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E-Book

Single in the City

Auf der Suche nach Mr. Right

AutorAndrea Saggau, Susanne Wernstedt
Verlagmvg Verlag
Erscheinungsjahr2005
Seitenanzahl208 Seiten
ISBN9783864155970
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,49 EUR
Haben sich Ihre Blind-Dates bisher wie eine Begegnung mit der dritten Art erwiesen? Und entpuppte sich der Supermarkt bisher auch nicht als klassischer Heiratsmarkt? Wie schwierig es ist, aus einem Meer an Singles den für sich passenden Partner herauszuangeln, wissen die Hauptfiguren dieses Streifzugs durch den Großstadtdschungel. Begleiten Sie die beiden charmanten Protagonistinnen durch Kneipen, Partys, Chatrooms und finden Sie Ihren Weg zu Mr. Right.

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Leseprobe

Anne


Tina, sage ich immer, so wird das nichts. Der Mann fürs Leben, der lehnt nicht einfach mit einem Bier in der Hand an einem Tresen. So lässig sind sie nicht zu haben, die Guten. Du musst nach ihnen suchen, und das solltest du ganz theoretisch angehen. Dein Leben braucht einen Entwurf, dazu musst du dir selbst tausend Fragen beantworten. Will ich Kinder haben oder Karriere machen? Im Landhaus oder einer Stadtwohnung wohnen? Will ich frei sein oder abgesichert? Trinke ich lieber Bier oder Wein und wenn Wein, dann rot oder weiß ... ?

Zugegeben, du kannst da schon vom Hundertsten ins Tausendste kommen. Aber bevor du dich auf die Suche begibst, musst du doch wissen, was du willst und wo du es findest. Schließlich gehst du ja auch nicht einkaufen, ohne zu wissen, was du kochen willst und wo der Supermarkt ist ... „Tina! Hörst du mir überhaupt zu?“

Ich weiß längst, was ich will. Ich möchte mal heiraten, in Weiß, und die Feier soll unter Apfelbäumen stattfinden. Danach soll er mich auf Händen in die 5-Zimmer-Stadtwohnung plus Ankleidezimmer mit Platz für mindestens 100 Paar Schuhe tragen und dann gefälligst durch das ganze Leben. Und wenn er nicht mehr kann, darf er mich eine Weile auf einem Bett aus Rosen ablegen. Am liebsten in einem Haus in der Toskana, mit einem eigenen Pferd vor der Tür oder einem ganzen Gestüt. Also gut, man kann nicht alles haben. Aber Gemeinsamkeiten, die über eine Nacht hinaus reichen, die müssen sein – da bin ich mir sicher.

Also sage ich immer zu Tina: Erst musst du Interessen entwickeln, ihnen dann auch wirklich nachgehen, und dann findet sich auch jemand, der sie mit dir teilt. Sex ist eben nicht alles, wie meine Mutter immer so schön sagt. Mich zum Beispiel interessiert alles Kulturelle. Film, Bücher, Theater und Kunst. Ich gehörte schon in der Schule zu den Mädchen, die sich in ihre Deutsch- und nicht in die Sportlehrer verliebt haben.

Später waren es die Professoren. Meistens in jedem Semester ein anderer, nur einen verfolgte ich das ganze Studium hindurch in jedes seiner Seminare. Er trug eine Brille mit schwindelerregend dicken Gläsern. Schwer waren die, denn die Brille rutschte immer seinen Nasenrücken herunter. Er schob sie mit dem Zeigefinger hoch, aber das Gestell fand dort keinen Halt und glitt erneut Richtung Nasenspitze. Meistens trug er Breitkordhosen, die am Hintern und an den Knien abgewetzt waren. Zugegeben, er war kein schöner Mann, aber wenn er anfing zu reden, herrschte Stille. Niemand malte auf Unterlagen oder las die neueste Ausgabe des Stadtmagazins. Seinen Worten wurde Respekt gezollt, vor seinem Wissen hatte man Ehrfurcht. Ich folgte seinen Ausführungen still, soweit ich überhaupt mitkam. Niemals stellte ich Fragen. Überhaupt habe ich nie ein Wort verloren, schon gar nicht über meine heimliche Leidenschaft.

Heute bin ich froh, dass es eine stille Liebe war und niemals etwas daraus wurde. Schließlich war er 40 Jahre älter als ich. Wahrscheinlich ist er längst im Altersheim. Sein Geist ist verwirrt, die Sehschwäche noch schlimmer geworden, und die Breitkordhose von damals trägt er bestimmt noch immer.

Ich habe mich gebessert. Ich projiziere nicht mehr in jeden vergeistigten Oberlehrer den potenziellen Vater meiner Kinder hinein. Aber ich weiß, ich will einen, der sensibel und geistreich zugleich ist. Den finde ich bestimmt nicht in einer Szenebar. Dort, wo Tina am liebsten hingeht. Meines Wissens trifft sie dort nur große Jungs. Solche, die nicht erwachsen werden wollen. Die haben Plattensammlungen, tragen Trainingsjacken im Retro-Look und wollen keine Verantwortung übernehmen. Schon gar nicht für eine feste Beziehung. Aber Smalltalk halten, das können sie schon. Sagt Tina. Dabei erwartet sie viel mehr. Aber Tina ist in ihrer Spontanität manchmal etwas planlos. Das zeigt sich nicht nur bei der Suche nach einem Mann.

Neulich fiel ihr 20 Minuten vor Geschäftsschluss ein, dass sie ein neues Telefon braucht. Das alte hat ein Rauschen in der Leitung gehabt, und schließlich wollte heute Abend einer dieser Nick-Hornby-Typen anrufen. Also hetzt sie los. Abends telefoniert sie dann im Stehen vor dem Wohnzimmerregal, weil sie sich ein Gerät mit integriertem Fax gekauft hat. 30 Zentimeter breit, 20 Zentimeter hoch und schätzungsweise 10 Kilo schwer.

Sie hatte sich vergriffen, denn eigentlich braucht sie ein federleichtes Schnurloses, mit dem sie sogar vom Bett aus telefonieren kann. Aber so ein monströses Faxgerät mit einer zwei Meter langen Schnur trägt sich eben verdammt schlecht durch die ganze Wohnung. So etwas kann Tina auch mit den Männern passieren. Sie greift einfach zu, und am Ende hat sie einen zu Hause, mit dem sie gar nichts anfangen kann.

Einmal überredete ich sie zu einem Tango-Kurs. Tango ist ein klasse Hobby, dachte ich, das hat Schwung, ist emotional und passt zu Tina, weil sie so gern tanzt. Sie willigte ein, natürlich mit der Aussicht auf ein gut gebautes, glutäugiges Model mit stählernen Muskeln als Tanzpartner. Stattdessen wurde ihr ein untersetzter Immobilienmakler zuteil. Seine Zähne haben sie wohl am meisten gestört, ich dagegen fand die feuchten Froschhände schlimmer. Tina schmiegte sich auch nicht zum feurigen Rhythmus in seine Arme, sondern wirkte wie in einen Schraubstock gezwängt. Und sehr, sehr unglücklich. Jedenfalls war sie nicht mehr gewillt, mitzukommen. Ich konnte es schon verstehen. Also war ich ab sofort wieder allein unterwegs.

Ich suche mit „Kultur“. Immer gern auf Vernissagen. Da träume ich von einem mit Klavierhänden, der auf mich zukommt und so etwas Feingeistiges sagt wie: „Finden Sie nicht auch, dass das ambivalente Verhältnis zwischen dem Künstler und seiner Mutter in diesem abstrakten Werk besonders deutlich wird?“ Meine Antwort wird mich dann selbst überraschen.

So wie neulich im Englischen Theater. Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, denke ich mir. Einerseits mein desolates Englisch aufbauen und gleichzeitig Ausschau halten. Ich habe mich durch ein paar Texte von Shakespeare gequält und heimlich in der Buchhandlung im Univiertel die Interpretation von „Die Tragödie des König Lear“ besorgt – und gelesen. Regisseur, Schauspieler und sogar der Bühnenbildner waren mir nach ausführlicher Recherche bestens bekannt. Ich bin also auf mögliche Gespräche über das Stück bestens vorbereitet.

In der Pause bemühe ich mich um Haltung. Gar nicht so einfach auf sieben Zentimeter Absatz. Der Teppich ist sehr weich, bei jedem Schritt sinke ich tief ein. Der unebene Boden erschwert mir zusätzlich den Weg zur Bar. Trotzdem lege ich den Lady-Diana-Blick auf, so von unten nach oben, und schon bald steuert ein attraktiver Kandidat auf mich zu. Ich ziehe den Bauch noch weiter ein und strahle ihm entgegen, bis er vor mir Halt macht. Er eröffnet das Gespräch mit so etwas wie „An eloquent approach at the contemporary idiosyncrasies of the court’s interpretation of etiquette among the gentry. Wouldn’t you quite agree?“

Agree was??? Schlagartig vergesse ich fast jede englische Vokabel, die ich jemals gelernt hatte. „Sorry, where are the toilets?” Mehr fällt mir nicht ein. Ich eiere über den blöden, weichen Teppich zur Toilette und schließe mich in eine Klozelle ein.

Ich schäme mich zutiefst. Gleichzeitig ärgere ich mich über mich selbst. So ein feiner Brite. Bestimmt hätte er mich nach der Vorstellung ausgeführt und mich zum Abschied geküsst. Später hätten wir geheiratet, wären zusammen nach London gezogen. Notting Hill natürlich. Nachdem wir im „Harrods“ shoppen waren, würden wir im „Savoy“ unseren Tea trinken und uns auf einen Abend in der „English National Opera“ freuen. Das wäre es gewesen. Aber vorher hätte ich noch einen Englisch-Kurs an der Volkshochschule belegen müssen. Nach dem Pausengong schleiche ich mich davon.

Aber ich lasse mich nicht unterkriegen. Auf der Doppellesung der beiden jungen deutschen Literaten hat es schon viel besser geklappt. Unheimlich gut aussehende Männer sitzen da. Viele tragen legere Anzüge, halblange Haare und haben leider meistens eine Frau an ihrer Seite. Wenn der eine Autor liest, muss ich mich nicht konzentrieren. Sein Buch habe ich bereits gelesen. So lächle ich gelegentlich durch die Reihen. Der neben mir ist auch nicht schlecht. Er ist jung, allein und trägt eine Brille mit dickem schwarzem Rand. Ich mag diese Brillen. Sie lassen jeden Mann intelligent aussehen. Von Zeit zu Zeit wechselt er seine Sitzposition. Mal schlägt er die Beine übereinander, dann stützt er das Kinn auf seinen...

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