Sie sind hier
E-Book

Späte Erleuchtung

Meine Coming-Out-Story

AutorRay Rainbow
VerlagBookRix
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl144 Seiten
ISBN9783743840973
Altersgruppe18 – 
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis1,49 EUR
Alles, was ihr nun hier lesen werdet, ist bis auf ein paar Ausnahmen wirklich so passiert - es ist die etwas andere Story eines späten Coming Out mit 45  Jahren - meines Coming Out. Lediglich die Namen und Orte wurden von mir teilweise geändert; aber eigentlich spielt es ja auch keine große  Rolle, wo diese Geschichten sich abspielen oder wer beteiligt war - zumindest nicht für die Story an sich.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe

Staffel I: Junge Wilde


Erste Gefühle

 

Alles begann eigentlich so richtig während einer Ferienfreizeit des CVJM; ich dürfte so 12 oder 13 gewesen sein, und wir waren in den Sommerferien auf Borkum.

Wir sahen uns sonst nur bei den Gruppentreffen, die einmal wöchentlich stattfanden, privat oder aus der Schule kannten wir uns nicht. Natürlich waren wir alle aufgeregt, als es dann endlich losging. Schon als wir uns auf dem Bahnhof trafen (für uns war extra ein ganzes Abteil reserviert worden!), sah ich, dass die Meisten aus der Gruppe bereits ihre Pfadfinder- Uniform trugen. Da ich erst kurz vor der Freizeit dazugekommen war, hatte ich noch kein Hemd und auch kein Halstuch – doch ich hoffte, diese Ausrüstung während der Ferien zu bekommen; schließlich wollte ich ja dazugehören! Bereits während der Fahrt begannen wir zu fachsimpeln, was wir wohl alles erleben werden. „Schnitzeljagd“ meinte einer. „Ganz bestimmt – und ein Lagerfeuer“ bestätigte ein Anderer.  „Wie es wohl in dem Jugendheim aussieht? In bin neugierig, mit wie vielen wir auf einem Zimmer sind“ warf ein Dritter ein. „Und hoffentlich gibt es gutes Essen, sonst fahre ich gleich wieder heim“ hörte ich aus einer Ecke. Fast die ganze Fahrt hindurch ging das so weiter. Nach unendlich vielen Stunden (uns kam es zumindest so vor) kamen wir dann endlich in Emden an, und stiegen um auf  die Fähre. Peter, der Jüngste aus unserer Gruppe, ein kleiner, zierlicher Junge, meinte nur:  „Hoffentlich wird mir nicht schlecht auf dem Schiff“. Insgeheim dachten bestimmt noch mehrere so – auch ich. Doch die See blieb ruhig, wir hatten eine schöne Überfahrt.

Endlich kamen wir auf Borkum an, und fuhren mit einem Bus zum Jugendheim, in dem wir die nächsten drei Wochen verbringen sollten. Unsere Gruppenleiter holten die Koffer und Taschen aus dem Bus und riefen uns nacheinander auf. Reinschleppen durften wir unsere Sachen selbst –     na klasse! Das fängt ja gut an! Bis zum Bahnhof hatten wenigstens unsere Eltern noch die Koffer getragen! Jegliche Diskussionen über die Zimmer- und Bettenverteilung wurden sofort unterbunden – der Plan war fest, und da gab es kein Wenn und Aber. Unsere Schlafräume hatten jeweils 4 Betten; Jedem von uns wurde sein Platz zugeteilt. Mühsam unsere Taschen und Koffer schleppend, gingen wir auf die Zimmer und räumten unsere Sachen ordentlich in den zum Bett gehörigen Schrank. So nach und nach füllten sich alle Räume, und nun wusste auch jeder, mit wem er es die nächsten drei Wochen „aushalten“ musste.

Dann wurden wir in den Gemeinschaftsraum gerufen. - es war Zeit für die offizielle Begrüßung.  Der Heimleiter stand vorne auf einem kleinen Podium, hinter ihm erschien ein Bild auf einer Leinwand. „Jetzt bekommen wir erstmal gesagt, was wir alles nicht dürfen“ tuschelte mein Sitznachbar mir zu. Ich grinste nur. Wie erwartet gab es klare Regeln: Frühstückszeit, Küchendienste, Mittagessen, Abendessen, Licht aus…. Er stellte erst sich und dann seine Mitarbeiter vor. Dann warf er Dias auf die Leinwand, die das Haupthaus, die Nebengebäude, in denen sich die Toiletten, Waschräume und Duschen befanden, und das umliegende Gelände zeigten. Innerhalb dieses Bereiches konnten wir uns mehr oder weniger frei bewegen – wer den Bereich verlassen wollte, musste sich bei einem der Gruppenleiter oder Betreuer aus dem Heim melden. Die ersten beiden Tage vergingen ohne große Aktionen – einmal abgesehen vom Lagerfeuer am ersten Abend. Wir saßen in einem großen Kreis zusammen, das Feuer prasselte – und einer der Betreuer spielte auf der Gitarre. Mitsingen war angesagt! Langsam wurde es dunkel, und das flackernde Feuer übte seinen erwarteten Reiz aus; wir waren eine eingeschworene Gemeinschaft – Einer würde für den Anderen einstehen.

Meine Pubertät hatte gerade erst begonnen, und immer öfter merkte ich das auch.

Das Zusammensitzen hier am Feuer, das gemeinsame Singen zur Musik der Gitarre, knapp 30 Jungs zwischen 10 und 14, alle nur in kurzer Hose, Pfadfinderhemd oder (wie ich) im Shirt, an den nackten Füßen nur die Sandalen – dieses Gefühl ist unbeschreiblich. Und es waren auch ein paar Jungs dabei, mit denen ich gerne eine intensivere Freundschaft geschlossen hätte; doch so recht wagte ich mich noch nicht, einen von ihnen direkt anzusprechen. Mit 12 oder 13 hatte man zwar schon gewisse Gefühle, wenn man an jemand Gefallen gefunden hatte – und ich war auch einigermaßen aufgeklärt, wie das geht mit Liebe und Kinder kriegen und so – aber hier waren nun mal nur Jungs, und wie das gehen soll, hatte mir niemand gesagt. Dennoch schaute ich bei einigen von ihnen auch schon mal etwas genauer hin – vielleicht, um zu vergleichen, wie weit meine eigene Entwicklung fortgeschritten war, vielleicht aber auch, weil ich mich in einer Phase befand, in der Mädchen (noch) nicht so recht mein Interesse erweckten. Wie auch immer, das Wort „schwul“ war für uns mehr ein Schimpfwort – noch lange hatten wir keine Ahnung über die wirkliche Bedeutung. Wir hatten dieses Wort mehr oder weniger von den „Großen“ in der Schule so übernommen und benutzten es häufig, wenn auch meistens in einem völlig falschen Zusammenhang.

 

Echte Freunde

 

Unter den ganzen Jungs hatte besonders Thomas es mir irgendwie angetan – immer wieder sah ich zu ihm herüber; aber wir redeten zunächst fast gar nicht miteinander. Tommi war groß und schlank, und hatte dunkelblonde, leicht gekräuselte Haare. Er saß links neben mir – und er sang so fürchterlich falsch, dass ich ihm letztendlich den Mund zuhielt. Tommi warf mir einen bösen Blick zu und knuffte mich auf den Arm. Doch dann „sang“ er nicht mehr, bewegte nur den Mund, ohne dass ein Ton zu hören war.´Na also – geht doch!` dachte ich bei mir. An diesem ersten Abend durften wir länger aufbleiben – aber irgendwann erlosch dann doch das Feuer (die Betreuer hatten kein Holz mehr nachgelegt), und wir zogen uns nach und nach zurück. Ein paar von uns huschten noch schnell ins Badezimmer, die Meisten verschwanden aber gleich im Schlafraum. Es war drückend im Raum – trotz weit geöffneter Fenster. So lagen wir also fast nackt in, beziehungsweise eigentlich mehr auf unseren Betten – nur unsere Schlafanzug- Shortys hatten wir noch an. Auch Tommi war mit auf meinem Zimmer; er lag auf dem Rücken auf seiner Bettdecke, und ich betrachtete ihn; er hatte die Augen geschlossen.

Ich sah einen schlanken, fast weißen Oberkörper, die Rippen zeichneten sich deutlich ab - und im Kontrast dazu hatte er sehr dunkle Brustwarzen. Unter den Armen und an seinen Beinen begann bereits der Haarwuchs- noch ganz zart, aber er war schon deutlich zu erkennen. Irgendwie gefiel mir dieser Anblick – auch wenn ich ihn noch nicht so recht zuordnen konnte. Zwischen seinen leicht gespreizten Beinen konnte ich – eher unabsichtlich - unter das Höschen schauen. Und was ich da in seinem Shorty sah, machte mich fast neidisch. Ich hob ganz leicht mein eigenes Höschen an und schaute hinein – gegen seinen war das ja nur ein Zipfelchen! Mir fielen die Augen zu - darüber sinnierend, ob meiner denn auch noch so groß wird, schlief ich schließlich ein, noch bevor die Nachtwache das Licht gelöscht hatte.

Pünktlich um 7 Uhr wurden wir geweckt – ich hatte noch gar keine Lust, aufzustehen. Doch es stand viel Arbeit an. Aber erstmal ab ins Badezimmer – wie der Zufall es wollte, stand Thomas neben mir am Waschtisch. Er trug noch immer sein Shorty – und darunter hatte sich eine kleine Beule gebildet. Als wir zurück im Schlafraum waren, um uns anzuziehen (ich hatte immer noch kein Hemd, also zog ich mir ein frisches T- Shirt über), drehte er mir den Rücken zu, während  er schnell die Schlafhose gegen eine Unterhose tauschte. Am Frühstückstisch setzte er sich an das andere Ende, weit weg von mir. „Bin ja mal gespannt, was wir heute machen“, sprach mich mein Tischnachbar an. „Ich auch“. antwortete ich; „hoffentlich nichts Anstrengendes, es ist ja schon wieder so heiß, und außerdem haben wir Ferien!" Wir wurden in Gruppen eingeteilt; ein Teil „durfte“ sich mit dem Abwasch vergnügen und die Tische reinigen, andere schleppten die gerade angelieferten Lebensmittel in den Lagerraum. Eine weitere Gruppe (zu der auch ich gehörte), baute ein Zeltlager auf. Von weitem sah ich Tommi, er schleppte eine große Kiste mit Orangen. Als er bei uns ankam, stolperte er über ein Abspannseil und fiel der Länge nach auf die Nase. Einer aus der Zeltbauer- Gruppe meinte nur böse: „Pass doch auf!" Thomas rappelte sich auf, und wollte die Kiste wieder hochheben – doch ich war schon wortlos an die andere Seite gegangen. „Komm, ich helfe Dir – wo soll die Kiste hin?" „Da drüben, in den Kühlraum“. Dankbar lächelte Tommi mich an – es war das erste Mal, dass ich ihn lächeln sah. Als wir die Orangenkiste abgesetzt hatten, lief...

Blick ins Buch

Weitere E-Books zum Thema: Esoterik - Astrologie - Spiritualität

Wer war ich im Vorleben?

E-Book Wer war ich im Vorleben?
Die positive Wirkung spiritueller Rückführungen - Mit zahlreichen Fallbeispielen Format: PDF/ePUB

Lebenshilfe aus der Vergangenheit von Ursula Demarmels - Vorwort von Dr. Michael Newton, Geleitwort von Michael Aufhauser.Der Glaube an die Wiedergeburt ist so alt wie die Menschheit. Durch die…

Wer war ich im Vorleben?

E-Book Wer war ich im Vorleben?
Die positive Wirkung spiritueller Rückführungen - Mit zahlreichen Fallbeispielen Format: PDF/ePUB

Lebenshilfe aus der Vergangenheit von Ursula Demarmels - Vorwort von Dr. Michael Newton, Geleitwort von Michael Aufhauser.Der Glaube an die Wiedergeburt ist so alt wie die Menschheit. Durch die…

Das authentische Reiki

E-Book Das authentische Reiki
Wirksame Hilfe bei den körperlichen und seelischen Problemen der heutigen Zeit Format: ePUB/PDF

Reiki ist eine uralte Methode zur Aktivierung universaler Lebensenergie. Diese Energie, die allem Lebendigen innewohnt, stellt eine besondere Form von Lichtenergie dar. Es handelt sich um die…

Das authentische Reiki

E-Book Das authentische Reiki
Wirksame Hilfe bei den körperlichen und seelischen Problemen der heutigen Zeit Format: ePUB/PDF

Reiki ist eine uralte Methode zur Aktivierung universaler Lebensenergie. Diese Energie, die allem Lebendigen innewohnt, stellt eine besondere Form von Lichtenergie dar. Es handelt sich um die…

Das authentische Reiki

E-Book Das authentische Reiki
Wirksame Hilfe bei den körperlichen und seelischen Problemen der heutigen Zeit Format: ePUB/PDF

Reiki ist eine uralte Methode zur Aktivierung universaler Lebensenergie. Diese Energie, die allem Lebendigen innewohnt, stellt eine besondere Form von Lichtenergie dar. Es handelt sich um die…

Glückszauber

E-Book Glückszauber
Durch Weiße Magie auf der Sonnenseite des Lebens Format: ePUB

Ein zauberhaftes Leben nach Wunsch gestaltenWas bedeutet Glück? Für die meisten von uns sicherlich Gesundheit, Liebe, inneren und äußeren Reichtum. Seinem Glück mithilfe der Götter oder der Magie auf…

Glückszauber

E-Book Glückszauber
Durch Weiße Magie auf der Sonnenseite des Lebens Format: ePUB

Ein zauberhaftes Leben nach Wunsch gestaltenWas bedeutet Glück? Für die meisten von uns sicherlich Gesundheit, Liebe, inneren und äußeren Reichtum. Seinem Glück mithilfe der Götter oder der Magie auf…

So krieg' ich ihn wieder

E-Book So krieg' ich ihn wieder
Bezaubern Sie Ihren Ex durch magische Man(n)ipulation Format: ePUB/PDF

Mit magischer Power das Liebesfeuer neu entfachenDas Buch schlechthin, um treulose Männer zur Umkehr zu bewegen - mit den besten und wirksamsten Mitteln der Magie, um die Liebe des Verflossenen neu…

Weitere Zeitschriften

aufstieg

aufstieg

Zeitschrift der NaturFreunde in Württemberg Die Natur ist unser Lebensraum: Ort für Erholung und Bewegung, zum Erleben und Forschen; sie ist ein schützenswertes Gut. Wir sind aktiv in der Natur ...

BEHINDERTEPÄDAGOGIK

BEHINDERTEPÄDAGOGIK

Für diese Fachzeitschrift arbeiten namhafte Persönlichkeiten aus den verschiedenen Fotschungs-, Lehr- und Praxisbereichen zusammen. Zu ihren Aufgaben gehören Prävention, Früherkennung, ...

Berufsstart Bewerbung

Berufsstart Bewerbung

»Berufsstart Bewerbung« erscheint jährlich zum Wintersemester im November mit einer Auflage von 50.000 Exemplaren und ermöglicht Unternehmen sich bei Studenten und Absolventen mit einer ...

Gastronomie Report

Gastronomie Report

News & Infos für die Gastronomie: Tipps, Trends und Ideen, Produkte aus aller Welt, Innovative Konzepte, Küchentechnik der Zukunft, Service mit Zusatznutzen und vieles mehr. Frech, offensiv, ...

DULV info

DULV info

UL-Technik, UL-Flugbetrieb, Luftrecht, Reiseberichte, Verbandsinte. Der Deutsche Ultraleichtflugverband e. V. - oder kurz DULV - wurde 1982 von ein paar Enthusiasten gegründet. Wegen der hohen ...

IT-BUSINESS

IT-BUSINESS

IT-BUSINESS ist seit mehr als 25 Jahren die Fachzeitschrift für den IT-Markt Sie liefert 2-wöchentlich fundiert recherchierte Themen, praxisbezogene Fallstudien, aktuelle Hintergrundberichte aus ...