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E-Book

Segeln am Limit

Meine Jagd nach dem America's Cup

AutorJimmy Spithill
VerlagBenevento
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl272 Seiten
ISBN9783710950193
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis18,99 EUR
Vom Wunderkind zum zweifachen America's-Cup-Sieger Jimmy Spithill ist ein seltenes Talent, ein Segler der Superlative. Er ist Match-Race-Weltmeister und gewann 2010 und 2013 mit seiner Crew den America's Cup. Aber er will nicht nur zu den Besten gehören, er will der Beste sein. Und dazu gehört mehr als nur Talent. Sein Weg verlief nicht gerade, weshalb er respektvoll von Freunden und Gegnern »The Pitbull« genannt wird. Er ist die Hauptperson in einem Drama, das eines der spektakulärsten der Sportgeschichte ist. Der Ausnahmesportler erzählt von Niederlagen, Schicksalsschlägen und Siegen - und auch über sich selbst.

Jimmy Spithill, geboren 1979 in Sydney, Australien, bestreitet als 20-Jähriger seinen ersten America's Cup, als jüngster Teilnehmer. Seitdem hat er die begehrteste Segeltrophäe der Welt als Skipper der Rennyacht Oracle zwei Mal gewonnen - 2013 mit dem scheinbar aussichtslosesten und spannendsten Comeback der Sportgeschichte.

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Leseprobe

Kapitel 2


»Ich werde im America’s Cup segeln.«


Mein erstes Wort lautete anscheinend nicht »Mama« oder »Papa«, sondern »Ote«.

Meine Mutter berichtet, dass ich jedes Mal, wenn wir an den Booten in der Rushcutters Bay im Hafen von Sydney vorbeikamen, den Blick nicht davon wenden konnte und pausenlos »Ote« sagte.

Damals wohnten wir in einem kleinen Haus in einer Vorstadt östlich von Sydney, nicht weit vom Zentrum entfernt. Mein Vater Arthur war Ingenieur bei einer Telekommunikationsfirma, und meine Mutter Jenny arbeitete in der Zentrale von Australiens internationaler Fluggesellschaft Qantas.

Irgendwann gerieten meine Eltern in eine Art verfrühte Midlife-Krise – sie hatten genug von der Hektik des Stadtlebens. Sie wollten den Asphaltdschungel hinter sich lassen und sich einem Leben zuwenden, in dem es mehr Natur als Nachbarn gab.

Nach reiflicher Überlegung entschieden sie sich für den Hawkesbury River, einen eindrucksvollen mäandrierenden Fluss, der 120 Kilometer landeinwärts von Broken Bay und Pittwater verläuft, nur 30 Kilometer vom Hafen von Sydney entfernt. Bald hatten sie ihr Traumhaus am Ufer gefunden und sich mit dem Verkäufer auf einen Preis geeinigt. Sie leisteten eine Anzahlung, Verträge wurden ausgefertigt – und währenddessen stach ein anderer Interessent meine Eltern aus. Er hatte mehr geboten und den Handel abgeschlossen.

Sie waren am Boden zerstört. Von meinem Standpunkt aus kann ich im Rückblick nur sagen, dass ich froh darüber bin. Hätten sie dieses Stück Land gekauft, würde ich heute vermutlich Pferde reiten und keine »Ote« segeln, schon gar nicht die schnellsten Katamarane der Welt.

Wenig später hatten wir mehr Glück, und mein Leben kam in die richtige Bahn. Mum und Dad besaßen ein 35-Fuß-Segelboot, mit dem wir regelmäßig vom Hafen von Sidney aus Ausflüge auf dem Pittwater und in die sich anschließenden Wasserwege machten. Ich war noch keine zwei Jahre alt, als wir bei einer dieser Gelegenheiten in der Elvina Bay ankerten, einer malerischen, abgeschiedenen und baumbestandenen Bucht in der Südwestecke des schönen Pittwater. Wir trafen uns dort mit einem Freund der Familie, der auf den Spitznamen »The Rock« hörte und auf der nahegelegenen Insel Scotland Island lebte.

Mum und Dad gefiel es an diesem geschützten Ankerplatz so gut, dass wir fast jedes Mal dort hinfuhren, wenn wir auf dem Pittwater segelten. Eines Tages erzählte »The Rock« meinen Eltern, dass in der Elvina Bay ein winziges Cottage zu verkaufen sei. Nichts Besonderes – eine einfache Hütte mit einem einzigen Schlafzimmer, gebaut aus dem billigsten damals erhältlichen Material, aus Asbestzementplatten. Sie stand auf einem kleinen Hügel auf einem Morgen Land, das vorne an die Bucht und hinten an einen schönen und dicht bewachsenen Nationalpark grenzte.

Mum und Dad verliebten sich augenblicklich in das Haus und seine Möglichkeiten, selbst wenn es von den 20 Anwesen in der Bucht im schlechtesten Zustand war. Es lag auf einer Halbinsel mit weitem Blick über das Wasser und war nur mit dem Boot zu erreichen. Für meine Eltern war es dasselbe, wie auf einer Insel zu wohnen. Es gab sogar ein kleines Bootshaus mit Anlegesteg am Ufer. Der Nachteil daran war der Preis, denn er lag hart an der Grenze ihres Budgets. Also schmiedeten sie einen Plan – kaufen, renovieren, verkaufen –, der allerdings nie umgesetzt wurde. Aber am Ende bekamen sie alles geregelt, und 1982 wurden wir Anwohner von Elvira Bay.

Mit zwei Kindern – einem Dreijährigen und einem vier Monate alten Baby – in eine Zweizimmerhütte auf einem Hügel ohne Zufahrtsstraße zu ziehen, erforderte Mut. Und den besaßen meine Eltern offenbar. Später erzählten sie mir von dem ersten Morgen, als sie unter dem rauen Keckern der Kookaburras dort aufwachten, umgeben von eindrucksvollen Eukalyptusbäumen, mit einem spektakulären Blick aufs Meer. Sie waren überzeugt, ihr Paradies gefunden zu haben. Es war ein herrlicher Ort für Kinder. Sie hatten nur wegen der Nähe zum Wasser Angst, dass meiner Schwester Katie und mir etwas zustoßen könnte, solange wir noch zu jung zum Schwimmen waren. Mir passierte nie etwas, aber Katie fiel zweimal rein und musste gerettet werden.

Meine Großeltern väterlicherseits, die auf dem Festland in einer Vorstadt westlich von Sidney wohnten, waren ausgerechnet bei den beiden Gelegenheiten zu Besuch, als Katie vom Steg plumpste. Meine Großmutter sagte streng: »Arthur, ständig passiert hier so etwas. Das ist zu gefährlich. Und ihr seid hier so weit weg von allem! Wie kann man nur so leben?«

Sie waren nicht besonders beeindruckt von unserem bescheidenen Heim, das buchstäblich am Auseinanderfallen war. Aber das störte meine Eltern nicht. Wir Kinder lernten bald schwimmen, und was das Haus anging, konnte Dad sein Talent als Baumeister beweisen. Die Umbauten an der Hütte waren bald in vollem Gang, aber es war keine leichte Aufgabe. Das Baumaterial musste mit unserem kleinen Aluminium-Dingi aus dem nächsten Ort, Church Point, geholt und auf dem Seeweg zum Haus transportiert werden. Am Ufer luden wir alles aus – Bauholz, Fliesen, Steine und Zement – und schleppten es die Treppen hoch bis zum Haus.

Als Kind in der Elvina Bay war man entweder im Wasser oder im Busch. Ohne Straßen gab es keine Autos, daher ließen Mum und Dad uns schon in jungen Jahren »an der langen Leine« spielen. Trotzdem war das Schöne an der Elvina Bay, dass sie nicht allzu weit vom Rest der Welt entfernt lag. In nur 90 Minuten konnten wir mitten in der City von Sydney sein.

Es mag ein Klischee sein, dass es ein ganzes Dorf braucht, um ein Kind zu erziehen. Aber in einer winzigen Küstengemeinde wie Elvina Bay, wo niemand die Tür zusperrte, war das Realität. Ich war eines der jüngsten Kinder von den zehn Jungs und ein paar Mädchen, die gemeinsam herumzogen und die Gegend unsicher machten. Es war ein bisschen wie Wilder Westen am Meer für Kinder. Jeder kannte jeden, es gab keine Regeln, und wir konnten tun und lassen, was wir wollten, solange wir rechtzeitig zum Abendessen nach Hause kamen. Wir waren den ganzen Tag im Freien beim Segeln und Schwimmen, durchstreiften den Busch oder kletterten Wasserfälle hinauf. Wirklich übertrieben war nur, wenn wir uns nachts aus dem Haus schlichen und barfuß durch den Busch liefen – denn im australischen Busch kann einen so ziemlich alles umbringen! Ich weiß nicht, wie wir das überstanden haben, aber wir sind alle noch am Leben.

Der Alltag in der Bucht hatte auch ein paar Nachteile, aber die nahmen wir für unseren Lebensstil in Kauf. Wir wussten, dass Buschfeuer aus dem Hinterland in die Bucht durchbrechen und die Häuser bedrohen konnten. Manchmal zogen gewaltige Gewitter über den Hügeln im Westen auf und legten tagelang die Stromversorgung lahm. Aber darauf waren wir vorbereitet, das gehörte dazu. Für mich war das Größte der Gemeinschaftssinn, und dass man jederzeit Hilfe fand, wenn man sie brauchte.

Je älter ich wurde, desto mehr zog es mich zum Wasser. Mit fünf bekam ich ein kleines Windsurfbrett für Kinder geschenkt, und sobald der Wind über die Elvina Bay und den Pittwater blies, war ich draußen und segelte, so schnell ich konnte.

Nach australischen Begriffen galten meine Eltern als sozial benachteiligt. Sie hatten ständig mit finanziellen Problemen zu kämpfen. Es half ein bisschen, als sie den Bootschuppen an einen Bekannten vermieten konnten, der ihn nur am Wochenende benutzte. Für mich hatte das einen besonderen Vorzug: Er besaß einen Hobie 14 Cat. Schon seltsam, dass ich meine ersten Segelerfahrungen auf einem Katamaran machte – heute segle ich die schnellsten der Welt.

Ich liebte diesen Hobie. Bevor ich gut genug war, um alleine damit rauszufahren, wartete ich immer ungeduldig darauf, dass Dad von der Arbeit kam und wir Segeln gehen konnten. Am Wochenende standen die Kinder aus der Bucht Schlange danach. Es war ein Aufbruch ins Abenteuer. Oft drängten wir uns zu zehnt auf dem Ding, schwammen, tauchten, und segelten in den Buchten herum. Ich hätte mir kein schöneres Leben vorstellen können.

An Schultagen war es wichtig, das Fährboot nach Church Point nicht zu verpassen. Jeden Morgen kam das kleine blau-weiße Schiff um die Landspitze in die Bucht getuckert, und der Skipper betätigte das Nebelhorn. Das war für mich das Signal, dass mir nur noch eine Minute Zeit blieb, um das zu beenden, was ich gerade tat, die Feuerschutzschneise hinunterzurennen und an Bord zu springen. Wenn man die Fähre verpasste, gab es ernste Schwierigkeiten mit den Eltern und der Schule. Aus irgendeinem Grund schien ich immer der Letzte zu sein, der an Bord hüpfte, nur Sekunden, bevor das Boot vom Steg ablegte.

Ich erinnere mich noch gut an einen Morgen, als ich nach meinem Sprint zum Steg mit hämmerndem Herzen und ungeheuer erleichtert an Deck landete.

»Morgen, James!«

»Morgen,...

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