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E-Book

Starke Mütter, starke Söhne

Wie Mütter ihre Söhne zu außergewöhnlichen Männern erziehen

AutorMeg Meeker
Verlagmvg Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl352 Seiten
ISBN9783864157226
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,99 EUR
Die Verbindung von Mutter und Sohn ist die zentrale Beziehung im Leben eines Jungen. Sie hat einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung vom Kind zum Mann. Dennoch verläuft die Beziehung zwischen Mutter und Sohn nicht immer konfliktfrei. Dabei kann gerade eine gesunde, enge und liebevolle Bindung den Jungen helfen, sich in einem von Frauen dominierten Bildungssystem zu orientieren und ihren Platz in der Welt zu finden. Dr. Meg Meeker zeigt anhand von Fallbeispielen, wie Mütter eine besonders glückliche und emotional intakte Beziehung zu ihren Söhnen aufbauen können, unabhängig davon, in welchem Alter sich die Jungen befinden. In diesem Buch gibt die Autorin ihre Erfahrungen aus 25 Jahren als Kinderärztin, Familienberaterin und Mutter weiter und enthüllt diverse Tricks und Erziehungsregeln, mit denen Söhne zu glücklichen, erfolgreichen Männern erzogen werden können.

Dr. Meg Meeker ist seit mittlerweile 25 Jahren als Kinderärztin und Familienberaterin tätig. Sie hat mehrere Erziehungsratgeber geschrieben, unter anderem den Bestseller Strong Fathers, Strong Daughters. Zurzeit arbeitet sie als Kinderärztin in Michigan.

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Leseprobe

Einführung

Für ihre Umwelt war Janie schlicht die perfekte Mutter. Da ich zur Sorte der nicht ganz so perfekten Mütter gehöre, beneidete ich sie um ihre ruhige Art, ihre unerschütterliche Persönlichkeit und ihr Aufgehen in der Sorge für ihre beiden Kinder. Sie war die Art Mutter, die für ihre Jungs Schoko-Zucchini-Kuchen buk, der auch Anklang fand, weil sie ihnen beigebracht hatte, gesundes Essen zu mögen. Sie gab ihnen jeden Tag ein biologisch-gesundes Pausenbrot in die Schule mit. Ihre Teilzeitstelle in einer Buchhandlung hinderte sie nie daran, pünktlich vor Schulschluss zu Hause zu sein, sodass sie ihre Söhne, den dreizehnjährigen Jason und den elfjährigen Drew, an der Tür begrüßen konnte. Zusätzlich machte sie noch freiwillige Pausenaufsicht auf dem Schulhof, half beim Aufräumen der Klassenzimmer und legte ihre eigenen Pickles ein. Kurz, sie war genau der Typ Mutter, den alle anderen Mütter so leidenschaftlich hassen.

Nie werde ich den gequälten Ausdruck auf Janies Gesicht vergessen, als sie eines Morgens im Januar 2005 in meinem Büro saß. Sie war allein gekommen, um mit mir über Jason zu reden, und das, obwohl draußen meterhoch Schnee lag. Autofahren im Januar ist im Norden Michigans eine echte Herausforderung. Doch Janie war wirklich verzweifelt.

Als ich die Tür zum Prüfungsraum öffnete, wo wir uns unterhalten wollten, war ich über ihr aschfahles Gesicht zutiefst erschrocken. Sie sah vollkommen erschöpft aus. Es war nicht die »Ich hatte eine echt üble Nacht«-Erschöpfung, sondern ein Ausgebranntsein, das sich über Monate hinweg aufgebaut haben musste. Offensichtlich war zu Hause etwas nicht in Ordnung.

»Was ist denn los?«, fragte ich sofort.

»Es geht um Jason«, sagte sie entschuldigend. »Er ist vollkommen außer Rand und Band. Jim kann mit ihm nicht umgehen, und ich langsam auch nicht mehr. Ich weiß einfach nicht mehr, was ich tun soll.«

Jason war damals dreizehn. Ich kannte ihn seit seinem zweiten Lebensjahr. Er war immer schon ein anstrengender kleiner Kerl gewesen – lebhaft, neugierig und unberechenbar. Janie und Jim hatten ihn von seiner Teenie-Mama adoptiert. Er wusste das und kannte seine leibliche Mutter auch. Das Ehepaar hatte sich sogar noch während der ersten drei Monate nach Jasons Geburt aufopfernd um das Mädchen gekümmert. Schon als Kleinkind schien Jason ein wenig anders gewickelt zu sein als andere Kinder. Er war süß, niedlich und liebevoll, aber auch launenhaft. Wutaus­brüche waren nicht selten. Als er acht Jahre alt war, diagnostizierte ein Psychiater und Erziehungsberater bei ihm ADS, eine Aufmerksamkeits­defizitstörung. Ich stimmte damals widerwillig der Behandlung mit einer geringen Dosis eines stimulierenden Medikaments zu, war aber nicht ganz überzeugt, dass ADS der Grund für seine Verhaltensprobleme war. Andererseits konnte ein Versuch mit Stimulanzien nicht schaden. Er nahm sein Medikament, und es schien zu helfen – zumindest ein paar Jahre lang.

»Ich verstehe einfach sein Verhalten nicht«, meinte Janie. »In einer Minute albert er mit uns beim Abendessen herum, in der nächsten bekommt er einen Wutausbruch! Er springt vom Tisch auf und schreit mich oder seinen Vater aus unerfindlichen Gründen plötzlich an. Wir haben es mit Hausarrest versucht. Wir haben ihm die ein oder andere Vergünstigung gestrichen, aber nichts scheint zu helfen. Vor zwei Tagen schlich er sich mitten in der Nacht aus dem Haus und wurde von der Polizei aufgegriffen. Er hatte mit ein paar älteren Jungs Bier auf dem Parkplatz bei Walmart getrunken.«

Janie brach in Tränen aus. Ihr geliebter Sohn – der Augapfel seiner Eltern – war plötzlich ein »Problemkind« wie die zornigen Teenager mit den finsteren Gesichtern, die man auf Anti-Drogen-Plakaten immer sieht. Rein äußerlich jedoch glich Jason ihnen ganz und gar nicht. Er war ein durch und durch bürgerliches Kind, immer adrett angezogen (keine Tattoos, keine Piercings) und höflich zu den Freunden seiner Eltern. Im Hockey war er überdurchschnittlich gut. Er ging regelmäßig zur Kirche, kam zur Jugendgruppe und fuhr nach dem Hurrikan Katrina mit seiner Kirchengemeinde nach New Orleans, um den Katastrophenopfern zu helfen. Seine Eltern liebten ihn, verbrachten viel Zeit mit ihm und schienen ihm alles zu geben, was er brauchte.

»Was habe ich nur falsch gemacht?«, jammerte Janie. »Sagen Sie es mir, und ich bringe es in Ordnung. Bitte sagen Sie es mir. Ich muss es wissen, so kann ich jedenfalls nicht mehr weitermachen. Wie kann dieser kleine Junge, dem ich dreizehn Jahre lang mein ganzes Herzblut geschenkt habe, seinen Vater und mich plötzlich so sehr hassen? Ich habe alles versucht, aber ich weiß nicht mehr weiter. Und das Schlimmste ist: Ich habe manchmal Angst vor ihm. Wenn sein Vater nicht da ist und er ausrastet, dann wird das ganz schnell körperlich. Einmal hat er mich sogar in der Küche gegen die Wand gedrängt! Ich glaube ja, dass er das eigentlich nicht wollte, aber wer weiß. Ich war jedenfalls wirklich geschockt. Er ist ja doppelt so groß wie ich.«

Wir saßen lange beieinander. Ich fragte mich, um wen Janie mehr weinte: um Jason, um sich selbst oder um den Verlust des wunderbaren dreizehnjährigen Jungen, den sie in ihrem Sohn immer gesehen hatte und der wie ausgewechselt schien.

An jenem Tag versuchte ich, ihr einen Weg durch das Dickicht ihrer beider Emotionen zu zeigen, damit sie, auch wenn sie es noch nicht völlig verstand, mit meiner Hilfe eine Strategie entwickeln konnte. Und sie brauchte eine Strategie, wollte sie in dieser verfahrenen Situation nicht stecken bleiben. Sie musste diesem Wirrwarr zum Trotz einen Hoffnungsschimmer finden, denn im Moment hatte sie das Gefühl, dass ihr Leben auseinanderbrach. Und ich glaube, ich konnte Janie neue Hoffnung geben. Denn wenn ich ihr beistand, dann half ich damit auch meinem Patienten – ihrem Sohn.

Janie würde Ihnen vermutlich sagen, dass jener Januartag ein Wendepunkt in ihrem Leben war. An jenem Tag wurde ihr klar, dass Jason nicht wirklich so war, wie sie ihn sich wünschte. Aber auch, dass sie nicht die Mutter war, die sie sein wollte. An jenem Tag begann für sie die Freiheit. Es war der Tag, an dem Janie begriff, dass sie nicht nur in der Außenwelt Schwierigkeiten hatte – was auch immer das Verhalten ihres Sohnes ausgelöst haben mochte. Sie sah auch ein, dass sie selbst ebenfalls Probleme hatte, Dämonen, die dreizehn Jahre lang in ihrem Inneren auf der Lauer gelegen hatten, ja, die in ihr schon angelegt waren, als sie ihren College­abschluss machte. Womit aber sollte sie anfangen? Mit seinem Schmerz oder mit ihrem? Ihre neue Freiheit fühlte sich berauschend an, aber ein klein bisschen überfordert war sie damit doch. Daher war mein Rat: Wenn sie ihren Sohn verstehen wollte, musste sie zuerst sich selbst verstehen. Und wie sich herausstellen sollte, hatte sie eine Menge emotionalen Ballast in ihre Mutterrolle mit eingebracht.

Bald nach unserem Gespräch suchte sie einen Psychologen auf, mit dem sie an ihrem unterdrückten Zorn auf Männer arbeitete, einer Wut, die sie jahrelang im Verborgenen mit sich herumgetragen hatte. In ihren Jugendjahren war sie von einem Nachbarn vergewaltigt worden, was sie keinem Menschen je gesagt hatte – weder ihren Eltern noch ihrem Mann, ja nicht einmal ihrer besten Freundin. Sie hasste den Mann für das, was er getan hatte, doch aus mehreren Gründen gab sie sich selbst die Schuld daran. Als Jason in die Pubertät kam, weckte irgendetwas an ihm ihren aufgestauten Zorn, und unbewusst ließ sie diesen an dem Jungen aus. In der Rückschau erkannte sie, dass sich ihr Verhalten ihm gegenüber verändert hatte. Sie verhielt sich ihm gegenüber sarkastisch und herablassend, weil sie sich von ihrem Sohn in gewissem Sinne abgestoßen fühlte. Das spürte sie auch, doch sie konnte dieses Gefühl an sich nicht akzeptieren, sodass sie es zu ignorieren und verdrängen suchte. Was natürlich nichts an dem Gefühl änderte.

Jason spürte den inneren Kampf, den seine Mutter mit sich selbst führte. Er kannte zwar den Grund nicht, doch er merkte, dass das Ganze etwas mit ihm zu tun hatte. Er fühlte, dass sie wütend auf ihn war, manchmal hatte er auch den Eindruck, dass sie sich für ihn schämte. Dies veranlasste ihn zu immer heftigeren verbalen Attacken. Er wollte seiner Mutter beweisen, dass er sie nicht brauchte und dass er ihr das Leben genauso zur Hölle machen konnte wie sie ihm. Bis Janie anfing, dem Ganzen auf den Grund zu gehen, schraubte sich diese Spirale immer weiter in die Höhe. Am Ende hatte sie Angst vor ihrem eigenen Sohn.

Sowohl Jason als auch Janie erhielten therapeutische Unterstützung, sodass sie wieder eine gesunde Basis für ihre Beziehung schaffen konnten. Erst als die beiden ihre Gefühle erkannten und Einsicht in die Dynamik ihres wechselseitigen Verhaltens gewannen, konnten die beiden sich ändern. Dieser Prozess nahm viel Zeit in Anspruch. Vor allem Janie war fest entschlossen, ihre Beziehung zu Jason zu reparieren, da sie nicht eine Sekunde lang wankend wurde in ihrer Liebe und Bewunderung für ihn.

Sie lernte, anders mit ihm umzugehen. Sie achtete auf ihre Worte, ihre Stimme, ja sogar auf ihre Körpersprache. Da sie diese Verhaltensweisen kontinuierlich umsetzte, änderten sich schließlich auch ihre Gefühle. Ihr Hass auf ihren früheren Nachbarn richtete sich nicht länger auf ihren Sohn, und allmählich löste sich der Würgegriff, in dem dieses Erlebnis die Beziehung zu dem Jungen gehalten hatte. Bald waren Mutter und Sohn einander wieder nahe. Und Jason kam plötzlich auch mit seinem jüngeren Bruder sehr viel besser zurecht.

Vor Kurzem hat Jason an einem sehr guten College seinen Abschluss gemacht und war einer der Besten seines...

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