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E-Book

Systemrelevanz von Geschäftsbanken

AutorSimon Schirmbeck
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl57 Seiten
ISBN9783956845581
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
'Das Schlimmste ist überstanden.' Zu dieser Erkenntnis kam Richard Fuld, seinerzeit CEO der inzwischen insolventen Investmentbank Lehman Brothers, vier Monate vor der Insolvenz seiner Bank, die die erste echte Rezession der Weltwirtschaft einläutete. Die Banken-, Finanz-, Wirtschafts-, Vertrauens- und Hypothekenkrise, die das politische und wirtschaftliche Geschehen noch bis zum Zeitpunkt dieser Arbeit prägt, stand dabei aber nicht nur im Zeichen des großen 'Bankensterbens'. Viel eher wurden im Rahmen der Finanzkrise dreistellige Milliardenbeträge zur Rettung zahlreicher Banken aufgewandt, die zu einem großen Teil aus öffentlichen Mitteln stammen. Die Verwendung dieser Mittel, die zweifelsohne auch in die Konsolidierung der öffentlichen Haushalte oder in Bildung, Forschung oder Infrastrukturmaßnahmen hätten fließen können, wurde letztendlich als alternativlos angesehen. Wissenschaft, Interessenverbände und Politiker waren sich einig, dass kein Weg an der Unterstützung insolvenzgefährdeter Banken vorbei führt und sahen sich in der Insolvenz von Lehman Brothers in den vereinigten Staaten bestätigt, welche eine weltweite Vertrauenskrise auslöste und die ohnehin bereits angespannte Situation auf den Finanzmärkten verschärfte. Die öffentliche Meinung war jedoch eine andere. Die Selbstverständlichkeit, mit der in kürzester Zeit zwei- oder dreistellige Milliardenbeträge zur Rettung von Banken mobilisiert wurde, wo auf kommunaler Ebene jeder Cent zweimal umgedreht werden muss, traf in der Bevölkerung auf Unverständnis. Dabei kam immer wieder die Frage nach der Rechtfertigung der Staatshilfen auf. Warum wurden Opel oder Schlecker nicht gerettet, aber Banken scheinbar bedingungslos über Nacht gerettet? Die Erklärung liegt in der Systemrelevanz der Geschäftsbanken. Das Ziel dieser Arbeit ist die kritische Untersuchung der Systemrelevanz einer Geschäftsbank, um die Verwendung öffentlicher Mittel zur Unterstützung der Geschäftsbank in Krisensituationen rechtfertigen zu können und gegebenenfalls die sich daraus ergebenden Probleme angehen zu können.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 3.3, Kalkül der Geschäftsbanken und neue Geschäftsmodelle: Banken als Kreditinstitute sind trotz ihrer bedeutenden Rolle für die Volkswirtschaft in erster Linie 'Unternehmen, die Bankgeschäfte gewerbsmäßig [...] betreiben' (§1KWG). Gemäß der Theorie der rationalen Entscheidungsfindung und allgemein anerkannten mikroökonomischen Grundsätzen folgen Unternehmen dem Prinzip der Gewinnmaximierung. Eine Geschäftsbank wird demnach ihre Rolle in der Volkswirtschaft so interpretieren, dass ihr eigener Gewinn maximiert wird. Zwar sieht die Theorie vor, dass Nutzenmaximierung auf Angebots- und Nachfrageseite letztendlich zu einer optimalen, gleichgewichtigen Allokation führt, dieses Gleichgewicht kann allerdings leicht durch Asymmetrien und Wettbewerbsverzerrungen gestört werden. Weiterhin sind vor allem systemrelevante Banken innerhalb dieser Theorie ein Störfaktor: 'Einzelne Finanzinstitute können im Zuge der eigenen Gewinnmaximierung rationale Ziele festlegen, die jedoch aus der Sicht des Gesamtsystems nicht optimal sind, da sie solche Externalitäten nicht berücksichtigen' (Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht 2011, Ziffer 3). Banken erzielen ihren Gewinn durch die Ausnutzung der Zinsspanne, d.h. dem Unterschied zwischen den Zinssätzen der vergebenen Kredite und den Zinssätzen, den die Geschäftsbanken auf ihre Kapitalquellen (EZB, Interbankenmarkt, Sichteinlagen etc.) entrichten müssen (Baßeler/Heinrich/Utecht 2010, S.511). Folglich werden Geschäftsbanken versuchen, diesen Unterschied zu maximieren, indem sie ihre Refinanzierungskosten bei der Zentralbank und im Interbankenhandel minimieren und anderseits bei der Kreditvergabe möglichst hohe Zinseinnahmen erzielen. Das Zinsniveau am Kreditmarkt ergibt sich allerdings als Gleichgewicht aus Kreditangebot und Kreditnachfrage (Issing 2011, S.156) und ist folglich keine von den Geschäftsbanken beliebig steuerbare Größe. Trotz dieser Eigenschaft lassen sich über die Höhe eines Zinses einige Aussagen treffen, wonach der Zinssatz durch folgende Überlegungen bestimmt wird: (Spahn 2009, S.55ff): - Risikoprämie: Der Zinssatz eines Kredits ist abhängig von der Fähigkeit des Schuldners, seinen Kredit zurückzuzahlen. Kreditnehmer mit einer guten Bonität müssen hierbei eine geringere Risikoprämie entrichten, als Schuldner mit vergleichsweise schlechter Bonität. - Erwartungen: Mehrere kurzfristige, sukzessive Geldanlagen haben den gleichen erwarteten Ertrag wie eine langfristige, einmalige Geldanlage. Dieser Sachverhalt lässt sich leicht an der empirisch belegten Zinsstrukturkurve darstellen. - Liquiditätsprämien: Basiert auf der Keynesschen Liquiditätsannahme. Jede Anlage von Geld und somit die Aufgabe von Liquidität muss mit einem Anreiz verbunden sein. Demnach ist eine längerfristige Aufgabe von Liquidität mit einem höheren Anreiz und letztendlich mit einem höheren Zinssatz verbunden. Auch diese Annahme führt zu der typischen Zinsstruktur. - Marktsegmentation: Es ist ebenfalls denkbar, dass Finanzaktiva unterschiedlicher Laufzeit auf voneinander abgeschotteten Märkten gehandelt werden, da sie praktisch nicht substituierbar sind. Somit wären Aussagen über eine etwaige Zinsstruktur schwierig und die Ergebnisse der Erwartungs- und Liquiditätsprämientheorie nicht mehr gültig. Aufgrund der zunehmenden Flexibilisierung der Finanzmärkte nahm die Relevanz der Marktsegmentationstheorie in den letzten Jahren jedoch stetig ab. Weiterhin steht eine Geschäftsbank wegen ihren Gewinnabsichten in einem Konflikt zwischen Rentabilität und Liquidität (Issing 2011a, S.73f): Möchte eine Bank einen höheren Zinsgewinn realisieren, so muss sie Papiere handeln, die entweder einen niedrigeren Liquiditätsgrad oder eine höhere Ausfallwahrscheinlichkeit haben. Dabei darf die Geschäftsbank nie den Eindruck erwecken, dass sie die praktisch jederzeit fälligen Einlagen ihrer Kunden nicht bedienen kann, da es sonst zu einem sog. Bank Run kommen könnte.
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