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E-Book

Schulfrei

Lernen ohne Grenzen

AutorStefanie Mohsennia
Verlagtologo Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl194 Seiten
ISBN9783940596819
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
'Morgens in aller Frühe klingelt kein Wecker, der Sie aus dem Schlaf reißt. Der Kampf an fünf Tagen pro Woche ein unmotiviertes Kind aus dem Bett zu scheuchen und dafür zu sorgen, dass es sich anzieht, frühstückt und rechtzeitig aus dem Haus kommt, findet nicht statt. Der Morgen beginnt friedlich...' Ob in Großbritannien, den Vereinigten Staaten, Japan, der Schweiz oder Australien - zwei Millionen Kinder in den Industrienationen gehen nicht in die Schule. In ihren Heimatländern gilt statt der Schulpflicht eine Bildungspflicht. Sie lernen freiwillig, engagiert, erfolgreich - und oftmals vollkommen ohne formellen Unterricht. Ihr Lernen kennt keine Grenzen. Stefanie Mohsennia zeigt, wie selbstständiges, eigenverantwortliches Lernen funktioniert. Zu Wort kommen Pädagogen und Bildungsexperten ebenso wie Kinder und Eltern, die von ihrem Alltag berichten. Leben ohne Schule - ein Lernmodell auch für Deutschland?

Stefanie Mohsennia, geboren 1969 in Düsseldorf, durchlief eine klassische Schullaufbahn und studierte Anglistik, Romanistik und Bibiotheks- und Dokumentationswesen. Ihres Zeichens eigentlich Bibliothekarin, ist sie inzwischen nebenberuflich Verwalterin des 'Informationszentrums Leben ohne Schule', einer Internetseite, auf der entscheidende Fakten und Termine übersichtlich und sachlich gebündelt zu finden sind. 1988 wurde ihr Sohn geboren, der sie letztlich zum Thema ihres ersten Buches 'Schulfrei' führte. Die Lektüre von Büchern und Artikeln zum respektvollen, gleichberechtigten Umgang mit Kindern sensibilisierte sie für dieses Thema. 'Vorher', so ihre Aussage, 'hatte ich noch nie davon gehört.' Neben dem Engagement für das Leben ohne Schule verbringt Stefanie Mohsennia gern Zeit mit ihrer Familie. Sie interssiert sich für Reisen, Sprachen und andere Kulturen.

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Leseprobe

Warum Leben ohne Schule?


Wie kommen Eltern auf die Idee, ihr Kind nicht zur Schule zu schicken? Was bringt Eltern dazu, den konventionellen Weg zu verlassen und nach Alternativen zu suchen? In einigen Familien führt ein konkreter Anlass zu der Entscheidung für das Leben ohne Schule. Für andere Familien ist ihre generelle Einstellung zum Lernen und zum Leben ausschlaggebend:

Unsere Kinder sind die wertvollsten Menschen in unserem Leben. Warum sollte ich sie den ganzen Tag lang Fremden übergeben wollen? Um ihnen was zu sagen? Damit sie ihnen welche Werte über sich selbst, über das Leben und über die Welt, in der sie leben, vermitteln (wenn sie überhaupt Werte vermitteln)? Wie würden wir es vermeiden, den Kontakt zueinander zu verlieren? Wie erhält man eine Beziehung mit einem Kind aufrecht, das man kaum sieht, das aufgedreht und müde vom Schultag ist? Wenn sie sich dann endlich erholt haben und man Muße zum Reden hätte, ist es Zeit zu baden und ins Bett zu gehen oder: »Du wirst morgen nicht rechtzeitig aus den Federn kommen.« Nein, das wollten wir nicht. (Jan Jurczak-George, England)1

Über das Warum des Lebens ohne Schule

Die Frage präsentierte sich mir nach reiflicher Überlegung folgendermaßen: möchte ich, dass meine Kinder fähig sind Dinge zu tun, zu denen sie keine Lust haben, oder möchte ich, dass sie wissen, wozu sie Lust haben? Es scheint mir tatsächlich, dass viele Dinge in unserer Gesellschaft (und die Schule ist eines unter ihnen) dazu beitragen die Botschaft zu übermitteln, dass man nicht tun kann, was man gerne tut. Es stimmt schon, dass es manchmal unvermeidbare Verpflichtungen gibt, aber meiner Meinung nach sind es viel weniger, als man üblicherweise denkt, und sehr häufig erlegen wir uns selbst solche Beschränkungen auf. Wir sind oft so überzeugt davon, dass das Leben voller Zwänge ist, dass wir uns schließlich nicht einmal mehr fragen, welche davon wirklich unvermeidbar sind und welche wir uns selbst auferlegt haben. Ich möchte, dass meine Kinder in einem höchstmöglichen Maß die Botschaft empfangen, dass man sein Leben zum großen Teil selbst gestaltet und dass man sich sehr häufig dafür entscheiden kann zu tun, was man gerne tut … (Sophie Adam, Belgien)2

Meine älteste Tochter (…) ging im Alter von 5 und 6 Jahren zur Schule [und] es war klar, dass es ihr nicht gefiel. Zu dem Zeitpunkt noch ein Einzelkind, war Elizabeth überaus schüchtern in Gegenwart von Horden wilder, tobender Kinder – aber sie war offensichtlich sehr intelligent und neugierig. Ich war erschrocken, als ich ihren Lehrer sagen hörte, dass meine Tochter sich in der Klasse unter dem Tisch verkroch … aber die einfache Lösung kam mir noch nicht in den Sinn … sie aus ihrem Elend zu befreien. (Joyce Reed, USA)3

Innerhalb von drei Wochen nach der Einschulung hörte mein Sohn, der zu Hause den ganzen Tag lang Fragen gestellt hatte und alles wissen wollte, auf Fragen zu stellen. Er wurde aggressiv und zog sich zurück. Wir konnten nicht einfach untätig abwarten und zusehen, wie das Schulsystem ihn zerstörte, also nahmen wir ihn aus der Schule und entdeckten die Freuden des Lebens ohne Schule. (Angie Pullin, England)4

Mir gefiel nicht, wie sich ihre Persönlichkeit entwickelte. Zu Hause hackte sie auf ihrer kleinen Schwestern herum. Sie war still und gedrückt, hatte kein Selbstbewusstsein und zweifelte an ihren Fähigkeiten. Aber das verschwand in den großen Ferien. In einem Jahr nahmen wir einen ausgedehnten, dreimonatigen Urlaub von der Schule, in dem sie sich veränderte. Mir gefiel die Veränderung, sie war viel netter. Ich wollte sie nicht wieder zurückschicken. (anonym, Australien)5

Als wir Kommentare wie: »Ich hasse … (unterschiedliche Fächer).« und noch beunruhigender: »Ich bin nicht gut in …« oder am allerschlimmsten: »Es war so langweilig, weil der Lehrer den überwiegenden Teil der Stunde versucht hat, die Klasse zu bändigen.« zu hören bekamen, wussten wir, dass es an der Zeit war, genauer zuzuhören, was unsere Mädchen zu sagen hatten. Unsere Älteste (zu dem Zeitpunkt 11) fragte uns, ob sie nicht zu Hause lernen könnte. (…) Uns wurde klar, dass grundlegende Werte wie Ehrlichkeit, Integrität, Zufriedenheit, Selbstachtung, Vertrauen und Selbstwertgefühl für uns in unserem Leben immer wichtiger wurden, während sie in der schulischen Umgebung im Vergleich zum Lernen abstrakter und akademisch orientierter Fächer ständig in ihrer Wichtigkeit abzunehmen schienen. (Barry Durdant-Hollamby, England)6

Dies sind die Erfahrungen einiger weniger Familien. Von den zahlreichen Gründen, warum bei der Wahl des Bildungsweges die Entscheidung zugunsten des Lebens ohne Schule fällt, kann hier nur eine kleine Auswahl zur Sprache kommen:

Das eine Kind fühlt sich vom Lernstoff bzw. vom Lerntempo überfordert, ein anderes ist in der Schule akademisch unterfordert. Beiden kommt das Leben ohne Schule zugute, denn die Eltern können sich ohne Rücksicht auf andere »Schüler« voll und ganz auf das Lerntempo und den Wissensstand des unbeschulten Kindes einstellen. Das gleiche gilt für unterschiedliche Lernstile: Kindern, deren Stärken nicht gerade im sprachlichen und logisch-mathematischen Bereich liegen, kann der traditionelle Schulunterricht nur schwer gerecht werden. Zu Hause können die Eltern den individuellen Lernstil des Kindes berücksichtigen, so dass das Lernen zum Erfolgserlebnis wird.

Vielen Kindern wird ihr Bewegungsdrang zum Verhängnis: das lange Stillsitzen in der Schule führt dazu, dass sich ihre physische Energie aufstaut und sich ein anderes Ventil suchen muss. Unbeschulte Kinder können ihr Bedürfnis nach Bewegung voll ausleben.

Der schulische Zeitplan von 8.00 Uhr bis 13.20 Uhr erweist sich ebenfalls als hinderlich, wenn er nicht dem natürlichen Tagesrhythmus des Kindes entspricht. Es gibt sie, die Kinder, die abends um zehn Uhr zu Hochform auflaufen, Stifte und Papier hervorkramen und einen langen Brief an die Oma schreiben oder einen »Laden« eröffnen, geschäftstüchtig ihre »Ware« verkaufen und das Wechselgeld berechnen, welches sie dem Kunden schulden. Gehen diese Kinder zur Schule und müssen daher entgegen ihrem natürlichen Rhythmus früh aufstehen, kann diese aktive Phase nicht ausgenutzt werden, da sie ansonsten am nächsten Morgen unausgeschlafen wären.

In einigen Familien kollidieren die Arbeitszeiten der Eltern mit den wenigen Stunden, die den Kindern neben Schulunterricht und Hausaufgaben als Freizeit verbleiben. Arbeitet der Vater beispielsweise häufig am Wochenende, so können seine freien Tage während der Woche genutzt werden, damit Eltern und Kinder gemeinsam etwas unternehmen können. Dies wäre nicht möglich, gingen die Kinder von Montag bis Freitag zur Schule.

Eine Mutter erzählte mir, dass ihr Sohn keine rote Kleidung mehr trägt, seit er zur Schule geht, weil Rot eine »Mädchenfarbe« ist. Jungen tragen kein Rot. Auch dies ist ein häufig genannter Grund: der Gruppenzwang, der in der Schule dazu führt, dass Kinder bestimmte Kleidung tragen »müssen«, bestimmte Fernsehsendungen sehen »müssen«, sich auf eine bestimmte Art und Weise verhalten »müssen« und alle möglichen Trends mitmachen, wird größtenteils vermieden, wenn Kinder zu Hause lernen. Weiterhin schrecken viele Familien vor dem hohen Grad an Aggressivität an den Schulen zurück und vor der Gewalt, die sich zum Teil schon in den unteren Klassen manifestiert. Mobbing durch Mitschüler ist keine Seltenheit und so wird der tägliche Schulbesuch für die Betroffenen zur quälenden Pflicht.

Weitaus mehr Argumente noch hat die Amerikanerin Pamela Sorooshian aufgrund einer Online-Umfrage für das National Home Education Network zusammengetragen7:

Das Leben ohne Schule gibt uns die Möglichkeit …

  1. 1.… mehr Zeit als Familie zu verbringen.
  2. 2.… mehr Zeit mit den Kindern zu verbringen, wenn sie ausgeruht und frisch sind, anstatt wenn sie müde und gereizt aus der Schule kommen.
  3. 3.… den Kampf zu vermeiden, der die Kinder dazu bewegen soll, die lästige Fleißarbeit zu erledigen, die sie so oft als Hausaufgaben mit nach Hause bringen.
  4. 4.… den Kindern Zeit zu geben, Fachgebiete zu behandeln, die normalerweise nicht in der Schule gelehrt werden.
  5. 5.… den Kindern Zeit zu geben, ein Thema gründlicher zu behandeln als es in der Schule möglich ist.
  6. 6.… den Kindern zu erlauben, in ihrem eigenen Tempo zu lernen, nicht zu langsam und nicht zu schnell.
  7. 7.… den Kindern zu erlauben, auf dem ihrer eigenen Entwicklungsstufe angemessenem Niveau zu arbeiten. Fertigkeiten und Konzepte können eingeführt werden, wenn der richtige Zeitpunkt für das Kind gekommen ist.
  8. 8.… für lange ungestörte Zeitblöcke zum Schreiben, Lesen, Spielen, Denken oder Arbeiten zu sorgen, damit das Kind sich auf anspruchsvolle, komplexe Aktivitäten und Denkprozesse einlassen kann.
  9. 9.… die Konzentration auf eine Sache zu fördern – dies ist in einem überfüllten Klassenzimmer mit zu vielen Ablenkungen nur schwer möglich.
  10. 10.… das Kind zu ermuntern, sein eigenes Tempo zu finden – dies wird in einem Klassenzimmer verhindert, wo der Stundenplan so angelegt ist, dass jedes Kind jederzeit beschäftigt ist.
  11. 11.… viel Zeit im Freien zu verbringen. Dies ist gesünder als wenn sich Kinder die meiste Zeit in überfüllten und häufig überhitzten Klassenräumen...
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