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E-Book

SPACE2012

Das aktuelle Raumfahrtjahr mit Chronik 2011

AutorEugen Reichl, Stefan Schiessl
VerlagVerein zur Förderung der Raumfahrt
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl332 Seiten
ISBN9783944819082
Altersgruppe12 – 
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis6,99 EUR
Sonja Rohde, eine Frau auf dem Weg in den Weltraum +++ 50 Jahre bemannte Raumfahrt: Gagarin, Wostok & Co. +++ Was folgt auf den Shuttle? +++ Suborbital: Die tollkühnen Männer in ihren rasselnden Raketen +++Megaraumfahrtjahr für China +++die Ära des Drachen! +++ Flug zu den Sternen: Mission Epsilon Eridani +++ Texus 49: Schlaflos in Schweden +++ Science-Fiction Wettbewerb +++ Raumfahrtchronik +++ Statistik 2010 & Vorschau 2011 +++ und vieles mehr... Die spannende Welt der Raumfahrt im einzigen Raumfahrtjahrbuch des deutschen Sprachraums. Nehmen Sie teil am großen Abenteuer unserer Zeit...

Eugen Reichl arbeitet als Raumfahrtexperte bei Astrium. Als Sachbuchautor (u.a. für den Motorbuchverlag und SPACE) hat er die Gabe, Raumfahrt pointiert, verständlich und spannend zu vermitteln. Auch im Radio (z.B. Bayern 2) ist er für Raumfahrtthemen ein gefragter Interviewpartner.

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Leseprobe

Sonja Rohde und die „Sehnsucht nach dem
weiten unendlichen Meer“


„Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Menschen zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge zu verteilen und Arbeit zu vergeben, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten unendlichen Meer“

Antoine de Saint Exupery

Hagen, Nordrhein-Westfalen

Das Bundesland Nordrhein-Westfalen ist urdeutsches Kernland. Seine Kulturgeschichte reicht soweit zurück, dass sich in jeder größeren Stadt der Region der Unterhalt eines paläontologischen Museums lohnt. Es galt über mehr als ein Jahrhundert als das „Land von Kohle und Stahl“ und erwirtschaftet – im Gegensatz zu einer in Bayern ebenso weit verbreiteten wie irrigen Meinung – den höchsten Anteil aller Bundesländer zum deutschen Bruttosozialprodukt. Die Einwohner dieser Region neigen nicht zu Kapriolen. Der Westfale gilt als Hüter deutscher Tugenden und grundsolider Bodenständigkeit. Pioniere und Eroberer, Abenteurer und Himmelsstürmer findet man dort eher selten. Im Zentrum Nord-rhein-Westfalens liegt Hagen. Der Ort existiert seit über 1.200 Jahren, seit 265 Jahren hat er die Stadtrechte. 1848 wurde Hagen an das Bergisch-Märkische Eisenbahnnetz angeschlossen, erlebte während der Kaiserzeit 1871-1914 eine erste Blüte und war bekannt als Zentrum moderner Architektur. Walter Gropius, Peter Behrens und Henry van de Velde arbeiteten hier. 1928 überschritt die Einwohnerzahl die 100.000er-Marke. Hagen wurde Großstadt. Nach dem zweiten Weltkrieg, der Hagen wie alle großen Industriestädte des Westens schwer traf, ging es zunächst noch einmal für drei Jahrzehnte aufwärts. Im Jahre 1975 begrüßte die Stadt den 230.000. Einwohner. Doch dann machte Hagens größter Arbeitgeber zu, die Klöckner-Hütte in Haspe, und auch die Gussstahlwerke Wittmann mit ihren 2.000 Mitarbeitern mussten Insolvenz anmelden. Die Brauereien Bettermann und C.H. Andreas, beide mehr als 100 Jahre alte Traditionsunternehmen, machten dicht. Die Süßwarenhersteller Villosa und Grothe verließen die Stadt und die Brandt Zwiebackwerke auch. Die Menschen zogen weg aus Hagen. Seit 2005 stehen im Hagener Melderegister wieder weniger als 200.000 Namen. Tendenz: weiter fallend. Hagen wird heute außerhalb seines unmittelbaren Umfeldes vor allem wegen der Fernuniversität wahrgenommen. Wer länger nachdenkt, dem fällt möglicherweise auch die Justizvollzugsanstalt ein. Hagen kann – so jedenfalls ist der Eindruck aus einigem Abstand – frischen Wind, neue Ideen, neue Gesichter und den Mut zum Besonderen abseits der eingefahrenen Gleise gut gebrauchen. Und tatsächlich hat Hagen in Westfalen jemanden im Angebot, der genau diese Werte repräsentiert: Sonja Rohde.









Mojave, Kalifornien

Randa und Roderick Milliron
von Interorbital Systems

Interorbital

Von der Einwohnerzahl her ist Mojave im US-Bundesstaat Kalifornien ein Kuhdorf und man muss zugeben: Hagen steht selbst in Zeiten des wirtschaftlichen Niedergangs rein optisch deutlich besser da als die hässliche Flächensiedlung nördlich der Luftwaffenbasis Edwards. Durch Mojave führt zwar eine Bahnlinie, einen richtigen Bahnhof gibt es aber nicht. So etwas findet man erst wieder 80 Kilometer weiter westlich, in Bakersfield. Dabei entstand der Ort einst wegen der Eisenbahn. In Mojave gibt es auch keine paläontologische Sammlung sondern nur ein virtuelles Transportmuseum (Motto: From Mule teams to Space Dreams). Es gibt kein historisches Zentrum und kein Kunstquartier. Keine Jugendstilsiedlungen, keine Schlösser und keine Parks. Es wäre wahrscheinlich auch sinnlos, dort so etwas zu errichten, es würde sowieso niemand hingehen. Wer nach Mojave reist, sei es zum Arbeiten oder als Tourist, tut es weil dort die Zukunft der Raumfahrt beginnt. Wer zum ersten Mal hierher kommt, setzt sich ins Voyager-Restaurant am Spaceport Mojave, bestellt sich „The Hangar Queen“ (ein Omelette aus drei Eiern) oder „Joudis Crash Landing“ (ein mit Käse und Ranchero-Sauce überbackenes Tortilla), dazu einen Eistee, und guckt durch die Fenster auf die „Flight-Line“ in der Hoffnung, eins der legendären Flugzeuge von Scaled Composites oder eine der kleinen raketenbetriebenen XCOR-Maschinen zu sehen, oder vielleicht sogar den großen Guru des Ortes höchstpersönlich, den legendären Burt Rutan. Hier in Mojave hat die „New Space-Szene“ ihr Mekka. Hier liegt das Silicon Valley des Weltraums. Hier haben sich einige der innovativsten Unternehmen der privaten Raumfahrt angesiedelt. Beispielsweise Masten Space Systems. Dave Masten gewann mit seinen Leuten vor zwei Jahren die „Northrop Grumman Lunar Lander X PRIZE Challenge“ und entwickelt gerade eben revolutionäre, wiederverwendbare suborbitale Forschungsraketen. Wenn am anderen Ende des Mojave-Flughafens mal wieder eine seiner Xaeros, Xombies oder Xoies (wo hat er nur die Namen her?) zu einem Testflug aufsteigt, dann sieht das aus wie eine Szene aus einem schlechten Hollywood-Sciencefiction Movie der 50iger Jahre. Zunächst steigt das seltsame Vehikel orgelnd in den Himmel über Mojave, dann wird es für eine Weile still und schließlich setzt das Orgeln erneut ein, leise zunächst, dann immer lauter und die Rakete setzt in einer gewaltigen Staubwolke wieder auf seinen dünnen Beinen auf demselben Helipad auf, von dem sie Minuten zuvor gestartet war. Das ist Raumfahrt a la Dave Masten. Das Ding kommt ganz und gar unbeschädigt wieder zurück und startet nach dem Tanken erneut. Nicht so wie beim herkömmlichen Raumflug, wo nach der Mission mit Ausnahme der Nutzlast alles in Klump und Trümmern liegt. Dave Masten hat allerdings ein Problem: Langsam wird die Performance seiner Raketen zu gut, um sie hinten am Flugplatz testen zu können. Dave Masten hat deshalb in Cap Canaveral schon mal die Startanlage 36 gemietet. Da haben NASA und Airforce zuletzt die Atlas Centaur gestartet. Oder „Interorbital Systems“, geleitet von der exzentrischen Randa Milliron. Ihr Ehemann Roderick fungiert als Chefingenieur. Sie greifen die Idee des deutschen Konstrukteurs Lutz Kayser auf, der in den siebziger Jahren eine modular gestaltete Rakete konzipierte und mit seinem Unternehmen OTRAG vermarkten wollte. Die Module ihrer Raketen sind aus massenproduzierbaren Komponenten aufgebaut und daher sehr preiswert. Der Traum von Interorbital besteht darin, einen Satellitenträger zu konstruieren, den man schon mit einem mittelgroßen Lastwagen zum Startplatz fahren kann. Ein Träger, der kleine Nutzlasten zu sensationell niedrigen Preisen in den Weltraum bringt. Oder Jeff Greason‘s XCOR Aerospace, wo sich der Prototyp des „Lynx Mark 1“ eben in der Endmontage befindet. Er soll im nächsten Jahr zu seinen ersten Testflügen starten und dann Nutzlasten und Menschen für die NASA, für Universitäten, für Forschungsinstitute aber auch Privatpersonen zu kurzen suborbitalen Flügen in den Weltraum bringen. Zunächst nur etwa 60 Kilometer hoch, danach – in der Version Lynx 2 – 100 Kilometer und mehr. Und dann ist da natürlich der Platzhirsch: Scaled Composites. Wer sich mit der New-Space Szene beschäftigt, horcht bei diesem Namen auf. Scaled Composites hat mit dem heute schon historischen SpaceShipOne (SS1) – es befindet sich bereits im Washingtoner Smithsonian-Museum – im Jahre 2004 drei suborbitale Raumflüge unternommen. Zweimal war Mike Melville am Steuer. Er schaffte einmal 100 Kilometer und einmal 103 Kilometer Höhe. Beim dritten Flug in den Weltraum erreichte Brian Binnie sogar 112 Kilometer. Als Startstufe dieses Raumflugvehikels diente seinerzeit das ebenfalls von Scaled Composites entwickelte und gebaute Trägerflugzeug „WhiteKnightOne“ (WK1).
Einer der eigenartigsten und gleichzeitig effektivsten Entwürfe in der Geschichte der Fliegerei. Gleich nach dem Projekt SS1/WK1 nahmen die Ingenieure von Scaled das Vorhaben „SpaceShipTwo“ (kurz: SS2) in Angriff. Größer, schwerer und leistungsfähiger als „SpaceShipOne“ und in der Lage, inklusive der beiden Piloten acht Personen auf mehr als vierfache Schallgeschwindigkeit zu beschleunigen und auf eine suborbitale Bahnparabel mit einem Scheitelpunkt in 120 Kilometern Höhe zu werfen. Das Prinzip mit dem Trägerflugzeug, von dem das eigentliche Raumschiff auf seine Starthöhe von 15 Kilometern transportiert wird, wurde vom Vorläufer übernommen. Größer, schwerer und leistungsfähiger. Konsequent in Anlehnung an seinen Vorgänger trägt es die Bezeichnung „WhiteKnightTwo“ (WK2). Diese beiden Maschinen muss man sich merken. Sie sind es, die Sonja Rohde in den Weltraum bringen werden.






Der Traum vom Raum

Dass man dem Hagener womöglich Unrecht tut, wenn man ihm (oder ihr) das Verharren in konservativen Denkgewohnheiten unterstellt, sehen wir an Sonja Rohde am Besten. Zum einen ist sie die bodenständige Westfälin, die sorgsam ihren Müll trennt, gesundheitsbewusst lebt, sich fit hält und nachts alle Standby-Geräte im Haus ausschaltet. Aber da war auch schon ganz von Anfang an noch etwas anderes in ihr. Sie trug den Traum in sich, der in uns allen mehr oder weniger tief verborgen ist: Den Traum, einmal im Leben etwas ganz Besonderes zu machen. Bei ihr war es „Die Sehnsucht nach dem weiten, unendlichen Meer“, wie es Antoine de Saint Exupery in einer poetischen Metapher beschrieb. Oder, um bei westfälisch-bodenständiger...

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