Sie sind hier
E-Book

Spätantike Arztinschriften als Spiegel des Einflusses des Christentums auf die Medizin.

Diss. (Göttinger Forum für Altertumswissenschaft Beih. 20)

AutorChristian Flügel
VerlagEdition Ruprecht
Erscheinungsjahr2006
Seitenanzahl410 Seiten
ISBN9783897442580
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis69,00 EUR

In der Antike greifen medizinische und religiöse Konzepte eng ineinander. Untersucht werden 31 Inschriften spätantiker Ärzte, die in ihrer Person den neuen christlichen Glauben und die Medizin verbinden. Das quasi sakrale Zeugnis ihrer Grabinschriften weist über Alltagsaspekte hinaus auf das zugrunde liegende Berufsverständnis. Obwohl die vorchristliche hippokratische Medizin (in der von Galen modifizierten Ausprägung) Bestand bis in die Neuzeit. hat, lassen sich Einflüsse des Christentums auf zentrale Bereiche der Medizin feststellen. Einleitung: * Einführung in das Thema 1. Ausgangssituation: vorchristliche heilreligiöse Konzepte Seite 15 2. Heil und Heilung im Urchristentum Seite 19 3. Das Christus-medicus-Motiv Seite 30 * Unterschiedliche zeitliche und geografische Entwicklungsstränge Seite 41 * Methodik und Problematik Seite 45 * Quellenlage und Forschungsstand Seite 49 * Zentrale Fragestellung Seite 51 * Gliederung: 1. Zeitliche Gliederung Ausbreitungsphase des Christentums Seite 53 Phase der Christenverfolgungen Seite 54 Konstantinische Wende ab 312 Seite 55 2. Örtliche Gliederung Ägypten Seite 56 Nordafrika Seite 56 Syrien Seite 58 Rom Seite 58 * Formalia Seite 60 * Quellenangabe Seite 61 Kapitel 1: Kirchliche Sexualmoral und Arztberuf Das Beispiel d. christlichen Ärztin Scantia Redempta Seite 63 * Zeitliche und örtliche Einordnung der Fundstelle Seite 88 * Quellenangabe Seite 99 Kapitel 2: Kirchliches Frauenbild und Ärztinnenberuf Das Beispiel der Diakonissen und der Ärztin Amazone Seite 101 * Zeitliche und örtliche Einordnung der Fundstelle Seite 110 * Quellenangabe Seite 121 Kapitel 3: Das Gebot der Nächstenliebe und der Arztberuf Das Beispiel des Leviten Dionysius Seite 123 * Zeitliche und örtliche Einordnung der Fundstelle Seite 135 * Quellenangabe Seite 154 Kapitel 4: Die kirchlichen Ämter und der Arztberuf Auswirkungen der Institutionalisierung und Hierarchisierung am Beispiel der Diakone Seite 155 * Quellenangabe Seite 181 Kapitel 5: Seelsorge und Arztberuf Herausbildung einer "Seelenmedizin" am Beispiel der Geistlichen-Ärzte Seite 183 * Quellenangabe Seite 208 Kapitel 6: Religiöse Überzeugungen und Ärzteschulen Die Präferenz einzelner Medizinschulen christl. Ärzte Seite 209 * Quellenangabe Seite 235 Kapitel 7: Christlicher Lebensschutz und Schwangerschafts-, Geburts- und Kindermedizin Prä- u. postnatale Medizin am Beispiel der ärztlichen Hebamme Stephanis Seite 237 * Quellenangabe Seite 264 Kapitel 8: Auferstehungsglauben und Iatrotheologie Auswirkungen christlicher Passions- und Jenseinsvorstellungen auf die Medizin Seite 265 * Quellenangabe Seite 305 Zusammenfassung und Diskussion: * Vorgehensweise und Resümee Seite 307 * Zusammenfassung der einzelnen Kapitel: 1. Kirchliche Sexualmoral und Arztberuf Seite 316 2. Kirchliches Frauenbild und Ärztinnenberuf Seite 318 3. Gebot der Nächstenliebe und Arztberuf Seite 320 4. Die kirchlichen Ämter und der Arztberuf Seite 322 5. Seelsorge und Arztberuf Seite 324 6. Religiöse Überzeugungen und Ärzteschulen Seite 325 7. Christlicher Lebensschutz u. Schwangerschafts-, Geburts- und Kindermedizin Seite 328 8. Auferstehungsglaube und Iatrotheologie Seite 330 * Zeitliche und örtliche Einordnung der Funde 1. Zeitliche Analyse der Inschriften Seite 332 Sehr frühe Phase der Ausbreitung des Christentums Seite 337 Phase der Christenverfolgungen zwischen 249-310 unter Decius bis Diocletian Seite 340 Konstantinische Wende ab 312 Seite 341 2. Örtliche Analyse der Inschriften Kleinasien Seite 344 Ägypten Seite 347 Nordafrika Seite 348 Rom Seite 353 * Bewertung der Befunde Seite 363 * Schlussbetrachtungen Seite 368 * Quellenangabe Seite 369 Literaturverzeichnis: * Quellen Seite 370 * Sekundärliteratur Autoren Seite 374 Zeitschriften, Reihen und Lexika Seite 385 Anhang: * Abkürzungsverzeichnis Seite 386 * Alphabethisches Verzeichnis der Inschriften Seite 390 * Personenregister Glossar antiker und mittelalterlicher Personen Seite 393 Autoren und Personen der Neuzeit Seite 405 * Sachregister Seite 407

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe

Religiöse Überzeugungen und Ärzteschulen (S. 209-210)

Die Präferenz einzelner Medizinschulen christlicher Ärzte


Angesichts der Tatsache, dass es in der römisch-hellenistischen Antike mehrere unterschiedliche Ärzteschulen gibt, die jeweils auf einem anderen Welt- und Menschenbild beruhen, ist die Fragestellung interessant, inwiefern das Christentum mit seiner spezifischen anthropologischen und soteriologischen Konzeption in diese Pluralität hineinwirkt. Im Hinblick auf die bewusste Abgrenzung des Christentums und insbesondere des Christus-medicus- Motivs vom asklepischen Heilkult liegt die Vermutung nahe, dass das Christentum den „wissenschaftlich-rationalen“ Schulen positiver gegenüber steht als der Medizin der Asklepieia. Dörnemann nimmt eine wohlwollende Haltung der Kirchenväter zugunsten der hippokratischen Medizin wahr: „Einflüsse der dogmatisch/ logischen Schule und der Methodiker sind zu spüren.“ Insgesamt urteilt er: „Es dürfte allerdings schwer sein, eine bestimmte Schule festzustellen“.

Eine pragmatische Vereinbarkeit der christlichen Lehre und der hippokratischen Medizin wird in der vorliegenden Arbeit bereits mehrfach festgestellt. Nutton vertritt z.B. die These, dass beide Systeme einander ergänzen, etwa in dem Sinne, dass das körperlich- leibliche Konzept der hellenistischen Medizin um die christliche Nächstenliebe ergänzt wird – oder andersherum formuliert, dass sich die christliche Ethik der hellenistischen Medizin als Werkzeug bedient: „the Hippocratic physician was easily turned to a model of Christian medical charity. … The medicine of Galen and the medicine of Christianity were largely complementary.”

Dörnemann ergänzt einen weiteren Grund, weshalb insbesondere die Theologen der alexandrinischen Schule der Medizin insgesamt positiv gegenüberstehen: „Die Medizin zählte in den Zeiten der Kirchenväter zu den anerkannten Wissenschaften, auch wenn sie nicht unbedingt zu den ‚artes liberales’ gerechnet wurde.“ Diese Anerkennung als vernünftige und rational verantwortbare Wissenschaft erstreben die alexandrinischen Kirchenväter eben auch für die christliche Theologie. Brox beschreibt das Vorgehen der alexandrinischen Schule wie folgt: „Christliche Theologie hat sich hier in philosophisch-wissenschaftlichen Denkformen artikuliert, um den Wissenschafts-Kriterien der Epoche zu genügen und für den Gebildeten diskutabel und annehmbar zu sein.“ Schulze vermerkt ergänzend über die Beziehung der Medizin zu den „Artes liberales“, jenen Wissenschafts- und Kunstdisziplinen also, die in der Antike umfassende Allgemeinbildung ausmachen: „Zwar ist sie letztlich in der Tat nicht in den verbindlichen Kanon der Artes liberales aufgenommen worden, aber kein anderes Fach darf eine größere Nähe zu diesem Kanon beanspruchen als eben die Medizin .“

Auf nichttheologischem Gebiet existiert ebenfalls eine alexandrinische Schule: „Auch die medizinische Schule der Empiriker, die sich am Ende des dritten vorchristlichen Jahrhunderts formierte, hatte ihren Hauptsitz in Alexandria. Die Ärzte dieser außerordentlich theoriefeindlichen Schule lehnten sich eng an die Philosophie der Skeptiker an und wiesen ätiologische Forschungen als medizinphilosophische Spekulation ebenso zurück wie medizinwissenschaftliche Experimente.“, charakterisiert Eckart diese Ärztegruppe .

Inhaltsverzeichnis
Vorwort8
Inhaltsverzeichnis10
Einleitung16
Einführung in das Thema:16
1. Ausgangssituation: vorchristliche heilreligiöse Konzepte16
2. Heil und Heilung im Urchristentum20
3. Das Christus-medicus-Motiv31
Unterschiedliche zeitliche und geografische Entwicklungsstränge42
Methodik und Problematik46
Quellenlage und Forschungsstand50
Zentrale Fragestellung52
Gliederung53
1. Zeitliche Gliederung:54
2. Örtliche Gliederung:57
Formalia61
Quellenangabe Einleitung62
Kirchliche Sexualmoral und Arztberuf64
Das Beispiel der christlichen Ärztin Scantia Redempta64
Zeitliche und örtliche Einordnung der Fundstelle89
Quellenangabe Kapitel 1 „Sexualmoral“100
Kirchliches Frauenbild und Ärztinnenberuf102
Das Beispiel der Diakonissen und der Ärztin Amazone102
Zeitliche und örtliche Einordnung der Fundstelle111
Quellenangabe Kapitel 2 „Frauenbild“122
Das Gebot der Nächstenliebe und der Arztberuf124
Das Beispiel des Leviten Dionysius124
Zeitliche und örtliche Einordnung der Fundstelle136
Quellenangabe Kapitel 3 „Nächstenliebe“155
Die kirchlichen Ämter und der Arztberuf156
Auswirkungen der Institutionalisierung und Hierarchisierung am Beispiel der Diakone156
Quellenangabe Kapitel 4 „Institutionalisierung“182
Seelsorge und Arztberuf184
Die Herausbildung einer „Seelenmedizin“ am Beispiel der Geistlichen-Ärzte184
Quellenangabe Kapitel 5 „Seelenmedizin“209
Religiöse Überzeugungen und Ärzteschulen210
Die Präferenz einzelner Medizinschulen christlicher Ärzte210
Quellenangabe Kapitel 6 „Ärzteschulen“236
Christlicher Lebensschutz und Schwanger-schafts-, Geburts- und Kindermedizin238
Prä- und postnatale Medizin am Beispiel der ärztlichen Hebamme Stephanis238
Quellenangabe Kapitel 7 „Perinatale Medizin“265
Auferstehungsglauben und Iatrotheologie266
Auswirkungen christlicher Passions- und Jenseinsvorstellungen auf die Medizin266
Quellenangabe Kapitel 8 „Iatrotheologie“306
Zusammenfassung und Diskussion308
Vorgehensweise und Resümee308
Zusammenfassung der einzelnen Kapitel317
1. Kirchliche Sexualmoral und Arztberuf317
2. Kirchliches Frauenbild und Ärztinnenberuf319
3. Gebot der Nächstenliebe und Arztberuf321
4. Die kirchlichen Ämter und der Arztberuf323
5. Seelsorge und Arztberuf325
6. Religiöse Überzeugungen und Ärzteschulen326
7. Christlicher Lebensschutz und Schwangerschafts-, Geburts- und Kindermedizin329
8. Auferstehungsglaube und Iatrotheologie331
Zeitliche und örtliche Einordnung der Funde333
1. Zeitliche Analyse der Inschriften333
2. Örtliche Analyse der Inschriften344
Bewertung der Befunde364
Schlussbetrachtungen369
Quellenangabe „Zusammenfassung und Diskussion“370
Literaturverzeichnis371
Quellen371
Sekundärliteratur375
Abkürzungsverzeichnis387
Alphabetisches Verzeichnis der untersuchten Inschriften391
Personenregister394

Weitere E-Books zum Thema: Christentum - Religion - Glaube

Transitus Mariae

E-Book Transitus Mariae
Beiträge zur koptischen Überlieferung. Mit einer Edition von P.Vindob. K. 7589, Cambridge Add 1876 8 und Paris BN Copte 129 17 ff. 28 und 29 (Neutestamentliche Apokryphen II) - Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten JahrhunderteISSN N.F. 14 Format: PDF

The discussion about the beginnings of Transitus-Mariae literature (apocryphal texts about the life and death of the Mother of Jesus) is marked by two hypotheses. The first is marked by the…

Abram - Abraham

E-Book Abram - Abraham
Kompositionsgeschichtliche Untersuchungen zu Genesis 14, 15 und 17 - Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche WissenschaftISSN 350 Format: PDF

This substantial contribution to Pentateuch research shows paradigmatically how the politico-geographical concepts from Genesis 14 and the concepts of the theology of promise in Gen 15 are…

Sich verzehrender Skeptizismus

E-Book Sich verzehrender Skeptizismus
Läuterungen bei Hegel und Kierkegaard - Kierkegaard Studies. Monograph SeriesISSN 12 Format: PDF

The study focuses on the sceptical forms of thought and expression with which Hegel and Kierkegaard link the claim for absolute truth. With his 'self-completing scepticism' (Phenomenology of…

Sich verzehrender Skeptizismus

E-Book Sich verzehrender Skeptizismus
Läuterungen bei Hegel und Kierkegaard - Kierkegaard Studies. Monograph SeriesISSN 12 Format: PDF

The study focuses on the sceptical forms of thought and expression with which Hegel and Kierkegaard link the claim for absolute truth. With his 'self-completing scepticism' (Phenomenology of…

Weitere Zeitschriften

Baumarkt

Baumarkt

Baumarkt enthält eine ausführliche jährliche Konjunkturanalyse des deutschen Baumarktes und stellt die wichtigsten Ergebnisse des abgelaufenen Baujahres in vielen Zahlen und Fakten zusammen. Auf ...

Courier

Courier

The Bayer CropScience Magazine for Modern AgriculturePflanzenschutzmagazin für den Landwirt, landwirtschaftlichen Berater, Händler und generell am Thema Interessierten, mit umfassender ...

DGIP-intern

DGIP-intern

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Individualpsychologie e.V. (DGIP) für ihre Mitglieder Die Mitglieder der DGIP erhalten viermal jährlich das Mitteilungsblatt „DGIP-intern“ ...

Euphorion

Euphorion

EUPHORION wurde 1894 gegründet und widmet sich als „Zeitschrift für Literaturgeschichte“ dem gesamten Fachgebiet der deutschen Philologie. Mindestens ein Heft pro Jahrgang ist für die ...

FileMaker Magazin

FileMaker Magazin

Das unabhängige Magazin für Anwender und Entwickler, die mit dem Datenbankprogramm Claris FileMaker Pro arbeiten. In jeder Ausgabe finden Sie von kompletten Lösungsschritten bis zu ...