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E-Book

Schule und Bildung im Wandel

Anthologie historischer und aktueller Perspektiven

VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl449 Seiten
ISBN9783531918129
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis84,99 EUR
Der Band versammelt Beiträge ausgewiesener Wissenschaftler zu Schule und Bildung. Dabei wird aus historischer und aktueller Perspektive der Wandel des Bildungssystems exemplifiziert. Berücksichtigt werden Strukturprobleme der Schulentwicklung im Spektrum von Bildungsstandards, Schulkarrieren, Schülerbiographie sowie die Auswirkungen von Gewalt und ihrer Begegnung in Theorie und Praxis.


Dr. Werner Helsper ist Professor für Schulforschung und Allgemeine Didaktik am Institut für Schulpädagogik und Grundschuldidaktik am FB Erziehungswissenschaft der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Christian Hillbrandt ist Studienrat am Berufskolleg mit beruflichem Gymnasium und Lehrbeauftragter und Doktorand am FB Bildungswissenschaften der Universität Duisburg-Essen.
Dipl. Päd. Thomas Schwarz ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Bildungswissenschaften und Unterrichtsbeauftragter am Zentrum für Hochschul- und Qualitätsentwicklung (ZfH) der Universität Duisburg-Essen.


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Leseprobe
"Anja Seifert (S. 209-210)

Theaterpädagogik als Methode der Gewaltprävention als Methode der Gewaltprävention in der Schule

Aggression und Gewalt werden in unserer Gesellschaft einerseits negativ etikettiert, andererseits sind Formen von verbaler und nonverbaler Gewalt spürbar im Alltag vorhanden. Spätestens seit der Freudschen Psychoanalyse ist uns bewusst, dass der Mensch kein friedfertiges Lebewesen ist, sondern triebgesteuert agiert. Der Mensch wird maßgeblich vom Aggressionstrieb geleitet und muss ihn permanent sublimieren, gleichzeitig erhebt sich der Mensch moralisch über diesen.

Auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts hat der Mensch der postmodernen Gesellschaft noch nicht gelernt, konstruktiv und offen mit seinen Aggressionsbestrebungen umzugehen, seine Gewaltphantasien anzuerkennen und mit ihnen zu arbeiten, anstatt sie zu verleugnen und zu verdrängen und in Einzelfällen explosionsartig zu kanalisieren. Jugendliche besitzen altersbedingt noch weniger als Erwachsene die Fähigkeit dazu, ihre Einstellung zur Gewalt zu reflektieren, ihre Gefühle und Bedürfnisse produktiv zu artikulieren und damit einen positiven Umgang mit der eigenen Aggression zu finden.

Doch gerade Jugendliche, zumal solche aus einem schwierigen sozialen Umfeld, erfahren in ihrem Alltag häufig Gewalt, sowohl familiärer als auch institutioneller Art. Und sie üben Gewalt aus. Gewaltbereite Jugendliche werden gefürchtet, erscheinen jedoch ständig in den Medien und bekommen damit gesellschaftliche Beachtung. Macht, Durchsetzungsvermögen und Männlichkeit gehören nach wie vor zusammen, während Opfer in erster Linie eher weibliche, weiche und schwache Attribute besitzen.

Theaterpädagogik und soziales Lernen

Komplexität und Emotionalität der Gewalt-Thematik bedürfen eines ganzheitlichen Zugangs. Ein solcher stellt die Theaterpädagogik dar. In den letzten Jahrzehnten gewann die Theaterpädagogik an Bedeutung, indem sie sich zunehmend sowohl im schulischen als auch im außerschulischen sozialen und pädagogischen Praxisfeld als eigenständige Form der ästhetischen und sozialen Bildung etablierte.

Theaterpädagogik ist aufgrund des immer auf Gemeinschaft und Öffentlichkeit angewiesenen Charakters von Spiel und Theater eine unmittelbare Art sozialen Lernens. Vor allem Kinder und Jugendliche in der Primarstufe und in den unteren Klassen der Sekundarstufe I sind in der Regel aufgeschlossen für motivierende Spielprozesse, die das übliche Unterrichtsschema durchbrechen. Aber auch ältere Jugendliche zeigen sich oftmals noch offen gegenüber spielerischen Lernprozessen.

Legitim ist die Frage, welchen Beitrag die Spiel- und Theaterpädagogik für das schulische Lernen leisten kann. Generell gilt, dass das Lernen auf einer spielerischen Ebene anderen Prämissen folgt als das kognitive, von außen gesteuerte Lernen. Lernen auf der spielerischen Ebene geschieht nebenbei, wird vom Lernenden oftmals nicht als Lernen erlebt. Das Spiel gehört zu den wichtigsten Sozialisationselementen.

Die Spontaneität und Kreativität, die wir beispielsweise an Kleinkindern beobachten können, die sich mit Spaß und Hartnäckigkeit auch über einen längeren Zeitraum mit etwas zu beschäftigen wissen, was ihr Interesse geweckt hat, können als Fähigkeiten auch bei älteren Schülerinnen und Schülern (wieder)entdeckt bzw. weiter gefördert und ausgebaut werden. Spielerische Lernprozesse sind jedoch nur schwer nachweisbar, verlaufen vielmehr wie Ulrich Baer es ausdrückt „eher kreativ-experimentell als systematisch-logisch strukturiert."" (Baer 2002, S. 8) Lernprozesse im Spiel verlaufen mehrheitlich auf der unbewussten Ebene, werden von Lust und Motivation begleitet.

Aus diesen Gründen scheinen sie optimal geeignet für eine Nutzung im Unterricht. Die Methode Spiel impliziert ganzheitliches Handeln – ein Lernen mit Kopf, Herz und Hand – sowie mehrkanaliges Lernen, da stets verschiedene Sinnesorgane gleichzeitig angesprochen werden. Bei vielen Spielformen wird durch Experiment und Wiederholung gelernt, damit greifen die Lernprozesse tiefer als es bei anderen Lernformen möglich ist."
Inhaltsverzeichnis
Inhalt5
Vorwort8
Christian Hillbrandt & Thomas Schwarz10
Christian Hillbrandt & Wilhelm Sintzen-Königsfeld14
Dietmar Fack35
Anja Hilgers50
Volker van der Locht70
Gerhard Siegner89
Josef Fellsches123
Michael Weegen134
Thomas Ziehe151
Kerstin Dümmler & Wolfgang Melzer164
Sigrid Blömeke179
Anja Seifert200
Joachim Kersten216
Volker Ladenthin225
Sven Brademann, Werner Helsper, Rolf-Thorsten Kramer & Carolin Ziems244
Heinz-Hermann Krüger, Sina-Mareen Köhler & Maren Zschach270
Werner Thole291
Klaus Klemm305
Achim Frohnhofen & Heinz Schmitz316
Thomas Schwarz340
Fritz Bohnsack373
Michael Jost382
Bernhard Stelmaszyk408
Christian Droßmann419

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