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E-Book

Sex Deluxe

Sinnlich älter werden

AutorVanessa Del Rae
VerlagVerlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl288 Seiten
ISBN9783838758466
Altersgruppe16 – 
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR

Sinnlich und sexy bis ins hohe Alter! Das ist für Sexcoach Vanessa del Rae eine Selbstverständlichkeit - wenn man die zweite Lebenshälfte als Gewinn begreift, als aktiven und produktiven Lebensabschnitt, den man frei gestalten und genießen kann. In ihrem Buch macht Vanessa del Rae anhand ihrer eigenen Geschichte Mut, sich auf die Veränderungen des Körpers einzulassen und neue Träume zu entwickeln. Authentisch, seriös und unterhaltsam behandelt sie alle Aspekte des Älterwerdens und zeigt, wie man attraktiv und anziehend bleibt - und ein erfülltes Sexualleben behält.

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Leseprobe

SIE SELBST BESTIMMEN, WIE ALT SIE SIND


Fünfunddreißig Jahre war Karin1 – eine Klientin, die zu einer guten Freundin wurde – verheiratet, dann machte sie einen radikalen Schnitt. Es ging einfach nicht mehr, sie war todunglücklich. Ein schönes Haus, ein erwachsener Sohn, ein erfüllender Beruf, auch Geld: Alles war da. Doch letztlich war ihr Leben nur ein schöner Schein. Eine Hülle ohne Inhalt.

Auch der Sex mit ihrem Mann machte keinen Spaß mehr, er lief immer gleich ab, seit vielen Jahrzehnten schon, wenn auch immer seltener, bis er zum Schluss fast ganz versiegte. Karin wollte mehr, sie hatte Wünsche und Sehnsüchte, doch sie wusste nicht, welche. Dann begann ihr Mann, dem es letztlich genauso ging wie ihr, fremdzugehen. Irgendwann ließen sie sich scheiden, in gegenseitigem Einvernehmen, wie es so schön heißt.

Karin fiel in ein tiefes Loch. Sie fand sich alt, hässlich und verbraucht. Welcher Mann sollte sie noch ansehen? Sie war immerhin schon siebenundsechzig. Karin wurde klar: Sie musste sich komplett neu erfinden, wenn sie wieder ein glückliches Leben führen wollte.

Das war nicht einfach. Sie nahm eine Coachingstunde bei mir, und ich gab ihr einige Tipps. Mit eiserner Disziplin nahm sie zwölf Kilo ab, und sie ging zu einem richtig guten Friseur, der ihr einen tollen Schnitt verpasste. Ihre fast weißen Haare, die sie viel älter machten, als sie war, färbte er blond. In einem Kosmetikstudio ließ sie sich ein professionelles Make-up auflegen, worauf sie sich im Spiegel kaum wiedererkannte.

Und sie leistete sich ein komplett neues Outfit, in Modegeschäften, in die sie früher keinen Fuß gesetzt hätte. Sie hatte die große Auswahl in Berlin und viel Zeit. Auch Schuhe, erkannte sie, sind ungemein wichtig für ein stimmiges, attraktives Erscheinungsbild. In einem meiner Workshops lernte sie, auf High Heels zu gehen, was ihr gleich eine ganz andere Ausstrahlung verlieh. Sie merkte, wie sich ihre Wirkung auf andere veränderte – zum Besseren, Positiveren hin. Karin begann, sich wieder selbst zu lieben, ihre neu gewonnene Attraktivität auch anzunehmen. Dies war der entscheidende mentale Schritt, der ihr gelang. Solange er nicht vollzogen wird, passiert gar nichts.

Karin ging öfter in Cafés, nach einiger Zeit traute sie sich auch in Bars. Sie bemerkte, dass durchaus attraktive Männer, die fast ihre Söhne hätten sein können, ihr interessierte Blicke zuwarfen. Sie hielten sie zweifellos für jünger, als sie war, und Karin fasste das als Kompliment auf. Sie lernte, zurückzulächeln und zu flirten – etwas, das sie völlig vergessen hatte. Aber es funktionierte.

Dann lernte sie Robert kennen, einen gut aussehenden, aber überaus schüchternen und sehr einsamen IT-Fachmann von Mitte vierzig, der seine Tage und Nächte in der Gesellschaft von Monitoren, Festplatten und Chips verbrachte. Ab und zu ging er spätabends in eine Bar nicht weit von seiner Wohnung, um sich ein oder zwei Cocktails zu gönnen, damit er besser schlafen konnte.

Dort trafen sich seine und Karins Blicke. Er begehrte sie, wollte mit ihr ins Bett. Vielleicht hatte er auch schon einen Mai Tai zu viel getrunken, aber spielt das eine Rolle? Er war über zwanzig Jahre jünger als Karin, und sie machte sich Sorgen, dass ihr Körper nicht das halten würde, was ihr Aussehen versprach. Mit fast siebzig ist die Haut eben nicht mehr straff, man besitzt Falten, Runzeln, Flecken und Speckpolster, die man nicht verbergen kann. Zumindest nicht im Bett.

Doch das störte ihre neue Bekanntschaft überhaupt nicht. Karin war, zum ersten Mal seit vielen Jahren, hemmungslos und leidenschaftlich beim Sex. Sie genoss zutiefst, was sie so viele Jahre lang vermisst hatte, sie war so frei wie nie in ihrem Leben. Sie probierte – auf Initiative ihres Liebhabers, für den eine Frau wie Karin ebenfalls eine neue Erfahrung war – Sachen aus, von denen sie früher noch nicht einmal geträumt hatte. Was hatte sie zu verlieren? Über eine ungewollte Schwangerschaft musste sie sich ohnehin keine Gedanken machen, dieser Zug war längst abgefahren.

Karins erster Liebhaber war nur eine Affäre. Nach vier, fünf Nächten fand Karin es langweilig, sich bei der »Zigarette danach« Geschichten darüber anzuhören, wie man die Leistung von Computern fachgerecht zu steigern imstande ist. Es war nicht ihre Welt. Aber Robert hatte sie auf den Geschmack gebracht. Seitdem sucht sie gezielt nach Männern, mit denen sie sich vorstellen kann, Sex zu haben. Das klappt ganz gut. Es ist wohl ihre Ausstrahlung, die die Männer anzieht. Das Alter spielt dann eigentlich keine Rolle mehr, keine entscheidende jedenfalls. Zur Zeit fühlt sie sich, so sagte sie mir kürzlich bei einer Tasse Kaffee, ganz wohl in ihrer Ungebundenheit, mit ihren wechselnden Beziehungen. Doch wenn eines Tages der Richtige käme, fügte sie hinzu, würde sie bestimmt nicht Nein sagen.

Karin ist inzwischen siebzig. Ist sie deswegen alt?

Ich finde, sie ist jünger als so manche Dreißigjährige, weswegen man diese Frage eigentlich gar nicht beantworten kann. Die beste, allerdings auch unverbindlichste Antwort wäre noch der Gemeinplatz: »Man ist so alt, wie man sich fühlt.« Doch weiter bringt uns das zunächst nicht. Denn es gibt mindestens drei verschiedene Kriterien, nach denen sich das Alter bemisst: das soziale, das biologische und das gefühlte Alter. Und keines von ihnen hat etwas mit dem anderen zu tun.

Das soziale Alter lässt sich am besten am Eintritt ins Rentenalter festmachen. Früher war es ein unumstößliches Gesetz, dass man mit fünfundsechzig Jahren in die dritte, die letzte Lebensphase eintrat, indem man in Rente ging. Inzwischen sind wir bei der Rente mit siebenundsechzig, und die Rente ab siebzig wird auch schon diskutiert. Für einen begrenzten Personenkreis hingegen, für langjährig Beschäftigte, wurde ab Sommer 2014 die Rente mit dreiundsechzig eingeführt. Das soziale Alter wird also durch gesellschaftliche Übereinkunft festgelegt und ist durchaus variabel.

*TIPP: Lassen Sie sich von niemandem einreden, Sie seien alt, bloß weil Sie über fünfzig, sechzig oder siebzig sind. Viele Jüngere sind von ihrer Mentalität her wesentlich älter, auch wenn sie nicht so aussehen. Alter ist keine Frage des Aussehens, sondern der Einstellung.

Nun vollzieht sich bei uns in Mitteleuropa aber gerade ein tiefgreifender demografischer Wandel, mit dem eine Veränderung des durchschnittlichen biologischen Alters einhergeht: Die allgemeine Lebenserwartung ist seit 1840 um mehr als vierzig Jahre gestiegen, das heißt, sie hat sich ungefähr verdoppelt. Heute beträgt die Lebenserwartung in Deutschland für männliche Neugeborene achtundsiebzig Jahre, für weibliche mehr als dreiundachtzig. Und dieser Trend setzt sich fort. Das Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock hat errechnet, dass sich die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland jedes Jahr um etwa drei Monate verlängert. Das heißt, dass heutzutage jedes zweite Neugeborene ein Lebensalter von hundert Jahren oder mehr erreichen wird.

Die Frage ist: Gibt es eine Grenze nach oben?

Ja, die scheint es zu geben. Sie ist, das vermuten Wissenschaftler, genetisch bedingt und liegt bei etwa hundertzwanzig Jahren. Viel älter kann ein Mensch kaum werden – zurzeit jedenfalls nicht. Alle gegenteiligen Behauptungen sind Science-Fiction.

Die längste jemals hieb- und stichfest dokumentierte Lebensdauer erreichte bis jetzt die Französin Jeanne Calment, die 1997 im Alter von hundertzweiundzwanzig Jahren in Arles starb. Als Kind hatte sie noch Vincent van Gogh kennengelernt. Die jeweils ältesten Menschen der Welt (die ja, das liegt in der Natur der Sache, ständig wechseln) sind immer um die hundertsechzehn oder hundertsiebzehn Jahre alt, egal, woher sie stammen. Regionale Präferenzen für ein hohes Alter gibt es nicht, probate Rezepte dafür, es tatsächlich zu erreichen, genauso wenig.

Doch die über Hundertjährigen, früher noch bestaunte Exoten, werden immer zahlreicher. Weil der Tod sich immer weiter hinausschiebt, nimmt die Zahl der alten Menschen zu, mit der Folge, dass die Bevölkerung in einem vorher nie gekannten Ausmaß altert. Da zugleich immer weniger Kinder geboren werden, verringert sich – auf lange Sicht – die Bevölkerung drastisch.

Im Jahr 2050 werden voraussichtlich nur noch siebenundsechzig Millionen Menschen in Deutschland leben. Die Zahl der Jugendlichen wird sich fast halbieren, die der Achtzigjährigen hingegen verdreifachen. Die klassische Alterspyramide wandelt sich zur sogenannten »Urnenform«, was ein wenig makaber klingt, aber den Kern der Sache ziemlich genau trifft.

*TIPP: Denken Sie nicht ans Ende, sondern leben Sie im Jetzt. Dass Sie nicht mehr endlos viel Zeit haben, wissen Sie. Handeln Sie danach!

Ich stöbere oft in Buchhandlungen, gern auch antiquarisch. Dabei fiel mir vor einiger Zeit ein Bildband mit Porträts des berühmten Fotografen August Sander in die Hände, die er vor rund hundert Jahren aufgenommen hat. Ich war fasziniert. Es war unübersehbar, dass auf diesen Fotos auch biologisch junge Menschen, also Zwanzig-, Dreißigjährige, nach unseren heutigen Maßstäben unglaublich alt aussehen. Sie machen den Eindruck, als hätten sie schon in jungen Jahren alles gesehen, alles erlebt. Das hat nicht unbedingt etwas damit zu tun, dass sie schwere körperliche Arbeiten verrichteten. Auch sozial höhergestellte Menschen sehen bei August Sander seltsam wissend und über die Maßen alt aus, so, als hätten sie ihr ganzes Leben bereits hinter sich. Ihren Gesichtszügen sind Erfahrungen...

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