer-Kleidung und Designer-Schokolade haben, ist es uns wahrscheinlich nicht zu verdenken, wenn wir auch Designer-Zeit haben wollen.
Wir lassen uns immer neue Möglichkeiten einfallen, um Zeit einzusparen und sie dann möglichst stressfrei zu verbringen. Ich habe vor kurzem ein Trainingsfahrrad gesehen, das an einen Computerarbeitsplatz angeschlossen war, mit dem die Leute auch während der Arbeit fit bleiben konnten, und erst letzte Woche, als ich durch einen Katalog blätterte, ist mir ein Video mit dem Titel »Entdecke dich selbst in weniger als dreißig Minuten« aufgefallen. Eine Untersuchung in Pittsburgh stoppte die Zeit der Angestellten in den führenden Fast-Food-Restaurants, um festzustellen, bei welcher Kette man am schnellsten einen Hamburger mit Pommes und einem Getränk serviert bekam. Der Gewinner brauchte ganze sechsundvierzig Sekunden, der Verlierer langsame drei Minuten. Offensichtlich sind derartige Informationen wichtig für eine Gesellschaft, deren höchstes Gut Schnelllebigkeit und Bequemlichkeit heißen.
Schnell und bequem sind Zauberworte mit einer immensen Verführungskraft. Die Werbefachleute wissen darum und platzieren sie auf den Produkten, die sich folglich besser verkaufen lassen – ob es sich nun bei dem Produkt um Instantkartoffelbrei, schnelles Geld oder sofortige Abhilfe handelt. Es wird uns erzählt, wir könnten in zwei Wochen fünf Kilo abspecken, in fünf Tagen fünfzehn Zentimeter wegschmelzen oder es mit einer einzigen Pille über Nacht schaffen. Wir werden mit Versprechen angelockt wie: eine neue Brille innerhalb von einer Stunde, ein Ölwechsel in dreißig Minuten und eine Pizza in zwanzig.
Wundert es da noch, dass wir darauf programmiert sind, von Kindesbeinen an nach der schnellen Lösung zu suchen? Unsere Leben sollen funktionieren wie unsere Mikrowellen. Letzte Woche hat sich meine Tochter im Wohnzimmer vor dem Fernseher auf den Boden plumpsen lassen, um ihre Hausaufgaben zu machen. Sie hielt die Fernbedienung in der einen Hand und ihr Mathematikbuch in der anderen. »Ich hasse Mathe«, sagte sie, »das ist so schwer.« Dann richtete sie in einem Anflug von Schelmenhaftigkeit die Fernbedienung auf ihre Hausaufgaben und drückte auf vorwärts. »Wäre es nicht großartig, wenn man die unangenehmen Sachen einfach abkürzen könnte?«, fragte sie. Oh, ja. Ich kenne diesen Wunsch nur allzu gut.

Religion mit Abkürzungen


Es war unvermeidbar, dass die Verlockung des Schnellen und Bequemen auch vor der Religion nicht Halt macht. Unsere Kirchen sind voll von Leuten, die nach möglichst schnell wirksamen und schmerzfreien Mitteln für Veränderung und Wachstum suchen, nach dem, was Dietrich Bonhoeffer als »die billige Gnade« bezeichnet hat.
Viele von uns haben ihr Leben mit einer Religion der Abkürzungen zugebracht. Wir wollten nicht wahrhaben, dass die spirituelle Reise zwar freudvoll und erfüllend, aber eben auch lang und beschwerlich sein kann. Sie verlangt viel von uns – manchmal zu viel.
Anthony Bloom erinnert uns daran, dass der Zweck von Gebeten kein anderer ist als der, »eine einschneidende Veränderung in unserer gesamten Persönlichkeit zu erreichen«. Um es mit Thomas Merton zu sagen, lautet unsere Pflicht, eine »vollkommen neue Person« zu werden. Solch außerordentliche Strömungen der Neuerschaffung passieren nicht einfach ohne Mühen und Leid.
Als mein Sohn vierzehn war, hatte er eine Zeit lang immer wieder Schmerzen in den Beinen, die ihn nachts nicht schlafen ließen. Der Arzt bezeichnete sie als »Wachstumsschmerzen«. Damals wusste ich noch nicht, dass es so etwas tatsächlich gibt. Aber ich setzte mich mitten in der Nacht, wenn es am schlimmsten war, an Bobs Bett und massierte seine Schienbeine, während er stöhnte und litt. Eines Nachts sah er mich an: »Wachsen tut weh.«
Ich lächelte, ohne mir darüber im Klaren zu sein, dass er soeben eine fundamentale Lebensweisheit geäußert hatte. »Aber du hast immer gesagt, du willst mindestens eins achtzig groß werden.«
»Ja«, murmelte er. »Aber das hätte ich gern ohne das hier.«
Er wollte das, was wir alle wollten, eine Abkürzung, die das Leid umging und dennoch dazu führte, dass man eins achtzig groß wurde. Spirituell heranzuwachsen, bedeutet, Wachstumsschmerzen in tiefster Finsternis zu ertragen.
Einige Christen (sogar etliche Kirchen) haben auf diese schwer zu ertragende Wahrheit reagiert, indem sie versuchten, solche Abkürzungen zu schaffen – Versprechungen von bequemer Gnade, Antworten zu komplizierten Problemen auf Knopfdruck, illusionäre Vorstellungen darüber, dass wir in die Kirche gehen und zugleich das Königreich draußen in der Welt verbreiten könnten, ohne den glühenden Prozess durchleben zu müssen, es zuerst...
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