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Sprachvergleichende Betrachtung des Spanischen und Rumänischen

AutorPatrick Roesler
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl86 Seiten
ISBN9783656883487
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis27,99 EUR
Fachbuch aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Romanistik - Spanische Sprache, Literatur, Landeskunde, Note: 2.0, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Veranstaltung: Hispanistik, Sprache: Deutsch, Abstract: Während der Arbeit an meiner Dissertation zum Thema 'Die sprachliche Integration rumänischer Einwanderer in Ostspanien' (Roesler, 2011) fand ich keine vergleichende Grammatik des Rumänischen und Spanischen. Daher habe ich Azevedos Rat beherzigt, und will in diesem Buch versuchen, anhand des Sprachvergleichs die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Sprachen zu analysieren, welche durch die Migration rumänischer Einwanderer nach Spanien in Kontakt getreten sind. Des Weiteren möchte ich herausarbeiten, welche muttersprachlichen Interferenzen theoretisch im von rumänischen Einwanderern gesprochenen Spanisch erwartet werden können. Die tatsächliche Ausprägung dieser Sprachkontaktphänomene habe ich in oben genannter Doktorarbeit anhand der Durchführung und Analyse von Interviews mit rumänischen Einwanderern empirisch belegen können. Die folgenden Ausführungen habe ich auf der Basis der sprachvergleichenden Betrachtungen in meiner Dissertation zusammengestellt und sie dabei in vielen Bereichen noch um wesentliche Details ergänzt. Ausgehend von den charakteristischen Merkmalen der jeweiligen Sprache werde ich beide Sprachen auf den Ebenen Phonetik, Grammatik und Lexik einander gegenüberstellen und anhand von Beispielen einzelne sprachliche Phänomene konkret veranschaulichen.

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Leseprobe

2. Sprachvergleich: Eine Methode zur Erkenntnisgewinnung


 

Ein Grundanliegen der Kontaktlinguistik ist nach Bechert/Wildgen (1991: 20) die Gegenüberstellung und vergleichende Analyse zweier oder mehrerer Sprachen, die miteinander in Kontakt stehen.

 

Das größte Interesse an einem systematischen Vergleich besteht von Seiten der Kontrastiven Linguistik. Hier wird per definitionem eine umfassende Beschreibung zweier Sprachen intendiert, auf deren Grundlage Gemeinsamkeiten und Unterschiede bestimmt und daraus dann fremdsprachendidaktische oder übersetzungswissenschaftliche Schlüsse gezogen werden sollen. (Schweickard 1995: 33)

 

Anhand bestimmter Merkmale einer Sprache, die in Opposition zu entsprechenden Merkmalen einer anderen Sprache stehen, ist es einerseits möglich Aussagen zu treffen über die jeweilige Zugehörigkeit der beiden Sprachen zu einer bestimmten Sprachfamilie oder zu einem Sprachtyp (vgl. Schweickard 1995: 24-26). Andererseits können mit Hilfe der Methoden der kontrastiven Linguistik auch die in fremdsprachlichen Äußerungen von Lernern eventuell zu erwartenden muttersprachlichen Interferenzen bestimmt und somit ‚vorhergesagt‘ werden (vgl. Ernst 1998: 757/758).

 

Im Rahmen der Fremdsprachendidaktik dient der Vergleich dazu, die unterschiedlichen Strukturen zweier Sprachen zu verdeutlichen, um die Entstehung und Verfestigung von Interferenzen beim Fremdsprachenerwerb zu vermeiden. Konkret soll damit dem verbreiteten Phänomen entgegengewirkt werden, dass beim Lernen einer fremden Sprache Strukturen der eigenen Sprache in unangemessener Weise auf die zu erlernende Sprache übertragen werden (Schweickard 1995: 27).

 

Die zentrale Bedeutung der kontrastiven Linguistik – engl. Contrastive Analysis (CA) – für die Fremdsprachendidaktik wurde zuerst von Lado (1957) hervorgehoben. Er schreibt in seinem sprachvergleichenden Werk Linguistics across cultures:

 

The plan of this book rests on the assumption that we can predict and describe the patterns that will cause difficulty in learning, and those that will not cause difficulty, by comparing systematically the language and culture to be learned with the native language and culture of the student. (Lado 1957: VIII)

 

Und weiter (vgl. ebd.: 2):

 

We assume that the student who comes in contact with a foreign language will find some features of it quite easy and others extremely difficult. Those elements that are similar to his native language will be simple for him and those elements that are diffe- rent will be difficult.

 

Allerdings wurde die ‚Vorhersage-Kraft‘ der Contrastive Analysis mit Hinblick auf den Transfer und die sich daraus ergebenden Fehler des Lerners später in einer Reihe von linguistischen Studien zum Zweitspracherwerb relativiert – man fand heraus, dass nur etwa 30% der Fehler durch Interferenzen aus der Muttersprache verursacht werden (vgl. Fisiak 1993: 317).

 

But even if we leave aside the question of whether or not it can predict learners‘ errors, it is safe to say that [Contrastive Analysis] can both define contrasts between two languages and provide an adequate explanation for a large number of errors. (Azevedo 1978: 20)

 

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass der Muttersprache als primärem Kommunikationsmittel des Lerners beim Erwerb einer zweiten Sprache eine zentrale Rolle zukommt. Allerdings müssen beim Sprachvergleich als Grundlage für die Analyse von Transferphänomenen folgende Punkte ebenso berücksichtigt werden:

 

1) Der Lerner mag über seine Muttersprache hinaus auch über weitere Fremdsprachenkenntnisse verfügen (vgl. Odlin 2000: 27).

2) Möglicherweise birgt die Fremdsprache in sich selbst sowohl eine Reihe leicht zu erlernender Strukturen (z.B. die beinahe ausschließliche Plural-Bildung der Substantive durch Anhängen von -s im Englischen) als auch einige systematische Charakteristika, die für ganz verschiedene Gruppen von Sprechern mit verschiedenen Muttersprachen eine Lernschwierigkeit darstellen (z.B. die Deklination der Substantive und Adjektive im Russischen). Um nun genauer eingrenzen zu können, welche Lernschwierigkeiten und -erleichterungen nur im Kontakt mit bestimmten Sprachen zu erwarten sind, ist es durchaus sinnvoll, fremdsprachliche Äußerungen von Sprechern mit verschiedenen Muttersprachen zu analysieren (vgl. ebd.: 32).

3) Bisher fehlen wirklich umfassende und adäquate Beschreibungen der Sprachen, und auch das bereits gut untersuchte Englische wurde noch nicht gänzlich beschrieben (vgl. Azevedo 1978: 19 [Fußnote 4]; Odlin 2000: 29).

4) Beim Sprachvergleich liegt meist der Interessenschwerpunkt auf den Unterschieden zwischen den Sprachsystemen, die negativen Transfer bewirken können. Doch auch die Gemeinsamkeiten zwischen den Sprachen sollten eingehend untersucht werden, denn je größer die Möglichkeiten des positiven Transfers sind, umso weniger gravierend wirkt sich die Fehlerquote des Lerners auf eine erfolgreiche Kommunikation in der Fremdsprache aus (vgl. Fisiak 1993: 323; Hiegemann 1988: 7; Odlin 2000: 33).

 

Die vergleichende Gegenüberstellung einzelner Sprachen zielt nicht zuletzt auch auf die Beantwortung einer der grundlegenden Fragen der Linguistik ab: Welcher Zusammenhang besteht zwischen Sprache, Denken und Kultur einer Sprachgemeinschaft?

 

Hierbei sind zunächst einmal zwei sich elementar unterscheidende Ansätze zu nennen: 1) die Hypothese von der linguistischen Relativität und 2) die Hypothese vom sprachlichen Universalismus (vgl. zu den folgenden Ausführungen Pörings/ Schmitz 1999: 139 ff.)

 

Erstere geht davon aus, dass die Wahrnehmung des Menschen und seine Erfahrung der Welt durch kulturspezifische sprachliche Konzeptualisierungen beeinflusst werden, d.h. in häufig von ihm verwendeten Mustern spiegelt sich eine bestimmte Weltsicht wieder, eine bestimmte Kategorisierung und Klassifizierung der Realität. Dass verschiedene Kulturkreise unterschiedliche Kategorisierungen ihrer Lebenswelt vornehmen, lässt sich durchaus feststellen. Doch muss dabei auch berücksichtigt werden, dass die gemeinsamen biologischen Voraussetzungen der Menschen und die Struktur der außermenschlichen Natur und Gegenstandswelt das Auseinanderklaffen verschiedener Ansichten über die Welt einschränken. Darüber hinaus ist ein bestimmtes Sprachsystem aufgrund der Arbitrarität seiner sprachlichen Zeichen nicht von vornherein an eine bestimmte Art der Verwendung gebunden. Allein die Sprachstrukturen, wie etwa die Wortstellung und die grammatische Morphologie, sind konventionalisiert. Dadurch ist es einem Menschen eigentlich auch immer möglich, die konventionalisierten Muster seiner Muttersprache durch Umschreibungen zu umgehen, wobei er sich dann allerdings einer umständlicheren und womöglich schwerer verständlichen Ausdrucksweise bedienen muss.

 

Im Gegensatz dazu basiert die Hypothese vom sprachlichen Universalismus auf der Ansicht, dass das menschliche Denken universell ist und über alle Kulturen hinweg denselben Grundprinzipien folgt. Allerdings kann der Mensch seine Gedanken wiederum nur über eine konventionalisierte Sprache zum Ausdruck bringen und sie seinen Mitmenschen mitteilen. Das gilt im Übrigen auch für die Körpersprache, da diese gemeinhin gemäß kulturspezifischen Konventionen interpretiert wird.

 

Beim Vergleich verschiedener Sprachen untereinander lassen sich in der Tat in allen Lebensbereichen unterschiedliche sprachliche Konzeptualisierungen finden – die meisten sprachlichen Konzepte sind demzufolge kultur- und sprachenspezifisch. Darüber hinaus gibt es aber auch eine Anzahl universaler sprachlicher Konzepte, die sich in allen Sprachen der Welt finden lassen. Nicht zuletzt ist es theoretisch sogar möglich, jedes einzelne kulturspezifische sprachliche Konzept durch Aufschlüsselung in sog. semantische Primitiva den Sprechern anderer Sprachen und ihrer Kultur zugänglich zu machen:

 

The elements which can be used to define the meaning of words (or any other meanings) cannot be defined themselves; rather, they must be accepted as ‘indefinibilia’, that is, as semantic primes, in terms of which all complex meanings can be coherently represented. (Wierzbicka: 1997: 25)

 

Die Vermutung liegt nahe, dass die o. g. sprachlichen Konzeptualisierungen und auch die Klassifizierung und Kategorisierung der Realität bei so nah verwandten Sprachen wie dem Rumänischen und Spanischen nach recht ähnlichen Mustern aufgebaut werden. Diese können wiederum sehr leicht von einer Sprache auf die andere übertragen werden: Se susține că două limbi înrudite genetic sau cu structuri foarte apropiate se influențează reciproc mai puternic decât două limbi neînrudite genetic sau...

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