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Städte und ihre Eigenlogik

Ein Handbuch für Stadtplanung und Stadtentwicklung

VerlagCampus Verlag
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl255 Seiten
ISBN9783593412382
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Jede Stadt ist anders. Das liegt nicht nur an charakteristischen Bauweisen oder einmaligen Sehenswürdigkeiten. Unterschiede sind für Bewohner wie Besucher über die Architektur hinaus regelrecht spürbar. Die Autorinnen und Autoren erörtern, was den spezifischen Charakter einer Stadt ausmacht und wie man ihm gerecht wird. Um Städte im Hinblick auf ihre jeweiligen Besonderheiten angemessen planen und gestalten zu können, bedarf es der Kenntnis ihrer Strukturen, ihrer Geschichte und ihrer Möglichkeiten, kurz: ihrer Eigenlogik. Anhand von Beispielen wie Köln, Frankfurt, Johannesburg oder Delhi behandeln die Beiträge die Wirtschaft, die Architektur, die Politik und die Kultur von Städten. Darüber hinaus stellen sie dar, welchen Gewinn Stadtgestalter für Planung, Entwicklung und Marketing aus diesen Perspektiven ziehen können, um die Attraktivität ihrer Stadt zu steigern. Der Band übersetzt erstmals die Erkenntnisse des soziologischen Ansatzes der »Eigenlogik der Städte« für die praktische Arbeit an, in und mit Städten.

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Leseprobe
Stadt als politischer Raum (S. 183-184)

Karsten Zimmermann

Seinen Beitrag »Raum – die politikwissenschaftliche Sicht« beginnt Dietrich Fürst mit der Feststellung, dass Raum keine politikwissenschaftliche Kategorie sei (Fürst 1993). Insbesondere in der kommunalen Politik wird Raum in erster Linie über gebietskörperschaftliche Grenzen definiert. Da diese institutionell verfasst sind, kann die Kategorie Raum zu Gunsten der Institutionen vernachlässigt werden. Diese Sicht ist längst nicht mehr haltbar (Knoepfel/Kissling-Näf 1993; Kötter 2007; Benecke et al. 2008).

Darauf weist auch Fürst am Beispiel der Regionalisierung hin, bei der sich eher informell verfasste, also durch Vereine oder durch politische Netzwerke konstituierte Handlungsräume im Sinne eines experimentellen Regionalismus bilden, die gleichwohl politisch wirksam sind und oft erst im Nachhinein institutionalisiert werden (Fürst 1993; Gualini 2004). Ähnliche Entwicklungen zeigen sich in vielen deutschen Metropolregionen, wo die Ebene der lokalen Politik durch eine weitere Ebene der interkommunalen Kooperation in verschiedenen funktionalen Zusammenhängen und räumlichen Zuschnitten ergänzt wird (Regionalparks, Marketing, Planung, Verkehrsmanagement, Abfallwirtschaft, etc.).

Ein weiteres Beispiel für die Ausweitung des stadtpolitischen Raums ist die zunehmende Außenorientierung der Städte und Regionen. Städte beteiligen sich an internationalen Städtenetzwerken wie METREX, Eurocities und Energie Cités oder eröffnen Vertretungen in Brüssel. Damit tragen sie der Tatsache Rechnung, dass kommunalpolitisch relevante Entscheidungen zunehmend in Brüssel und anderswo getroffen werden. Ein gebietskörperschaftlich definierter politischer Raum greift somit zu kurz.

Der stadtpolitisch relevante Handlungsraum hat sich aber nicht nur über die gebietskörperschaftlichen Grenzen hinaus ausgedehnt, sondern wird auch in besonderer Weise politisierbar. Dies gilt insbesondere dann, wenn ein direkt gewählter Bürgermeister sich für die mitunter kostspieligen internationalen Aktivitäten kommunalpolitisch rechtfertigen muss (was z.B. für die in Deutschland beliebte Praxis des Cross-Border-Leasing gilt; der Gerichtsstand für derartige Leasinggeschäfte, bei denen kommunale Infrastrukturen an auswärtige Firmen verkauft und zurück gemietet werden, ist in der Regel New York).

Aber auch im Binnenverhältnis lässt sich die Stadt als geöffneter Raum des Politischen lesen, wenn die Stadt als politisches Organisationsfeld betrachtet wird, in dem Statusansprüche und Identitätsverteidigungen jenseits der formalen politischen Mitwirkungsmöglichkeiten geäußert werden (etwa durch Bürgerinitiativen, Stadtteilbewegungen und Wachstumskoalitionen, vgl. Mayer 1999). Üblicherweise ist das Rathaus und damit die kommunale Politik der Adressat für solche Statusansprüche, die erstens am formalen System vorbei formuliert werden und zweitens nie ohne Gegenreaktion bleiben – womit sie auf die relationale Verfasstheit des politischen Organisationsfeldes der Stadt verweisen.

Lokale Politik findet in hoch organisierten Feldern statt, die gleichermaßen durch Interessen, Kulturen, Regelsysteme und professionelle Werthaltungen und Wissensbestände strukturiert werden und gegenüber den sie bildenden Akteuren und Organisationen ein Eigengewicht gewinnen (Regeln bzw. Nomos des Felds im Sinne Bourdieus). Das so verstandene lokalpolitische Feld enthält Kategorien der Bewertung von Problemen, des Erkennens und Anerkennens von Kompetenz und Reputation, bewährte Herangehensweisen an feldspezifische Leitprobleme und entsprechende Lösungen, aber auch Rollenverteilungen und Machtverhältnisse. Ein solches politisches Organisationsfeld wird auch durch einen impliziten Konsensus darüber geprägt, wer wo legitim sprechen darf.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Einleitung10
Die Eigenlogik der Städte und was die Praxis davon hat – Georgios Terizakis12
Stadt als Wirtschaftsraum22
Einführung – Georgios Terizakis24
Lokale Ökonomie – Lebensqualität als Standortfaktor – Martina Löw30
Stadtmarketing – Sybille Frank38
Urbane Innovationssysteme – Johannes Rode48
Migrantische Unternehmen in Köln – Raika Espahangizi58
Stadt als kultureller Raum68
Stadt als Raum für Kultur – Peter Noller70
Lokale Sinnstiftung – Die Bedeutung der Denkmale – Gerhard Vinken74
Stadt und Mode – Annäherung an die Städte München und Frankfurt am Main am Beispiel der Mode-Szenen – Kristina Siekermann84
Stadtkonzeptionen im Widerstreit: Das Scheitern der Lahnstadt – Regine Sauerwein96
Sport im öffentlichen Raum – am Beispiel moderner Stadionarchitektur – Franz Bockrath112
Stadt als gebauter Raum126
Städtische Materialität – Michael Toyka-Seid128
Architektur – Silke Steets134
Wahlverwandschaften – Städtebauliche Entscheidungen in Mannheim – Annette Rudolph-Cleff142
Stadtrandzonen – Diana Böhm154
Zwischenräume – Martina Fendt164
Stadt als politischer Raum182
Stadt als politischer Raum – Karsten Zimmermann184
Auf dem Weg zur Weltstadt: Johannesburg und Delhi zwischen globaler Anschlussfähigkeit und Selbstfindung – Anna Mayr190
Europe matters! Die Europäisierung des städtischen Raums – Michèle Knodt204
Lokale Planungskulturen – Zur Eigenlogik Münchens und Frankfurts – Julian Wékel216
Stadttypische Formen der Bürgerbeteiligung: Eine Annäherung an Frankfurt und München – Nicola Below/Jaqui Dopfer226
Schluss238
Schlussfolgerungen für eine erfolgreiche Gestaltung des Regierens von Metropolregionen – Hubert Heinelt240
Empfehlungen für Stadtplanung und Stadtentwicklung – Martina Löw246
Abbildungsverzeichnis250
Autorinnen und Autoren253
Städteregister256

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