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Soziologische Aufklärung als moralische Passion: Pierre Bourdieu

Versuch der Verführung zu einer provozierenden Lektüre

AutorWolfgang Lempert
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl316 Seiten
ISBN9783531924786
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis22,99 EUR
Pierre Bourdieu (1930-2002), als Soziologe ebenso berühmt wie als Globalisierungskritiker umstritten, hat uns Fragen hinterlassen: Was war der Treibsatz seiner Karriere, seiner vielen Veröffentlichungen und seines politischen Engagements? Wer war er wirklich: der scharfsinnige Denker seiner Studienjahre, der rastlose Forscher der Folgezeit, der spätere Verkünder einer künftigen Katastrophe oder nur ein extrem ehrgeiziger Intellektueller? Wie passt das alles zusammen?
Kein Wunder, dass auch Experten bis heute hierüber streiten. War er doch - je nach den Umständen - mal mehr das Eine, mal mehr das Andere, manchmal auch alles zugleich. Stets aber hat er verborgene Formen sozialer Benachteiligung und Unterdrückung aufgedeckt und gebrandmarkt. So erschließen die Einheit und Größe seiner Lebensleistung und Person sich erst aus der moralischen Perspektive einer Achtung aller Menschen, gerade auch derer, denen unsere Gesellschaft die Anerkennung versagt.



Prof. Dr. Wolfgang Lempert war langjähriger Projektleiter am MPI für Bildungsforschung in Berlin.

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Leseprobe
6. Theoretische Ergänzungen und Extrapolationen: Zur (Re-)Integration von Moral und Ökonomie (S. 143-144)

Zweite Zwischenbilanz – weitere Perspektiven

Leitlinien der bisherigen Erörterungen und der nachfolgenden Argumentation.
Bevor wir den ‚roten Faden‘ wieder aus den Augen verlieren, sei er etwas länger hochgehalten, eine zweite Zwischenbilanz gezogen und nochmals ein Blick auf das weitere Programm geworfen.

Bisher ging es primär darum, nachzuweisen, dass die Sozialforschung, die Bourdieu zeit seines professionellen Lebens mit anhaltender Leidenschaft betrieb, sich überwiegend auf Gegenstände bezog (Kapitel 3), mit Methoden ausgeführt wurde (Kapitel 4) und Ergebnisse erbrachte, die politische Konsequenzen nahe leg(t)en (Kapitel 5), deren moralische Relevanz kaum bestritten werden kann. Ihm erwies sich die neoliberale Politik der industrialisierten Länder, die weitgehende Preisgabe nationalstaatlicher Disziplinierung der kapitalistischen Dynamik zugunsten ihrer quasi sozialdarwinistischen Expansion auf globalen Märkten als die derzeit größte Gefährdung der Menschengattung, als Bedrohung zumindest der weiteren menschenwürdigen Existenz eines wachsende Teiles, bald der Mehrheit ihrer Mitglieder – eine Tendenz, die im konkreten Alltag als zunehmende Abhängigkeit des gesamten Lebens von rein monetären Kalkulationen erfahren wird und bereits beklemmende Folgen gezeitigt hat: Sie führt zum sozialen Ausschluss immer größerer Teile der Welt-‚Bevölkerung‘ mit all ihren destruktiven Konsequenzen:

- eskalierender Aggressivität gegenüber Mitmenschen und/oder der eigenen Person, und das heißt unter anderem:
–– zunehmender Kriminalität – gesteigerte Neigung vor allem zu Eigentums- delikten und Gewalttaten – einerseits,
–– lähmender Depressivität, Drogenmissbrauch und Suizidalität andererseits, Reaktionen, denen die von ihren früheren sozialen Vor- und Fürsorgefunktionen ohne Not zurückgezogenen staatlichen Instanzen vor allem mit polizeilichen Mitteln – Abschottung der Reichen und Einsperren der Armen – zu begegnen versuchen (vgl. Wacquant 2009), sowie
- Selbstmordattentaten als ‚explosiver‘ ‚Mischung‘ von fremdenfeindlichen und autoaggressiven Reaktionen.

Das Erfordernis einer umfassenden und differenzierten Rahmenkonzeption. Um der weiteren Verbreitung der – in wachsendem Maße symbolisch vermittelten – ökonom(ist)ischen Gewalt (und Einfalt) realistisch entgegenzuwirken, bedarf es unter anderem eines weiter gespannten theoretischen Rahmens: eines Systems von Begriffen und Annahmen, dessen Verwendung genauer zu erkennen erlaubt, wessen uns die aktuelle Fehlentwicklung bereits beraubt hat, welche weiteren Verluste wir im Falle ihrer Fortsetzung und Eskalation befürchten müssen und – vor allem – was wir künftig unternehmen könnten, um den Trend zu stoppen und umzukehren, weiteren Einbußen Einhalt zu gebieten und wieder festen Boden unter den Füßen zu gewinnen.

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