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Survival-Handbuch Führung

Aus Extremsituationen für den Berufsalltag lernen

AutorStefan Gatt
VerlagCarl Hanser Fachbuchverlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl192 Seiten
ISBN9783446444126
FormatePUB/PDF
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,99 EUR
Was hat Extrembergsteigen mit Management zu tun? Egal, welche Aufgaben zu bewältigen sind, es sind die gleichen zentralen Fragestellungen, die über Erfolg oder Misserfolg entscheiden!
Finden Sie Ihren persönlichen Weg durch unwegsames Gelände mit:
- praxisnahen Beispielen aus gelebter Führung in Extremsituationen am Berg, Coaching und Teamentwicklung
- der Essenz bewährter Führungstheorien
- beeindruckenden Fotos und kompakten Flipcharts
- Tipps, die sofort umsetzbar sind
Führungssituationen im Unternehmen ähneln denen bei einer Bergexpedition: Häufig pfeift der Führungskraft eisiger Wind um die Nase. Was tun, wenn die Umstände widrig sind und die Begeisterung am Boden liegt? Wenn Quertreiber ihr eigenes Süppchen kochen oder gar direkt gegen Führung und Team arbeiten?
Dieses Buch gibt Antworten für Praktiker. Es erzählt von extremen Führungserfahrungen und enthält die wichtigsten Erkenntnisse aus der Führungstheorie. Denn ob in der Steilwand oder in der Chefetage: es sind die gleichen Handlungsmuster, die über Erfolg oder Misserfolg entscheiden!

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Leseprobe
1Den Gipfel vor dem inneren Auge ? wieso eine klare Vision so wichtig ist

Die Realisierung von großen Zielen und Visionen ist möglich ? am Gipfel des Mount Everest (© Foto: Theo Fritsche).

Stellen Sie sich vor, Sie möchten eine Bergtour machen. Womit beginnt das Ganze bei Ihnen? Ich behaupte jetzt ganz frech: mit einem Bild ? von einem Gipfel, einem schönen Gebirgssee, in dem Sie baden, einer Almwiese mit einem Picknick, einer zünftigen Jause auf einer Hütte, einem lustigen Gruppenfoto vor einem Gipfelkreuz. Egal welches Bild auftaucht, es ist auf jeden Fall eines, das Emotionen in Ihnen weckt.

Für mich beginnen viele Projekte mit einem Traum, einem Bild und einem Gefühl, also meist mit einer Vision von etwas Wunderbarem. Bilder tauchen in mir auf, die je nach Lebensbereich unterschiedlich sind. Wenn ich an eine bergsteigerische Vision denke, dann kann es sein, dass zuerst die Bilder von Felsformationen vor meinem inneren Auge auftauchen oder dass ich bestimmte Menschen vor mir sehe, etwa meine Frau oder Freunde, mit denen ich gern unterwegs bin, ob im strahlenden Sonnenschein oder auch im Sturm. Ich sehe ein Picknick auf einer Almwiese, spielende Kinder. Oder meine Weggefährten und mich, auf dem Berggipfel angekommen ? erschöpft und glücklich.

Bei mir fängt also alles mit der Vision an.

Wie meine Vision vom Aufstieg auf den Everest geboren wurde

Da steht er. Ein dick vermummter Tenzing Norgay auf dem Mount Everest. Auf dem höchsten Gipfel der Erde, 8.848 Meter über dem Meeresspiegel. In der rechten Hand hält er einen Eispickel, die kleinen Flaggen daran flattern im eisigen Wind. Blauer Himmel rundum.

Ich bin acht Jahre alt, als ich dieses Bild des berühmten Sherpas in meinem Sachkundebuch zum ersten Mal sehe. Die Berge sind mir als Tiroler Bub vertraut. Ich war dort schon oft wandern. Schon als Kind hat mich mein Vater ein paarmal zum Klettern mitgenommen. Meine erste hochalpine Skitour aufs Wilde Hinterbergl in den Stubaier Alpen erlebe ich als Achtjähriger. Im selben Jahr besteige ich meinen ersten Dreitausender, das 3.507 Meter hohe Zuckerhütl.

Und dennoch entfacht dieses Foto von Tenzing Norgay auf dem Mount Everest in mir eine vorher nicht gekannte Begeisterung.

Einmal selbst da oben stehen! Auf dem Dach der Welt! Wie das wohl wäre?

Etwa zu jener Zeit plant mein Vater seine zweite Expedition nach Peru. Die Expeditionskisten für diese Reise lagern in unserem Haus, nähren meine Fantasie, meine Begeisterung, meinen Traum.

Einen Traum, den ich mir gut zwei Jahrzehnte später tatsächlich erfüllen soll.

Bis er Realität wurde, habe ich mich immer wieder an meine persönlichen Grenzen herangetastet, habe sie kontinuierlich erweitert und bin dabei auch oft auf die Nase gefallen. Ich habe viele Entscheidungen getroffen, bin Risiken eingegangen, habe Strategien festgelegt und diese mit entsprechenden Maßnahmen umgesetzt. Ich habe meine eigene Leistungsfähigkeit stets aufs Neue kritisch eingeschätzt, hinterfragt und erprobt.

Während all dieser Jahre war die „big vision“ ? ich am Gipfel des Mount Everest ? ein zuverlässiger Treibstoff. Auch wenn mir das die meiste Zeit gar nicht bewusst war.

1.1Visionen und Ziele ? die Basis für den Erfolg

Vision und Ziel unterscheiden sich voneinander: Unter einer Vision versteht man die bildhafte, umfassende Vorstellung von einem Ziel. Ein Bild, das Gefühle auslöst. Eines, das nicht nur den kalkulierenden Rechner, den überlegten Manager in uns anspricht. Sondern den Menschen ganz und gar ? mit dem Geist und mit dem Herzen. Eine Vision ist auch ein fernes Bild, das noch nicht in allen Details erkennbar ist. Ein Ziel dagegen lässt sich rational beschreiben, in Fakten, Zahlen, Ortsangaben: Was soll bis wann erreicht sein?

Wenn in Unternehmen von Visionen die Rede ist, geht es meist um ein Paket aus mehreren strategischen und kalkulatorischen Zielen, etwa um eine bestimmte Außenwirkung, die das Unternehmen anstrebt, oder um eine Richtung, in die es steuern möchte.

Im alltäglichen Sprachgebrauch werden die Begriffe „Vision“ und „Ziel“ häufig miteinander vermengt. Ich selbst sehe einen fließenden Übergang zwischen Zielen und Visionen. Eine Vision empfinde ich dabei als deutlich umfassender als ein Ziel. Und oft geht ihr ein Traum voraus, welcher noch unbestimmter und nebulöser ist und erst durch das Entstehen eines Bildes greifbarer wird.

Um ein Beispiel zu bringen: Mein Ziel waren der Aufstieg auf den Gipfel des Mount Everest und die Abfahrt mit dem Snowboard. Die Vision vorher aber, mein eigentlicher „Antreiber“, war das Bild, das sich beim Gedanken an dieses Ziel vor meinem inneren Auge aufbaute:

Ich auf dem Gipfel.

Strahlendes Blau rundum.

Geschafft.

Ich bin da.

Ich lege eine neue Spur mit meiner Snowboardabfahrt.

Ich schaffe dadurch etwas, was noch nie jemand vor mir getan hat.

Diese Vision gab mir eine Richtung. Dadurch entwickelte ich mich als Bergsteiger und Kletterer weiter. Ich schloss die staatliche Ausbildung zum Berg- und Skiführer Anfang der 1990er ab, führte zehn Expeditionen in Südamerika, um dann 1996 erstmals auf einem Achttausender zu stehen. 1999 machte ich die Abfahrt mit meinem Brett vom Cho Oyu ? ich hatte wissen wollen, ob ich auch auf einer Höhe von mehr als 8.000 Metern meiner Leidenschaft frönen konnte. Nach dem ersten Achttausender entwickelte sich zwischen 1996 und 1998 aus dem anfänglichen Traum eine Vision: Ich wollte eine Expedition nach Tibet organisieren, mit dem Ziel, dass möglichst viele Teilnehmer den Mount Everest besteigen und mir die Snowboardabfahrt gelingt.

Zwischen Weihnachten 1998 und Sommer 1999 konkretisierte sich die Vision immer weiter: Ich schrieb zusammen mit meinem Vater zwei Expeditionsgruppen aus, wobei wir planten, zuerst die Akklimatisierung im Nyanchen-Thanglha-Gebirge zu absolvieren, einem kaum bekannten Berggebiet mit mehreren Siebentausendern. Anschließend wollten wir dem höchsten Gipfel dieser Erde einen Besuch abstatten. Das Ganze wurde immer konkreter: interessante Expeditionsgruppe in ein unbekanntes Berggebiet im Nordwesten von Lhasa, tibetische Bauern, die uns beim Transport unterstützen, Zelte, Yaks ... Aufbruch ins Unbekannte. Vielleicht sogar ganz neue Spuren legen auf einen noch nie bestiegenen Siebentausender ? einem wunderschön geschwungenen Grat hinauf zum Gipfel folgend. Gewaltige Bergszenerien. Danach zum höchsten Berg ? auf verschneiten Hängen herabgleiten, die erste Spur ziehen ...

Ab dem Sommer 1999 leiteten wir aus dieser Vision etliche Ziele ab. Meine fünf wichtigsten für die zweite Expedition waren:

  1. Alle Teilnehmer der Expedition erreichen bis zum Abend des 25. Mai 2001 wieder gesund das Basislager.

  2. Möglichst viele Expeditionsteilnehmer gelangen im Zuge der Expedition auf den Gipfel.

  3. Ich selbst stehe bis zum 24. Mai 2001 auf dem Gipfel.

  4. Ich bewerkstellige die Besteigung ohne künstlichen Sauerstoff und ohne Sherpa-Hilfe.

  5. Ich fahre mit dem Snowboard ab und setze damit einen Meilenstein ? denn das ist etwas, das noch niemand vor mir geschafft hat.

Die meisten Führungskräfte, Unternehmensberater und Profis in Sachen Führung sind sich heute darüber einig, dass es sinnvoll und entscheidend ist, beim Start eines Projekts oder eines Unternehmens klare Ziele zu definieren. Wie wichtig Visionen dabei sind, darüber gehen die Meinungen noch auseinander ? manche finden sie essenziell, andere halten sie lediglich für einen Aspekt von vielen.

Ich halte Visionen für unentbehrlich, da sie mit unseren Gefühlen, Sehnsüchten und tiefsten Wünschen verbunden sind. Denken Sie nur an die Vision von Steve Jobs und Steve Wozniak im Jahre 1976, einen Computer für jedermann zu entwickeln. Ein paar Jahre später kam der erste Macintosh-Computer auf den Markt. Ich rate Ihnen unbedingt dazu, Visionen zu Ihren Zielen zu entwickeln. Leidenschaftliche, begeisternde, anschauliche Visionen, die Sie auch Mitarbeitern so vermitteln können, dass diese mit Ihnen an einem Strang ziehen und motiviert sind, Durststrecken gemeinsam durchzustehen (siehe auch Kapitel 4).

1.2Wohin leidenschaftliche Visionen Sie bringen können

Wenn du ein Schiff bauen willst, dann rufe nicht die Menschen zusammen, um Holz zu sammeln, Aufgaben zu verteilen und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem großen, weiten Meer“ (Antoine de Saint-Exupéry, 1900?1944, französischer Flieger und Schriftsteller).

Starke Visionen können Unglaubliches in Menschen mobilisieren. Am Berg hält jemand, der körperlich schon am Ende ist, noch drei Stunden Weg durchs Geröllfeld durch und schafft es, immer weiterzugehen, angetrieben von dem Bild, das er in sich trägt. Da rappeln sich Menschen auch nach einem Sturz wieder auf und gehen weiter. Kämpfen sich durch unwegsames Gelände und schlechtes Wetter. Immer angeleitet von dem Gefühl, das ihre Vision in ihnen auslöst.

Wenn Sie als Führungskraft wissen, wohin Sie wollen, wenn Sie dieses Ziel visualisieren und für sich selbst und Ihre Mitarbeiter in ein begeisterndes, starkes Bild packen können, haben Sie die Basis für den Erfolg gelegt. Führungskräfte müssen energetisierend wirken. Und das gelingt ihnen nur, wenn sie authentisch sind und mit Herz und Verstand hinter ihren Träumen stehen (vgl. dazu Cameron 2012).

Sie werden in diesem Buch einige Beispiele finden, die...

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