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Stress im helfenden Beruf. Evaluation in einem Kinder- und Jugendhaus

AutorUlrike Schaffer
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl107 Seiten
ISBN9783668132122
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Gesundheit - Pflegewissenschaft - Pflegemanagement, SRH Hochschule Riedlingen, Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Bachelorthesis in Zusammenarbeit mit dem Kinder- und Jugendhaus X evaluiert das Stressempfinden der Mitarbeiter, zeigt Stressfolgen und Stresspräventionsmöglichkeiten. Die theoretischen Erkenntnisse liefern Ansätze, die nach der qualitativen und quantitativen Befragung als Handlungsansätze aufgegriffen werden können. Mit Hilfe eines webbasierten Fragebogens wurden die Meinungen der Mitarbeiter erfasst, sodass ein Meinungsbild der Mitarbeiterschaft entstand. Die Befragungsergebnisse zeigen stressauslösende Unsicherheiten bei den Mitarbeitern, da Unwissenheit über die weiteren Unterstützungsmöglichkeiten für die Klienten besteht. Die Ergebnisse der Befragung zeigen weiter, dass die Mitarbeiter, weniger als von der Leitung angenommen, unter hauswirtschaftlichen Pflichten und dem Schichtdienst leiden und sich mehr Lob, Wertschätzung und Sport als Stressprävention wünschen. Ein geringer Prozentsatz der Mitarbeiter dieser katholischen Einrichtung wünscht sich religiösen Beistand. Supervision ist sowohl für die Leitung als auch für die Mitarbeiter ein gern angenommenes Angebot, das weiter ausdifferenziert werden könnte.

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Leseprobe

2. Theoretische Grundlagen


 

Im folgenden Teil wird Stress mit seinen Auswirkungen beschrieben und ein Zwischenfazit erstellt. Stressarten und Stress im Beruf sowie die Besonderheiten der Jugendhilfe finden hier Beachtung. Die spezifischen Stressfaktoren werden ebenso beleuchtet wie Stressauswirkungen und unterschiedliche Möglichkeiten der Stressbewältigung.

 

2.1 Stress


 

Gemäß der Gesundheitsberichterstattung des Bundes aus dem Jahr 2015 wird Stress definiert als „ein Zustand der Alarmbereitschaft des Organismus, der sich auf eine erhöhte Leistungsbereitschaft einstellt.“[14]

 

Es gibt zahlreiche Stressdefinitionen. Schon Darwins „Kampf ums Dasein“ spiegelt Stress wider, da eine Auseinandersetzung mit der Umwelt und der Sicherstellung von lebenswichtigen Ressourcen besteht, wobei eine Einheit aus Physiologie und Verhalten angenommen wurde.[15] Später entwickelte Lazarus das transaktionale Stresskonzept, in dem Stress folgendermaßen definiert wurde: „Stress bezieht sich auf eine Beziehung mit der Umwelt, die vom Individuum in Hinblick auf sein Wohlergehen als bedeutsam bewertet wird, aber zugleich Anforderungen an das Individuum stellt, die dessen Bewältigungsmöglichkeiten beanspruchen oder überfordern.“[16] Kaluza stellte fest, dass Stress das Verhältnis von Anforderungen und Kapazitäten einer Person beschreibt.[17] Der Mediziner Hans Seyle beschrieb Stress als „Belastungen, Anstrengungen und Ärgernisse, denen ein Lebewesen täglich durch viele Umwelteinflüsse ausgesetzt ist“, es handele sich dabei um Anspannungen und Anpassungszwänge, die einem aus dem persönlichen Gleichgewicht bringen können und bei denen man körperlich und seelisch unter Druck steht.[18] Sindy Röhring und Werner Reiners-Krönke geben in ihrer Studie zum Thema „Burnout in der sozialen Arbeit“ an, dass Stress zu Angespanntheit mit gereizter Stimmung führt, wobei ein Abschalten nicht möglich ist.[19]

 

Stress stellt keine Störung gemäß ICD-10 (der internationalen Klassifikation psychischer Störungen der WHO) dar,[20] wenngleich die mit Stress verbundenen Symptome und assoziierten Erkrankungen im ICD erfasst werden. Hier sind depressive Episoden, Nervosität oder Beziehungsprobleme zu nennen.[21]

 

Stress und Burnout sind als Themen in den Medien kaum noch wegzudenken. Diverse Nachrichtenplattformen beschäftigen sich mit diesem für eine breite Masse der Bevölkerung wichtigen Thema: Laut Forsa-Umfrage von 2013 steigt der Stresslevel der befragten Bevölkerung. 76 % der Befragten gaben an, heute – also 2013 – gestresster zu sein als vor drei Jahren. Als relevanteste Stressoren stellten sich hohe Ansprüche an sich selbst, aber auch private Konflikte und Geldsorgen heraus. Laut dieser Umfrage sind Möglichkeiten zum Stressabbau Spazieren gehen, Hobbies haben, faulenzen oder Freunde und Familie treffen. Im Job selbst werden zu viel Arbeit und ein zu hoher Termindruck, aber auch Störungen und Informationsflut als Stressor empfunden.[22]

 

2.1.1 Stressarten


 

Stress wird in zwei Arten unterteilt: Eustress und Disstress. Eustress wird als positiver Stress wahrgenommen, der positive, beflügelnde Wirkungen hat – ihm folgen häufig Erfolge. Eustress setzt wie Distress auch, Hormone frei und steigert die Leistungsfähigkeit. Wenn aus der Belastung eine Überlastung wird, liegt Disstress vor. Dann stimmt das Verhältnis aus Stress und Stressreaktion nicht mehr, und der Mensch reagiert mit Unwohlsein bis hin zu Erkrankungen wie Burnout. Disstress ist unkontrollierter als Eustress und schwächt die Energieressourcen.[23]

 

Richard Lazarus erfasst vier Stressarten:

 

 Existenzieller Stress, z.B. durch einen Schock,

 

 Struktureller Stress, ausgelöst durch Gefahr oder Wertkrisen,

 

 Konstitutioneller Stress, der auf Grund von Anpassungs- oder Widerstandskrisen entsteht und

 

 Funktioneller Stress, der durch nervöses Verhalten ausgelöst wird.[24]

 

2.1.2 Stress im Beruf


 

Das Wort „Beruf“ bezeichnet nicht nur die Arbeit an sich sondern auch eine Bedürfnisbefriedigung für jemanden.[25] Lange Zeit galt Stress im Beruf als Schicksal. Je stressresistenter ein Mitarbeiter war, desto besser wurde seine Führungsmöglichkeit eingeschätzt. Aktuell wird Stress eher als Gesundheitsrisiko angesehen. Arbeitsdichte, Zeitlimits und in vielen Arbeitsbereichen verschwindende Grenzen von privatem und beruflichem Umfeld lösen bei Arbeitnehmern Stress aus. Zeitdruck und Zeitfresser vermitteln das Gefühl, nicht mehr Herr der Lage werden zu können, da zu viele Dinge auf einmal passieren. Fehlende Informationen, ungünstiges Kollegenverhalten, Unsicherheiten und Unterschätzung des eigentlichen Aufwandes führen zu Stresssituationen am Arbeitsplatz. Die Suche nach Anerkennung und die Belastungen durch soziale Kontakte bei der Arbeit innerhalb des Kollegenkreises können weitere Faktoren sein. Zu viele Kontakte zu Kollegen, aber auch zu wenige Kontakte sind für das psychische Wohlbefinden negativ. Unsicherheiten insbesondere im Dienstleistungsberuf tragen zur Verunsicherung der Arbeitnehmer bei, so dass freiwillig das Arbeitspensum erhöht und Leistungsdruck aufgebaut wird.[26]

 

Problematische Arbeitsstrukturen sind neben Sach- und Personenkonflikten und neben organisatorischen Ungerechtigkeiten der wichtigste Unzufriedenheitsfaktor bei Mitarbeitern. Außerhalb des eigentlichen Arbeitsplatzes bestehen Spannungsverhältnisse zwischen dem Dienstleistungsanbieter und -abnehmer. Je nach Kundenstruktur schwankt die Intensität der Belastung. Wenn Ressourcen des Mitarbeiters selbst und des Unternehmens gut eingesetzt werden, führt dies zum Stressabbau bzw. zur Stressprävention. Dem Management obliegt die Pflicht, die Mitarbeiter bestmöglich mit Ressourcen und Unterstützungsangeboten auszustatten. Hier zu nennen sind klare Kompetenzabgrenzungen, regelmäßige Meetings, ein gutes Dienstleitungsklima, strukturierte Vorgaben und Konfliktlösungsstrategien.[27] Stress im Beruf kann dazu führen, dass sich das Stressempfinden in der Freizeit fortsetzt, da sich Arbeitnehmer durch den Erschöpfungszustand keinen Freizeitaktivitäten mehr widmen können. Der gestresste Arbeitnehmer verzichtet dann auf soziale Kontakte und vernachlässigt Freizeitaktivitäten. Freizeitstress liegt vor, wenn zu viele Freizeitangebote zu Belastungen führen, da nicht alle Angebote angenommen werden können.[28]

 

2.1.3 Stress im Rahmen von Tätigkeiten in sozialen Einrichtungen


 

Ein Belastungsfaktor in der Arbeit in sozialen Einrichtungen ist der Zeitdruck. Die Anforderungen der helfenden Mitarbeiter in der Beziehung zum Klienten und die Rahmenbedingungen der Institutionen stehen in einem Spannungsverhältnis zueinander. Das Ziel, Probleme in einem festgelegten Zeitfenster lösen zu müssen, wird von den Mitarbeitern als Belastung erlebt, bei der die eigenen Erwartungen hinter den Rahmenbedingungen zurückstehen müssen. Des Weiteren ist der Handlungs- und Entscheidungsspielraum ein möglicher Belastungsfaktor, wobei Flexibilität als Entlastung empfunden wird. Die Ungewissheitstoleranz belastet die Mitarbeiter sozialer Einrichtungen hingegen deutlich. Komplex und mehrdeutig sind die Problemlagen der Klienten. Die Helfer stehen gemeinsam mit dem Klienten vor dessen existenziellen Problemen. Es ist wahrscheinlich, dass resiliente Menschen Ungewissheit besser ertragen können. Die Bewältigungsressource „Soziale Unterstützung“ zeigt, dass nur die Unterstützung, die im Arbeitsumfeld vorzufinden ist, stressreduzierend wirkt und die Bedeutung privater Unterstützung in den Hintergrund tritt.[29]

 

2.1.4 Besonderheiten bei der Arbeit in der Jugendhilfe


 

„Jeder junge Mensch hat ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit.“[30] Jugendhilfe bezieht sich, abgesehen von der Arbeit mit dem Kind und dem Jugendlichen, immer stärker auf die Familie und auch auf das soziale Umfeld. Falls belastende Lebenssituationen das Kindeswohl gefährden oder den Jugendlichen entsprechende Erziehung nicht (mehr) entgegengebracht werden kann, gibt es einen individuellen erzieherischen Bedarf mit entsprechend vorgehaltenem Leistungsangebot. Angebote können aus Heimerziehung und sonstigen betreuten Wohnformen, Erziehung in Tagesgruppen oder sozialpädagogischer Familienhilfe bestehen. Um diese Tätigkeit adäquat durchführen zu können, brauchen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Höchstmaß an persönlicher, fachlicher und methodischer Kompetenz.[31]Mitarbeiter...

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