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E-Book

Skandalöse Amouren im Hause Habsburg

AutorHanne Egghardt
VerlagVerlag Kremayr & Scheriau
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783218008747
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Mitglied des Hauses Habsburg zu sein, ging mit Rang und Ansehen, bester Erziehung und Ausbildung einher. War für die Söhne des Hauses oft eine Karriere im Militärwesen vorgezeichnet, wurden die Töchter nach politischem Kalkül verheiratet. Viele Mitglieder des Kaiserhauses beugten sich dem Diktat des Herrscherhauses, dienten in weit entlegenen Garnisonen des Habsburgerreiches, heirateten ungeliebte Partner und erfüllten nolens volens ihre Repräsentationspflichten. Es gab aber auch eine Reihe von Hoheiten, die sich den streng konservativen Gesetzen widersetzten, die ihr Leben nach eigenen Vorstellungen leben wollten und eher ihrem Herzen folgten als der Konvention. Da ist die 'amitié amoureuse' zwischen Erzherzogin Marie Christine und ihrer Schwägerin Isabella von Parma, da ist die Affäre der mit Napoleon verheirateten Kaisertochter Marie Louise mit ihrem Reisebegleiter Graf Neipperg, da sind Erzherzöge, die aus Liebe zu nicht standesgemäßen Frauen mit dem Kaiserhaus brachen, ihre Titel und Ansprüche niederlegten und 'bürgerlich' wurden. Von diesen schillernden Persönlichkeiten, die sich skandalösen Amouren hingaben, erzählt Hanne Egghardt in ihrem Buch.

Hanne Egghardt studierte in Graz und Istanbul Germanistik und die türkische Sprache. Arbeitet seit 1970 in Wien als Dolmetscherin, Journalistin und Buchautorin. Bei Kremayr & Scheriau u. a. erschienen: 'Prinz Eugen' (2007), 'Habsburgs schräge Erzherzöge' (2008), 'Die schönsten Schloss- und Stiftsgärten in Österreich' (2009), 'Maria Theresias Kinder' (2010), 'Die schönsten Burgen Österreichs' (2011), 'Sisi's Kinder' (2011), 'Alles Walzer: Die Strauß-Dynastie' (2012).

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Leseprobe

Das leicht entzündbare Herz:
Marie-Louise


(12. Dezember 1791 – 17. Dezember 1847)


»Verkauft« an den Erzfeind Napoleon, erfüllte Marie Louise ihre ehelichen Pflichten, gebar dem Kaiser der Franzosen den ersehnten Sohn – und setzte dann doch ihr Recht auf Liebe durch. Eine Liaison mit einem verheirateten Mann und zwei außereheliche Kinder – das hatte vor ihr noch keine Kaisertochter geschafft!

Edle Vorfahren


Kaiser Franz II. war alles andere als ein dynamischer Herrscher. Er scheute Entscheidungen ebenso wie das Hofzeremoniell, er hielt sich am liebsten in seinen vier Wänden auf, tischlerte, liebte Hausmusik und bequeme Kleidung und war am glücklichsten in seinem Schloss in Laxenburg. Schon im Alter von 16 Jahren wurde er von Joseph II. als »Kaiserlehrling« aus Florenz nach Wien geholt und strengsten Erziehungsmethoden unterzogen. Spätestens 1792, als er mit 24 nach dem überraschenden Tod seines Vaters Leopold II. zum Herrscher in den österreichischen Erblanden, König von Ungarn und Böhmen und zum römischdeutschen Kaiser wurde, war jedoch klar, dass er es noch lange nicht zum »Kaisermeister« gebracht hatte.

Der junge Kaiser stöhnte vom ersten Tag an unter der Lastseiner neuen Aufgaben und Würden. Als eine seiner wichtigsten Pflichten hatte er es schon vor seiner Thronbesteigung betrachtet, dem Erzhaus Habsburg Söhne zu schenken. Auch das erwies sich jedoch als weit schwieriger als geahnt. Elisabeth Wilhelmine von Württemberg, seine erste Gattin, hatte 1790 eine Tochter geboren, sie selbst war noch bei der Geburt gestorben, das Kind im folgenden Jahr. Im September 1790 heiratete der Erzherzog zum zweiten Mal. Diesmal schloss er den Bund der Ehe mit seiner Cousine Maria Theresia. Sie war die Tochter der energischen und lebenslustigen, mit König Ferdinand von Neapel-Sizilien verheirateten Maria Karolina und die Enkelin der großen Maria Theresia.

In Neapel war Maria Theresia auf Grund ihrer Anmut und Schönheit »die Gazelle« genannt worden. Sie hatte von ihrer Mutter Lebenslust und Sinnlichkeit und dazu einen kräftigen Schuss Unbekümmertheit geerbt. Den Wiener Hof krempelte sie um, sobald ihr Mann die Kaiserwürde erlangt hatte. Jetzt wurde gelacht und getanzt, die junge Kaiserin liebte nichts mehr als Theateraufführungen und Singspiele, Redouten und Maskenbälle und tanzte mit Leidenschaft den neu in Mode gekommenen Walzer. Und, ganz zwischendurch, schenkte sie zwölf Kindern das Leben. Das erste war Marie Louise.

Marie Louise war am 12. Dezember 1791 zur Welt gekommen. Bei ihrer Taufe am nächsten Tag gab ein Bataillon auf dem Bürgerspitalplatz die dreimalige Salve ab, die von den auf den Wällen der Stadt aufgestellten Kanonen wiederholt wurde. Das war zwar nur Jubel im Taschenformat, für die Geburt einer Erzherzogin sah das Protokoll aber nicht mehr vor.

Die kleine Erzherzogin wuchs in Wien wohl behütet und umsorgt auf. Als sie acht Jahre alt war, wurde Gräfin Victoria Colloredo zu ihrer Aja ernannt. Das erwies sich als besonderer Glücksfall, denn die Gräfin hatte aus ihrer ersten Ehe eine kleine Tochter namens Victoire de Poutet. Zwischen ihr und der gleichaltrigen Marie Louise entspann sich eine herzliche und innige Freundschaft, die ein Leben lang andauern sollte.

Die Mutter bekam Marie Louise nicht oft zu sehen, die war mit dem Organisieren von Unterhaltungen und Vergnügungen beschäftigt. Noch als Kind schrieb Marie Louise nieder, sie habe sich nach nichts mehr gesehnt als nach einer Umarmung ihrer Mutter – vergebens. Der kaiserliche Vater hingegen war geradezu vernarrt in seine blonde, mit veilchenblauen Augen in die Welt blickende »Louisl«, die von ihm das habsburgische Markenzeichen, die kräftige Unterlippe, geerbt hatte. Er verbrachte viel Zeit mit seiner kleinen Prinzessin, spielte mit ihr, freute sich über ihre tänzerische Begabung und ruderte sie auch gelegentlich über den Teich in Laxenburg. Marie Louise hing mit zärtlicher Liebe an ihrem Vater. Ihrem »lieben Papa« schrieb sie auch später noch lange, herzliche Briefe.

Ein intensives Bildungs- und Erziehungsprogramm war für die kleine Erzherzogin nicht vorgesehen. Sie hatte keine langweiligen Lektionen durchzustehen wie die männlichen Nachkommen, man begnügte sich damit, ihr eine Art Basis-Wissen zu vermitteln, eine gute Allgemeinbildung ohne Tiefgang. Schon früh zeigte sich, dass sie sehr musikalisch war und alles schätzte, was mit Kunst zu tun hatte. Und auch ihre starke Sprachenbegabung war unübersehbar. Schon früh konnte sie in Deutsch, Ungarisch, Böhmisch, Französisch und Englisch Konversation führen, hatte Grundkenntnisse in Spanisch und Italienisch und konnte Latein lesen und übersetzen. Der dem Bürgerlichen eng verhaftete Vater sorgte auch dafür, dass sie häusliche Tätigkeiten erlernte wie nähen und sticken, zeichnen und musizieren, Blumen pflegen und das Zubereiten feiner Süßigkeiten. Direktiven für die Erziehung kamen häufig aus Neapel. Großmutter Maria Karolina gab brieflich Anweisungen. Eine davon betraf den Umgang mit dem männlichen Geschlecht. Marie Louise sei von Männern fernzuhalten, riet die Großmutter, nur so könne sichergestellt werden, dass sie später einmal, als Königin oder Kaiserin, den von ihren Eltern aus dynastischen Gründen erwählten Gemahl als Mann ihres Lebens zu schätzen wisse.

Napoleon, der »Antichrist«


Draußen in der Welt veränderten sich die politischen Verhältnisse indes dramatisch. In Frankreich hatten wütende Menschenmassen jene Revolution entfacht, die sich bald wie ein riesiger Flächenbrand ausbreiten sollte. Im April 1792 hatte die Kriegserklärung Frankreichs den Beginn des Ersten Koalitionskrieges eingeläutet. Das französische Königspaar Ludwig XVI. und Marie Antoinette war abgesetzt worden, schließlich machte man ihm den Prozess. Der Wiener Hof verfolgte die Ereignisse zwar, die Anteilnahme allerdings hielt sich in Grenzen. Sogar am 16. Oktober 1793, dem Tag, an dem Marie Antoinette, immerhin die Tante der jungen Kaiserin Marie Therese, in Paris auf dem Schafott starb, stand eine Reihe von Vergnügungen auf dem Programm: Besuch der Spanischen Reitschule, danach Fahrt nach Schönbrunn, Diner im Chinesischen Zimmer und schließlich Besuch einer Abendvorstellung im Theater.

Als Robespierre, eine der treibenden Kräfte der Französischen Revolution, in Paris gestürzt wurde, schien sich die Lage in Europa zu entspannen. Da tauchte am Horizont eine neue, bei weitem größere Gefahr auf: Napoleon Bonaparte. Er war 1795 zur Belohnung für die Niederschlagung eines royalistischen Aufstandes mit dem Oberbefehl über die französischen Truppen in Italien betraut worden. Nun marschierte er unaufhaltsam vorwärts, okkupierte Nizza und Savoyen, vertrieb die Erzherzöge der Lombardei und der Toskana und belagerte sechs Monate lang die strategisch wichtige Stadt Mantua. Nach ihrer Kapitulation im Februar 1797 war der Weg über die Alpenpässe frei. Österreich, das unter der militärischen Führung von Erzherzog Karl gestanden war, musste den Frieden von Campo Formio annehmen und den Verlust weiter Gebiete hinnehmen. Napoleon hingegen marschierte nach Süden. Im Februar 1798 besetzten seine Truppen den Kirchenstaat. Schon drohte eine Invasion des Königreichs Neapel-Sizilien.

Napoleon aber änderte seine Pläne und brach nach Ägypten auf. Sein Ziel war es, England den Weg nach Indien abzuschneiden. Diesmal gingen Napoleons Pläne nicht auf. Admiral Nelson schlug dessen 2000 Schiffe umfassende Flotte am 1. August 1798 erfolgreich in Abukir. Damit war Napoleons Traum von der Welteroberung zwar ausgeträumt, in Frankreich spielte diese Niederlage aber keine Rolle. Im Gegenteil, Napoleon wurde bei seiner Rückkehr als Held gefeiert. Und nicht nur das: Es gelang ihm, sich in den Wirren eines geplanten Staatsstreiches an die Spitze Frankreichs hochzukatapultieren. Im Alter von 30 Jahren wurde er zum Ersten Konsul und faktisch zum Alleinherrscher in Frankreich.

Am Wiener Hof waren die Ereignisse rund um Napoleon mit höchster Skepsis beobachtet worden. Österreich hatte auch den Zweiten Koalitionskrieg verloren. Im Frieden von Lunéville erhielt Frankreich 1801 die seit 1794 besetzten linksrheinischen Gebiete. Das schmerzte ebenso wie die Kaiserkrönung Napoleons im Mai 1804 in Paris. Um seine kaiserliche Hausmacht zu erhalten und die Ranggleichheit mit Napoleon zu wahren, entschloss sich Kaiser Franz II. zu einem ebenso ungewöhnlichen wie mutigen Schritt. Er proklamierte das Kaisertum Österreich und nahm den Titel Franz I. Kaiser von Österreich an. Da er bis 1806 auch römisch-deutscher Kaiser Franz II. blieb, ging er als einziger »Doppelkaiser«, als Franz II./I., in die Geschichte ein.

1805, nach seinem Sieg bei Austerlitz, nahm Napoleon Neapel ins Visier. Das traf Maria Karolina und ihren Gatten hart. Das Königspaar musste 1806 nach Sizilien flüchten. Im März 1806 setzte Napoleon seinen Bruder Joseph Bonaparte auf den Thron von Neapel und vier Jahre später seinen Schwager Joachim Murat. Das machte Maria Karolina zur erbitterten Feindin des »Ungeheuers« Napoleon. Sie bombardierte halb Europa mit Briefen, in denen sie ihn wild beschimpfte, als »korsischen Despoten«, »Geißel Europas«, ja bis hin zum »Verbrecher«.

In Wien fielen Maria Karolinas Beschimpfungen auf fruchtbaren Boden. Auch bei ihrer Enkelin Marie Louise. Angeblich soll sie sogar eine Puppe namens Napoleon gehabt haben, an der sie ihre Wut über den »Antichristen« ausließ, wie...

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