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Selbstsozialisation und Selbstbildung als Ablöse? Eine umfassende Untersuchung sozialisatorischer und bildungstheoretischer Hintergründe

AutorDaniela Biller
VerlagDiplomica Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl58 Seiten
ISBN9783959340168
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
In der heutigen Zeit beschäftigt sich die Fachliteratur vorrangig mit den Themen 'Individualität' und individuelle Förderung durch Bildung. Dabei fehlt es jedoch oft an Tiefe und Einbezug aller, innerhalb einer Gesellschaft auftretenden Besonderheiten. Dieses Buch eröffnet einen andersartigen Blickwinkel auf die gesellschaftlichen Phänomene Selbstsozialisation und Selbstbildung: Die Debatte um Sozialisation, Bildung, Milieu und Habitus wird neu aufgerollt und in Verbindung mit dem 'selbst' als Individualität gebracht. Neben einer Herausarbeitung bildungsrelevanter Grundlagen über verschiedene Autoren steht vor allem die kritische Beleuchtung der Theorie im Vergleich mit ihrer praktischen Umsetzung im Vordergrund. Können Begriffe wie Selbstsozialisation und Selbstbildung weitreichend geltend gemacht werden und als Vorreiter eines individuellen Zeitalters gesehen werden?

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 4.2, Rolle der Gesellschaft: In Orientierung am Begriff Selbstorganisation nach Hurrelmann und auch mit Blick auf das Selbstsozialisationskonzept bei Zinnecker ist eine Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Veränderungen unumgänglich. So wurde bereits angedeutet, dass sich gesellschaftliche Gegebenheiten vor allem verstärkt seit den fünfziger Jahren in einem Wandel befanden und befinden. Heute ist die Rede von einer sogenannten Individualisierungsgesellschaft. Daher wird der Frage, welche Rolle die Gesellschaft bei der Selbstsozialisation oder, um bei Hurrelmann zu bleiben, bei der Selbstorganisation spielt, in diesem Kapitel besondere Aufmerksamkeit zuteil. Die Formung und Herausbildung eines Lebenslaufs und der Biografie findet unausweichlich in einem gesellschaftlichen Kontext statt. Obwohl in der heutigen Gesellschaft viele Handlungsfreiheiten für den Einzelnen bei der Gestaltung des Lebenslaufs besteht, ist die Auswahl der Fähigkeiten 'nicht willkürlich von persönlichen Vorlieben und Wünschen abhängig' (Hurrelmann, 2002, S.158). Die Entwicklung der Persönlichkeit im Rahmen des Lebenslaufs ist an gesellschaftliche Strukturen ökonomischer oder kultureller Art gebunden. Zinnecker vernachlässigt die Einbeziehung dieser 'soziostrukturellen Seite' (Hurrelmann, 2002, S.158): Der Zusammenhang zwischen Subjekt und Gesellschaft liegt nicht ausschließlich in der Verantwortung des Einzelnen, sondern auch in der der Gesellschaft (vgl. Hurrelmann, 2002, S.159). Moderne Gesellschaften bieten gegenüber vergangenen eine Fülle an Möglichkeiten und Entscheidungsspielräumen unter geringerer Kontrolle. Der Nachteil dieses Modells ist, dass man aufgrund der Vielzahl an Optionen, schnell den Überblick verlieren kann. Im Vergleich zu Erwachsenen fällt Kindern und Jugendlichen der Umgang mit den aufgebrochenen Strukturen leichter, da diese direkt in ihre Persönlichkeitsentwicklung integriert werden können. Dennoch ist es eine Herausforderung für Altersklassen aller Art, so Hurrelmann, Problembewältigung zu leisten und mit der 'Pluralität von Lebenswelten umzugehen' (Hurrelmann, 2002, S.159). Das Auflösen gesellschaftlich gefestigter Strukturen durch Schnelllebigkeit, unverbindliche, veränderbare Werte und eine Vielzahl an möglichen Lebensstilen rückt die individuelle Perspektive stärker in den Blick. Alles, was für die stabile Entwicklung der Persönlichkeit vorausgesetzt sein sollte, kann heutzutage nicht mehr garantiert werden. Somit ist die selbstorganisierte Überarbeitung und flexible Gestaltung des eigenen Lebens dauerhaft erforderlich. Die selbstständige Problembewältigung und die Suche nach Begründungen für Handlungen mit dem Ziel, dass bei deren Reflexion alles einen Sinn ergibt, führt Hurrelmann zu dem Begriff 'Selbstorganisation' (Hurrelmann, 2002, S.159) zurück. In der Tat ist es plausibel Hurrelmanns Annahmen über die Veränderungen in der Gesellschaft zu folgen und diese in die Definition einer erforderlichen Selbstsozialisation einzubinden. Wie bereits geklärt, bietet Selbstorganisation eine bessere begriffliche Stütze, aus dem einfachen Grund, dass der Begriff Selbstsozialisation die bei der Sozialisation gefragte soziale Integration weglässt. Das Vorhandensein von gesellschaftlichen Einschränkungen oder Vorgaben (kulturell, institutionell, politisch, rechtlich) lässt sich nicht leugnen. Obwohl erweiterte Entscheidungsspielräume positiv gesehen die individuelle Entwicklung fördern, wird die Gestaltung des Lebenslaufs in modernen Gesellschaften durch nachfolgende Aspekte beeinträchtigt: Die Vielfalt der Bildungsangebote verbunden mit jeweiligen Abschlüssen macht es schwierig einen Überblick zu behalten. Die Rolle der Gesellschaft bezüglich der Bildung wird im Punkt 5.2 ausgeführt. Hurrelmann weist auf die erschwerte Vereinbarkeit von Familie und Arbeitsplatz aufgrund der fehlenden Toleranz einer Familienplanung seitens der Arbeitgeber hin. Dieser Gesichtspunkt hat erheblichen Einfluss auf die Gestaltung eines Lebenslaufs. Unternehmen, Bildungseinrichtungen und 'Versicherungssysteme' (Hurrelmann, 2002, S.160) gehen ihren eigenen Regelungen nach. Das Individuum ist hierbei gezwungen eine Vereinigung der Systeme zu leisten, um die Gestaltung des eigenen Lebens fortführen zu können. Überforderung, Verwirrung und Entscheidungszweifel sind meist das Ergebnis. Hilfestellungen, so Hurrelmann, sollten sich allerdings nicht nur auf die Fähigkeitsstärkung des Einzelnen beschränken, sondern in einem größeren Rahmen auch in die politischen Beschlüsse einfließen: 'Das hohe Ausmaß von sozialer Desintegration und entsprechender psychischer Belastung von Menschen in modernen Gesellschaften geht zu einem großen Teil auf das Konto dieser fehlenden Abstimmungen' (Hurrelmann, 2002, S.160). Hurrelmann schlägt dahingehend vor, sich weniger mit Definitionen, als vielmehr mit der gesellschaftlichen Verbesserung im Sinne einer erleichternden Lebensplanung durch Absprechleistungen der einzelnen Lebensteilbereiche zu beschäftigen. Wie sich gezeigt hat, spielt Selbstsozialisation, verstanden als eine Selbstorganisation des Lebenslaufs und der Biografie, eine bemerkenswerte Rolle.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Selbstsozialisation und Selbstbildung als Ablöse? Eine umfassende Untersuchung sozialisatorischer und bildungstheoretischer Hintergründe1
Inhaltsverzeichnis3
1. Einleitung5
2. Definition zentraler Begriffe7
2.1 Sozialisation7
2.2 Bildung13
3. Selbstsozialisation und Selbstbildung – Definitionen und Konzepte19
3.1 Selbstsozialisation19
3.2 Selbstbildung25
4. Möglichkeiten von Selbstsozialisation29
4.1 Kontroversen in der Debatte um Selbstsozialisation29
4.2 Rolle der Gesellschaft35
5. Möglichkeiten von Selbstbildung38
5.1 Selbstbildung unter einem kritischen Blick38
5.2 Rolle der Gesellschaft42
6. Mögliche Umstrukturierungen der Gesellschaft als Hilfestellungen für das Subjekt44
7. Selbstsozialisation und Selbstbildung in Anwendung auf das praktisch – pädagogische Konzept des Habitus47
8. Resümee und Perspektivenausblick52
9. Quellenverzeichnis55
9.1 Literaturverzeichnis55
9.2 Internetverzeichnis57
9.3 Abbildungsverzeichnis57

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