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Strategieorientierte Unternehmensführung durch Implementierung einer Balanced Scorecard

AutorTracey Roberts
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl81 Seiten
ISBN9783640451333
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis17,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich BWL - Unternehmensführung, Management, Organisation, Note: 1,7, EBC Hochschule Düsseldorf, Sprache: Deutsch, Abstract: In der heutigen Wirtschaft herrscht aufgrund des schnellen technologischen Wandels, der beschleunigten Innovationszyklen und immer kürzer werdenden Produktlebenszyklen ein verstärkter Wettbewerb. Der rasante Wandel der Technologie stellt einen wichtigen Motor für Veränderungen dar, der Märkte innerhalb kürzester Zeit beeinflusst. 'Etwas weniger bewusst ist uns in der Regel, daß diese Veränderungen auch die organisatorischen Bedingungen des Unternehmens erheblich beeinflussen werden, was sich wiederum auf das strategische Management auswirken wird.' Der kontinuierliche Veränderungsprozess führt zu hybriden Kundenverhalten , so dass Kunden zunehmend bereit sind Anbieter von Produkten und Dienstleistungen zu wechseln. Unternehmen, die langfristig überleben wollen, müssen Change Management betreiben, indem sie sich Veränderungen im Umfeld schnell und gezielt anpassen. 'Starre und unflexible Befehlsstrukturen hindern eine schnelle Anpassung an den aktuellen Erfordernissen des Marktes der zunehmenden Globalisierung und Internationalisierung.' Aufgrund der hohen Wandlungsgeschwindigkeit ist neben schneller Anpassungsfähigkeit hohe betriebswirtschaftliche Entscheidungsqualität gefragt. Im Industriezeitalter reichte es finanzielle Größen wie Investition in Lagerbestände und den Wert der Produktionsanlagen in der Bilanz zu erfassen. Im heutigen Informationszeitalter sind immaterielle und intellektuelle Vermögenswerte des Unternehmens wie bspw. Produkt- und Dienstleistungsqualität, motivierte und qualifizierte Arbeitskräfte, interne Prozesse und Kundenzufriedenheit für den zukünftigen Wettbewerb jedoch teilweise erfolgskritischer als materielles Anlagevermögen. Die Vernachlässigung immaterieller Vermögenswerte kann sich in eine Wertminderung in der Gewinn- und Verlustrechnung niederschlagen.

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Leseprobe

3. Grundlagen der Balanced Scorecard

 

3.1 Entstehung und Inhalte der Balanced Scorecard

 

Die BSC wurde zu Beginn der neunziger Jahre von Robert. S. Kaplan, Professor of Accounting an der Harvard Business School, und David P. Norton, Präsident und Gründer der Consulting Firma Renaissance Solutions, in den USA als Ergebnis einer Kooperation von Wissenschaftlern und Unternehmenspraktikern zur strategischen Unternehmensführung entwickelt, und erstmals 1992 vorgestellt. Das Konzept der BSC basiert auf der Erkenntnis, dass finanzielle Kennzahlen allein nicht ausreichen, um im heutigen Wettbewerbsumfeld erfolgreich zu sein. Dies wäre für zukunftsorientierte Unternehmen unzureichend und führt zu einem Mangel an Investitionen in immaterielle Bereiche wie Produkt- und Prozessinnovation, Mitarbeiterfähigkeiten und Kundenzufriedenheit. Sie sind strategisch wertschöpfende Faktoren, die berücksichtigt werden müssen, denn sie haben Einfluss auf die Erreichung finanzieller Ziele.[61] Die BSC ist ein Managementinstrument, das sich auf wettbewerbsentscheidende Ziele konzentriert. Sie übersetzt Mission und Strategie in Ziele und Kennzahlen. „Die BSC stellt einen Handlungsrahmen zur möglichst ausgewogenen Konkretisierung strategischer Ziele durch Kennzahlen unter der Nutzung verschiedener Sichten (Perspektiven) auf (ein) Unternehmen dar.“[62] Strategische Ziele und dazugehörige Kennzahlen und strategische Aktionen werden unternehmensspezifischen Perspektiven (Betrachtungsweisen) zugeordnet, damit ein einseitiges Denken bei der Zielableitung verhindert wird (s. 4. Die vier grundlegenden Perspektiven). Durch das Denken in Perspektiven werden die wesentlichen Zusammenhänge für die Strategieumsetzung festgehalten. Aufgrund der Verknüpfung der einzelnen Ziele über die verschiedenen Perspektiven ermöglicht die BSC eine ganzheitliche strategische Managementsteuerung (s. Abb. 2: Die Balanced Scorecard, Anhang S. II).[63]  

 

3.2 Anwendungsbereich

 

Die BSC ist eine Managementmethode, die Unternehmen nicht auf ein bloßes Zahlensystem reduziert, sondern auch Mitarbeiterpotenziale einbezieht. 60% der Fortune-1000-Unternehmen in den USA arbeiten mit der BSC. In Deutschland ist der Anteil geringer, aber auch hier steigt das Interesse.[64] Unternehmen, die mit der BSC arbeiten sind teilweise erfolgreicher als ihre Wettbewerber. Der Einsatz wirkt sich positiv auf Qualität, Kostensenkung und Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit aus.[65]

 

3.2.1 Wann ist die Einführung einer Balanced Scorecard zu empfehlen?

 

Gründe für die Einführung einer BSC können die Schaffung eines klaren Strategieverständnisses, die Entwicklung von Führungskompetenzen und erhöhte Wirtschaftlichkeit sein. Eine BSC kann Ertragswachstum und Effizienzsteigerung durch Konzentration auf strategische Geschäftsfelder bewirken, innerbetriebliche Synergiepotenziale einzelner Geschäftsbereiche aufdecken und zu einer verbesserten Nutzung von Investitionen in Wissenspotenzial der Mitarbeiter führen. Darüber hinaus führt die BSC zu einer stärkeren Identifikation der Mitarbeiter mit der Unternehmensstrategie und einer besseren Verwendung geschäftsfeldübergreifender Erfolgspotenziale. Weiterhin ist sie für Unternehmen mit sich stark unterscheidenden Geschäftseinheiten, nach Fusionen, bei Ausrichtung auf sich verändernden Märkten oder bei starkem Unternehmenswachstum geeignet. Die BSC unterstützt einen mit Wertewandel verbundenen Führungswechsel und die Stärkung der Corporate Identity durch den Aufbau einer einheitlichen Unternehmenskultur. Eine BSC sollte jedoch nicht eingeführt werden, wenn das Management noch nicht bereit ist mit Mitarbeitern über visionäre Ziele und strategische Orientierung zu diskutieren. Die Implementierung sollte außerdem zu einem günstigen Zeitpunkt stattfinden und nicht, wenn die Geschäftsführung und Mitarbeiter ihre Aufmerksamkeit anderen wichtigen Projekten widmen müssen.[66]

 

3.2.2 Risikomanagement

 

Zu den Kernaufgaben der Unternehmensführung gehört es regelmäßig Stärken und Schwächen des Unternehmens zu bewerten und geeignete Maßnahmen zu entwickeln, um Risiken zu verringern und Chancen zu nutzen. Banken verlangen von Unternehmen für Ratinggespräche eine Dokumentation ihrer Unternehmenspositionierung.

 

Die BMS Consulting GmbH[67], eine kleine Unternehmensberatung in Düsseldorf, entwickelt dieses Jahr eine Software, um 12.000 KMU hinsichtlich des Risikomanagements zu unterstützen und sie auf Ratinggespräche mit Banken vorzubereiten. Rating prüft die Sicherheit der Rückzahlung, indem die zukünftigen Fähigkeiten eines Unternehmens, seine Zins- und Tilgungsverpflichtungen termingerecht und vollständig erfüllen zu können eingeschätzt werden.
Die Bonitätsbeurteilung erfolgt nicht nur anhand von Kennzahlen aus verschiedenen Informationsbereichen des Jahresabschlusses oder anhand der betriebswirtschaftlichen Planungsrechnung, sondern auch anhand von zukunftsgerichteten, qualitativen Faktoren, weshalb in der Software auch die BSC als Analysetool integriert wird.[68] Ergebnisse des Ratings werden in einer Note pro Kennzahl zusammengefasst, damit Kreditnehmer in verschiedene Risikoklassen eingeteilt werden können und die entsprechenden Kreditkonditionen erhalten.

 

Die Richtlinie Basel II besagt, dass die Höhe des Eigenkapitals, die in Zukunft zur Absicherung von Krediten hinterlegt werden muss, wesentlich stärker von der Bonität des Kreditnehmers abhängen soll. Die Kosten bzw. Zinsen für einen Kredit sind je nach Risiko eines Zahlungsausfalls unterschiedlich hoch.[69] Ein weiterer Grund für die Integration der BSC in die Software für Chancen- und Risikomanagement ist das Gesetz zur Kontrolle und Transparenz (KonTraG)[70], demzufolge alle deutschen Aktiengesellschaften verpflichtet sind ein Überwachungssystem zur Früherkennung existenzgefährdender Entwicklungen einzuführen. Darüber hinaus gewinnt die risikoorientierte Unternehmenssteuerung und Führung für Eigenkapitalgeber an Bedeutung, da Unternehmen dazu verpflichtet sind ihre Risiken zu dokumentieren, zu bewerten und ihnen entgegenzusteuern. Unternehmen müssen immer häufiger ihren kompetenten Umgang mit den eingegangenen Risiken gegenüber dem Kapitalmarkt und den Kreditinstituten unter Beweis stellen.[71]

 

40% der deutschen Top 500 Unternehmen verfügen über eine weitgehend automatisierte Datenerhebung und –bereitstellung, und 70% der Befragungsteilnehmer wenden eine Standardsoftware an. Managementinformationssysteme erlauben Top-Managern Zugang zu erfassten Daten, ohne mit Mitarbeitern kommunizieren zu müssen, so dass letztendlich zwischenmenschliche Kommunikation durch die moderne Technik unterbunden wird und zu wenig vorkommt. Das eigentliche Potenzial der BSC, besteht jedoch in der persönlichen Kommunikation strategischer Ziele.[72] Die BSC ist ein Managementsystem, das gelebt werden muss, so dass Informationstechnologie nur ein unterstützendes Instrument sein darf. Eine Software ist sinnvoll, um Ergebnisse dokumentieren und Zusammenhänge visualisieren zu können und somit das Verständnis der BSC zu erhöhen. Die Kommunikation der Strategie darf jedoch nicht zu technischem Informationsaustausch reduziert werden. Die Implementierung einer Strategie darf nicht der Informationstechnik überlassen werden, denn technisch lässt sich das Problem nicht lösen. Die BSC ist als Instrument zur strategieorientierten Führung zu praktizieren.[73]

 

Obwohl die BSC für Unternehmen aus dem privatwirtschaftlichen Sektor entwickelt wurde, kann sie auch im öffentlichen Bereich für zielführende Verbesserungen und Steuerungszwecke eingesetzt werden. Die BSC scheint für eine öffentliche Verwaltung oder Non-Profit–Organisationen prädestiniert zu sein, da sie nicht wie die meisten klassischen Controllinginstrumente allein auf monetäre Sichtweise ausgerichtet ist.[74]

 

3.3 Ausgewogenheit durch ganzheitliche Steuerung

 

Innerhalb der Scorecard findet ein Ausgleich zwischen extern und intern orientierten Messgrößen statt. Der Begriff „Balance“ steht für eine Ausgewogenheit zwischen objektiv, leicht quantifizierbaren und urteilsabhängigen Kennzahlen. Ergebnisgrößen als Resultate vergangener Handlung werden mit Größen, die den zukünftigen Erfolg bestimmen, verknüpft, um eine Integration von Spät- und Frühindikatoren zu gewährleisten. Score kommt aus dem Englischen und bedeutet Ergebnis oder Zwischenstand. Die BSC ist eine ausgeglichene Tafel bzw. Berichtsbogen, der mittels Kennzahlen den aktuellen Stand hinsichtlich der strategischen Zielerreichung anzeigt. „Welche Vorteile bringt die Balanced Scorecard? Sie operationalisiert strategische Ziele unter ganzheitlicher Berücksichtigung.“[75] Im Vergleich zu traditionellen Steuerungssystemen betrachtet die BSC auch die nichtmonetären Perspektiven der Kunden, internen Prozesse und der Mitarbeiter. Aufgrund der Tatsache, dass zwischen den einzelnen Kennzahlen der verschiedenen Perspektiven Ursache-Wirkungs-Beziehungen herrschen, werden die den Finanzgrößen vorgelagerten Perspektiven gleichwertig in das Steuerungssystem miteinbezogen. Auf diese...

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