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E-Book

Schwer in Ordnung

Gönn dir doch dein Glück!

AutorThomas Drechsel
VerlagEden Books - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9783959101882
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
»Willkommen in der Geschichte meines Lebens.« »Ich fühle mich geehrt, dass du dir Zeit für mich nimmst, es gibt viel zu besprechen. Ich habe vor, dich auf eine kleine Reise mitzunehmen, und so viel kann ich dir schon jetzt versprechen: Wenn du mein Buch gelesen hast, wirst du nicht nur wissen, wie mein erster Schultag war, meine erste Filmrolle oder mein erster Tag am Set von GZSZ: Du wirst auf einmal viel Spaß daran haben, dich besser zu ernähren, jeden Tag zu genießen und dich und dein Leben mehr zu lieben. Ich möchte, dass auch du bald sagen kannst: Mein Leben ist schwer in Ordnung!«

Thomas Drechsel wurde 1987 in Potsdam geboren. Als Kind wurde er in der Schule entdeckt und war mit 12 Jahren zum ersten Mal in einem Kinofilm zu sehen. Seit April 2009 verkörpert er die Rolle des Max »Tuner « Krüger in der erfolgreichen Vorabend-TV-Serie »Gute Zeiten, schlechte Zeiten« und erfreut sich bei den Zuschauern großer Beliebtheit.

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Leseprobe

KAPITEL 1


Zwischen Glück und Trauer: meine Kindheit in der Platte


Was der Tommy nicht lernt, lernt der Thomas nimmermehr. Deine gesamte Kindheit legt ja bekanntlich den Grundstein für das ganze wunderbare Leben, das vor dir liegt. Für mich trifft das voll zu. Ich bin herzlich, bodenständig und heimatverbunden (klingt wie eine Kontaktanzeige, haha! Und ich würde darauf antworten). Das liegt an den Werten, die mir meine Eltern mitgegeben haben. Sei du selbst, verstell dich nicht, und sei gut zu den Menschen, die dir nahestehen. Geboren und aufgewachsen bin ich in Potsdam. Als Einzelkind. Meine Eltern hatten nie richtig Geld. Aber das sollte uns drei nie stören. Wir haben immer zusammengehalten. Meine Mutter hat die besten Witze gemacht, und mein Vater war eher der Ruhige, der das Leben im Stillen genoss. Bevor er meine Mutter heiratete, rasierte er sich regelmäßig. Danach nicht mehr. Er hatte ja alles, was er brauchte. Einen gesunden Jungen und eine zehn Jahre jüngere Frau an seiner Seite. Eigentlich hätte alles perfekt sein können. Aber leider war es nicht so. Mein Vater war Pförtner, weil er schwerbehindert war. Er hatte schon seit seiner Kindheit eine Erkrankung namens Morbus Recklinghausen. Das ist eine seltene Genkrankheit, die meist schon früh diagnostiziert wird. Solange ich mich erinnern kann, war er krank und hatte epileptische Anfälle. Ich bin sozusagen damit aufgewachsen. Später kam dazu, dass sein Gehirnwasser nicht richtig ablief, weshalb Bypässe gelegt werden mussten. Er hatte viele Kopf- und Bauchoperationen. Mit dieser Krankheit haben wir als Familie gelebt – was nicht immer leicht war.

Zum Glück sind meine Erinnerungen an meinen Vater aber nicht nur mit seiner Krankheit verknüpft. Er hat mich über alles geliebt und behandelte mich wie seinen kleinen Prinzen. Voller Stolz, so erzählt meine Mama noch heute gern, ging er mit mir zum Burgenbauen auf den Spielplatz. Auch schob er den Kinderwagen – ohne Wenn und Aber (in der damaligen Zeit war das nicht selbstverständlich für Väter). Zu meinem ersten Geburtstag schenkte er mir einen Teddy, den ich noch heute habe und der mich mein ganzes Leben lang begleitet hat. Als seine Krankheit schlimmer wurde und er all diese Operationen überstehen musste, war es schwierig für mich, das zu begreifen. Mit etwa neun Jahren sah ich ihn nach einer OP mit kahl geschorenem Kopf ruhig und erschöpft in seinem Krankenhausbett liegen. Er erkannte mich nicht und dachte, dass ich eigentlich noch viel jünger sein sollte. Als ihn meine Mutter fragte, wo wir wohnen, gab er eine Adresse an, an der wir vor ewigen Jahren mal gewohnt hatten. Danach wollte ich meinen Vater nie wieder im Krankenhaus besuchen. Ihn hilflos an diesen Schläuchen und Maschinen zu sehen, machte mich sehr traurig. Ich konnte ja nichts tun, um ihm zu helfen. Für einen kleinen Jungen war das schwer zu akzeptieren. Aber zum Glück kam mein Vater nach wochenlangem Aufenthalt wieder nach Hause.

Und so kam es, dass mein geliebter Papa dement wurde. Es war schwer für mich, damit umzugehen, aber dennoch haben meine Mutter und ich das sehr gut mit ihm zusammen hinbekommen. Meine Mutter arbeitete zu der Zeit noch in Vollzeit als Köchin und schuftete sich den Allerwertesten wund. Eine starke Frau. Schichtarbeit, ein kranker Mann zu Hause und ein Sohn, der einem mit seinen zehn Jahren alle Nerven raubt. Ich bin sehr stolz auf sie, denn nicht viele hätten die Kraft aufbringen können, das alles durchzustehen. Wir hatten tagsüber manchmal einen Zivi als Unterstützung zu Hause, während meine Mutter bei der Arbeit war. Mein Vater konnte dann gemütlich seine Pfeifen reinigen und stopfen, und ich spielte mit dem Zivi Nintendo. Das Gedächtnis meines Vaters wurde immer schlechter, und irgendwann konnte er sich nicht einmal mehr merken, was vor fünf Minuten geschehen war. Da ließ er schon mal das Kotelett für das Abendbrot anbrennen. Na und! Ich habe es trotzdem gegessen, weil auch ich es nicht besser hinbekommen hätte. Ich habe mich bewusst zurückgenommen. Ich wollte niemandem zur Last fallen. So lernte ich schon früh, selbstständig zu sein. Ich wollte meiner Mutter nicht mehr aufhalsen als nötig. Ich machte in Ruhe meine Hausaufgaben und ging oft raus zum Spielen.

Ansonsten hatten wir aber einen ganz normalen Alltag und kamen super miteinander aus. Er war ein toller Vater. Als es ihm noch besser ging, war er unter der Woche tagsüber in einer Tagesstätte. So hatte unsere Familie eine gewisse Routine: Ich konnte in Ruhe zur Schule gehen und meine Mutter arbeiten, dann kamen wir alle drei wieder nach Hause und aßen gemeinsam zu Abend. Aber dann kam es eines Tages zum schwersten epileptischen Anfall, den er je hatte und von dem er sich auch nicht mehr erholen sollte. Daraufhin lag er ein halbes Jahr im Wachkoma. Meine Mutter arbeitete zu der Zeit immer noch im Schichtdienst und verbrachte jede freie Minute, die sie hatte, bei ihm. Sechs Monate lang fuhr sie jeden Tag eine Stunde mit Bus und Bahn zu ihm und eine Stunde wieder zurück. Das war absolute Liebe. Ein Mensch – meine sich aufopfernde Mutter – nimmt so viel auf sich, lädt sich ein Kreuz auf die Schultern, das sie kaum tragen kann, und ergibt sich der Liebe. Ich muss leider zugeben, dass ich in dieser Zeit nur einmal dort war. Ich konnte es nicht, ich wollte meinen Vater nicht so in Erinnerung behalten. Die Bilder von ihm nach der Operation waren noch immer in meinem Kopf, und ich konnte das alles als Kind nicht verkraften. Heute bereue ich es sehr, nicht bei ihm gewesen zu sein, aber damals ging es einfach nicht. Ich war hilflos, traurig und voller Angst.

Nach sechs Monaten starb mein Vater. Sein langer Leidensweg mit einer schweren Krankheit hatte ein Ende. Nach einem halben Jahr der Ungewissheit wurde er erlöst. Er hinterließ eine liebende Frau und einen dankbaren Sohn. Danke für die Werte, die du mir vermittelt, und die endlose Liebe, die du mir gegeben hast. Ich vermisse noch heute dein Lächeln und den Geruch von Vanilletabak in der Luft. Deinen Gang, deinen Humor und deine Art, mit den Dingen umzugehen. Wir hatten nicht viel, aber wir waren zufrieden. Noch heute blicken mich Leute, die meinen Vater kannten, an und sagen: »Dit is kleen Manne!« Ich habe zwar nicht mehr die gleiche runde Plauze wie er, aber dafür den gleichen dichten Bart, seine Knollennase, seine Wangen, seinen Schlendergang und wohl sein warmes Herz.

Die Zeit um den Tod meines Vaters war wohl der härteste Abschnitt meines Lebens, und sie hat meine kleine, zierliche Mutter und mich sehr geprägt. Wir haben diese Zeit irgendwie überstanden – auch wenn wir Narben davongetragen haben. Aber das Wichtigste ist doch, dass wir zusammengehalten haben. Sie war immer für mich da und bemühte sich, eine herzensgute Mutter zu sein. Auch wenn ich es ihr in meiner Pubertät nicht wirklich leicht gemacht habe. Aber wer ist da schon einfach? Wir haben immer am selben Strang gezogen. Und klar, auch wir waren mal unterschiedlicher Meinung. Aber mal ehrlich, welche Meinungsverschiedenheit kann man denn nicht aus dem Weg räumen, wenn man sich liebt? High five, Muddi!

Seitdem ich denken kann, war ich ein dicker Junge. Schon in der Grundschule war ich der Molligste. Das ist natürlich kein Zufall. Meine Mutter ist gelernte Köchin. Sie hat beim Italiener, bei einem Griechen, in der Schulkantine und überall dort, wo man Essen zubereiten kann, gearbeitet. Die ganzen leckeren Sachen hat sie mit nach Hause gebracht: Schokoladensuppe – gestreckter Pudding. Spaghetti Bolognese! Und obwohl wir wenig Geld hatten, wurde bei uns zu Hause immer viel und gut gegessen. Meine ganze Familie besteht aus Genussmenschen – das habe ich also in den Genen. Und warum sich dagegen wehren? Wenn Mama sagt, dass das gut für dich ist, dann ist es das auch! Punkt, aus, keine Diskussion!

Die stämmige Figur habe ich von meinem Vater geerbt. Diese wohlgerundete, männliche, gar attraktive Plauze wurde mir quasi vermacht. Meine Mutter hingegen ist gertenschlank und muss aufpassen, dass sie nicht abnimmt. Dabei isst sie wirklich viel Süßes und hält definitiv keine Diät. Sie sagt immer, dass ich nicht viel von ihr habe, sondern alles von meinem Vater – bis auf die braune Haarfarbe. Und da lässt sie sich auch nicht reinquatschen. Puh, sie ist aber auch manchmal engstirnig, kompromisslos und unbelehrbar. Zumindest weiß ich jetzt, von wem ich das habe, haha. In unserer Familie sieht man eben, dass jeder Körper anders ist und jeder das Essen unterschiedlich verwertet, weil er einen anderen Stoffwechsel hat. Meine Mutter hat uns kulinarisch immer von vorn bis hinten verwöhnt. Für einen Sonntagsbraten hat sie sich vier Stunden in die Küche gestellt. Wenn ich als Teenager erst mittags aufgestanden bin, weil ich mit meinen Jungs Samstagabend bis in die Puppen unterwegs war, hatte ich natürlich keinen Schimmer, wie viel Mühe sich meine Mutter gegeben hat. Ich habe mich einfach müde an den Tisch gesetzt und gegessen. Wie schnell man doch essen kann, denke ich mir heute. Wenn ich vier Stunden in der Küche stehe und meine Gäste in 15 Minuten fertig sind, frage ich mich schon, ob es ’ne Suppe nicht auch getan hätte.

Eine meiner Großmütter war nach dem Krieg aus Schlesien geflüchtet, und so ist mein Vater größtenteils in Gera aufgewachsen. Hier wohnt heute noch ein Teil meiner Familie väterlicherseits. Wenn ich als kleiner Junge zu meiner Tante gekommen bin und gesagt habe, ich will heute nur Brot mit Pflaumenmus essen, dann bekam ich das auch. Oder Toast mit Butter und Leberwurst. Bei uns war Verzicht oder Ausgewogenheit einfach nie ein Thema. Das liegt natürlich auch an den Großeltern, die im Krieg auf so vieles verzichten mussten und dann eine ganz andere Einstellung zu Lebensmitteln hatten als wir heute. »Wenn du nicht aufisst, ist das...

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