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E-Book

Sterben im Vertrauen auf Gott

AutorPeter Dyckhoff
VerlagMedia Maria Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783945401682
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis10,99 EUR
Das Anliegen des Buches 'Sterben im Vertrauen auf Gott' besteht darin • uns unsere eigene Sterblichkeit bewusst zu machen •anzuregen, uns mit dem Sterben zu beschäftigen und entsprechende Vorbereitungen zu treffen •den Gedanken an die Endlichkeit des Lebens aufzugreifen, damit das Leben in seiner Begrenztheit einen neuen und tiefen Wert erhält. Der Blick für die Würde des Lebens und damit verbunden die Würde des Sterbens soll geschärft und kultiviert werden; •zu ermutigen, das sich ständig verändernde Leben in seiner Gebrechlichkeit anzunehmen und das Vertrauen in den barmherzigen Gott immer wieder neu einzuüben •das Wesentliche im Leben in den Blick zu nehmen und ein Gespür von dem vermittelt zu bekommen, was auch im Angesicht des Todes noch Bestand hat •aufzufordern, Kranke zu besuchen und Sterbenden beizustehen. Kein Werk der Barmherzigkeit ist größer und nutzbringender als dieses.

Dr. Peter Dyckhoff, 1937 in Rheine geboren, studierte Psychologie und war viele Jahre als Geschäftsführer eines Industriebetriebes tätig. Mit vierzig Jahren wagte er den Neuanfang und studierte Theologie. Er ist anerkannter Experte für das christliche Ruhegebet und wurde 2006 über dieses Thema zum Doktor der Theologie promoviert.

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Leseprobe

ERSTER TEIL


HINFÜHRUNG DURCH ELF KUPFERSTICHE DES MEISTERS E. S.


Als ich mein erstes Buch über das Sterben schrieb: »Sonnenuntergänge. Vom Abschied aus dieser Welt«, begegnete ich einer Bildfolge von elf Kupferstichen aus dem 15. Jahrhundert, die mich in ihrer Aussagekraft stark beeindruckten. Ich freue mich darüber, diese jetzt im Buch »Sterben im Vertrauen auf Gott« zusammen mit begleitenden Texten vorstellen zu dürfen.

Im Mittelalter pflegte man in besonderer Weise die »Ars moriendi«, die »Kunst des Sterbens«. In einer Zeit, in der Katastrophen, Krieg, Hunger und Pest wüteten, wurde das Interesse an der Sterbebegleitung in der Öffentlichkeit immer größer. Vornehmlich waren es die häufigen Pestepidemien, die das Bedürfnis nach einer praktischen Anweisung für die Hilfe in der Stunde des Todes weckten. Die vielen Notstände, in denen sich Menschen befanden, führten dazu, dass in erster Linie Laien Sterbehilfe leisteten. Hinzu kam das Bestreben, auch Laien zu größerer Verantwortung zu bewegen. Zunächst jedoch entstanden Texte, die den in der Sterbebegleitung noch unerfahrenen Priestern bei der Betreuung von Sterbenden dienen sollten. Eine grundlegende Schrift »De arte moriendi« verfasste Johannes Gerson (1363–1429), Kanzler der Pariser Universität. Seine Gedanken wurden von fast allen späteren Sterbebüchern übernommen - kommentiert durch Wort und Bild. Der Sterbende soll nicht allein gelassen werden, denn der Begleiter möchte mit ihm zusammen Entscheidungen finden, die zum ewigen Heil führen.

Der Text von Johannes Gerson liegt auch den folgenden eindrucksvollen Kupferstichen des unbekannten Meisters E. S. zugrunde. Seine »Ars moriendi« ist in textlosen Einzelblättern überliefert. Jedes Detail auf den Bildern hat jedoch seine eigene Sprache. Es kann sein, dass daran gedacht war, die Einzelblätter in handschriftliche Exemplare der »Ars moriendi« einzukleben. Die stilistische Ausprägung der Kupferstiche des Meisters E. S. zeigt, dass es sich bei ihm um eine Neuschöpfung handelt. Wahrscheinlich war E. S. der Erste, der sich auf die Verbildlichung eines »Ars moriendi«-Textes einließ, denn man kennt keine Bildserie dieser Art, die älter ist als die des Meisters E. S.

Zunächst die Frage: Wer war der Meister E. S.? Die Buchstaben E. S. retten ihn aus der vollkommenen Anonymität, denn einige seiner Kupferstiche hat er damit bezeichnet. Wahrscheinlich sind es Initialen seines Namens. Der Meister E. S. ist nur aus seinen Werken bekannt; biografische Daten gibt es nicht. Alle Versuche, eine Person zu finden, auf die die Initialen passen, sind bisher gescheitert. So bleibt E. S. mangels entsprechender Geschichtsquellen als historische Person unbekannt. Die künstlerische Entwicklungslinie weist ihn als Kupferstecher aus, der hohe Popularität besaß. Man schließt aus seinen Werken - vornehmlich aus Wappen und Wasserzeichen - und seiner stilbildenden Wirkung auf andere Werkstätten und Künstler, dass er Mitte des 15. Jahrhunderts am Oberrhein zwischen dem Elsass und Konstanz tätig war.

Die Arbeiten des Meisters E. S. müssen zwischen 1445 und 1468 entstanden sein. Sein spätgotischer Figurenstil fand in Mitteleuropa rasche Verbreitung. Rekonstruktionen ergaben, dass er um 1420 geboren wurde. Nach einer Ausbildung als Maler widmete er sich aus bestimmten Gründen dem Kupferstich Man sagt sogar, er sei der Begründer des Kupferstichs. Seine Karriere war um 1467 abgeschlossen, denn seine letzten Werke entstanden in dieser Zeit. Im Jahr 1466 wurde der Meister E. S. mit der Herstellung einiger Blätter für das Kloster Einsiedeln beauftragt, die er sämtlich signierte. Sein erhaltenes Werk umfasst ungefähr 320 Blätter.

Die meisten Kupferstiche sind religiöser Natur. Nur wenige beinhalten Szenen aus dem Alten Testament, die meisten schildern Ereignisse aus dem Leben Jesu Christi. Madonnenbilder widmete E. S. speziell der privaten Andacht. Die Serie der elf Blätter zur Sterbebegleitung ist das einzige Werk des Meisters E. S., das aus der »Erbauungsliteratur« schöpft. Im Einklang mit der christlichen Lehre wird auf diesen religiösen Kupferstichen geschildert, wie sowohl der Himmel als auch die Hölle um die Seele des Menschen in seiner letzten Stunde kämpfen und wie man sich verhalten muss, um dem Bösen eine Absage zu erteilen. Die »Ars moriendi« des Meisters E. S. vermittelt also sowohl für Priester als auch für Laien Ratschläge und Regeln, wie ein Sterbender auf einen guten und heilsamen Tod vorbereitet werden kann. Die Betrachtung des Todes möchte den Blick auf das letzte Ziel des Menschen lenken und den endgültigen Sinn menschlichen Lebens erhellen.

Für die Menschen des Mittelalters war der plötzliche und unvorbereitete Tod eine erschreckende und Angst machende Vorstellung. Viele haben auf die Hoffnung hin, noch lange zu leben, sich nicht rechtzeitig auf den Tod vorbereitet und mussten dann unbegleitet und oftmals unter Angst und seelischen Qualen sterben. Diese geistlichen Bildbetrachtungen zum Sterben und Tod dienten dazu, sich beizeiten auf den Abschied aus dieser Welt vorzubereiten.

Die elfblättrige Folge der »Ars moriendi«, die um 1445 entstand, gehört zu den frühen Arbeiten dieses Meisters E. S., der auf der »mittelalterlichen« Ebene bleibt und sich noch nicht auf das Niveau eines Martin Schongauer oder eines Albrecht Dürer erhebt. Die »Ars moriendi« des Meisters E. S. wurde von früheren Kupferstechern oft kopiert und zusammen mit einem entsprechenden Text als Blockbuch, ein von Holzstöcken gedrucktes Buch, herausgegeben. Eines der ersten dieser Blockbücher ist eine holländische Ausgabe, die kurz vor 1460 entstand.

Die elf kleinformatigen (9 × 7 cm) Kupferstiche »Ars moriendi« des Meisters E. S. sind heute im Besitz des Ashmolean-Museums der Universität Oxford. Sie tragen die Nummern L. 175 bis L. 185 nach Max Lehrs (1855–1938), einem Kunsthistoriker, der das Gesamtwerk des Meister E. S. aufgelistet hat.

In fünf Bilderpaaren schildert der Kupferstecher, wie Himmel und Hölle um die Seele des Menschen kämpfen und wie man sich verhalten soll, um im Tod eine Erlösung der Seele zu finden. Den fünf Versuchungen des Widersachers - den Glauben betreffend, die Verzweiflung, die Ungeduld, die Selbstgefälligkeit und die Habsucht - stehen fünf Heil spendende Eingebungen des Angelus gegenüber. Hier ist an einen persönlichen Schutzengel zu denken. Der Kampf zwischen Licht und Dunkelheit, zwischen Krieg und Frieden, zwischen Gut und Böse, der sich im apokalyptischen Geschehen am Ende der Tage bis ins Kosmische steigert, wird sehr häufig in der Todesstunde eines einzelnen Menschen ausgetragen.

Bei aller Ernsthaftigkeit dieses Themas bereichert der Meister E. S. oftmals die Versuchungen mit amüsanten Einzelheiten. So sollen zum Beispiel auf dem ersten Bild die Teufel zum falschen Glauben verleiten, indem sie Salomons Götzenanbetung, die übermäßige Selbstkasteiung einer nackten Frau und die Tat des Selbstmörders als gefahrloses Handeln abtun.

Im abschließenden elften Kupferstich wird dargestellt, wie dem Sterbenden ein ruhiger und Gott gefälliger Tod geschenkt wird: Die Widersacher sind besiegt. Durch den Kreuzestod Christi wird die Seele erlöst. Die Erlösung erfährt die Seele des Verstorbenen innerhalb der Gemeinschaft aller Heiligen, zu der auch die Engel gehören, die hier die Seele - in Gestalt eines kleinen Menschen - aufnehmen und himmelwärts tragen.

Die Komposition und der Aufbau bleiben bei allen Kupferstichen gleich. Sie überraschen durch eine feinsinnige und lebendige Ausführung, die sich in einer Vielfalt von verschiedenen Typen widerspiegelt. Man sieht, wie ein Sterbender in seiner letzten Stunde durch Anfechtungen bedrängt, aber auch durch gute Einsprechungen von Engeln getröstet wird. Die menschliche Seele besitzt den höchsten Wert und ist für die Ewigkeit geschaffen. Um sie von diesem Ziel abzuhalten und in Besitz zu nehmen, peinigt der Widersacher den Menschen noch während seines letzten Leidens.

Der Sterbende liegt unbekleidet in seinem Bett, sein Kopf ruht auf einem Kissen, und er ist nur mit einer De-cke bis zur Brust oder zum Hals zugedeckt. Um sein Bett, das schräg nach rechts im Bild angeordnet ist, gruppieren sich - je nach Blatt - abwechselnd verschiedene Figuren. Es sind Gottvater, sein Sohn, der Heilige Geist, Maria, die Gottesmutter, Engel, Heilige und Personen, die in einer Beziehung zum Leben des Sterbenden stehen, und immer wieder die angreifenden Dämonen. Sie alle bemühen sich darum, entweder durch Versuchung oder durch Ermutigung auf die Entscheidung des Sterbenden einzuwirken. Man nennt daher diesen Bilderzyklus auch die »Ars moriendi der fünf Anfechtungen«. Den fünf Versuchungen des Teufels stehen jedoch die fünf Trost spendenden Eingebungen des Engels abwechselnd...

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