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Seniorenpolitik im Wandel

Verbände und Gewerkschaften als Interessenvertreter der älteren Generation

AutorBettina Munimus, Diana Rüdt, Wolfgang Schroeder
VerlagCampus Verlag
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl515 Seiten
ISBN9783593409931
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis52,99 EUR
Obwohl die Deutschen unaufhaltsam altern, gibt es keine eigene Interessenvertretung für Ältere. Ob dies so bleiben wird, ist angesichts des demografischen Wandels und des nötigen Sozialstaatsumbaus eine zentrale Frage deutscher Politik. Die Studie untersucht erstmals, wie sich die seniorenpolitische Interessenvertretung entwickelt, und beleuchtet die Akteure sowie deren Antriebsmotive. Im Fokus stehen die Sozialverbände und die seniorenpolitischen Aktivitäten der Gewerkschaften.

Wolfgang Schroeder, Bettina Munimus und Diana Rüdt forschten gemeinsam an der Universität Kassel in einem Projekt zur alternden Gesellschaft.

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Leseprobe
VII. Pfadabhängiger Wandel der Akteurskonstellation (S. 431-432)

Der deutsche Sozialstaat für Ältere ist durch eine plurale Akteurskonstellation geprägt. Zu den wichtigsten klassischen Akteuren zählen die Parteien, Sozial- und Wohlfahrtsverbände, Gewerkschaften und die Kirchen. Seit Ende der achtziger Jahre sind beteiligungsorientierte Gremien der Senioren auf nahezu allen Ebenen des politischen Systems hinzugekommen.

Häufig sind die Sozialverbände und Gewerkschaften aus der Sicht der Betroffenen die ersten Ansprechpartner, wenn es darum geht, sozialpolitische Verschlechterungen zu verhindern oder Verbesserungen zu erreichen. Den maßgeblichen Einfluss auf die konkreten sozialstaatlichen Inhalte üben allerdings die Parteien unter Abwägung generationendifferenzierter Interessenlagen aus; dabei reagieren sie allerdings häufig auf die Aktivitäten der Gewerkschaften und Sozialverbände oder kommunizieren zumindest mit ihnen.

Die vorliegende Studie konzentriert sich auf die Analyse der deutschen Sozialverbände und Gewerkschaften in ihrer Rolle als seniorenpolitische Interessenvertreter. Im Fokus steht die Frage, ob und wie sich die verbandsgetragene Akteurskonstellation des Sozialstaates für Ältere im Zuge des demografischen Wandels und des seit Anfang der neunziger Jahre stattfindenden Um- und Abbaus des Sozialstaates verändert. Konkrete Anlässe, die seit den neunziger Jahren immer wieder zu Protesten seitens der Älteren führten, boten sich durch eine stetige Reduktion des Rentenniveaus, die neu eingeführte Besteuerung der allgemeinen Renten und Betriebsrenten oder auch erhöhte Zuzahlungen für Medikamente und Therapien, um nur einige Beispiele zu nennen.

Diese Maßnahmen, die zuweilen auch von Ressentiments gegen die Älteren begleitet wurden, haben phasenweise zu erheblichen Verärgerungen auf Seiten der Senioren geführt. Diese schlugen sich auch in öffentlichen Aktivitäten nieder. Vor diesem Hintergrund stellte sich für uns die Frage, ob Prämissen für eine offensivere Lobbypolitik für Ältere oder gar zur Etablierung eigenständiger »Nur-Rentnerorganisationen« entstanden sind.

Unsere Ausgangsvermutung war, dass sich perspektivisch auch in Deutschland − ähnlich wie in den USA oder wie in Gestalt der italienischen Rentnergewerkschaften − separate oder zumindest semi-souveräne Rentnerverbände herausbilden könnten, die sich offensiv gegen jedwede Reformpolitik zulasten der gegenwärtigen Rentenempfänger positionieren würden. Eine solche Entwicklung hätte nicht nur inhaltliche Auswirkungen auf sozialstaatliche Reformen."
Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Vorwort10
I.Einleitung12
1.Problemstellung12
2.Aufbau der Studie18
II.Forschungsdesign19
1.Interessenverbände älterer Menschen21
2.Pluralisierung der Interessenvermittlung?28
3.Transformation von Interessenverbänden30
4.Fallauswahl und Arbeitshypothesen33
5.Methode und Materialbasis35
III.Politik in alternden Gesellschaften37
1.Demografischer Wandel38
2.Strukturwandel des Alters40
3.Vetopotenziale der Älteren43
IV.Die Akteure im Sozialstaat für Ältere53
1.Akteursvielfalt in der Seniorenpolitik53
2.Sozialstaatliche Programmatik der Sozialverbände und Gewerkschaften77
3.Exkurs: Internationale Akteurskonstellationen83
V. Sozialverbände als direkte Interessenvertreter der Älteren96
1.Fragestellung96
2.Umweltveränderungen und Organisationswandel99
3.Strategische Orientierungen101
4.Aufbau der Einzelfallstudien103
5. Politik der Kriegsopferverbände vor 1990103
6.Politik der Sozialverbände seit 1990105
V.1Sozialverband VdK Deutschland (VdK)107
1.Einleitung107
2.Entwicklung vom Kriegsopferverband zum umfassenden Sozialverband108
3.Organisationsaufbau im Wandel120
4.Anreize für Mitglieder – Finanzordnung139
5.Mitgliedschaft und Ehrenamt im Wandel146
6.Lobbypolitik155
7.Resümee167
V.2Sozialverband Deutschland (SoVD)171
1.Einleitung171
2.Vom Kriegsopferverband Reichsbund zum Sozialverband Deutschland172
3.Organisationsaufbau im Wandel184
4.Anreize für Mitglieder – Finanzordnung201
5.Mitgliedschaft und Ehrenamt im Wandel208
6.Lobbypolitik215
7.Resümee227
V.3Die Volkssolidarität (VS)230
1.Einleitung230
2.Entwicklung zum Sozial- und Wohlfahrtsverband232
3.Organisationsaufbau im Wandel244
4.Anreize für Mitglieder und Finanzordnung252
5.Mitgliedschaft und Ehrenamt im Wandel259
6.Lobbypolitik268
7.Resümee277
V.4Resümee: Sozialverbände als Interessenvertreter der Älteren282
1.Drittellandschaft der Sozialverbände282
2.Transformation der Sozialverbände285
3.Gemeinsamkeiten der drei Sozialverbände290
4.Organisationsunterschiede294
5.Einflusspotenzial: Sozialverbände als pressure groups297
6.Kooperation und Konkurrenz299
VI.Seniorenfrage in den Gewerkschaften301
1.Problemstellung301
2.Satzungsrechtliche Verankerung307
3.Wandel des Altersbildes: »Junge Alte« als Organisationsressource311
4.Anreizstrukturen für Gewerkschaftssenioren312
5.Leitfragen und Stand der Forschung314
6.Aufbau der Einzelfallstudien316
VI.1DGB und die Seniorenfrage318
1.Einleitung318
2.Debatte um die seniorenpolitische Ausrichtung des DGB320
3.DGB als politischer Akteur im Feld Seniorenpolitik329
4.Seniorenaktivitäten auf DGB-Landes- und Kreisebene335
5.Resümee336
VI.2Senioren in der IG Metall339
1.Einleitung339
2.Mitgliederstruktur im Wandel340
3.Seniorenarbeit in der IG Metall345
4.Engagement der Gewerkschaftssenioren364
5.Resümee367
VI.3 Senioren in ver.di370
1.Einleitung370
2.Mitgliederstruktur im Wandel372
3.Senioren in Gründungsgewerkschaften und ver.di379
4.Resümee400
VI.4Senioren in der IG BCE401
1.Einleitung401
2.Organisations- und Mitgliederstruktur402
3.Leistungen und Beteiligungsangebote408
4.Resümee421
VI.5Resümee: Gewerkschaften und die Seniorenfrage423
1.Die Seniorenfrage als innergewerkschaftlicher Zielkonflikt424
2.Seniorenarbeit und Seniorenpolitik426
3.Ausblick430
VII.Pfadabhängiger Wandel der Akteurskonstellation432
1.Generationenvertrag und Umbau des Sozialstaates für Ältere434
2.Gewerkschaften als seniorenpolitische Interessenverbände435
3.Sozialverbände als seniorenpolitische Interessenverbände439
4.Sozialverbände und Gewerkschaften im Vergleich442
5.Ausblick445
Quellen- und Literaturverzeichnis448
Presseartikel476
Eigene Schriften der Verbände und Gewerkschaften (Quellen)479
Übersicht über die BAGSO-Mitgliederorganisationen499
Tabellenverzeichnis506
Abbildungsverzeichnis509
Abkürzungsverzeichnis511

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