Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Geschichte Europas - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 1,7, Universität Leipzig (Dubnow Institut Leipzig), Veranstaltung: ProS Mittelalterliche Glaubenswelten, Sprache: Deutsch, Abstract: Man könnte vermuten, oben stehende Sätze stammen aus längst vergangenen Zeiten. Der Leser könnte sie einem Jesuitenprediger der Renaissance oder eines Antisemiten des 17. Jahrhunderts in den Mund legen. Doch jene Zeilen wurden 1997 vom konservativ katholischen Theologen Robert Prantner unter dem Titel: 'Gratwanderung auf einer Einbahnstraße' in der Zeitschrift 'Zur Zeit' (7/97) veröffentlicht. Die Vorwürfe gegen Juden, die auf der Ritualmordlegende basieren, sind also bis in unsere Tage nicht verstummt. Prantner beruft sich in seinen Ausführungen auf eine, seit dem Mittelalter kursierende Legende. Grundlage dieser ist ein Ritual aus religiösen Motiven, das in dieser Form wohl niemals stattgefunden hat. Bei einem Ritualmord wird Juden vorgeworfen, um die Osterzeit (jüdisches Pessachfest) Christenknaben zu entführen und schlachten, deren Blut zu trinken oder es zur Zubereitung kultischer Speisen (Mazzoth) zu verwenden. Grundlage der Ritualmordvorwürfe ist die Unterstellung der Schuld des jüdischen Volkes am Tod Jesus Christus (ca. 4v.Chr.- 33.n.Chr.). In der katholischen Kirche wurde im Mittelalter die Transsubstantiationslehre zum Dogma (formuliert auf dem 4. Laterankonzil 1215 und durch das Konzil von Trient 1643 bekräftigt) 2 . Schon bald kam es zu Wunderberichten rund um die Eucharistie. Man erzählte sich von blutenden Hostien, die sprechen konnten und die Idee, dass nun eben diese Hostien nur der leibhaftige, wunderbar verwandelte Körper Jesu Christi seien, wurde den Juden zum Verhängnis. Denn nun konnte man behaupten, dass Juden nun die Hostie martern, genauso wie einst Jesus Christus. Für die katholische Theologie des Mittelalters war Hostie und Corpus Christi wesensgleich.
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