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E-Book

Starke Väter, starke Töchter

Wie Töchter von ihren Vätern geprägt werden

AutorMeg Meeker
Verlagmvg Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783864157493
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
In einer zunehmend komplexeren Welt ist es für Eltern nicht immer einfach, eine starke, dauerhafte Bindung zu ihren Kindern aufzubauen. Ganz besonders gilt das für die Beziehung von Vätern zu ihren Töchtern. Dabei erklärt Dr. Meg Meeker, die über mehr als 20 Jahre Berufserfahrung in der Behandlung von Kindern verfügt, in diesem wertvollen Buch, wie wichtig gerade das Verhältnis von Vätern und Töchtern ist. Denn um eine starke, selbstbewusste Frau zu werden, braucht jedes Mädchen die Aufmerksamkeit, den Schutz, den Mut und die Weisheit seines Vaters. Meg Meeker verrät die 10 Geheimnisse, die die Beziehung von Vätern und Töchtern einzigartig machen und den Mädchen den bestmöglichen Sprung ins Leben ermöglichen. Aus dem Buch: - Die essentiellen Tugenden, die ein Vater haben sollte, und wie man sie entwickelt - Was Töchter von Vätern über Selbstrespekt lernen können - Die Wichtigkeit von Grundregeln - Wie wichtig es ist, ein Held für seine Tochter zu sein - Die größten Fehler, die Väter machen können - Wie Stiefväter die Rolle übernehmen können

Dr. Meg Meeker ist seit mittlerweile 25 Jahren als Kinderärztin und Familienberaterin tätig. Sie hat mehrere Erziehungsratgeber geschrieben, unter anderem den Bestseller Strong Fathers, Strong Daughters. Zurzeit arbeitet sie als Kinderärztin in Michigan.

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Leseprobe

Einführung


Im September 1979 sagte mein Vater einen Satz, der mein ganzes Leben verändern sollte. Ein paar Monate zuvor hatte ich meinen Abschluss am Mount Holyoke College gemacht und mich dann an mehreren Unis um einen Studienplatz in Medizin beworben, war aber abgelehnt worden. Daher wohnte ich zu Hause bei meinen Eltern und dachte intensiv über einen Plan B nach. Eines Abends nun, ich ging gerade hinauf in mein Zimmer, hörte ich zufällig mit an, wie mein Vater mit einem Freund telefonierte. Das war ziemlich ungewöhnlich für ihn, denn mein Vater war eher ein Einzelgänger, und es kam nicht häufig vor, dass er sich mit jemandem länger am Telefon unterhielt. Also blieb ich vor der Tür zu seinem Arbeitszimmer, die einen Spalt offen stand, stehen und lauschte.

»Ja«, meinte er, »sie werden so schnell erwachsen, nicht wahr? Ich wollte dir unbedingt erzählen, dass meine Meg kommenden Herbst ihr Medizinstudium anfängt. Sie weiß nur noch nicht genau, an welche Uni sie gehen wird.«

Mir schoss das Blut in den Kopf. Fast wäre ich umgekippt. Was erzählte er da von wegen Medizinstudium? Ich hatte doch eben erst eine ganze Serie von Ablehnungen bekommen. Wie soll ich da ab nächsten Herbst Medizin studieren? Wie kann er denn so etwas behaupten? Oder weiß er etwas, was ich nicht weiß?

Es waren nicht nur die Worte allein, die meinen Lebensweg verändern sollten, sondern auch die Art, wie er sie sagte: Sein Tonfall, seine ganze Zuversicht – all das übte eine erstaunliche Wirkung auf mich aus.

Mein Vater glaubte an etwas von mir, was ich selbst nicht glauben konnte. Und er glaubte es nicht nur, sondern er, der selbst Arzt war, riskierte meinetwegen sein Ansehen bei seinen Freunden.

Als ich von der Tür wegschlich, klopfte mein Herz mindestens doppelt so schnell. Ich war außer mir vor Freude, denn die Zuversicht meines Vaters gab mir wieder Hoffnung. Seit ich ein Teenager war, träumte ich davon, einmal Medizin zu studieren. Und tatsächlich – ich nahm im Herbst 1980 mein Medizinstudium auf, ganz wie mein Vater es vorausgesagt hatte. Er rief mich regelmäßig an und fragte mich genauestens nach meinen Kursen aus. Ob ich in Anatomie gut mitkäme? Ob ich auch die Histologie nicht vernachlässigte? Ob ich nicht vielleicht Lust hätte, mir ein paar von seinen Präparaten anzuschauen? Völlig egal, ob ich dann Ja oder Nein sagte, er packte mir einige Glasplättchen zusammen und schickte sie mir, damit ich für meine Freitagabende, die tatsächlich dem Studium gewidmet waren, eine interessante Beschäftigung hatte.

Interpretieren Sie das jetzt bitte nicht falsch. Mein Vater hatte es nicht nötig, sich über seine Kinder auszuleben. Tatsächlich hat er mir mehr als einmal davon abgeraten, die Medizinerlaufbahn einzuschlagen, weil er recht genau die ganze Misere unseres Gesundheitssystems vor Augen hatte. Dennoch wollte ich Medizinerin werden. Weil ich meinem Vater eine Freude machen wollte? Nicht wirklich, denn das musste ich nicht. Der eigentliche Grund, warum ich Ärztin werden wollte, war, dass ich werden wollte wie sein Freund, ein orthopädischer Chirurg. Dieser Mann erlaubte mir, ihm stundenlang im OP zuzusehen, wenn er seine Eingriffe vornahm. Das war das Tollste, was ich je gesehen hatte, und das wollte ich auch können.

Mein Vater gab mir das Gefühl, dass ich ihm vollkommen vertrauen konnte. Sowohl als Mediziner als auch im Kreise der Familie war er für mich der absolut Größte, und ich zweifelte nie auch nur ein bisschen an seinen Worten. Egal, was er sagte, ich war stets davon überzeugt, dass es stimmte.

Außerdem hat mein Vater mich gelehrt, an mich selbst zu glauben. Er hat mir vermittelt, dass ich alles machen könne, was ich gern machen würde, wenn ich auch heute nicht mehr sagen könnte, wie er das angestellt hat. Zu seiner Zeit, so erzählte er mir, hatten nur wenige Frauen mit ihm zusammen Medizin studiert, aber die hätten es voll draufgehabt. Sie seien wirklich exzellent gewesen, und das könne ich eben auch.

Mein Vater hat mir immer zu verstehen gegeben, dass er mich liebte. Er war ein Exzentriker, ruhig, eigenbrötlerisch und extrem gescheit. Er veröffentliche medizinische Artikel in mehreren Sprachen und flachste immer darüber, dass nur so merkwürdige Zeitgenossen wie er Pathologen würden. Doch er liebte mich. Ich war seine Tochter, und das nahm er sehr ernst.

Hat er mir nun dauernd erzählt, wie lieb er mich hat? Nein, denn er redete nicht viel. Wie konnte ich mir dann so sicher sein? Weil ich hörte, wie er mit meiner Mutter redete, wenn er sich meinetwegen Gedanken machte. Weil ich die Tränen in seinen Augen sah, als mein Bruder und ich aus dem Haus gingen, um das College zu besuchen. Weil er sich oft die Zeit nahm und zu Sportveranstaltungen kam, an denen ich teilnahm (auch wenn viele davon verpasste). Doch das war nicht der Hauptgrund. Ich weiß, dass er mich für eine absolute Sportskanone hielt. (Tatsächlich hielt er mich für eine viel bessere Sportlerin, als ich in Wirklichkeit war, doch ich habe ihn in diesem Punkt gern in seinem Glauben gelassen.) Nein, ich wusste, dass er mich liebte, weil er immer wollte, dass die ganze Familie gemeinsam in Urlaub fuhr. Das fand ich zwar meistens schrecklich, gerade als Teenager, doch das half nichts, ich musste mit. Irgendwie wusste er etwas, was mir damals nicht klar war, nämlich dass wir als Familie Zeit für uns brauchten, Zeit, die wir gemeinsam verbrachten. Im selben Ferienlager. Im selben Speisesaal. Auf denselben Wanderwegen oder im selben Kanu.

Mein Vater wachte über mich mit Argusaugen, und zwar mit so scharfen, dass ich mich gar nicht erst traute, mich mit Jungs zu treffen. Mein Vater war Jäger, und das kommunizierte er meinen Freunden auch mit aller Deutlichkeit. Wenn sie unser Haus betraten und den Elchkopf an der Wand sahen, strich er ihnen sofort aufs Brot, dass er diese Trophäe höchstpersönlich dort hingehängt habe. Er hielt das für witzig, ich nur für peinlich. In Wirklichkeit hat er mich aber auf diese Weise beschützt. Nicht vor Aufreißern oder sonstigen Idioten, sondern vor mir selbst. Ich war jung und allzu vertrauensselig, und er hat das lange vor mir erkannt.

Mein Vater war kein guter Redner und oft auch kein guter Zuhörer. Bisweilen war er zerstreut und hing, für uns unerreichbar, seinen Gedanken nach. Während meines Medizinstudiums gingen wir gemeinsam joggen, und während des Laufens stellte er mir immer wieder exakt dieselben Fragen. Meine Antworten allerdings kamen nie beim ihm an – ständig, wirklich ständig hatte er den Kopf woanders. Doch das störte mich nicht. Ich wiederholte eben, was ich schon einmal gesagt hatte.

Meine Mutter hatte für all meine Probleme und Nöte ein weit offeneres Ohr als mein Vater, andererseits wusste ich auch, dass es nur einen Menschen gab, den ich um Hilfe bitten würde, sollte ich je ernsthaft in Schwierigkeiten geraten: meinen Vater. Er war ein energischer, ernster Mensch, der seine Familie über alles liebte und es als seine wichtigste Aufgabe ansah, gut für sie zu sorgen. Und er hat wirklich sehr gut für uns gesorgt.

Mein Vater ist mittlerweile hochbetagt, und was das Umeinander-Kümmern angeht, so sind die Rollen jetzt wohl eher vertauscht. Doch ich kann die meine ausfüllen, weil ich einen guten Lehrmeister hatte. Die Tage, als wir gemeinsam joggen waren, sind vorüber. Sein Rücken ist krumm geworden, sodass er nur noch gebeugt und schlurfend gehen kann. Immer noch stellt er mir dieselben Fragen, aber nicht, weil er mit seinen Gedanken woanders ist, sondern weil sein Gedächtnis ihn langsam im Stich lässt. Von seinem vollen Haar sind nur noch ein paar weiße Büschel übrig, doch seine Exzentrik, sein wenig geselliges Naturell und die Liebe zu seiner Tochter sind gleich geblieben. Mein Vater ist ein guter Mann.

So, wie die meisten Väter gute Männer sind. Gute Männer, die sich jedoch mit der Geringschätzung einer Kultur konfrontiert sehen, die ihre Existenz ignoriert, ihre Funktion als Autoritätsfigur in der Familie ins Lächerliche zieht, ihre Bedeutung negiert und sie in ihrem Rollenverständnis verunsichert. Doch all diesen Männern sage ich: Väter können den Lebensweg ihrer Kinder positiv beeinflussen, so, wie mein Vater es bei mir getan hat. Ihr seid Leitfiguren, und eure Familie sucht bei euch Qualitäten, die nun mal von Natur aus nur Väter haben. Eure Töchter suchen bei euch eine Art der Führung und Orientierung, die sie bei ihren Müttern nicht finden können. Ein einziger Satz, ein Lächeln von euch, die Art, wie ihr das innerfamiliäre Reglement handhabt, hat für eure Töchter eine tiefe Bedeutung.

Ich möchte, dass Sie sich durch die Augen Ihrer Tochter sehen. Und ich möchte, dass Sie das nicht nur für Ihre Tochter, sondern auch für sich selbst tun. Denn könnten Sie sich so sehen, wie Ihre Tochter Sie sieht, und sei es nur für zehn Minuten, so würde das Ihr Leben umkrempeln. Als Kind sind für Ihre Tochter die Eltern der Mittelpunkt der Welt. Ist die Mutter glücklich, ist die Tochter es auch. Ist der Vater gestresst, dann sitzt sie den ganzen Vormittag mit einem Knoten im Magen in der Schule.

Die Welt Ihrer Tochter ist kleiner als die Ihre, nicht nur im räumlichen, sondern auch im emotionalen Sinne. Sie ist empfindlicher und zerbrechlicher, denn der Charakter Ihrer Tochter wird erst geformt wie Teig auf einem Nudelbrett. Kaum ist sie morgens aufgewacht, wartet sie vielleicht auf Sie, damit sie »durchgeknetet« werden kann. Die Art, wie Sie das Tag für Tag tun, verändert den Menschen, der sie ist.

Sie und ich, wir sind durchgebacken und haben eine feste Kruste. Das Leben hat uns Hochs und Tiefs beschert, es hat uns womöglich beinahe umgebracht. Doch...

Blick ins Buch

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