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Sprechen über Sex – und über Infektionsrisiken

AutorKurt April
VerlagHogrefe AG
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl257 Seiten
ISBN9783456950990
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
So präsent das Thema Sex in Medien, Unterhaltungen und Witzen ist, so schnell verstummt das Gespräch der meisten Paare, wenn es wirklich zur Sache geht. Das gilt vor allem für die unangenehmen Seiten der Sexualität, für Erwartungen und Enttäuschungen und insbesondere Risiken. Dabei zählen sexuell übertragbare Infektionen (STI) – beileibe nicht nur HIV/AIDS – zu den häufigsten Infektionskrankheiten und nehmen in ganz Europa seit Jahren zu. Dieses Buch beleuchtet Hintergründe dieser Sprachlosigkeit und vermittelt, wie das Sprechen über das Tabuthema sexuell übertragbare Infektionen gelernt werden kann.
Ausgehend von den Besonderheiten des menschlichen Sexualverhaltens veranschaulichen Beispiele aus der Beratungspraxis konkrete Probleme und Lösungsmöglichkeiten. In einem Serviceteil sind alle wesentlichen Fakten zu Sexual Health, Safer Sex, HIV und den anderen STI zusammengetragen.

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Kapitelübersicht
  1. Inhalt, Geleitwort, Vorwort
  2. 1 Die menschliche Sexualität
  3. 2 Sexuelle Gesundheit und sexuell übertragbare Infektionen
  4. 3 Kommunikation in der Partnerschaft über Sexualität
  5. 4 Das Gespräch über sexuell übertragbare Infektionen
  6. 5 Verbreitung sexuell übertragbarer Infektionen
  7. 6 Die Krankheiten und Symptome
  8. 7 Prävention der sexuell übertragbaren Infektionen
  9. Literaturauswahl
  10. Über den Autor und Sachregister
  11. AIDS-Aufklärung Schweiz
Leseprobe
Wussten Sie, dass Hunde meist monogam sind? Das Sexualverhalten ist beim Hund im Wesentlichen angeboren. Wahrscheinlich haben Sie schon Ausschnitte beim Paarungsverhalten von Hunden beobachtet (Abb. 1-3). Bevor die Hündin läufig wird, wählt sie sich einen geeigneten Rüden aus, nähert sich ihm häufiger und zeigt aktive Unterwerfung. Andere Hündinnen mit niedrigerem Sozialstatus werden von der Hündin durch aggressives Verhalten in die Schranken gewiesen. Wenn die Hündin läufig wird, schwillt ihr Genital an und sondert Schleim und Pheromone (Sexuallockstoffe) ab, die das Sexualverhalten des Rüden aktivieren. Sie präsentiert ihm ihr Genital, legt den Schwanz zur Seite, bleibt stehen und duldet die Anogenitalkontrolle und das Lecken. Der Rüde beriecht, leckt und schmeckt die Vaginalschleimhaut und -sekrete. Schliesslich kommt es zur Kopulation, wenn er seine «Dame» von hinten umklammert und heranzieht, was aber erst wirklich klappt, wenn sie still hält. Nach der Ejakulation verbleibt der Penis fest in der Vagina stecken, so dass beide mit einander zugewandten Hinterteilen stehen bleiben, etwa zehn bis 20 Minuten, bis die Vagina der Hündin abschwillt und er seinen Penis rausziehen kann.

Beim Hund bestimmen die Gene und Hormone weitgehend das Paarungsund Sexualverhalten. Dieses läuft mit kleinen Varianten immer nach dem gleichen Schema ab, da die Lernmöglichkeiten des Hundes in Bezug auf sein Paarungsverhalten sehr begrenzt sind.

Ganz anders beim Menschen. Gerade die Änderungen in der Partnerwahl und im Sexualverhalten im Laufe des 20.Jahrhunderts (s. Kap. 1.2.5) zeigen seine enorme Lernfähigkeit auf dem Gebiet der Sexualität. Der zentrale Unterschied beim Paarungsverhalten des Menschen gegenüber den Tieren liegt in der Sprache. Sprache und Schrift ermöglichten es ihm, Kultur, Technik und Wissenschaften zu schaffen. Kühe und Hunde schreiben keine Liebesbriefe, machen keine Komplimente, halten nicht um die Hand an und reden weder über auftretende Probleme noch über schöne Dinge. Reden ist ein wichtiges Kommunikationsmittel, von der ersten Begegnung bis zur Trennung oder «bis dass der Tod sie scheidet», aber nur beim Menschen.

Beim Menschen beginnt das «Beschnuppern» in der Regel mit Sprache. Selbst bei der ominösen «Liebe auf den ersten Blick» landet ein Paar nicht wortlos im Bett! Eine Ausnahme von dieser Regel stellen sexuelle Aktivitäten dar, deren mehr oder weniger ausschliesslicher Inhalt der Sexualakt selbst ist, z. B. Sex in Darkrooms oder Blind Dates, manchmal auch One-Night-Stands und Prostituiertenkontakte.

Der Mensch ist ein vorausschauendes Wesen und hat die Möglichkeit, sich für oder gegen etwas zu entscheiden. Tiere wie die Kuh können das nicht. Vielleicht ist sie deswegen glücklich, zumindest empfindet es die Philosophin Hersch so (Abb. 1-4).

Der Mensch hat auch einen Sexualtrieb, der dazu führt, dass Paare sich gegenseitig erotisch anziehen. Aber sie können frei wählen! Ob nun Mann oder Frau, beide wählen den Partner nach persönlichen Kriterien aus.

Menschen können den Zeitpunkt der Sexualität bestimmen. Sie können wählen, ob sie schon mit 13 oder erst mit 23 das erste Mal Sex haben wollen, wie, wie häufig, mit welchem Partner und ob überhaupt.

Diese Wahlfreiheit bringt dem Menschenkind Probleme, die es bewältigen lernen muss. Hier möchte ich «lernen» betonen. Die Eltern, Lehrer und erfahrenen Erwachsenen haben die Aufgabe, den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Sexualität beizubringen: Welchen Partner soll ich auswählen? Was sind Kriterien für einen Partner, der mir entspricht? Soll ich Verhütungsmittel anwenden, und wenn ja, welche? Wie soll ich mich mit einem Partner darüber einigen? Wie soll ich reagieren, wenn mir der Partner die Sexualität verweigert? Oder wenn er mich unter Druck setzt, mit ihm Sexualität zu haben?
Inhaltsverzeichnis
Sprechen über Sex – und über Infektionsrisiken4
Inhalt6
Geleitwort10
Vorwort11
1 Die menschliche Sexualität14
1.1 Unterschiede zwischen Tier und Mensch14
1.1.1 Der Busen und die Brunst15
1.1.2 Grösstes Sexualorgan: das Gehirn18
1.1.3 Sexuelle Kommunikation bei Mensch und Tier19
1.1.4 Glück und Freiheit bei Kuh und Mensch21
1.2 Sexualverhalten beim Menschen23
1.2.1 Der Begriff Sexualität23
1.2.2 Sex ist mehr als Sexualverkehr24
1.2.3 Sexualverhalten lernen27
1.2.4 Persönlichkeitsentwicklung und Sexualität29
1.2.5 Sexualität und Liebe im Wandel der Zeit32
1.2.6 Sexualität und Liebe heute34
1.2.7 Partnerwahl nach Gefühl oder Verstand?37
1.2.8 Testosteronspiegel und Sexualität39
1.2.9 Unterschiede zwischen Mann und Frau41
1.2.10 Sexualtrieb und Selbsterhaltungstrieb43
2 Sexuelle Gesundheit und sexuell übertragbare Infektionen46
2.1 Definition sexuelle Gesundheit46
2.2 Ein Rendezvous mit Mikroben47
2.3 Viren- und Bakterientransfer in der Partnerschaft51
2.4 Sexualverhalten bei sexuell übertragbaren Infektionen (STI)53
2.5 Prävention und Therapie stoppen Epidemien54
2.6 Das HIV-Roulette55
2.7 Ignoranz, Verdrängung und Unwissenheit56
3 Kommunikation in der Partnerschaft über Sexualität60
3.1 Kommunikation in der Partnerschaft60
3.1.1 Nonverbale Kommunikation61
3.1.2 Das Gespräch – das Salz in der Beziehung62
3.2 Das Gespräch über Sexualität66
3.2.1 Sexualität planen69
3.2.2 Das Gespräch vor dem ersten Mal70
3.2.3 Der erste Sex mit einem neuen Partner71
3.3 Individuelle Hindernisse beim Gespräch über Sexualität73
3.3.1 Harmoniestreben73
3.3.2 «Wahre Liebe» und blindes Vertrauen75
3.3.3 Verdrängung76
3.3.4 Minderwertigkeitsgefühle77
3.3.5 Einfluss der Peergroup und des Zeitgeistes79
3.3.6 Schamgefühl81
3.3.7 Drogen82
3.4 Kulturelle Hindernisse beim Gespräch über Sexualität84
3.4.1 Unser kulturelles Erbe: christliche Sexualmoral85
3.4.2 Aufklärung und sexuelle Befreiung88
3.4.3 Die kulturelle Vererbung der Sexualmoral91
3.5 Rückschritte trotz Fortschritt93
3.5.1 Sprachlosigkeit durch Pille und Viagra93
3.5.2 Das sexuelle Tabu der 68er95
3.5.3 Kondom – Allerweltsmittel gegen HIV und STI?97
3.5.4 Informationslücken im Informationsüberfluss98
4 Das Gespräch über sexuell übertragbare Infektionen100
4.1 STI – ein Tabu100
4.2 Neun Schritte zum erfolgreichen Gespräch102
4.3 Der richtige Zeitpunkt104
4.4 Kommunikationsregeln105
4.5 Verweigerung des Partners107
4.6 Zehn Argumente gegen dumme Sprüche108
4.7 Zuerst der Test, dann der Sex110
4.8 Das Gespräch als Infizierter113
4.8.1 Emotionen – der psychologische Umgang mit STI114
4.8.2 Das Gespräch beim Arzt116
4.8.3 Nur eine Affäre – trotz einer «harmlosen» STI?118
4.8.4 Das Gespräch über chronische STI120
4.8.5 Sprechen über HIV, Hepatitis B und C123
4.8.6 Sexualität mit einer HIV- oder Hepatitis-Infektion126
4.8.7 Partnerinformation130
5 Verbreitung sexuell übertragbarer Infektionen134
5.1 Von der Antike bis zur Neuzeit135
5.1.1 Medizinische Erfolge gegen Geschlechtskrankheiten136
5.1.2 HIV/Aids – der modernste Lustkiller137
5.2 Die heutige Lage139
5.2.1 Global143
5.2.2 Europa145
5.2.3 Die deutschsprachigen Länder147
5.3 Wer ist von STI betroffen?150
5.4 Erfolge und Fehlschläge: Hepatitis B und Chlamydien152
5.5 Übertragungswege154
6 Die Krankheiten und Symptome158
6.1 Akute Erkrankung und mögliche erste Symptome159
6.2 Die «häufigen», meist «harmlosen», aber manchmal doch schädlichen STI161
6.2.1 Humane Papilloma-Viren: Genitalwarzen und Gebärmutterhalskrebs161
6.2.2 Genitaler Herpes165
6.2.3 Chlamydien-Infektionen (Chlamydiose)169
6.3 Die «klassischen» Geschlechtskrankheiten171
6.3.1 Syphilis (Lues, harter Schanker)172
6.3.2 Gonorrhö (Tripper)176
6.3.3 Lymphogranuloma venereum (LGV)179
6.3.4 Ulcus molle (weicher Schanker)180
6.4 Die «blutübertragenen» und «bösartigen» STI182
6.4.1 HIV-Infektion/Aids182
6.4.2 Hepatitis B187
6.4.3 Hepatitis C190
7 Prävention der sexuell übertragbaren Infektionen194
7.1 Sex beinhaltet immer ein gewisses Risiko196
7.2 Zwölf Empfehlungen gegen STI198
7.2.1 Wissen über STI erwerben199
7.2.2 Talking Sex – über Sex sprechen201
7.2.3 Risikostatus bestimmen204
7.2.4 STI-Status bestimmen (Abb. 7-5)207
7.2.5 Partner sorgfältig wählen211
7.2.6 Anzahl der Sexualpartner reduzieren215
7.2.7 Hochrisikosex vermeiden217
7.2.8 Barriere-Methoden anwenden: Kondom, Femidom, DentalDam220
7.2.9 Sexualhygiene225
7.2.10 Regelmässige Arztbesuche227
7.2.11 Sich impfen lassen231
7.2.12 Drogen- und Alkoholmissbrauch vermeiden234
Literaturauswahl240
Über den Autor244
Sachregister246
AIDS-Aufklärung Schweiz252

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