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SchülerInnen leiten eine Station

Konzeption, Durchführung und Auswertung eines Projektes in der Pflege

AutorMarion Kosak
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl124 Seiten
ISBN9783640299522
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Gesundheit - Pflegewissenschaft - Pflegemanagement, Note: 1,3, Hochschule Hannover, Sprache: Deutsch, Abstract: In der theoretischen Ausbildung zum/zur Gesundheits- und KrankenpflegerIn werden zu erarbeitende Sach-, Sinn- und Problemzusammenhänge überwiegend sprachlich dargeboten und vermittelt. Diese Gegebenheit führt meist dazu, dass der bereits existierende Theorie-Praxisgraben an Tiefe zunimmt. Werden Unterrichtsinhalte sinnlich ganzheitlich, das heißt mit Kopf, Herz und Händen und allen Sinnen vermittelt (vgl. Jank/Meyer 2002, S. 155), wird es einfacher, einen hohen Anteil an Selbstständigkeit und Aktivität für die SchülerInnen zu sichern und somit theoretische Inhalte in die Praxis zu transferieren. Der Gesetzgeber hat ebenfalls erkannt, dass die alleinige Vermittlung von Fachwissen in der heutigen Zeit für die Ausbildung nicht mehr ausreichend ist. Aus diesem Grund wurde in dem neuen Krankenpflegegesetz, welches 2004 in Kraft getreten ist, festgelegt, zu welchen Kompetenzen die SchülerInnen befähigt werden sollen, damit sie die Zielvorgaben der Ausbildung erfüllen können und daraus resultierend als handlungskompetente Pflegekräfte in das Berufsleben ´entlassen` werden. Für den Erwerb dieser Kompetenzen und die Erfüllung der Ausbildungsziele ist es von erheblicher Wichtigkeit, dass die SchülerInnen die Möglichkeit erhalten, ihr theoretisch erlerntes Wissen in der Pflegepraxis anzuwenden und zu verinnerlichen.

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Leseprobe

3 Das Projekt „SchülerInnen leiten eine Station“


 

Ausgehend von den Kriterien, die in Kapitel 1.4 beschrieben wurden und den Erfahrungen anderer Krankenpflegeschulen, die ein vergleichbares Projekt bereits durchführten (siehe Kapitel 2), entstanden die Überlegungen zum Projekt „SchülerInnen leiten eine Station“.

 

Das Projekt wurde von den Auszubildenden der Krankenpflegeschule der Kliniken Herzberg und Osterode GmbH geplant, vorbereitet und durchgeführt. Die Schule ist an die Rhön Klinik Herzberg und Osterode GmbH angegliedert und liegt mit ihrem Standort in circa drei Kilometern Entfernung zur Klinik. Sie verfügt über 60 Ausbildungsplätze, die auf drei Ausbildungskurse aufgeteilt sind. Jeweils zum ersten Oktober startet ein neuer Ausbildungskurs in eine umfassende theoretische und praktische dreijährige Ausbildung zum/zur Gesundheits- und KrankenpflegerIn. Der Unterricht erfolgt in zwei- bis dreiwöchigen Theorieblöcken zwischen den praktischen Einsätzen sowie während der praktischen Einsätze an einem Studientag in jeder Woche.

 

Die Krankenpflegeschule arbeitet mit dem Curriculum von OELKE/MENKE „Gemeinsame Pflegeausbildung“ (2002). Die Vorgaben dieses Curriculums geben den Rahmen für eine gut strukturierte, transparente und nachvollziehbare Ausbildung nach den Vorgaben des neuen Krankenpflegegesetzes. Sie lassen allerdings auch Spielräume, die individuell an die Bedürfnisse und Wünsche der Auszubildenden angepasst werden können.

 

Die am Projekt beteiligten Auszubildenden sind KrankenpflegeschülerInnen in der Mitte des dritten Ausbildungsjahres. Sie haben im Oktober 2004 ihre Ausbildung begonnen und werden im September 2007 das Staatsexamen absolvieren. Ausgebildet wird dieser Kurs nach dem innovierten Krankenpflegegesetz von 2003 (vgl. KrPflG 2003).

 

Zu Beginn der Ausbildung bestand der Kurs aus 20 Auszubildenden. Aus persönlichen und gesundheitlichen Gründen haben vier TeilnehmerInnen die Ausbildung vorzeitig beendet, wodurch der Kurs nur noch aus 13 Schülerinnen und drei Schülern, die zwischen 20 und 41 Jahre alt sind, besteht.

 

Diese Lernenden haben sich zur Aufgabe gemacht, für zwei Wochen in Eigenverantwortung eine Station mit 38 Betten zu übernehmen. Dabei waren sie für die gesamten administrativen und pflegerischen Aufgaben in allen drei Schichten zuständig. Lernende, die in ihrer bisherigen Ausbildungszeit noch nicht genügend Nachtdienste absolvieren konnten, bekamen hier die Möglichkeit, diese nachzuholen.

 

Die detaillierte Ablaufplanung, die Gestaltung der Vorstellung des Projektes, die Dienstplanerstellung und die Erstellung benötigter Standards erfolgte in der Planungsphase durch die SchülerInnen, die dabei durch Lehrkräfte der Schule unterstützt wurden. Zu diesen Lehrkräften zählten die Leitung der Schule, zwei halbtags arbeitende freigestellte PraxisanleiterInnen, die fest in der Schule integriert sind und neben ihrer eigentlichen Tätigkeit auch gelegentlich unterrichten und meine Person. Wichtig zu erwähnen ist, dass die Lehrkräfte während der gesamten Projektzeit die Rolle der LernbegleiterInnen[10] einnahmen.

 

KLAFKI entwickelte das Modell der kritisch-konstruktiven Didaktik. Er postuliert als Bildungsziele die Fähigkeit zur Selbstbestimmung, Mitbestimmung und Solidarität (vgl. 1996, S.52). Diese Komponenten sollen und müssen in der SchülerInnenbildung unbedingt integriert werden. Auf dieser Grundlage bekommen die Auszubildenden die Hilfestellung, die sie benötigen, um ihre Lernziele zu erreichen. Der theoretische Unterricht wird mit den SchülerInnen gemeinsam gestaltet, wobei diese in die Planung, Vorbereitung und Durchführung miteinbezogen werden, wodurch ein handlungsorientierter, erfahrungsbezogener Unterricht sichergestellt wird.

 

Im Folgenden wird zu Beginn die konkrete Projektplanung beschrieben. Diese beinhaltet die Zielsetzungen sowie die organisatorische und inhaltliche Planung des Projektes. Der anschließende Abschnitt widmet sich der konkreten Projektvorbereitung, bevor im letzen Abschnitt die Durchführung des Projektes erläutert wird.

 

3.1 Projektplanung


 

Die betreffenden SchülerInnen und das Lehrerkollegium der Krankenpflegeschule waren sich einig, dass eine Zustimmung zur Durchführung des Projektes nur erfolgen würde, wenn eine konkrete Planung des Projektes vorgelegt werden konnte. Aus dieser Planung mussten die maßgeblich für die Zustimmung Verantwortlichen ersehen können, dass die SchülerInnen einerseits gut vorbereitet waren und andererseits musste die mit dem Projekt verbundene Zielsetzung dargelegt werden. Weiterhin sollte ersichtlich werden, welche positiven Effekte die Durchführung eines derartigen Projektes mit sich bringt.

 

Um eine Zustimmung zu erhalten, war es weiterhin von erheblicher Bedeutung, bereits im Vorfeld zu verdeutlichen, dass durch dieses Projekt die Leistung von den Kolleginnen/Kollegen der entsprechenden Station zu keiner Zeit in Frage gestellt wurde. Im Gegenteil, die Pflegekräfte sollten in das Projekt aktiv mit eingebunden werden, so dass ein gegenseitiges voneinander lernen und wertschätzen gewährleistet wurde.

 

Eine besondere Bedeutung sollte während des gesamten Projektzeitraumes den Patienten zukommen, die stets im Mittelpunkt standen, zu keinem Zeitpunkt gefährdet werden durften und deren Gesundheit und Wohlbefinden fortwährend höchste Priorität erfuhr.

 

Bevor mit der Planung des Projektes begonnen werden konnte, musste der Frage nachgegangen werden, auf welcher Station das Projekt durchgeführt werden konnte.

 

Da alle betreffenden SchülerInnen bereits mindestens einen Einsatz auf einer internen Station absolviert hatten, wurde nach Absprache mit den Auszubildenden und dem Schulteam beschlossen, die Umsetzung des Projektes auf einer internen Station durchzuführen. Die Wahl fiel auf die Station 41, einer gastroenterologischen Station mit 38 Betten. Mit dieser Station war der größte Teil der Lernenden vertraut und hatte dort durchgängig positive Erfahrungen gesammelt.

 

Die auf einer internen Station am häufigsten auftretenden Krankheitsbilder waren den SchülerInnen bekannt, da sie bis zu diesem Zeitpunkt circa 500 theoretische Unterrichtsstunden in Krankheitslehre und davon annähernd 300 Stunden im internen Bereich vorweisen konnten.

 

Im Folgenden bestand die Überlegung darin, einen geeigneten Termin für die Durchführung dieses Projektes zu finden. In Abstimmung mit dem Lehrplan wurde der Termin vom 03.03.2007 bis zum 17.03.2007 festgelegt. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich die SchülerInnen in der Mitte des dritten Ausbildungsjahres, knapp vier Monate vor Beginn ihres Examens, sodass es zu keiner Doppelbelastung mit der Projekt- und Examensvorbereitung für die Lernenden kommen konnte.

 

3.1.1 Zielsetzung

 

Zu Beginn der Projektplanung stand bei den Auszubildenden und den Lehrkräften das Vorhaben im Vordergrund, Ziele zu formulieren, die durch das Projekt erreicht werden sollten.

 

Der Ausbildungskurs wurde in drei Kleingruppen geteilt, die jeweils die Aufgabe bekamen, Ziele für das Projekt zu formulieren. Die fertigen Erarbeitungen wurden im Kursverband vorgetragen. Abschließend wurden sich auf die nachfolgenden Ziele geeinigt, die als Gegenstand der weiteren Projektplanung im Mittelpunkt standen:

 

1. Eigenverantwortliches, selbstständiges Arbeiten, um auf diese Weise eine gute 

Voraussetzung für den Berufsalltag nach dem Erlangen des Examens zu schaffen.

 

2. Sichere Ausübung der Stationsorganisation und –administration.

 

3. Die Kommunikation und die Kooperation mit der eigenen und den anderen 

Berufsgruppen zu verbessern und Verständnis füreinander zu entwickeln.

 

4. Vertiefung der vom Krankenpflegegesetz geforderten Kompetenzen.

 

5. Zufriedenheit bzw. qualitative Versorgung der Patienten.

 

6. Eigene Grenzen erfahren und einschätzen lernen.

 

Nachdem die Zielsetzung für das Projekt festgelegt wurde, bestand die nächste Phase darin, die Planung zu erstellen. Diese sollte alle Grundvoraussetzungen beinhalten, die gewährleisten, dass es zu einer Durchführung dieses Projektes kommen konnte und die SchülerInnen somit die Möglichkeit erhielten, ihre Ziele umzusetzen bzw. zu erreichen.

 

3.1.2 Inhaltliche Planung

 

Zu Beginn der Planung empfanden es die Auszubildenden für wichtig, aus ihren Reihen eine Stationsleitung und deren Stellvertretung zu wählen. Das Ziel bestand darin, aus dem Kurs ein Team zu bilden, das sich gegenseitig unterstützt und gemeinsam an der Projektplanung, Vorbereitung und Durchführung arbeitet. Mit diesem Bestreben wollte der Kurs von Anfang an beginnen. Dazu gehörte auch, dass es eine Person in ihren eigenen Reihen gab, die als Ansprechpartner fungierte und als...

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