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Selektion und Rezeption im Internet: Eine Metaanalyse zu Nachrichtenfaktoren im Online-Journalismus

AutorChristina Jahn
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl39 Seiten
ISBN9783863418274
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Wie verändert das Internet den Journalismus? Immer mehr Menschen informieren sich online über das aktuelle Geschehen. Gleichzeitig war es für Journalisten noch nie so einfach, die Reichweite ihrer Inhalte zu sehen. Mit Statistiktools werden besonders beliebte Artikel sofort ermittelt und oftmals auch auf der Startseite als 'meistgelesen' präsentiert. Üben diese technischen Möglichkeiten Einfluss auf die Inhalte von Online-Zeitungen aus? Welche Unterschiede gibt es zu Nachrichten in klassischen Medien? Der Vergleich von Nachrichtenfaktoren in Online-Medien und traditionellen Medien bietet eine Möglichkeit, die Veränderung der Inhalte festzustellen. Im Rahmen der Literaturanalyse wurden 14 Studien verschiedener Autoren analysiert und die Nachrichtenfaktoren in Print-, Rundfunk- und Online-Medien herausgearbeitet. Als eine der ersten Metaanalysen zu Nachrichtenfaktoren im Internet leistet diese Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung des aktuellen Forschungsstandes. Dabei werden nicht nur die Unterschiede der journalistischen Inhalte analysiert, sondern auch eine mögliche Veränderung der Auswahl von Inhalten durch Rezipienten. Hierfür werden Nachrichtenfaktoren in den beliebten oder 'meistgelesenen' Nachrichten betrachtet. Welche Nachrichtenfaktoren sind für Rezipienten klassischer Medien, welche für Rezipienten von Online-Medien relevant? User Generated Content in Form von Blogs, Foren und Kommentaren stellt zunehmend eine Konkurrenz zu den etablierten Online-Medien dar. Welche Unterschiede bestehen zwischen Nachrichtenfaktoren in nutzergenerierten und professionell erstellten Inhalten? Die Nachrichtenfaktoren in Online-Medien, klassischen Medien und den Rezipienten werden jeweils aus verschiedenen Studien ermittelt und miteinander verglichen. Die Methoden und Ergebnisse der einzelnen Studien werden kritisch aufgearbeitet. Die Darstellung von Nachrichtenfaktoren in Tabellen bietet dabei eine hilfreiche Übersicht.

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Leseprobe
Textprobe: 2.2 Begründung der europäischen Forschungstradition: Galtung und Ruge Bereits Lippmann hat nicht nur das theoretische Konstrukt eines Nachrichtenwerts beschrieben, sondern auch konkrete Faktoren genannt, die das Ereignis zur Nachricht machen. Er beschreibt die Nachrichtenfaktoren, darunter Nähe, Prominenz, Überraschung und Konflikt, anhand von Beispielen, aber noch ohne empirische Überprüfung. Die europäische Forschungstradition gründet auf einer empirischen Studie von Galtung und Ruge (1965), die unter Bezugnahme auf Östgaard (1965) einen Katalog von 12 Nachrichtenfaktoren ausarbeiteten. Diese Faktoren dienen bis heute als Grundlage für weitere empirische Untersuchungen. Sie wurden immer wieder erweitert, ergänzt und im Detail verändert. Galtung und Ruge stellten die Additivitätshypothese auf, wonach eine Nachricht umso mehr Beachtung findet, je mehr Nachrichtenfaktoren sie enthält. Sie stellten - ähnlich wie Staab (1990) im Finalmodell - auch die These auf, dass Nachrichtenfaktoren nach der Auswahl einer Nachricht vom Journalisten hervorgehoben und betont werden, um die Auswahl zu legitimieren. (nach Galtung & Ruge, 1965, S. 71) Dieser Prozess fände auf jeder Stufe der 'Kette' des Nachrichtenauswahlprozesses statt. Deshalb seien Nachrichtenfaktoren beispielsweise in Auslandnachrichten verstärkt zu finden: Der Prozess vom Korrespondenten bis zum Redakteur sei länger, und je mehr Personen an der Auswahl beteiligt seien, umso stärker würden die Faktoren am Ende hervortreten. Warum wurde dieser erste umfassende Nachrichtenfaktorenkatalog weiterentwickelt? Aus der Konzeption von Galtung und Ruges Studie 'The Structure of Foreign News' ergeben sich einige, zunächst nicht offensichtliche Probleme. Galtung und Ruge untersuchen keine 'day-to-day'-Nachrichten, sondern Krisenberichterstattung. Die Nachrichtenfaktoren, die sie zunächst theoretisch herleiten und dann in ihrer Komplementarität prüfen, beziehen sich also auf eine spezielle Art politischer Nachrichten. Hingegen widmen sich neuere Studien oft auch der nicht-politischen Berichterstattung. Eine Ausdifferenzierung der 12 Nachrichtenfaktoren war deshalb notwendig und wurde auch schon beispielsweise von Schulz (1976) mit 19 Faktoren und später von Fretwurst (2008) und Maier, Ruhrmann und Stengel (2009) mit 19 bzw. 22 Nachrichtenfaktoren unternommen. Diese Ausdifferenzierung der Nachrichtenfaktoren kann 'insofern positiv bewertet werden, als es auf der Grundlage eines detaillieren Instruments möglich sein sollte, die Merkmale eines Ereignisses vollständig zu erheben'. (Maier et al., 2010, S. 98) Gleichzeitig wurden die erhobenen Faktoren wieder in verschiedene Dimensionen zusammengefasst (bei Schulz (1976) in sechs Dimensionen, in die 19 Nachrichtenfaktoren eingeordnet werden). Dies erscheint zunächst widersprüchlich. Maier et al. (2010) erklärt, dass durch die 'Ausdifferenzierung des Kriterienkatalogs ... die Komplexität des journalistischen Auswahlprozesses überschätzt wird'. (S. 98) Inwieweit einzelne Faktoren übergeordneten Dimensionen zugeordnet werden können ist eine Frage ihrer Operationalisierung und des Forschungsinteresses. Eine genaue Analyse der Berichterstattung ist mit vielen eng definierten Faktoren sicherlich am besten möglich, wohingegen bei der Frage nach dem Selektionsprozess eher die Faktorendimensionen geeignet scheinen. Auch Harcup und O'Neill (2001) weisen auf die Probleme von Galtung und Ruges Faktorenkatalog hin, der sich aus der veränderten Medienlandschaft ergeben könnte. 'Day-to-day coverage or lesser, domestic and bread-and-butter-news' (ebd., S. 276) haben sie demnach nicht berücksichtigt. Viele der Nachrichtenfaktoren von Galtung und Ruge seien außerdem missverständlich oder nicht eindeutig (S. 268, f.), woraus sich Probleme bei der Operationalisierung ergeben und unterschiedliche Studien trotz desselben Faktorenkatalogs unter Umständen nicht vergleichbar sind. Harcup und O'Neill überprüfen die 12 Nachrichtenfaktoren empirisch und kommen zu dem Schluss, dass viele Meldungen von diesen nicht abgedeckt werden. Sie schlagen deshalb einen neuen Faktorenkatalog vor, der beispielsweise den Nachrichtenfaktor 'elite people' in mehrere Faktoren aufspaltet, 'entertainment' hinzuzieht und die 'newspaper agenda' berücksichtigt. (ebd., S. 279) Diese Faktoren scheinen in Zeiten von Boulevard, 'Infotainment' und zunehmender Inszenierung von Ereignissen treffender zu sein. Empirisch überprüft wurden sie allerdings noch nicht. Insgesamt lässt sich festhalten: Die Wichtigkeit der Studie von Galtung und Ruge ist unbestritten. 'The Structure of Foreign News' zählt bis heute zu den wichtigsten Beiträgen zur Nachrichtenwertforschung, ihre Ergebnisse wurden in späteren Studien immer wieder verifiziert. Auch die Additivitätshypothese wurde immer wieder bestätigt, wie auch im Laufe dieser Arbeit gezeigt werden wird. Für die heutige Medienlandschaft erscheinen die 12 Faktoren zwar nicht mehr ausreichend zu sein. Dennoch gelten sie nachwievor zurecht als grundlegend für die Nachrichtenselektion und dienen deshalb als Basis für neue Faktorenkataloge. Auch in den im Folgenden betrachteten Studien ist dies der Fall.
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