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E-Book

Schnecken

im naturnahen Garten

AutorEngelbert Kötter
VerlagCadmos Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl96 Seiten
ISBN9783840465444
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Schnecken können erhebliche Schäden an den verschiedensten Nutz- und Zierpflanzen im Garten verursachen. Die Industrie bietet inzwischen eine große Anzahl von Produkten an, die Schnecken abwehren oder vernichten sollen, aber die meisten davon sind für die naturnahe Gartenbewirtschaftung nicht geeignet. Dieses Buch zeigt Möglichkeiten auf, Schnecken auf ökologisch vertretbare Weise von den Pflanzen fernzuhalten. Fragt man Gartenbesitzer nach ihren frustrierendsten Gartenerlebnissen, gehören Fraßschäden an Pflanzen, verursacht von Schnecken, zu den häufigsten Antworten. In einer einzigen Nacht werden ganze Salatkulturen vertilgt, und auch viele beliebte Zierpflanzen gehören zu den erklärten Leibspeisen der kriechenden Gartenbewohner. Die von der Industrie angebotenen Abwehr- oder Vernichtungsprodukte sind ökologisch zum größten Teil nicht akzeptabel, doch es gibt jede Menge Möglichkeiten, mit den unliebsamen Gartenbewohnern und im Einklang mit der Natur ein Auskommen zu finden. Allein die richtige Pflanzenauswahl spielt schon eine große Rolle, daneben müssen aber auch die Gegenspieler von Schnecken gefördert werden. Dieses Buch zeigt die Möglichkeiten auf, Schnecken auf ökologisch vertretbare Weise von den Pflanzen fernzuhalten.

Engelbert Kötter ist Gärtner und Verfasser zahlreicher Gartenbücher sowie von Fachbeiträgen in Zeitschriften. Er arbeitet europaweit als Berater für Unternehmen der Grünen Branche und als Fachjournalist für Garten- und Tierthemen. Im Internet ist er als Gartenexperte und Kräuterflüsterer zu finden. Schnecken betrachtet er gleichermaßen als Geschöpfe und als stellenweise Schädlinge ­ speziell Weinbergschnecken allerdings auch als mancherorts Bereicherung der regionalen Küchenkultur.

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Leseprobe

Schnecken? Das ist ja interessant!

(Foto: Melanie Kluth/pixelio.de)

Schnecken – gar nicht so schrecklich

Hilfe – eine Schnecke! Ob Kapuzinerschnecke, die fälschlicherweise immer noch als Spanische Wegschnecke bezeichnet wird, Gartenschnirkelschnecke oder Weinbergschnecke, einer Schnecke in ihren Beeten zu begegnen, ruft beim Gros der Freizeitgärtner mittlerweile nahezu spontan die Reaktion hervor: „Die muss hier weg – sofort“. Denn die Schnecke ist DAS Feindbild des Gärtners schlechthin. Es rangiert noch weit vor Blattlaus und Maulwurf: Maulwürfe kann man vergällen, Blattläuse werden irgendwann von den Meisen oder anderen Nützlingen gefressen – aber Schnecken? Nee, geht gar nicht! Schnecken passen nun einmal nicht in den Garten, weil sie schließlich Pflanzen anknabbern oder die Jungpflanzen von Salat, Tagetes & Co. gleich ganz und gar vertilgen. Und weil der Garten eine in Kultur genommene Vegetationsinsel innerhalb der Natur ist, hat in ihm automatisch der Mensch mit seinen Anbaubedürfnissen für Kulturpflanzen das Sagen.

Es kommt auf die Perspektive an

Ist dieser Reflex berechtigt? Zunächst einmal ja, denn Schnecken sind dort schädlich, wo sie Arbeit und Ernte des Menschen zunichtemachen. Es kommt aber auf die Perspektive an. Sind sie einerseits Gartenschädlinge, so sind Schnecken andererseits ein faszinierender Teil der Schöpfung. Wer hat nicht in seiner Kindheit – und damit noch unbefangen jeglicher möglicher Gartenschäden – Schneckenhäuser gesammelt, gehortet und immer wieder fasziniert betrachtet? Oder im Kreise der Spielkameraden mit den Weichtieren Wettrennen veranstaltet? Diese Erinnerungen und Gefühle will dieses Buch durchaus wieder wachrufen. Es soll Ihr Interesse an den Gartenmollusken wecken und zum Hinschauen einladen. Es will den Blick weiten darauf, dass Schnecken durchaus eben auch ihr Kulturelles und Kulinarisches, ihr Humorvolles und Lyrisches und nicht zuletzt einen Erlebniswert für die ganze Familie haben. Eines der ersten lebenden Tiere in der Obhut von Kindern können Schnecken sein!

Um es klar zu sagen: Wo im Garten Schnecken stören, gilt es in diesem Buch aufzuzeigen, was Sie – ganz praktisch – gegen sie unternehmen können. Darüber hinaus möchte Ihnen dieses Buch das Staunen zurückschenken. Das Staunen über diese Jahrmillionen alte Tierklasse und ihre Einbettung in die freie Wildbahn und seine Ökologie, bis hin zu demjenigen Fleckchen gezähmte Natur, das Sie als Ihren Garten betreten.

Schnecken – im Ökosystem Garten

Beim genaueren Hinsehen auf Schnecken im Garten zeigt sich, dass – wie alles im Leben – auch Schnecken im Garten mit Maß und Ziel zu betrachten sind. Je stärker Ihr Garten ertragsorientiert ist, desto strenger ist es möglicherweise erforderlich, gegen Schnecken vorzugehen. Aber es gilt eben auch zu unterscheiden. Hinzu kommt: Je intensiver die Gartenbeete in Kultur genommen sind, desto weiter entfernt sich der Garten davon, in den natürlichen Kreislauf der Natur eingebettet zu sein und umso störender ist dann die eine oder andere Schnecke. Im naturnahen Garten gehören Schnecken, seien es Nacktschnecken oder auch Gehäuseschnecken, mit dazu, um Laufkäfer, Spitzmaus oder Igel und weitere Mitgeschöpfe in der Nahrungskette zu ernähren. Ähnlich einem Heimtier, betrachtet jeder Gartenbesitzer Gartenteichfisch, Igel und Co. in seinem grünen Wohnzimmer als hoch willkommen. Sie sind aber nur dort dauerhaft zugegen, wo sie sich ernähren können.

Eine differenzierte Betrachtung von Schnecken tut also not, weil nicht jede Art gleichermaßen bedeutender Gartenschädling ist.

Je stabiler die ökologische Nische Garten den passenden Nützlingen Raum gibt, desto weniger ausufernd gestaltet sich dort das Vorkommen von Nackt- und Gehäuseschnecken. (Foto: Ingo Bartussek/fotolia.com)

Farbenvielfalt der Hain-Bänderschnecke oder Hain-Schnirkelschnecke. (Foto: M. Großmann/pixelio.de)

In den seltensten Fällen nämlich treten Weinbergschnecke (Helix pomatia) und Gartenschnirkelschnecke (Cepaea hortensis) in einer Anzahl oberhalb der Schadschwelle im Garten auf. Von Bekämpfungsmaßnahmen sind „die Netten unter den Schnecken“ aber unweigerlich mit betroffen.

Schnecken im Gartenteich

Im Wassergarten sind Sumpfdeckelschnecke (Viviparus), Posthornschnecke (Planorbis corneus) und Stumpfe Blasenschnecke (Physa fontinalis) durchaus gern gesehene Mitbewohner. Dort verwerten sie Algen und pflanzliche Abfälle. Spitzschlammschnecken (Lymnaea stagnalis) fressen lebende Pflanzen und sind darüber hinaus auch Krankheitsüberträger. Diese werden deshalb als Schadschnecken eingestuft.

Was sind Schnecken? Und wie „ticken“ sie?

Was für Unterschiede gibt es und auf welche Weise leben Schnecken? Das zu wissen und zu verstehen ist nicht nur spannend, es weckt auch buchstäblich das Verständnis für diese Tiere – und erleichtert es Ihnen im Umkehrschluss, sie umso zielgerichteter dort zu bekämpfen, wo das erforderlich ist. Auch wenn Sie auf natürliche Fressfeinde (siehe S. 58 ff.) setzen, kommt Ihnen das Wissen über die Lebensweise und die Funktion der Schnecken zugute.

Im zoologischen Stamm der Weichtiere (Mollusca) bilden die Schnecken eine eigene Klasse. Vergleichsweise so, wie im Stamm der Gliedertiere jeweils die Insekten, Spinnentiere und Krebstiere eine eigene Klasse bilden, im (Unter-)Stamm der Wirbeltiere die Vögel, Lurche oder Säugetiere das tun.

Daraus ergibt sich die Feststellung: Jede Schnecke ist eine Molluske, aber nicht jede Molluske eine Schnecke. Denn neben den Schnecken bilden zum Beispiel die Muscheln und die Tintenfische ebenfalls eine Mollusca-Klasse. Mit dieser schnellen Übersicht ist aber auch schon nahezu das Ende des einfachen geordneten Verstehens einer zoologischen Schneckensystematik erreicht. Früher orientierte man sich an Äußerlichkeiten. Erst seit Kurzem stehen ultrastrukturelle und molekulargenetische Merkmale zur Verfügung. Auch wenn eine befriedigende Grobsystematik bereits steht, müssen viele Details noch geklärt werden. Aus praktischen Gründen ist daher die veraltete Einteilung der Schnecken in Vorderkiemer, Hinterkiemer und Lungenschnecken an dieser Stelle weiter sinnvoll.

Was aber sind Vorderkiemer, Hinterkiemer und Lungenschnecken? Während die ersten beiden ihren Sauerstoff über Kiemen tanken, folglich an Wasser gebunden sind, atmen die Lungenschnecken über etwas Lungenartiges. Wieder einmal nötigt es an dieser Stelle dem Betrachter von Schnecken zumindest Respekt ab, wie lebenstüchtig die Vielzahl der Schneckenarten ist.

So leben Schnecken

Beispielsweise lebt die heimische Sumpf-Schlammschnecke (Stagnicola palustris) zwar in langsam fließenden Gewässern und Tümpeln bis hin zum naturnahen Schwimm- und Gartenteich, ist aber als Lungenatmer in der Lage, das Wasser für geraume Zeit zu verlassen, und zwar ohne Gehäuseverschluss. Den wiederrum muss sich nämlich der Kiemenatmer Sumpf-Deckelschnecke (Viviparus viviparus) an Land zulegen, um zu überleben. Im Gegenzug gibt es andererseits mit Arten wie der Posthornschnecke (Planorbis corneus) und Tellerschnecken-Gattungen (Armiger, Bathyomphalus, Spiralina, Tropidiscus) heimische Lungenschnecken (wie sie doch typischerweise das Land besiedeln), die im Wasser leben. Nur müssen diese an den Lebensraum Wasser angepassten Lungenschnecken dort gelegentlich zum Atemholen an die Wasseroberfläche kommen.

Eines wird schon bei dieser kurzen Betrachtung deutlich: Eine beiläufig schnell mal zertretene Schnecke ist, zoologisch gesehen, also durchaus etwas komplexer angelegt, als wir normalerweise denken, und sollte nicht nur auf ihr Dasein als Gartenschädling reduziert werden. So viele erstaunliche Details tauchen plötzlich aus dem verschleiernden Nebel des Nichtwissens über Schnecken auf, dass es sie dort, wo sie kriecht, zu einem neugierig machenden Etwas avanciert. Und das wissensdurstige Interesse an Schnecken wächst noch weiter, betrachtet man Aufbau und Struktur von Schnecke und Schneckenhaus, von Kreislauf, Nervensystem und Verdauungssystem dieser Tiere, schaut man näher auf ihre Lebensweise und ihr faszinierendes Fortpflanzungsverhalten.

Beste Anpassung

Bedenkt man ihre zoologische Stellung im Tierreich, sind Schnecken vergleichsweise weit entwickelte Tiere, die mit einem Nervensowie Herz-Kreislauf-System, dazu mit Organen wie Magen, Leber und Niere recht hoch entwickelt sind. Es ist geradezu faszinierend, wie exzellent sie in ihrer anatomischen Ausstattung an ihre Lebensweise angepasst sind.

Aus dem Schneckengehäuse ragt der runzelhäutige, lang gezogene Kriechfuß des Tieres, mit seiner Kriechsohle an der Unter-(also Bauch-)seite. Der Kriechfuß enthält zahlreiche längs und quer verlaufende Einzelmuskeln, mit denen der dahinkriechende „Bauchfüßler“ (Gastropode) seinen wellenförmigen Fortbewegungsrhythmus in Gang setzt.

Runzelig ist die Haut, weil in den Kapillaren zwischen den Runzeln Wasser haften und sich über die Haut verteilen sowie von ihr aufgenommen werden kann. Der Kopf ist vom Kriechfuß äußerlich...

Blick ins Buch

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