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E-Book

Stille finden in einer lauten Welt

Mein Weg der Achtsamkeit

AutorJack Kornfield
VerlagGoldmann
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl480 Seiten
ISBN9783641219581
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis10,99 EUR
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Um uns herum ist alles laut, chaotisch und gehetzt. Wir erleben den Alltag oftmals mit engem Herzen, Körper und Geist sind angespannt. Der große buddhistische Lehrer Jack Kornfield empfiehlt eine gelassenere Lebenshaltung und zeigt, wie wir aus dieser äußeren und inneren Unruhe wieder herausfinden: indem wir die Praxis der Achtsamkeit üben, das offene Gewahrsein im gegenwärtigen Moment. Er erzählt von den tiefen Erfahrungen, die durch regelmäßige Meditation möglich werden und geht dabei auch auf Herausforderungen ein, z. B. wenn alte innere Verletzungen wieder auftauchen. Er ermutigt uns, Achtsamkeit immer und überall zu üben, sodass wir schließlich uns selbst heilen können und in eine tiefe glückliche innere Stille kommen.

Dieses Buch erschien ursprünglich unter dem Titel 'Erleuchtung finden in einer lauten Welt' im Arkana Verlag.



Jack Kornfield ist promovierter Psychologe und Psychotherapeut, war Mönch in Thailand, Burma und Indien und zählt zu den weltweit anerkannten Vermittlern von buddhistischem Gedankengut für den westlichen Alltag. Er gründete die Insight Meditation Society in Massachusetts und das Spirit Rock Center in Kalifornien, wo er heute lebt.

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Leseprobe

1
Die befreiende Praxis der Achtsamkeit

Mythen aller Zeiten und Kulturen berichten von der Suche des Menschen nach einem Elixier, das ihn immun gegen das Leiden macht. Aus buddhistischer Sicht ist dieses Elixier ein achtsamer Geist. Doch wie wirkt Achtsamkeit? Lassen Sie mich das anhand der Begebenheiten erläutern, die als Vorlage für den Film Gorillas im Nebel aus dem Jahr 1988 dienten. Die Hauptakteurin dieses Films ist die mutige Verhaltensforscherin Dian Fossey, der es gelungen war, sich mit einer Gruppe Berggorillas anzufreunden. Fossey war nach Afrika gegangen, um den Spuren ihres Mentors George Schaller, eines renommierten Primatenforschers, zu folgen. Das Beobachtungsmaterial, das George Schaller aus der Wildnis zurückbrachte, bot einen bislang nicht gekannten tiefen wissenschaftlichen Einblick in das Leben der Gorillas. Als seine Kollegen wissen wollten, welche Methode er benutzt hatte, um derart bemerkenswerte Einzelheiten über Gruppenstruktur, familiäre Beziehungen und Verhaltensweisen der Gorillas herauszufinden, schrieb Schaller seine Erfolge einem einzigen Umstand zu: Er hatte kein Gewehr getragen.

Hatten sich frühere Biologengenerationen auf das Territorium dieser mächtigen Tiere begeben, dann stets in der Annahme, dass Gorillas gefährlich seien. Und so machten sich diese Wissenschaftler mit einer feindseligen Grundhaltung – und mit langen Gewehren bewaffnet – an ihre Feldforschungen. Die Gorillas spürten die Gefahr, die von diesen Männern ausging, und hielten sich in sicherer Entfernung. Im Gegensatz zu ihnen betrat Schaller – und später seine Schülerin Dian Fossey – das Revier dieser Tiere unbewaffnet. Jede ihrer Bewegungen war langsam, achtsam und von Respekt für diese Geschöpfe erfüllt. Die Berggorillas spürten diesen Unterschied und erlaubten den Forschern nach einiger Zeit, sich ihnen zuzugesellen und ihr Leben zu studieren. Stunde um Stunde saß Fossey reglos und geduldig da, bis sie verstanden hatte, was sie sah. Ganz so, wie ein kluger Mann, der Afroamerikaner George Washington Carver, einmal gesagt hat: »Alles wird dir sein Geheimnis preisgeben, wenn du es nur genügend liebst.«

Achtsamkeit ist ebendiese Art von Aufmerksamkeit. Sie ist ein offenes Gewahrsein, das sich jeglicher Wertung enthält und daher voller Respekt ist. Leider fehlt es uns häufig an dieser Aufmerksamkeit. Stattdessen reagieren wir nur. Wir beurteilen die Dinge danach, ob wir sie mögen oder nicht oder ob wir sie ignorieren können. Oder wir messen unsere Erfahrung an unseren Erwartungen. Wir bewerten uns selbst und unsere Mitmenschen ständig in Form einer Flut von kritischen Kommentaren. Teilnehmer, die zu uns kommen, um ihr erstes Seminar über Achtsamkeitsmeditation zu machen, erleben meist eine böse Überraschung. Statt wie erhofft innere Ruhe und Frieden zu finden, kommt in der ersten Sitzung ein bislang nicht wahrgenommener Strom gedanklicher Wertungen ans Tageslicht. Viele empfinden ihre erste Stunde Achtsamkeitsmeditation einfach nur als langweilig und mögen das Gefühl der Langeweile nicht. Wir hören, dass irgendwo eine Tür zugeschlagen wird, und wünschen uns, dass es ruhig ist. Die Knie tun uns weh, und wir würden den Schmerz gern loswerden. Wir hätten gern ein besseres Kissen. Wir spüren unseren Atem nicht und sind frustriert. Wir merken, dass unser Geist einfach nicht aufhören will, neue Pläne zu schmieden, und fühlen uns als Versager. Dann plötzlich fällt uns jemand ein, über den wir uns geärgert haben, und wir werden zornig. Und wenn wir merken, wie groß das Ausmaß unserer gedanklichen Wertungen ist, sind wir unglaublich stolz auf uns, weil wir es gemerkt haben.

Doch wie George Schaller können wir dieses ganze Waffenarsenal gedanklicher Wertungen ablegen. Wir können stattdessen achtsam werden und uns vor unserer Erfahrung verneigen, ohne etwas zu erwarten oder sie zu werten. »Achtsamkeit«, so sagte der Buddha, »ist das Allheilmittel.«

Peter, ein Computergrafiker mittleren Alters, war zu einem Meditationskurs gekommen, weil er Hilfe bei der Bewältigung seiner Probleme suchte. Seine Agentur war vor kurzem pleitegegangen, in seiner Ehe kriselte es, und seine Mutter war krank. Doch die Meditation wurde für ihn schnell zum Höllentrip. Die Wut und die Frustration, die seine augenblickliche Situation bestimmten, brachen sich in der Stille Bahn und belegten seinen Geist mit Beschlag. Er versuchte, in seinen Atem hineinzuspüren und ein wenig ruhiger zu werden, doch das war ein hoffnungsloses Unterfangen. Seine Achtsamkeit auf den Körper verflüchtigte sich mit derselben Geschwindigkeit wie ein Tropfen Wasser in einer heißen Bratpfanne. Doch es sollte noch schlimmer kommen. Eine zappelige Frau neben ihm fing an, laut und häufig zu husten. Je weiter dieser erste Meditationstag voranschritt, desto mehr zappelte, hampelte und hustete sie. Peter, der sich mit aller Kraft bemühte, sich auf seine Probleme zu konzentrieren, war deswegen ebenso frustriert wie zornig. Als diese Frau nicht mehr aufhören wollte zu husten, war er auf dem Siedepunkt. Er wandte sich an meine Co-Trainerin und gute Freundin Debra Chamberlin-Taylor. Im Gespräch mit ihr meinte er, Meditation bringe doch offensichtlich gar nichts, er wolle lieber wieder abreisen. Debra bat Peter, die Augen zu schließen und achtsam seinen augenblicklichen körperlichen Zustand zu registrieren. Peter erlebte Schmerz und Spannung. Mit Debras Hilfe lernte er, dass Schmerz und Spannung erträglicher wurden, wenn er ihnen mit mehr Akzeptanz und Sanftheit begegnete. Er atmete, entspannte sich ein bisschen und erkannte, dass Achtsamkeit das einzige Heilmittel war, das er brauchte – Achtsamkeit, um seinen Schmerz direkt zu verstehen.

Die nächste Meditationsanweisung für Peter war einfach: Während du sitzt, bleibe mit deiner Achtsamkeit sanft bei deinem Körper und registriere alles, was geschieht. Er saß erst ein paar Minuten da, als seine zappelige Nachbarin wieder ein ausgedehntes Hustenkonzert begann. Jedes Mal, wenn sie hustete, spürte Peter, wie seine Muskeln sich verkrampften und sein Atem aussetzte. Nun war seine Neugier geweckt, er wollte den Reaktionsmustern seines Körpers nachspüren. Er begann darauf zu achten, wie sich jedes Mal, wenn er sie husten hörte, in ihm alles zusammenzog und eine Woge von Zorn ihn überflutete, die wieder abebbte, sobald er sich zwischen den Hustenanfällen in Entspannung üben konnte. Nach Ende der Meditationssitzung stand er auf, um in den Speisesaal zu gehen. Als er dort ankam, sah er, dass die Teilnehmerin, mit der er solche Probleme hatte, ausgerechnet vor ihm in der Schlange stand. Sofort spürte er, wie sich sein Magen zusammenzog und seine Atmung aussetzte – nur aufgrund ihres Anblicks! Und wieder entspannte er sich. Nach dem Essen kehrte er zum Meditationsraum zurück und schaute auf der Liste nach, um welche Zeit seine Einzelbesprechung mit seiner Meditationsunterweiserin angesetzt war. Weiter unten auf der Liste stand auch der Name der zappeligen Frau. Sich immer noch in Achtsamkeit übend stellte er zu seiner Überraschung fest, dass es schon genügte, den Namen dieser Frau zu lesen – und sein Körper zeigte die übliche Reaktion: Der Magen verkrampfte sich, seine Atmung blockierte! Wieder entspannte sich Peter. Er merkte, dass sein Körper sich in einen Spiegel verwandelt hatte und seine Achtsamkeit ihm zeigte, wo er anhaftete und wo er loslassen konnte.

Je weiter der Meditationskurs voranschritt, desto präziser arbeitete seine Achtsamkeit. Er fand heraus, dass seine ängstlichen oder zornigen Gedanken über seine geschäftlichen und häuslichen Probleme bei ihm dieselben krampfartigen Reaktionen auslösten wie die Hustenanfälle der Frau. Peter hatte immer versucht, alles unter Kontrolle zu haben. Nun, da sich zeigte, dass er sein Leben nicht im Griff hatte, legten sich Wut, Selbstvorwürfe und seine negativen Gedanken über sich selbst wie feste Schlingen um ihn, die ihn fesselten. Bei jeder Reaktion konnte er die Schlingen gleichsam spüren. Dann hielt er achtsam inne und versuchte, sie ein wenig zu lockern. Er begann, Vertrauen in die Praxis der Achtsamkeit zu entwickeln. Als der Kurs zu Ende ging, war er seiner unruhigen Nachbarin regelrecht dankbar. Am liebsten hätte er sich bei ihr für diese Belehrung bedankt. Durch die Praxis der Achtsamkeit fand Peter Linderung für seine Leiden. Und er entdeckte auch den wohltuenden Nutzen von Neugier und Offenheit, Eigenschaften, für die ein Zenmeister den mittlerweile berühmt gewordenen Begriff »Anfängergeist« geprägt hat. Mit den Worten von Suzuki Roshi sind wir »mit Respekt und Anteilnahme aufmerksam, nicht um die Umwelt zu manipulieren, sondern um herauszufinden, was wahr ist. Wenn wir erkennen, was wahr ist, so wird unser Herz frei«.

Achtsamkeit als furchtlose Präsenz

Die Kunst des Lebens besteht weder darin, sich sorglos treiben zu lassen, noch darin, ängstlich an allem anzuhaften. Lebenskunst heißt, jedem Augenblick gegenüber sensibel zu sein, ihn als neu und einzigartig zu betrachten, während der Geist offen und empfänglich bleibt.

Alan Watts

Uns achtsam unseren Sorgen und Ängsten zuzuwenden – oder denen anderer Menschen – verlangt Mut und ist daher alles andere als leicht. Mary zum Beispiel fürchtete sich davor, sich ihre angestaute Wut anzusehen, weil sie meinte, das würde sie umbringen. Johns Sohn hatte Mukoviszidose, und so standen seinem Vater ständig beängstigende Bilder von einem Leben im Rollstuhl, ja vom frühen Tod seines Sohnes vor Augen. Perry hatte Angst davor, sich mit seiner ewigen Untreue und seinen sexuellen Vorlieben auseinanderzusetzen. Ron konnte den Gedanken an die Gräuel nicht ertragen, die er im Bosnienkrieg erlebt hatte. Angela war sicher, dass sie nun, nachdem ihre...

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