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E-Book

SPACE 2014

Das aktuelle Raumfahrtjahr mit Chronik 2013

AutorEugen Reichl, Stefan Schiessl
VerlagVerein zur Förderung der Raumfahrt
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl295 Seiten
ISBN9783944819013
Altersgruppe12 – 
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis6,99 EUR
SPACE2014 - Die spannende Welt der Raumfahrt. Die elfte Ausgabe des Raumfahrt-Klassikers. Powered Flight: Bransons Start ins All +++ Asteroiden: Gefahr aus dem All +++ China landet auf dem Mond +++ Private Raumfahrt schaltet in den nächsten Gang +++ Proton: Pfusch und Pannen +++Mercurys gefährlicher Beginn +++ Kosmos der Frauen X-20 +++ Dyna Soar: Amerikas erster Shuttle +++ Man nennt mich den Khan +++ Raumfahrtchronik +++ Statistik 2012 & Vorschau 2013 +++ und vieles mehr...

Eugen Reichl arbeitet als Raumfahrtexperte bei Astrium. Als Sachbuchautor (u.a. für den Motorbuchverlag und SPACE) hat er die Gabe, Raumfahrt pointiert, verständlich und spannend zu vermitteln. Auch im Radio (z.B. Bayern 2) ist er für Raumfahrtthemen ein gefragter Interviewpartner.

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Launch Pad 39B einst. Hier mit der Raumfähre Discovery. NASA

Der einstige Stolz der NASA, die Space Shuttles Atlantis, Discovery und Endeavour stehen längst im Museum. Die ehemals vollen Parkplätze am Kennedy Space Center sind leer und verwaist. Die Startanlagen 39A und 39B, von denen aus die Raumfähren in den Orbit aufbrachen und von wo schon in den sechziger und siebziger Jahren die Apollo-Mondflüge und die Skylab-Missionen begannen, sind demontiert. Ihre mächtigen Startgerüste fielen dem Schneidbrenner zum Opfer und sind längst beim Schrotthändler gelandet. Bei der NASA und den Industrieunternehmen, die dafür sorgten, dass die Shuttles flugklar waren, wurden Zehntausende von Ingenieuren und Technikern entlassen.

Doch das Bild der Tristesse trügt. Bereits wenige Kilometer südlich dieser desperaten Ödnis sind in diesen Tagen Privatunternehmen dabei, die Lücken auf den Start- und Parkplätzen wieder zu schließen. Hier am Cape und bei den Raumfahrtfirmen überall in den Vereinigten Staaten haben die meisten der einstigen Shuttle-Techniker und Ingenieure inzwischen einen neuen Job gefunden. Und das liegt zu einem guten Teil an den Newcomern in der Weltraumszene, an Firmen wie SpaceX, Orbital Sciences, Sierra Nevada, Blue Origin, Virgin Galactic, Stratolaunch und anderen. Sie können die Leute gar nicht so schnell bekommen, wie sie gebraucht werden. Virgin Galactic veranstaltet dieser Tage eine „Job Fair“, um an das dringend benötigte qualifizierte Personal für seine „Spaceship Company“ zu kommen. Stratolaunch in Mojave stellt jeden ein, der dort anklopft, angefangen vom Bauarbeiter bis hin zum Spezialisten für Kohlefaser-Kompositstrukturen. SpaceX hat schon seit Jahren nie weniger als 300 Stellen offen. Auch Scaled Composites benötigt die ganze Bandbreite vom Testpiloten bis zum Kunststofftechniker. Bigelow, drüben in Las Vegas, vergrößert gerade seinen Parkplatz, damit auch all die neuen Mitarbeiter ihre Autos abstellen können. Boeing stellt ein, um seine CST 100 Raumkapsel flugklar zu bekommen und auch auf den Homepages von XCOR und Masten, die zu den Kleinen in der Szene der „Neuen Raumfahrt“ gehören, leuchten einem sofort die Stellenanzeigen entgegen. Selbst Jeff Bezos‘ supergeheime Raumschiff-Manufaktur Blue Origin, deren Homepage nie preisgibt, was sich auf seinem ungeheuren Testgelände in Texas oder in seinen Fertigungshallen in Kent, südlich von Seattle tut, bringt auf Seite eins gleich mal seine „Hot Jobs“ ins Gespräch.

Dann begann die Demontage. NASA

Alles landete beim Schrotthändler. NASA

So sieht die Startanlage 39B heute aus. NASA

Anzeige für die VIRGIN GALACTIC Job Fair. VIRGIN GALACTIC

Es ist kein Zweifel möglich. Die private Raumfahrt boomt. Viele der „Privatraumfahrer“ sind derzeit mitten in einer kritischen Erprobungs- und Fertigungsphase. Wo noch vor wenigen Jahren Powerpoint-Präsentationen, Youtube-Trickfilmchen und bestenfalls bunt bemalte Sperrholz-Mockups vorherrschten, entsteht jetzt überall die „richtige“ Weltraum-Hardware.

SpaceX, repräsentiert durch seinen Eigentümer, CEO und Ideengeber Elon Musk ist in dieser Szene eindeutig der Popstar. Das Unternehmen betreibt eine Öffentlichkeitsarbeit, die eine ganz eigene Mischung aus frisch, frech und geheimnisvoll ist. Dabei werden die sozialen Medien gekonnt eingesetzt. Elon Musk hat Fan-Blogs wie sonst nur Film- und Fußballstars und ist eine Ikone auf Twitter mit über einer Million Followern auf seinen verschiedenen Konten. Musk ist der Hoffnungsträger der Raumfahrtgemeinde, denen die institutionelle Raumfahrt zu bräsig, zu verzagt und zu risikoscheu ist. Und, das nur nebenbei, Musk betreibt noch zwei weitere kaum weniger innovative Unternehmen: Den Elektroauto-Hersteller Tesla und Solar City, die Firma, mit der er den Energiesektor revolutionieren will. Der Mann strotzt nur so vor Ideen. Vor wenigen Tagen erst hat er mit einem neuen Projekt Furore gemacht, dem „Hyperloop“. Eine Art Rohrpost für den Personentransport, wo in evakuierten Röhren Menschen mit nahezu Schallgeschwindigkeit zwischen den Großstädten reisen sollen. SpaceX hat in der privaten Raumfahrt eine ganze Reihe von Alleinstellungsmerkmalen. Eines besteht darin, dass Elon Musks Dragon-Raumschiffe etwas bewerkstelligen, das früher nur der Shuttle konnte: Fracht in wesentlichen Mengen von der Raumstation zur Erde zurück zu bringen. Damit sind nicht die paar Kilo gemeint, die man bei der Rückkehr bemannter Sojus-Raumkapseln noch mit in die enge Kabine dazu packen kann. Der Dragon ist in der Lage, schlafzimmerschrankgroße Experimenten-Racks der ISS, komplette Raumanzüge oder auf der ISS produzierte Proteinkristalle mitsamt ihrem Kühlschrank nach unten zu bringen. SpaceX hat inzwischen seine erste Entwicklungs- und Bauphase schon hinter sich gelassen und schreitet mit großen Schritten neuen Zielen entgegen. „Wiederverwendbarkeit“ heißt das Mantra des Unternehmens. Das ist was Neues bei Trägerraketen. Dieser Schritt soll mit der Falcon 9.1.1 gelingen, die mit dem neuen Merlin 1D Triebwerk ausgerüstet ist. Der neue Falcon ist das Schlüsselelement der zukünftigen Geschäftsplanung von SpaceX. Musk verkauft ihn dabei als Weiterentwicklung des schon fünfmal erfolgreich geflogenen Falcon 9.1.0. Doch damit schwindelt er ein wenig, denn der neue Träger hat zwar eine gewisse äußere Ähnlichkeit mit dem erfolgreichen Vormodell, tatsächlich ist es aber fast ein von Grund auf neuer Träger. Während diese Zeilen entstehen, wird diese neue Rakete gerade auf der Luftwaffenbasis Vandenberg für den Jungfernflug vorbereitet. Obwohl Erstflüge traditionell keine höhere Erfolgsquote als 50 Prozent haben, ist Musk zuversichtlich genug, bei dieser Mission gleich eine Nutzlast mitzuführen: den kanadischen Forschungssatelliten den CAScade, Smallsat and IOnospheric Polar Explorer, oder kurz CASSIOPE. Die zukünftige Eigenschaft der SpaceX-Träger – die Wiederverwendbarkeit – wird bereits bei dieser ersten Mission erprobt. Musk wird versuchen, die erste Stufe nach ihrem Einsatz heil zur Wasseroberfläche herunter zu bringen. Er ist sich ziemlich sicher, dass das die ersten Male noch nicht gelingen wird. Aber vielleicht beim Versuch fünf, sechs oder sieben. Sobald dieser erste Schritt klappt, wird er beginnen, die erste Stufe, gebremst von ihren Merlin-Triebwerken, wieder zum Startort zurückzufliegen und dort zu landen. Auf einem Helipad direkt neben der Startrampe. Das bisherige Verfahren bei ausnahmslos jedem Träger weltweit ist: im Meer versenken oder die Stufen über Land abstürzen zu lassen.

SCALED COMPOSITES gehört zu den Profis. Hier wird ein Raketentreibsatz in das Heck des SpaceShipTwo eingebaut. SCALED COMPOSITES

Elon Musk. Das Time-Magazine ist der Meinung, dass er zu den 100 einflussreichsten Menschen auf diesem Planeten zählt. TIME MAGAZINE

Eine SPACEX Dragon nähert sich der ISS. NASA

Die Falcon 9.1.1 wird – noch ohne Nutzlastspitze – in Vandenberg auf den Start vorbereitet. SPACEX

Um sein Rückführ-Verfahren schon mal auszuprobieren hat SpaceX einen Erprobungsträger für die neue Technologie geschaffen: Den „Grasshopper“. Dieses Testvehikel – von immensen Ausmaßen übrigens, 50 Tonnen schwer und mehr als 30 Meter hoch – hat bereits ein halbes Dutzend immer anspruchsvollerer Flüge hinter sich. Wenn man den Grasshopper fliegen sieht, glaubt man sich in einem schlechten Science-Fiction Film der fünfziger Jahre zu befinden. Das Ding steigt brüllend hoch, macht in einigen hundert Metern Höhe (und bald auch in Höhen bis zu 100 Kilometern) Manöver, die man von einer Großrakete bisher nur dann sah, wenn sie Sekunden später explodierte, und kommt dann donnernd auf einem mächtigen Flammenstrahl reitend wieder zum Startplatz zurück.

Elon Musk riskiert mit seinen Neuentwicklungen wesentlich mehr als die institutionelle Raumfahrt. Aber anders, als mit der Bereitschaft hohe Risiken einzugehen, sind große Entwicklungsschritte bei moderatem finanziellen Entwicklungsaufwand nicht realisierbar. Die Flüge von SpaceX kontrolliert übrigens nicht die NASA. Das macht das werkseigene Flugkontrollzentrum in Hawthorne, Kalifornien.

Der SPACEX Grasshopper bei einem Versuchsflug. SPACEX

Ebenfalls mit dem Flugbetrieb beginnt in diesen Tagen der “Dream Chaser” der Sierra Nevada Corporation. Noch nicht mit richtigen Orbitaleinsätzen, aber immerhin mit Testflügen in der Atmosphäre. Der „Dream Chaser“ ist bei den Amerikanern besonders beliebt, denn er sieht so aus, als hätten die großen Shuttles auf ihre alten Tage nochmal Nachwuchs bekommen. Knuffig und hamsterbackig, als wäre er einem Disney-Film entsprungen. Dieser Mini-Shuttle wird dieser Tage auf der Luftwaffenbasis Edwards auf seine ersten Flugtests vorbereitet. Dafür bringt ihn ein riesiger Erikson Air-Crane Hubschrauber auf eine Höhe von 4.000 Metern und wirft ihn dann ab. Danach wird er im Gleitflug auf dem Trockenbett der Luftwaffenbasis Edwards landen.

Der SIERRA NEVADA Dream Chaser. SIERRA NEVADA

In der Zwischenzeit wird auf der anderen Seite der USA, in Wallops Island, der Cygnus von Orbital Sciences auf seine erste Mission vorbereitet. Der Cygnus ist ein Frachtschiff für die Versorgung der ISS und wurde privat entwickelt, wenn auch mit finanzieller Beihilfe der NASA. Für seine Trägerrakete, die ebenfalls privat entwickelte „Antares“, ist es dann schon der zweite Start. Der erfolgreiche Erstflug, vorsichtshalber ohne Nutzlast, fand im April statt. Bei...

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