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Sprechakte der Entschuldigung im Sprachvergleich Spanisch - Katalanisch

Katalanisch

AutorAnke Verena Meyer
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2003
Seitenanzahl169 Seiten
ISBN9783638210133
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis31,99 EUR
Magisterarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Romanistik - Fächerübergreifendes, Note: 2,3, Westfälische Wilhelms-Universität Münster (Romanisches Seminar), Sprache: Deutsch, Abstract: Die Sprache der Menschen bestimmt ihre Art und Weise zu denken, definiert sie in ihrer Gruppe und ermöglicht über die Kommunikation hinausgehende soziale Interaktionen. So werden durch bestimmte festgelegte Äußerungen Veränderungen in der gesellschaftlichen Wirklichkeit bewirkt: Menschen werden verheiratet und geschieden, Versprechen werden gegeben und gebrochen, Entschuldigungen werden gemacht und verweigert, und dies alles nur durch die Äußerung von Worten. Was geschieht aber in einer Kultur, einer Gruppe von Individuen oder einer Gesellschaft wie der katalanischen, in der zwei Sprachen und damit verbunden zwei verschiedene Identifikationsmerkmale und zwei verschiedene Systeme zum Vollziehen dieser Sprechhandlungen existieren Anhand eines Vergleichs des sehr stark konventionsgebundenen Sprechaktes der Entschuldigung sollen Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen diesen zwei Systemen untersucht werden. Die pragmatische Analyse von Sprechakten oder Sprechhandlungen soll es dabei ermöglichen, soziale Einflüsse auf die Sprache zu untersuchen und zu verstehe Die vorliegende Arbeit besteht aus drei Teilen. In einem kurzen Abriss über die Geschichte der katalanischen Sprache und Kultur, deren Entwicklung und deren Soziolinguistik, soll ein Eindruck von der heutigen Situation in Katalonien gewonnen werden. Die Geschichte der Gesetzgebung und der Sprachentwicklung ist dabei von großer Bedeutung, da sie das Sprachbewusstsein entscheidend geprägt hat Im zweiten Teil wird die Entwicklung der Sprechakttheorie dargestellt. Es soll ein Einblick gewonnen werden in die Fragen: Was ist ein Sprechakt? Wie wird er im Gespräch verstanden? Welche Umstände determinieren ihn? Die Untersuchung selbst befasst sich mit dem verschiedenen Entschuldigungsstrategien der beiden Kulturen und Geschlechter.

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Leseprobe

2 Geschichte der katalanischen Sprache und Kultur


 

2.1 Allgemeine Worte zum Katalanischen


 

Katalanisch ist die offizielle Sprache in Katalonien, in der valenzianisehen Gemeinschaft, auf den balearischen Inseln und im Fürstentum Andorra. Sie wird außerdem in einem Gebiet in Südostfrankreich, in einem Landstrich Aragoniens und in der Stadt l'Alguer auf Sardinien gesprochen. Seit 1979 besitzt Katalonien eine autonome Regierung in Spanien, und elf Jahre später (1990) wurde das Katalanische vom Europaparlament mittels einer Resolution als eine europäische Sprache anerkannt.

 

In vielerlei Hinsicht nimmt die katalanische Sprache eine Sonderstellung ein. So bleibt zum Beispiel bis heute die Herkunft des Namens català ungeklärt. Er leitet sich zwar von den Begriffen Catalunya für das Land Katalonien und català für die Bewohner ab. Nachweise über den Ursprung der Bezeichnungen reichen jedoch nur bis zum 12. Jahrhundert. Zahlreiche Theorien wurden über die Herkunft aufgestellt. Rudolf Brunner beispielsweise leitet den Begriff über verschiedene Etymologien her. Unter anderem, könnte er sich über Gotholandia > Gotolania > Catalunya (Land der Goten und Alanen) oder Catalaunia (nach den Catalauni, einem Volk in Nordgallien) > Catalunya entwickelt haben (Brunner, 1975: 9-10). Piel hält demgegnüber beide Herleitungen für nicht mehr tragbar. Obwohl die Wissenschaft nach seiner Ansicht ‘vor einem etymologischen Trümmerfeld’ stehe, schlägt er eine weitere Möglichkeit vor. Piel führt den Begriff auf den Satznamen cata-luohn ‘Schau in die Weite’, zurück. Die Bezeichnung könnte zunächst eine Örtlichkeit mit einem außergewöhnlichen Fernblick bezeichnet haben und sich dann auf die umgebende Region übertragen haben (Piel, 1988: 437ff).

 

Für die Sprache in dieser Region wird ähnlich wie in anderen Gebieten der Romania zunächst der Begriff romanç verwendet. Erst Ende des 13. Jahrhunderts tauchen die Begriffe catalanesch und, kurz darauf im 14. Jahrhundert, llengua catalana auf. Es soll jedoch bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts dauern, bis das Katalanische im Zuge der Renaixença als eigenständige Sprache angesehen wird. (Brunner, 1975: 10 ff).

 

Über die dialektale Aufgliederung des Katalanischen gibt es kaum einheitliche Meinungen. Die Normierung der Sprache hat sich fast nur im öffentlichen Bereich vollzogen, die gesprochene Umgangssprache wechselt zum Teil von Ort zu Ort, ja sogar von Sprecher zu Sprecher[1]. Insgesamt lässt sich das Gebiet jedoch in die Sprachbereiche Ost- und Westkatalanisch (català oriental und català occidental) unterteilen. Die Grenze verläuft sich von Norden nach Süden, östlich vorbei an Andorra und endet westlich von Tarragona an der Küste. Diese Sprachgrenze wird durch Isoglossen im Bereich der Phonetik und Morphologie sowie im Bereich der Lexik bestätigt (Veny, 1984: 37).

 

2.2 Die Ursprünge der katalanischen Sprache


 

Viele unterschiedliche Faktoren sind verantwortlich für die heutige Ausprägung des Katalanischen. Laut Brunner kann man heute davon ausgehen, dass die Geburtsstätte der Sprache nördlich wie südlich der Pyrenäen liegt. Diese These wird auch durch die Zusammenstellung der Substratvölker bestätigt. Zu diesen zählen, vor dem Eindringen der Römer, zum einen die Iberer. Sie besiedeln den Küstenstreifen von Campello (nördlich von Alicante) bis Ensérune (Béziers) und darüber hinaus das anliegende Festland im Gebiet des heutigen Kataloniens. Weder Kelten noch Keltiberer sind in diesem Bereich zu finden. Zum anderen gründen die Griechen Küstenstädte im Küstenbereich: Massila (heute Marseille), Agathe (Agade) und südlich der Pyrenäen Rhode (heute Rosas bzw. Roses) und Emporion (heute San Martín de Ampurias) (Brunner, 1975:13f).

 

Ab dem Jahr 218 v. Chr. setzt die römische Eroberung der iberischen Halbinsel ein. ’Hispania Citerior’ bzw. die ’Provincia Tarraconensis’ wird überwiegend von römischen Veteranen besiedelt (Röntgen, 1990: 7).

 

Es lässt sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen den Gebieten nördlich und südlich der Pyrenäen erkennen. In den ehemals griechischen Städten wird die römische Kultur und lateinische Sprache schnell angenommen. Auf diese Weise werden die Gebiete nördlich und südlich der Pyrenäen frühzeitig (in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt) romanisiert (Brunner, 1975: 15).

 

Nach dem Zerfall des römischen Reiches fallen im 5. Jahrhundert die Westgoten in die iberische Halbinsel ein und beherrschen diese teilweise bis zum 7. Jahrhundert. Die westgotische Eroberung umfasst Katalonien, Valencia und Roussillon.

 

Um 711 erobern die Araber das Land. Jedoch ist die Besetzung Kataloniens im Gegensatz zum Rest der Halbinsel nur von relativ kurzer Dauer. Die Araber werden frühzeitig aus Septimanien vertrieben und können so nicht bis Roussillon vordringen. Schon 785 beginnt die Wiedereroberung in Girona und Barcelona. Dies hat eine Änderung der sprachlichen Situation zur Folge. Bis zu diesem Punkt gibt es eine gemeinsame sprachliche Entwicklung, dann jedoch setzt die Aufteilung in zwei voneinander abgetrennte Gebiete ein. Davon jedoch unbeeinflusst bilden bis heute Altkatalonien und Roussillon einen sprachlich zusammenhängenden Bereich. Hier ist laut Brunner der Ursprung der katalanischen Sprache zu suchen, die sich von dort im Laufe der Reconquesta in die anderen Gebieten des heutigen Sprachraumes ausbreiten konnte (Brunner, 1975: 16).

 

2.3 Von der Schriftsprachlichkeit zur Blüte der katalanischen Literatur


 

Nach der Entstehung der Spanischen Mark ('Marca Hispanica') unter Karl dem Großen vereint Giufré el Pilòs ("Wilfried der Haarige") einige Grafschaften unter sich; die so geschaffene Region wird auch Catalunya Vella genannt (Röntgen: 1990, 7).

 

Laut Gergen ist der im 11. Jahrhundert veröffentlichte Canço de Santa Fé (1030 - 1070) eines der ersten Schriftstücke, das in katalanischer Sprache verfasst wurde. Es stammt entweder aus dem Gebiet der nördlichen Ostpyrenäen oder dem Roussillon (Gergen, 2000: 10).

 

1137 vereinigen sich die Grafschaft Barcelona und das Königreich Aragon zur "Krone Aragon". Im Laufe der folgenden Wiedereroberung, der Reconquesta, erobert die Krone Aragon im Jahre 1235 die Balearen und im Jahre 1238 Valencia. Durch die Neubesiedlung der eroberten Gebiete breitet sich die Sprache bis nach Valencia aus. In den folgenden Jahren beherrscht die Krone Aragon das westliche Mittelmeer und erobert unter anderem das Königreich Sizilien (1282), Sardinien (1326) und Neapel (1442) (Röntgen: 1990, 8).

 

Die ersten wirklichen katalanischen Sprachzeugnisse entstehen Mitte des 12. Jahrhunderts aus einer Übersetzung einer westgotischen Gesetzessammlung, dem Forum Iudicum (1250). Mit der Übersetzung der Bibel ins Katalanische wird eine erste Standardisierungsphase der katalanischen Schriftsprache (1137 - 1276) eingeleitet. Von da an ist Katalanisch in der Liturgie und Theologie vertreten (Gergen, 2000: 11).

 

Durch die Expansion nach Norden gerät die katalanische Sprache mit dem Provenzalischen (auch Okzitanischen) in Kontakt. Vor allem die Troubadourlyrik hat einen großen Einfluss auf die katalanischen Dichter, sodass 1393 in Barcelona nach dem Vorbild von Toulouse die Jocs Florals (ein Gedichtwettbewerb) ins Leben gerufen werden. Zu den Begründern der katalanischen Prosasprache gehört Ramon Llull (1232-1316) mit seinem Llibre de contemplado, angelehnt an die Confesiones von Augustinus. Durch den Einfluss von Ramon Llull wird das Katalanische zur ersten romanischen Sprache, in der philosophische und wissenschaftliche Abhandlungen geschrieben werden (Röntgen, 1990: 8). Die darauf folgende Epoche vom 14. bis zum 15. Jahrhundert stellt die Blütezeit der katalanischen Schriftsprache dar.

 

Aus dem bis dahin einheitlichen Sprachbild beiderseits der Pyrenäen folgert Brunner, dass die Mozaraber sich der Sprache der Katalanen angepasst haben müssen (1975: 16).

 

2.4 Die Decadència


 

Mit der Heirat der sogenannten "Katholischen Könige" Isabella von Kastilien und Ferdinand II von Aragon (1469) kommt es 1479 zur Vereinigung der Krone Aragon mit dem Königreich Kastilien. Im beginnenden Siglo de Oro setzt sich Kastilisch als Sprache durch. Das bis dahin weit verbreitete Katalanisch verschwindet allmählich aus dem öffentlichen Bereich.

 

Zeitgleich mit dem Siglo de Oro in Kastilien setzt in Katalonien im 15. Jahrhundert die Decadència (der literarische Verfall vom 15.-18. Jh.) ein. Von nun an verliert das Katalanische immer mehr an Funktion im öffentlichen Bereich und Kastellanismen dringen in die katalanische Umgangssprache ein (Gergen, 2000: 12).

 

Durch den spanisch-französischen Krieg muss Spanien mit dem Pyrenäenfrieden 1659 die nordkatalanischen Gebiete an Frankreich abtreten. 1716 verliert Katalonien seine Autonomie und Katalanisch wird erstmals als offizielle Sprache verboten. Das eingesetzte Decreto de Nueva Planta bewirkt, dass von nun an ausschließlich Spanisch als Amtssprache, als Sprache der oberen Gerichte in Katalonien und ab 1768 als Unterrichtssprache benutzt werden darf. Ab 1772 muss sogar die private Buchführung in Kastilisch gehalten sein. Die Einschränkung findet 1779 ihren...

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