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Sternenkinder

Wenn eine Schwangerschaft zu früh endet

AutorBirgit Zebothsen, Volker Ragosch
VerlagSüdwest
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl208 Seiten
ISBN9783641119720
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Einfühlsamer Rat für Betroffene
Etwa jede fünfte erkannte Schwangerschaft endet zu früh - mit einer Fehlgeburt. Mütter und Väter leiden oft jahrelang unter dem Verlust, empfinden häufig Schuld und fühlen sich von ihrer Umwelt unverstanden. Obwohl viele Paare dieses Schicksal teilen, spricht kaum jemand darüber. In diesem Ratgeber kommen Betroffene und Ärzte zu Wort, persönliche Erfahrungsberichte und medizinische Informationen leisten psychologische Hilfe. Ein sensibel geschriebenes und aufklärendes Buch zu einem wichtigen, aber zu oft noch tabuisierten Thema.

Birgit Zebothsen, verheiratet und Mutter dreier Töchter, war Redakteurin bei verschiedenen Frauen- und Elternmagazinen. Heute lebt und arbeitet sie als Medizin-Journalistin und Buchautorin in Hamburg.

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Leseprobe

Es fällt schwer, halbwegs unbefangen darüber zu reden


Das Wort allein ist schlimm genug: Fehlgeburt. Auch die medizinische Vokabel dafür, nämlich Abort, hört sich kaum erträglicher an. Und selbst die fachärztlichen, relativ leidneutral klingenden Spezifizierungen wie Abortus incipiens, missed Abortion oder ähnliche strahlen eine emotionale Kälte aus, die schaudererregend ist.

Aber man kommt leider nicht umhin, diese Begriffe zu verwenden. Sie sind klar definiert, und wenn wir uns auf den folgenden Seiten ihrer bedienen, so tun wir es zum einen notwendigerweise und zum anderen in der Hoffnung, dabei so behutsam wie nur möglich mit den Gefühlen der Beteiligten umzugehen.

 

Am besten wäre es natürlich, man würde sich dem leidvollen Thema in einer Art Vieraugengespräch nähern, durch und durch faktenbezogen und fernab jeder persönlichen Betroffenheit. Das ist gewiss viel verlangt. Lassen Sie es uns trotzdem versuchen. Dass die folgenden Texteinheiten bei allem Bemühen um populäre Lesbarkeit zuweilen auch ein paar trocken anmutende Passagen enthalten können, ist der angestrebten Sachlichkeit wegen kaum zu vermeiden. Einigen wir uns darauf: Diese bewusst zurückhaltende Form wird der Sache am ehesten gerecht.

 

 

 

In der Medizin muss alles steril sein – oft selbst die Formulierungen

 

Unter Medizinern gilt eine Fehlgeburt, so Prof. Dr. Ragosch, schlicht und einfach als das »Absterben eines Embryos beziehungsweise die vorzeitige Geburt eines Fötus vor Erreichen der extrauterinen (außerhalb des Mutterleibes möglichen) Überlebensfähigkeit« bis zum Ablauf der etwa 22. bis 24. Woche. Oder noch karger: »Ein Abort liegt dann vor, wenn das Kind mit einem Gewicht von unter 500 Gramm tot zur Welt kommt. Auch vom »verfrühten Ende einer Schwangerschaft durch spontanen Verlust oder willentliche Unterbrechung« zu sprechen, wäre korrekt, weil es bedeutet: Das Baby kann nicht bis zur normalen Entbindung ausgetragen werden. Die Antwort auf die Frage, wie häufig Fehlgeburten zu beklagen sind, hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte geändert. Früher glaubte man noch, das sei ein eher seltenes Phänomen. Heute aber endet fast jede zweite Schwangerschaft in einem Abort.

 

 

Wie sich eine Fehlgeburt ankündigen kann, aber keineswegs muss

 

Diese Einschränkung in der Überschrift ist wichtig, einfach deshalb, weil es viel mehr Arten von Fehlgeburten gibt, als man überhaupt für denkbar hält. Das gilt zumindest für die meisten Menschen, die nicht unmittelbar involviert sind und darum auch kaum ermessen können, wie weit der Bogen reicht: von unbefangener Zuversicht bis zu tiefster Trauer und Verzweiflung nämlich.

 

Die Unterschiede bei der Definition einer Fehlgeburt hängen sowohl von der jeweiligen Ursache als auch vom Zeitpunkt innerhalb der Schwangerschaft ab. Gemeinhin gilt: In den ersten drei Monaten kann sich ein Abort durch geringe Blutungen oder bräunlichen Ausfluss ankündigen, vielfach treten danach Schmerzen im Unterleib auf. Typisch für einen drohenden Verlust zu einem späteren Schwangerschaftszeitpunkt sind dagegen ziehende, wehenartige Beschwerden im Unterbauch oder der Verlust von Fruchtwasser, während leichte bis mittelstarke Blutungen erst anschließend auftreten.

 

 

 

Kleine Wunder gibt es immer wieder

 

Im gleichen Atemzug hört und liest man dann vielleicht auch noch: Manchmal lässt sich eine Schwangerschaft trotzdem erhalten – per Ultraschall und Hormonbestimmungen wird festgestellt, ob der Fötus im Prinzip normal ausgebildet ist und lebt und ob der Mutterkuchen weiterhin seine Funktion erfüllt. Trifft all das zu, folgen Versuche, den Status quo mithilfe strenger Bettruhe, entspannender und wehenhemmender Medikamente zu erhalten. Wenn allerdings wehenartige Schmerzen einsetzen, die Blutungen zunehmen, der Muttermund sich öffnet und sogar die Fruchtblase platzt, sinken die Chancen rapide, die Fehlgeburt noch zu verhindern.

 

 

Wann Schmierblutungen eher harmlos sind

 

An dieser Stelle wollen wir der Vollständigkeit halber nur zu gern darauf hinweisen, dass vaginale Blutungen in einer frühen Phase der Schwangerschaft keineswegs automatisch und grundsätzlich immer auf eine drohende Fehlgeburt hindeuten müssen. Es gibt sehr wohl auch andere – harmlosere – Gründe dafür. So können

Die Statistik, die Risiken zeigt und zugleich Hoffnung macht


Lassen Sie uns an dieser Stelle ruhig schon mal einen etwas genaueren Blick auf die Zahl der Fehlgeburten werfen, gestaffelt nach ihrem Zeitpunkt innerhalb einer Schwangerschaft. Auch wenn solche statistischen Werte jedes Einzelschicksal überdecken und darum für trauernde Betroffene oft wenig tröstlich sind, helfen sie doch, durchschnittliche Relationen aufzuzeigen, manchmal komplizierte Erklärungen auf einen einfachen Nenner zu bringen – und darüber hinaus Hoffnung zu machen. Die Medizin spricht in diesem Zusammenhang übrigens vom »Schwangerschaftsalter« und verwendet dabei das Kürzel »SSW«, womit schlicht vollendete Schwangerschaftswochen ab dem ersten Tag der letzten Regel gemeint sind (auf Lateinisch p. m. = post menstruationem).

Schmierblutungen beispielsweise durch einen Polypen oder eine Entzündung am Gebärmuttermund verursacht worden sein, was man vielleicht nach dem Geschlechtsverkehr oder bei einer Stuhlverstopfung bemerkt. Eine Plazentarandblutung ist ebenfalls denkbar. Und zu guter Letzt kennt man auch die sogenannte Nidations-(Einnistungs-)Blutung, zu der es kommen kann, wenn die Eizelle sich in der Gebärmutter häuslich einrichtet. Selbstverständlich sollte der behandelnde Arzt unbedingt nach dem Rechten sehen.

 

Jede Info kann immer nur ein kleiner Mosaikstein sein

 

Erste Zwischenbilanz: Alle die in diesem Vorlaufkapitel angesprochenen Fakten sind zwar grundsätzlich richtig und wichtig, aber sie sind und bleiben immer nur ein Teil der ganzen Wahrheit. Das wird spätestens auf den folgenden Seiten klar, wenn es explizit um die einzelnen Abortarten geht. Wir erläutern bewusst relativ schnörkellos, wie sie ärztlicherseits definiert und differenziert werden. Bitte nicht erschrecken – es tauchen diverse Kategorien mit Überlappungen und Untergruppierungen auf. Doch da sie alle ihre eigene Charakteristik haben, ist es wirklich sinnvoll, den jeweiligen Hintergrund kurz auszuleuchten. Und sei es nur, um zu erfahren, was einen bei einer erneuten Schwangerschaft zu gegebener Zeit auf keinen Fall mehr ereilt.

Die Arten des Verlustes: von Abortus completus bis Totgeburt


 

Oft gibt es einen frühen Abschied, ohne dass man ihn überhaupt bemerkt. Dieser Tatsache kam die Medizin in solcher Eindeutigkeit erst auf die Spur, seit sie über die modernen Methoden der Schwangerschaftsdiagnostik verfügt. Eine Tatsache, die zugleich der Einstieg in die heute gängigen Klassifizierungen der verschiedenen Abortformen ist, die sich zunächst ausschließlich nach ihrem Zeitpunkt richten und darum als Frühest-, Früh- und Spätabort eingeordnet werden. Unterscheidungen, die in dieser marginalen Differenzierung allgemein noch relativ wenig bekannt sind. »Frühest« (die Ärzte sprechen von »präklinisch«) bedeutet, dass unmittelbar nach Einnistung der befruchteten Eizelle eine Fehlgeburt erfolgt, die meistens kaum realisiert wird, weil sie mit der erwarteten Regel zusammenfällt.

 

Viele Frauen sind absolut ahnungslos, nehmen unter Umständen auch an, dass die Periode sich vielleicht ein wenig verzögert hat oder die Blutung nur zufällig stärker ist als sonst. Häufig stirbt die befruchtete Eizelle sogar schon vor der erwarteten nächsten Regel ab. Der Grund in fast allen Fällen: genetische Schäden. Der Embryo wäre niemals lebensfähig gewesen, insofern ist ein solcher Abort nichts anderes als eine nahe liegende körperliche Schutzreaktion. Die Zahl dieser Frühestfehlgeburten kann man nur schätzen, aber so viel dürfte sicher sein: Es sind weit über 50 Prozent aller Aborte überhaupt.

»Früh« bezieht sich auf all jene Fehlgeburten, die bis zur 12., maximal 14. Schwangerschaftswoche passieren. Die 14. Woche ist übrigens auch der Zeitpunkt, ab dem ohne medizinisch und rechtlich begründete Voraussetzungen kein Abbruch mehr möglich ist. »Spät« schließt alle Aborte ein, die, aus welchen Gründen auch immer, erst danach zu verzeichnen sind.

 

 

Jede weitere Woche reduziert die Gefahr einer Fehlgeburt

 

Der aktuellen Statistik zufolge beträgt das Risiko einer Fehlgeburt vor der 5. Schwangerschaftswoche (SSW) über 50 Prozent. Bis zur 7. SSW – beziehungsweise bis zum messbaren Herzschlag – sind es etwa zehn bis 15 Prozent. Zur Erklärung: Ab ungefähr der 6. SSW lässt...

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