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Stressfreie Grundschuljahre

Die neuen Herausforderungen meistern Konflikte fair lösen. Kinder verstehen lernen

AutorDoris Heueck-Mauß
VerlagHumboldt
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl176 Seiten
ISBN9783869107165
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Die Grundschulzeit gemeinsam meistern: Die Grundschuljahre bedeuten für Eltern und Kinder einen Ablöseprozess von der Kindergartenzeit. Ihr Kind wird jetzt vor neue Herausforderungen gestellt: Es muss sich in eine Gruppensituation mit strengen Regeln einfügen, der Alltag und das Lernen am Nachmittag erfordern viel Konzentration. Viele Kinder verändern in dieser Zeit ihr Verhalten gegenüber ihren Eltern - Konflikte sind an der Tagesordnung. Dieser Ratgeber hilft Ihnen dabei, Ihren Blick zu schärfen und geduldiger zu sein, um Frust und seelische Störungen zu vermeiden.

Doris Heueck-Mauß ist Diplom-Psychologin und Expertin für die Entwicklung des Kindes, menschliches Verhalten und Kommunikation. In ihrer Praxis hilft sie seit über drei Jahrzehnten Kindern und Eltern bei den täglichen Erziehungskonflikten. Sie ist Bestseller-Autorin der Ratgeber "Das Trotzkopfalter", "So rede ich richtig mit meinem Kind" und "Stressfreie Vorschuljahre".

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Leseprobe

Der erste Schultag liegt schon einige Zeit zurück, die Schultüte ist leer gefuttert, und Ihr Kind hat sich schon mit dem einen oder anderen Kind angefreundet. Dennoch ist der Alltag noch nicht Routine geworden. Es stürmen so viele neue Eindrücke auf Ihr Kind ein. Im Kindergarten war alles vertraut, nun ist alles neu: der Schulweg, die anderen Kinder in der Klasse, der klar geregelte Ablauf in der Schule. Zu Hause heißt es am Abend Schultasche packen, nichts vergessen, die Kleidung herrichten. Mit dem Trödeln im Bad ist es auch vorbei, denn pünktlich ins Bett ist oberste Pflicht – nur ein ausgeschlafenes Kind kann dem Unterricht aufmerksam folgen.

Die ersten Schritte brauchen Zeit


Viele Eltern sind erstaunt, wie leicht den Kindern heute der Eintritt in das Schulleben gemacht wird. Die ersten Wochen werden spielerisch gestaltet, und auch dem Bewegungsdrang der Erstklässler wird noch Genüge getan. Jede Woche gibt es Platzwechsel, sodass sich alle Kinder näher kennenlernen können, denn ein Gruppenzugehörigkeitsgefühl ist wichtig, damit kein Kind zum Außenseiter wird. Auch die Lehrerin muss ihre Schützlinge erst kennenlernen. Die Kinder, oft aus verschiedenen Kulturkreisen, bringen sehr unterschiedliche Kenntnisse mit. Die einen können schon fließend lesen und etwas rechnen und haben einen exzellenten Wortschatz, andere tun sich noch schwer damit, einen grammatikalisch richtigen Satz zu sprechen, und können wunderbar Blödsinn machen, aber nicht zuhören und ruhig sitzen. Diese Vielfalt ist ganz normal und wird von geduldigen Pädagogen erst einmal mit Spiel und Spaß ausgeglichen. Also bitte nicht enttäuscht sein, wenn Ihr Kind noch nicht lernen muss und mit den kleinen Aufgabestellungen – Hausaufgaben genannt – in zehn Minuten fertig ist.

Die lernpsychologische Erkenntnis, dass nur ein gut motiviertes Kind aufmerksam sein und das Gehörte lernen und umsetzen kann, hat sich in der Grundschule durchgesetzt. Mit bunten Punkten und Sternchen wird belohnt und Noten gibt es in den ersten zwei Klassen auch noch nicht.

Die Autorität der Lehrer anerkennen

Wie auch immer Sie das finden – halten Sie bitte Ihre kritischen Kommentare über die Schule oder die Lehrer Ihres Kindes zurück, sonst blockiert Ihr Kind und traut sich nichts mehr zu erzählen. Ein Ohr für die großen und kleinen Kümmernisse sollten Sie haben, aber lassen Sie das Kind anfangen zu reden und wenn es erst abends im Bett anfängt, hören Sie aufmerksam zu und geben Sie möglichst keine abwertenden Kommentare: „Na, da hast du aber eine blöde Lehrerin erwischt“ oder „Musst dich halt anpassen, mussten wir auch, Schule ist kein Honiglecken“. Damit tun Sie Ihrem Kind keinen Gefallen. Nach solchen Bemerkungen wird es garantiert schlecht einschlafen, kriegt plötzlich Bauchweh und kann morgens nicht in die Schule gehen!

Generell sollten Eltern die Schulerfahrungen ihres Kindes weder dramatisieren noch lächerlich machen. Schule und Lehrer sind Autoritäten, so wie es Eltern und andere Erwachsene auch sein sollten. Als Eltern müssen Sie also den Beziehungsaufbau zwischen Ihrem Kind und den Pädagogen unterstützen und nicht deren Autorität untergraben. In der Regel betreut ein und dieselbe Lehrkraft die erste und zweite Klasse, manchmal bleibt die Klassenlehrerin auch vier Jahre in einer Klasse. So ein Beziehungsaufbau braucht Zeit, denn noch vierundzwanzig andere Kinder wollen der Lehrerin gefallen. Vor allem am Anfang lernen Erstklässler für ihre Lehrerin und wollen ihr Lob. Gibt es nach den ersten sechs Wochen immer noch Probleme, sollten die Eltern zusammen mit der Lehrkraft und dem Kind nach Lösungen suchen – miteinander, nicht gegeneinander!

INTERVIEW MIT EINER GRUNDSCHULLEHRERIN –WIE ERLEBEN DIE LEHRER DEN SCHULEINTRITT?

Die ersten Wochen in der Schule – 25 Einzelwesen sitzen in den Bänken. Die Erstklässler kommen mit sehr unterschiedlichem Vorwissen, einige können bereits lesen und schreiben, andere verstehen kaum Deutsch. Es ist ein großer Balanceakt, da für einen individualisierten Unterricht nicht genug Lehrer zur Verfügung stehen. Positiver sind Ganztagsklassen, da hier zusätzliche Lehrerstunden eingeplant sind!

Einige Schüler sind anfangs sehr ängstlich, andere direkt forsch, das pendelt sich aber nach ein paar Wochen recht schnell zum sozialem Miteinander ein.

Manchen Eltern der Erstklässler fällt es schwer, ihr Kind an der Schultür zu verabschieden. Sie wollen es am liebsten bis ins Klassenzimmer begleiten und dort wieder abholen. Für die Kinder ist das problematisch, da die Erstklässler nicht selbstständig werden können und keine Kontakte nach der Schule knüpfen können. Für die Lehrer ist eine permanente Präsenz der Eltern vorm Klassenzimmer mühsam, da diese Gespräche „zwischen Tür und Angel“ Zeit kosten – Zeit, die eigentlich den Kindern gehört! Sie wollen ja auch schon schnell etwas erzählen oder fragen. Außerdem sind die Lehrer morgens nicht auf ein Gespräch vorbereitet. Diese Überfallgespräche kommen auch in den höheren Jahrgangsstufen immer wieder vor. Eine vereinbarte Gesprächsstunde ist einigen Eltern eben zu zeitaufwendig oder es brennt ihnen etwas unter den Nägeln.

Das Lernen lernen


Schon kleine Kinder lernen über alle Sinne. Alles, was sie greifen und untersuchen können, ordnen sie ein unter fremd oder bekannt und begreifen es allmählich. Sie lernen über zuhören und nachsprechen, durch ausprobieren, oft über den ganzen Körpereinsatz, durch riechen, schmecken und spüren.

Dieses praktische Lernen oder ganzheitlich-sinnliche Lernen wenden auch noch sechs- bis siebenjährige Kinder an, denn das abstrakte Denken und theoretische Lernen schaffen sie erst mit acht Jahren. Der Lehrplan in der Grundschule, vor allem in den ersten zwei Klassen, ist so angelegt, dass praktisches Lernen in jedem Fach möglich ist, aber auch fächerübergreifend. Viele Projekte verbinden das ganzheitliche Lernen mit dem sozial-emotionalen Lernen: einen Schulgarten anlegen, das Klassenzimmer gestalten, Wandertage, ein Biotop anlegen, Theater- und Musikaufführungen. Denn hier kann jedes Kind, egal ob Überflieger oder Spätzünder, etwas beitragen. Gerade in der ersten Klasse ist auch die Mitarbeit der Eltern erwünscht, sodass Sie ebenfalls von solchen Aktionen profitieren und sowohl Ihr Kind als auch die Schule von einer anderen Seite kennenlernen werden.

Um das Lernen zu lernen, muss sich Ihr Kind einige Lern- und Arbeitstechniken aneignen. Dazu gehört die Organisation des Arbeitsplatzes, die Zeitplanung, und vor allem ist es wichtig, dass Ihr Kind seinen individuellen Lerntyp herausfindet. Je eher Ihr Kind in der Lage ist, selbstständig zu lernen, desto weniger Stress wird es bei den Hausaufgaben geben, die es über seine gesamte Schullaufbahn begleiten werden.

Ein Platz nur zum Lernen

Für seinen Arbeitsplatz benötigt Ihr Kind noch keinen eigenen Schreibtisch, Sie können aber auch einen anschaffen, wenn Sie mögen. Wichtig ist, dass Ihr Kind immer an einem bestimmten Platz arbeitet, der mindestens 100 mal 60 Zentimeter groß sein sollte. Lernen ist Konditionierung. Immer wiederkehrende Rituale, bestimmte Plätze oder Gewohnheiten helfen, sich zu konzentrieren. Beliebt sind der Küchentisch, der Wohnzimmertisch oder der Schreibtisch vom Papa – doch da gibt es zu viel Ablenkung! Suchen Sie zusammen mit Ihrem Kind schon vor der Einschulung einen Platz, der später der „Hausaufgabenplatz“ wird, wo das Kind ungestört arbeiten kann.

Zum Lernen gehört es auch dazu, dass Ihr Kind es mal für 20 bis 30 Minuten ohne Mama, essen und trinken, Musik hören oder Geschwisterkind, das so gerne spielen will, aushält. An diesem Platz werden nur die Aufgaben erledigt, es wird nicht gespielt oder gegessen! Nur so kann eine positive Konditionierung erfolgen. Der Zahnputzbecher steht ja auch nicht im Wohnzimmer und die Hausschuhe stehen nicht in der Küche.

Zeitplanung: „Feste Lernzeit – beste Lernzeit“

Wenn Ihr Kind seine Hausaufgaben zu Hause macht, planen Sie dafür eine feste Zeit ein. Im Durchschnitt zeigt unser Hirn die beste Aufnahmefähigkeit zwischen 8 und 12 Uhr (Schulzeit) und zwischen 15 und 18 Uhr. In diesen Zeiträumen findet ein Leistungshoch statt. Eine gute Zeit für die Hausaufgaben ist also von 15 bis 15.30 Uhr. Danach hat Ihr Kind noch genug Zeit, mit Freunden zu spielen, in den Sportverein zu gehen oder sich anderweitig zu beschäftigen. Nach 18 Uhr und vor 15 Uhr wird das Lernen nicht effektiv sein. Kinder sind dann müde vom Essen oder Spielen, sind schlecht motiviert, fangen an zu trödeln, lenken sich ab und machen viele Fehler.

Allerdings sind die Kinder nicht alle gleich. Der eine Erstklässler will am liebsten sofort, noch vor dem Mittagessen, seine Hausaufgaben machen, andere wollen erst nach dem Spielen gegen Abend an den Schreibtisch. Auch werden viele Kinder bereits in der ersten Klasse bis nachmittags in der Schule betreut – sie haben am Nachmittag, wenn sie abgeholt werden, ihre Hausaufgaben schon erledigt. Sie müssen nur manchmal, meist projektbezogen, zu...

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