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Stress und Stressbewältigung

AutorGregor Domes, Markus Heinrichs, Tobias Stächele
VerlagHogrefe Verlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl114 Seiten
ISBN9783840922527
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Stress ist allgegenwärtiger Bestandteil unseres Alltags. Stress kann zu komplexen psychischen, körperlichen und sozialen Auswirkungen führen und ist entsprechend ein Risikofaktor für die Entstehung und Aufrechterhaltung zahlreicher psychischer, psychosomatischer und somatischer Störungen. Folgerichtig hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Stress zu «einer der größten Gesundheitsgefahren des 21. Jahrhunderts» erklärt. Nach einer Klärung des Stressbegriffs auf dem Hintergrund aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse werden die für ein therapeutisches Störungsmodell notwendigen biopsychosozialen Zusammenhänge anschaulich dargestellt. Verschiedene Instrumente der Stressdiagnostik und ihre spezifischen Einsatzmöglichkeiten werden praxisnah beschrieben. Daran anschließend liefert das Buch einen Überblick über evidenzbasierte Präventions- und Behandlungsansätze zur Bewältigung von Stress. Dazu werden in Form von Modulen u.a. Methoden zur Selbstbeobachtung, Strategien zur akuten Stressreduktion und Interventionen für die langfristige Linderung von Stressfolgen aufgezeigt. Zudem wird beschrieben, wie dysfunktionale Denkmuster abgebaut und stressreduzierende Fertigkeiten aufgebaut werden können. Die Module können individuell zusammengestellt und im Rahmen der Therapie unterschiedlicher Störungen eingesetzt werden.

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Kapitelübersicht
  1. Stress und Stressbewältigung
  2. Einführung
  3. 1Beschreibung von Stress und stressassoziierter Symptomatik
  4. 2Stresstheorien und -modelle
  5. 3Diagnostik und Indikation
  6. 4Behandlung und therapeutische Unterstützung
  7. 5Fazit
  8. 6Weiterführende Literatur
  9. 7Literatur
  10. 8 Anhang
  11. Karten
Leseprobe
tresstheorien und -modelle 22-24)

Für die verschiedenen Erscheinungsformen von Stress existiert eine Vielzahl von Erklärungsmodellen, die z.?T. im Rahmen der Ätiopathogenese belastungsbedingter Störungen zu sehen sind, darunter die Anpassungsstörung, die posttraumatische Belastungsstörung oder affektive Störungen. Diese sind explizit nicht Gegenstand dieses Kapitels. Der Schwerpunkt liegt vielmehr auf Modellen, die zur Erklärung psychischer und physiologischer Veränderungen unter akuten und chronischen Stressbedingungen entwickelt wurden (Heinrichs, Nater & Ehlert, 2004), und herangezogen werden können, um mit dem Patienten ein Erklärungsmodell zu erarbeiten, das als „Störungsmodell“ seiner individuellen stressbedingten Symptomatik dienen kann. Dabei ist den individuellen Bedingungen und dem Kern der berichteten Symptomatik Rechnung zu tragen. Während das Allgemeine Anpassungssyndrom (Selye, 1982) und das Allostatic Load-Modell (McEwen, 1998) als heuristische Erklärungsmodelle für die physiologischen Grundlagen von Erschöpfung bei chronischer Belastung dienen können, ist das Transaktionale Modell (Lazarus & Folkman, 1984) geeignet, die kognitiven Anteile (Bewertung) zu verstehen. Schließlich existieren spezifische Modelle zu den negativen Folgen von arbeitsbezogenen Belastungen, von denen das Job-Demand-Control-Modell (Anforderungs-Kontroll-Modell; Karasek, 1979) und das Effort-Reward-Imbalance-Modell (Anstrengungs- Belohnungs-Imbalance Modell; Siegrist et al., 2004) näher vorgestellt werden.

2.1 Allgemeines Anpassungssyndrom

Das Allgemeine Anpassungssyndrom (AAS) verdeutlicht eine prozessorientierte Sichtweise von Stress und kann den Zusammenhang zwischen andauernder Belastung und körperlicher Erschöpfung anhand biologischer Mechanismen erklären. Dieser „naturwissenschaftliche“ Erklärungsansatz kann für Patienten mit einer stressassoziierten Symptomatik als Modell ihrer als unverständlich erlebten Symptome dienen.

Basierend auf Studien im Tiermodell postulierte Hans Selye in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts eine einflussreiche Theorie zur Reaktion des menschlichen Körpers auf langanhaltende Belastungen – das Allgemeine Anpassungssyndrom (AAS) (Selye, 1982). Selye beobachtete in seinen Versuchen, bei denen die Tiere verschiedensten vornehmlich physischen Belastungen ausgesetzt waren, ein universelles Muster von Belastungsfolgen, die sog. Stresstrias: Vergrößerung der Nebennierenrinde, Atrophie von Thymus, Milz und lymphatischen Organen sowie Ausbildung von Magen- und Darmgeschwüren.

Das AAS unterscheidet drei Phasen des Stressgeschehens (vgl. Abbildung 1): Alarmreaktion, Widerstandsphase und Erschöpfungsphase. Die Alarmreaktion ist charakterisiert durch die akute Reaktion des Organismus auf eine konkrete Belastung. Nach einer kurzen Phase des „Schocks“ reagiert der Körper mit einer Reihe von Bewältigungsreaktionen, darunter die vermehrte Freisetzung von Glukose und freien Fettsäuren aus Muskulatur, Leber und Fettgewebe sowie die Aktivierung der Herztätigkeit und der Atmung. Die Widerstandsphase ist dagegen gekennzeichnet durch diverse endokrine und metabolische Regulationsmechanismen, welche die Kompensation und Regulation der physiologischen Veränderungen der Schockphase zum Ziel haben. Sie sind somit der Versuch des Körpers, die Homöostase wieder herzustellen bzw. die Anpassung der Organismus an die veränderten Umweltbedingungen zu fördern. Zu diesen Reaktionen gehören eine vermehrte Aktivität des vegetativen Nervensystems mit der Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin aus dem Nebennierenmark und die Aktivierung der Hypothalamus- Hypophysen-Nebennierenrinde mit der Ausschüttung von Cortisol.

Adrenalin trägt zu einer Steigerung der Herztätigkeit, des Blutdrucks, der Atmung und der Freisetzung von Glukose und Fettsäuren aus Leber, Muskulatur und Fettgewebe bei. Diese Anpassungsreaktionen bewirken eine erhöhte Verfügbarkeit von Energie, welche den Organismus zu einer adäquaten Stressreaktion befähigen sollen. Im Gegenzug werden Verdauung und lymphatische Organe in ihrer Tätigkeit gehemmt. Bei einem AAS geht bei andauernder Einwirkung starker Belastungen und dem Misslingen der physiologischen Anpassung der Organismus schließlich in eine Erschöpfung über. In dieser Erschöpfungsphase kommt es zu nachhaltigen Schädigungen einzelner oder mehrerer Organsysteme, im weiteren Verlauf zum Zusammenbruch einzelner Funktionen und schließlich im Extremfall zum Tod des Organismus.

Obwohl dieses Modell in der heutigen Stressforschung nur mehr eine untergeordnete Rolle spielt, eignet es sich als heuristisches Modell zur Verdeutlichung der körperlichen Anpassungsmechanismen und der Folgen chronischen Stresses im Hinblick auf die Erschöpfung einzelner Organsysteme.

2.2 Transaktionales Modell

Die Erklärung von Stress als psychologisches Geschehen, das vor allem durch kognitive Prozesse gesteuert wird, geht auf das in den 50er und 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts entwickelte Stressmodell von Richard S. Lazarus zurück (Lazarus & Folkman, 1984). Es fokussiert auf das subjektive Erleben von Stress und dient als Basis kognitiver Erklärungsansätze und Interventionen. Mithilfe dieses Stressmodells kann der Einfluss kognitiver Prozesse auf das Stressgeschehen erläutert werden. Zudem stellt dieses Modell das Behandlungsrational für kognitive Interventionen dar. Lazarus war vor allem an den Bedingungen menschlicher Stressreaktionen interessiert und legte den Schwerpunkt auf den Einfluss kognitiver Bewertungsprozesse („appraisal“). In seinen ersten Untersuchungen war er zu der Überzeugung gelangt, dass interindividuelle Stressreaktionen zu einem...
Inhaltsverzeichnis
Stress und Stressbewältigung1
Inhaltsverzeichnis7
Einführung11
1Beschreibung von Stress und stressassoziierter Symptomatik14
1.1Definitionsansätze14
1.2Diagnostische Einordnung16
1.3Epidemiologie18
1.4Differenzialdiagnostik19
1.5Komorbidität31
2Stresstheorien und -modelle32
2.1Allgemeines Anpassungssyndrom33
2.2Transaktionales Modell34
2.3Allostatic Load-Modell36
2.4Stress im Arbeitskontext39
2.5Protektive Faktoren41
3Diagnostik und Indikation46
3.1Erstgespräch, Makro-/Mikroanalyse und Fremdanamnese47
3.2Psychometrische Fragebogen49
3.3Psychobiologische Stressdiagnostik57
4Behandlung und therapeutische Unterstützung58
4.1Behandlungsanlässe59
4.2Indikation zur Behandlung60
4.3Therapiebeziehung61
4.4Therapiemethoden62
4.5Behandlungsschwerpunkte und Therapieziele66
4.6Behandlungsmodule72
4.7Probleme bei der Behandlung98
4.8Effektivität und Prognose99
5Fazit100
6Weiterführende Literatur100
7Literatur101
8 Anhang108
Karten113

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