Künstlerische Selbstverletzung - seit den 1960er Jahren international fester Bestandteil der Performance Art - polarisiert, verstört und wirft vor allem Fragen nach Handlungsmotivationen auf. Rosemarie Brucher deutet dieses radikale Phänomen als Bewältigungsversuch bedrohter Autonomie und damit in erster Linie als Ermächtigungsstrategie. In dieser Ambivalenz aus Subjektermächtigung und Naturunterwerfung lässt sich künstlerische Selbstverletzung vor dem Hintergrund von Immanuel Kants Ästhetik des Erhabenen lesen, was die Autorin exemplarisch an VALIE EXPORT und Stelarc darlegt. Eine solche Bezugsetzung eröffnet nicht nur einen innovativen Zugang zu dieser Kunstform, sondern wirft zugleich auch ein neues Licht auf Kants Erhabenheitskonzeption.
Rosemarie Brucher (Dr. phil.) ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Theaterwissenschaft der Universität der Künste Berlin sowie Lehrbeauftragte am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Ästhetik, Body Art, Subjekttheorie und Kunst/Psychiatrie.
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